[Capitolium] Auguraculum

  • "Salve Augur." sagte Balbus, als er endlich an der Reihe war und angesprochen wurde.
    "Ich bin Prudentius Balbus und möchte überprüfen, ob der Hochzeitstermin meiner Nichte auf die Zustimmung Iupiters trifft."

  • "Acht Tage vor den Iden des Mai 08.05.." sagte Balbus und fügte noch hinzu: "Der Termin wurde vom Bräutigam ausgewählt und es ist möglich, dass der Augur des germanischen Provinzkollegiums ihn bereits überprüfte, allerdings wurde mir das nicht mitgeteilt, weswegen ich den Tag hier auf jeden Fall noch einmal überprüfen lassen wollte."

  • Es war schon einige Zeit her, dass Orestes das letzte Mal seinen Dienst als Augur wahrgenommen hatte. Er wusste auch gar nicht mit absoluter Sicherheit, ob er einfach wieder zugelassen würde, oder wie es nun weiterging, er machte sich aber jedenfalls gleich am Tag nach seiner Ankunft in Rom auf, zum Auguraculum zu gehen und zu sehen, wie es jetzt weitergehen würde.


    Dort angekommen suchte er den diensthabenden Auguren, um zu erfragen wie es um diese Sache stehen würde.

  • | Caius Aemilius Pansa


    Heute war wieder einmal Aemilius Pansa der diensthabende Augur. Wie üblich war er ein wenig gelangweilt, denn auf ihn warteten eigentlich wichtigere Aufgaben als die Bestimmung irgendwelcher uninteressanter Privatprobleme als göttlichen Willen. Als jedoch Aurelius Orestes an die Reihe kam, staunte er. Was wollte wohl der junge Augur von ihm?


    "Collega Aurelius! Welch eine Überraschung! Wo hast du so lange gesteckt?"


    fragte er überschwänglich. Natürlich war es aufgefallen, dass Orestes bei den Sitzungen des Collegium gefehlt hatte. Doch kam es natürlich häufiger vor, dass ein Mitglied wegen irgendeiner politischen Aufgabe für eine Weile den Sitzungen fernblieb...




  • Fast wie er es sich gedacht hatte: Hier hatte auch niemand Bescheid gewusst. Eigentlich wunderte es ihn nicht. Als er den Weg gesehen hatte, den er zurückgelegt hatte, bis er aus Sardinien wieder in der Urbs angekommen war, war ihm klar geworden, dass er die wichtigen Briefe mit der Abwesenheitsmeldung für Familie und Collegium mit dem CP hätte schicken lassen sollen und nicht vom Villicus mitnehmen. Aber dafür war es nun zu spät. Er war wieder hier und musste jetzt seine Abwesenheit erklären. Der Collega Aemilius war nur einer von vielen.


    "Ah, salve collega Aemilius. Mich plagte eine Krankheit und der Arzt empfahl mir sofort aufs Land zu fahren und auch Seeluft und so weiter. Dies tat ich und schrieb zwar Briefe über meinen Verbleib, es scheint mir nun aber so zu sein, dass sie weder das Collegium noch meine Familie erreicht haben. Nichtsdestoweniger bin ich wieder in der Urbs, gesund, kräftig und voller Tatendrang, und würde mich gerne wieder in die Dienstlisten für das Auguraculum eintragen.

  • Der collega Aemilius tat dies, und schon ein paar Tage darauf konnte Orestes seinen Dienst wieder antreten. Es war schon eine Umstellung sich wieder den Sorgen der Menschen, um einen der pax deorum angemessen Verlauf ihrer Feiern, Neubauten, etc. zu widmen. Aber es war ein guter Dienst an den Menschen und am römischen Staat. So hörte Orest die Anliegen, brachte die Opfer dar, befragte die Götter, alles für die Menschen und die Pax Deorum. Abends ging er zufrieden nach Hause. Ein guter Tag.

  • Am Morgen des ersten Amtstages erschien Tiberius Durus auf dem Capitolshügel, auf dem er selbst für lange Zeit den Dienst an den Göttern verrichtet hatte: Hier durfte er nun zum ersten Mal seit jener Zeit, als er die Praetur bekleidet hatte - von seinem Imperium Gebrauch machen und Auspicia einholen. Dazu hatte er gleich drei Auguren bestellt, denn nachdem er die etwas lächerliche Prozedur der Comitia Curiata bereits vor seiner letzten Magistratur mitgemacht hatte, hatte er diesmal beschlossen, einer inzwischen alten Tradition folgend seine Anwesenheit lediglich durch drei Auguren bestätigen zu lassen, sodass er darauf verzichten hatte können. Auch sein Collega war erschienen, um seinerseits die Auspizien einzuholen, denn diesen Ritus durfte heute jeder der beiden vollziehen. Durus begrüßte Vitorius Marcellus knapp, dann wandte er sich den Auguren zu.


    "Salve, Aurelius. Ich danke dir, dass du gekommen bist. Beginnen wir gleich?"


    fragte er den von ihm ausgewählten Orestes, der heute an der Zeremonie teilnahm.

  • Der Augur und Aurelier Orestes hatte diesen Tag schon erwartet. In Begleitung zweier weiterer ehrwürdiger Auguren hatten sie auf dem Capitol im Auguraculum den Tiberier Durus und seinen Collega als Consul erwartet. Die Auguren würden seine Anwesenheit bei den Comitia bestätigen (unabhängig davon, dass der Tiberier nicht anwesend gewesen war) und der Consul würde Auspizien einholen. Man wollte aber auch nicht zuviel Zeit verlieren "Ja. wir sollten gleich beginnen.", sagte Orestes deshalb.

  • "Sehr gut."


    bestätigte Durus und blickte in die Ferne. Die Sonne hatte den Horizont etwa zur Hälfte überschritten, sodass ein dämmriges Licht über der ewigen Stadt lag. Der Consul gähnte kurz, dann blickte er zu den Auguren. Sie mussten zuerst die Anwesenheit bei den Comitia bestätigen.


    Damit begann der Augur Aemilius, den Durus noch aus alten Augurentagen kannte:


    "Ich bezeuge hiermit, dass der Quirite und Consul Designatus Manius Tiberius, Manii Filius, Durus bei der Verabschiedung der Lex Curiata de Imperio anwesend war und damit rechtmäßig das Imperium Consulare inne hat."


    Anschließend wiederholte auch der zweite Augur die Worte. Nun war nur noch Orestes an der Reihe.

  • Es dämmerte und die beiden Collegae sprachen die Worte aus, bei denen man aufgrund ihrer Unwahrheit fasst ein komisches Gefühl wie ein schlechtes Gewissen hätte bekommen können, wenn dieser Akt der Bezeugung nicht ein so üblicher Ritus geworden wäre, dass Wahrheit und Unwahrheit keine angemessenen Kategorien mehr gewesen wären. Somit sprach der Aurelier diese - also üblichen, rituellen - Worte:


    "Ich bezeuge hiermit, dass der Quirite und Consul Designatus Manius Tiberius, Manii Filius, Durus bei der Verabschiedung der Lex Curiata de Imperio anwesend war und damit rechtmäßig das Imperium Consulare inne hat."

  • Alle bestätigten die Lüge anstandslos (wahrscheinlich waren sie selbst nicht anwesend gewesen). Also konnte man beginnen. Durus selbst ergriff nun das Wort, denn es war ausschließlich sein Recht, die Auspizien einzuholen - formell assistierten die Auguren nur!


    "Wie Euer Wort bestätigt, besitze ich also nach altem Recht und alter Sitte und dem Willen der Quiriten das Imperium Consulare und befehle daher:


    Ich wünsche, den Willen des Iuppiter Optimus Maximus zu erfahren, ob es ihm gefällt, dass ich, der Quirite Manius Tiberius Manii Filius Durus, bestimmt durch den Willen des Römischen Volkes der Quiriten, das Amt des Consul antrete."


    Orestes war für diese Auspicia zuständig, also würde er nun den Vogelflug beobachten müssen. Eigentlich sollte ja nichts schiefgehen - also harrte Durus der Dinge, die da kamen.

  • In seine fast archaisch anmutende Kleidung gehüllt trat Orestes nun aus der Dreierschar der Auguren heraus. Er nahm den Lituus und zeichnete ein großes Kreuz in den Himmel, um damit die eventuell auftauchenden Zeichen als positiv oder negativ deuten zu können. Zum Glück hatte Aurelius da etwas vorbereiten lassen. In der pars sinistra würde nämlich in wenigen Momenten eine Schar Tauben auftauchen, die von einem Platz losgelassen würden und so trainiert waren, dass sie weiter nach Osten fliegen würden.


    Es war immer eine logistische Meisterleistung ein solches Zeichen, aber für Tiberius Durus war es schon notwendig. Er sprach laut und gab damit das Zeichen, das nach einer kurzen Weile die Tauben losgelassen werden müssten:


    O Bester und Größter! Wir rufen Dich an, zeige uns Deinen Willen! Ob Du einverstanden bist mit diesem neuen Consul Deiner geliebten Stadt Roma"


    Und tatsächlich dauerte die darauf folgende Stille, in der Orestes den Himmel absuchte nicht lange bis der Taubenschwarm wie geplant auftrat und die himmlische Bühne auch an der richtigen Seite verließ.


    "Aves addicunt. Iuppiter, dem besten und größten, selbst gefällt Deine Amtsübernahme."

  • Natürlich kannte Durus diese Prozedur, war sich auch relativ sicher, dass Orestes so gehandelt hatte, wie er es tatsächlich getan hatte - immerhin hatte er selbst oft genug diese Dinge organisiert (die Auguren hatten sogar eigene Vogeltrainer für die Abrichtung der Tiere). Wohl jeder halbwegs gebildete Römer wusste, dass diese Zeremonie ein Bild für das Volk war. Und selbst, wenn Iuppiter etwas gegen diese Dinge hatte, konnte er ja eingreifen, denn es waren noch immer Tiere!


    Trotzdem tat er so, als freue er sich besonders über die günstigen Zeichen und lächelte zufrieden.


    "Ich danke dem Iuppiter Optimus Maximus. Und Dir, Aurelius, für Deine Hilfe!"


    Damit wandte er sich um und blickte zu seinen Liktoren. Es war höchste Zeit zur Villa Tiberia zurückzukehren, um die Salutatio zu beginnen! Also machte er eine Handbewegung, dass die bewaffneten Herren zu ihm kamen.

  • Auch Centho war nach der Wahl geladen worden sich drei Tage nach der Wahl ins Auguraculum zu begeben. So ginge er das erste mal in seinem Leben zum Auguraculum auf dem Capitolshügel. Die Männer in ihren toga praetexta standen schon da immer hin hatten sie sicher alle neuen Magistraten geladen. Ob alle der Tradition vollen würden stand auf einem Anderem Blatt. Er hatte die Toga eines Candidatus abgelegt und war in einer Normalen schönen Leinen Toga hier her gekommen.


    “Salve.
    Ich bin Lucius Iulius Centho und gekommen um der Tradition folgend die Entscheidung der Götter zu meiner Wahl zum Vigintiviri zu erfahren.”



    Erklärte er.

  • Sim-Off:

    So nu aber. Sorry, RL ist momentan einfach zu "interessant"...


    Orestes war mit den anderen neuen Magistraten im Auguraculum erschienen, also jedenfalls mit den Quästoren und Viginitviri, die an diesem Tag dran waren das Wohlmeinen der Götter zu erfragen für ihre Amtsübernahme. Später am Tag wären auch noch die anderen dran, jetzt aber die 20-Männer und die Quästoren.


    Natürlich war es nicht Orestes der mit dem Einholen und Deuten der Zeichen beauftragt worden war, sondern ein anderer Kollege aus der Zahl der Auguren. Zuerst waren auch die 20-Männer dran. Der Augur würde den alten Ritus vollziehen, den auch Orest nun schon so viele Male vollzogen hatte, nachdem die 20-Männer, oder vielmehr zwei von ihnen, die ausgewählt waren als pars pro toto, vorgetreten waren. Und wie immer würde alles vorbereitet sein.

  • Nach den auch noch ein paar andere Vigintiviri sich auf den Hügel begeben hatten. Alle waren natürlich nicht gekommen, aus welchen Gründen auch immer.
    Centho trat mit einem andern Vigintiviri nach vorn. Sie wurden von den Augur ausgesucht so gab es keinen streit zwischen denn Männern. Der Mann kam ihm irgendwie bekannt vor aber es fiel ihm grad nicht ein woher er ihn kannte.


    So waren sie nun das erste mal hier um Auspizien über ihre Politische Kariere ein zu holen.

  • Sim-Off:

    Sorry ebenfalls – meine Begründung kann ich nicht besser formulieren als Orestes.


    Auspizien waren eigentlich eine interessante Angelegenheit, und wenn Piso ganz ehrlich mit sich sein wollte, war er nicht nur hier, um, selber Angehöriger eines hochstehenden Priestercollegiums, die Meinung der Götter zu erfahren, sondern vor allem, um die große Ästhetik, die diesem uralten Ritual, das nun starten würde, innewohnte, beizuwohnen. Um so größer war seine Überraschung, dass er ausgewählt wurde.
    Mit einem anderen trat er nach vorne. Einer der Decemviri. Den kannte er doch! Solche markanten Gesichtszüge vergaß man nicht. Das war doch der von diesem Rennen, der Iulius. Piso nickte dem Mann kurz zu, bevor er zum Stillstand kam, und nach vorne blickte, zum Auguren, der das Ritual übernehmen würde. Piso, der sich berufsbedingt eher mit Götterspeisungen als mit dem Einholen von Auspizien auskannte, nahm sich vor, genau hinzuschauen, um auch etwas davon zu lernen.

  • Der Augur - es war der Aemilier - stand gebeugt auf seinen Stab gestützt (Orestes kannte die ästhetischen Dimensionen dieses Rituals gut genug, um zu wissen, dass der Aemilier höchstwahrscheinlich kein Rückenleiden hatte) und wartete bis die beiden aus der Schar der Zwanzigmänner aufgetreten waren, dann sprach er:
    "Ihr Götter Roms, Eure Diener, die Senatoren haben unter den jungen Männern Roms, diejenigen erwählt, die im nächsten Jahr als Zwanzigmänner dem Staate und somit Euch dienen sollen. Der Senat und das Volk von Rom präsentieren sie Euch nun. An ihrer Statt stehen diese beiden nun vor Euch, Iulius Centho und Flavius Piso. Wenn Sie Euch genehm sind, gebt ein Zeichen am Himmel in den Bereichen, die ich Euch nun zeige."


    Dann nahm er den Lituus, trat einen Schritt vor und beschrieb ein großes Kreuz in den Himmel, um selbigen so in vier Teile zu teilen. Wer genau auf die Umgebung achtete würde einen Diener beobachten können, der eine Fackel in die Höhe hielt, nichts ungewöhnliches, wurde es an diesem Tag doch gerade erst hell. Ungewöhnlich war höchstens die starke Rauchentwicklung dieser Fackel, welche wiederum zwei Blöcke entfernt ein anderer Diener gerade eben noch erahnen konnte. Dieser begann loszulaufen, um einen dritten Diener zu informieren, der in wenigen Momenten die Vögel aus ihren Käfigen lassen würde.

  • Gespannt warte Centho darauf was den nun als nächstes geschehen würde. Er selbst hatte sich schon mit den Hinterlassen Aufzeichnungen von Sextus Iulius Frontinus beschäftigt. Er fand das alles sehr interessant wie die Götter ihren Willen mitteilten. Aber jetzt war ruhe angesagt jegliche Störung hierbei konnte folgen haben wenn die Vögle falsch flogen oder sonst etwas unvorhergesehenes passierte.

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