Domus Aeliana - Cubiculum Adria

  • Daria, Adrias Leibsklavin, hatte Quarto darüber informiert, dass nun wohlmöglich doch der Moment gekommen war, dem schon der ganze Haushalt seit längerem entgegenfieberte.
    Etwas nervös, aber doch versucht, Ruhe auszustrahlen, betrat er das Zimmer und kauerte sich an das Lager seines geliebten Eheweibes.


    “Wie geht es dir.“, fragte er mit einem Anflug von Besorgnis.

  • Sie freute sich ja immer ihren Gatten zu sehen, er strahlte meistens so eine Ruhe aus, die sie gerade sehr brauchen konnte. Allerdings hatte sie das Gefühl, heute würde ihr das nicht sonderlich helfen.
    Auf seine Frage zu antworten, hatte sie gerade auch überhaupt keine Lust und sie verdrehte nur die Augen und ließ sich seufzend langsam nach hinten nieder.


    "Die Hebamme hab ich schon holen lassen. Ich hoffe sie kommt bald."

  • Ihr Gatte machte sie irgendwie langsam nervös. Eine Antwort wie "warum sonst hätt ich sie rufen lassen", hätte sie am liebsten fallen lassen, stattdessen antwortete sie angestregend möglichst ruhig zu bleiben nur mit einem deutlichen Nicken.


    Es dauerte gar nicht mehr lange, bis auch schon die Hebamme zur Tür hereinkam und die Situation mit einer für Adria unerträglichen Lockerheit übernahm, als wäre es das Alltäglichste der Welt.
    Adria beantwortete ihre Fragen und warf ihrem Gatten zwischendurch immer wieder einen vielsagenden Blick zu, sobald wieder einmal eine Wehe vorüber war.

  • Die Hebamme machte sich umgehend und mit der scheinbar größten Selbstverständlichkeit der Welt an die Arbeit.
    Quarto war irritiert von der Ruhe und Gelassenheit, welche die Geburtshelferin ausstrahlte. War dies nicht eine höchst ungewöhnliche, aufrüttelnde Situation? Nein, für diese Frau war es das tägliche Brot, wie er sich eingestehen musste.


    Die Obstetrix raffte ihre Kleider, kniete sich zu Adria, betastete deren prallen, hochschwangeren Bauch und legte dann ein Ohr daran.
    In einer Ecke des Raumes tuschelten zwei junge Sklavinnen, die dort bereit standen, falls noch mehr Hände benötigt würden.
    “Schhhhhhhhhhhtttt!“, machte die Hebamme in deren Richtung und die Mädchen verstummten. Dann legte die Frau erneut ihr Ohr an, lauschte und nickte schließlich, scheinbar zufrieden.


    “Und?“, fragte Quarto, doch sie ignorierte ihn und sprach stattdessen zu Adria: “Das Kind hat sich bereits gedreht und liegt richtig herum. Keine Sorge, dass wird schon. Das Amnionwasser ist schon heraus gekommen?“


    Quarto verstand kein Wort, hielt aber seinen Mund.

  • Adria bejahte die Frage der Obstetrix mit einem Murmeln und wartete auf weitere Kommentare der Frau. Schon allein ihre Anwesenheit hatte Adria um Welten mehr beruhigt als die ihres Gatten.


    Die Obstetrix stand wieder auf und drehte sich zu Quarto.
    Sie sprach kein Wort sondern sah ihn nur mit einem Blick an der sagen sollte, er solle den Raum langsam zu verlassen. Es könnte bald soweit sein und die Anwesenheit eines Mannes dann nicht mehr gewünscht.

  • In der Aufregung hatte die Sklavin fast den Brief, der vorhin von diesem niedlichen Prätorianer abgegeben wurde, vergessen, aber dann fiel ihr Blick zufällig wieder auf die Kommode, auf der er lag.
    Sie nahm ihn in die Hand, um ja nicht wieder drauf zu vergessen, stellte sich neben die Tür und wollte in ihrem Herrn sobald er das Zimmer verließ, in die Hand drücken.

  • Quarto registrierte den Blick der Obstetrix und er verstand ihn sehrwohl. Dennoch trat er zunächst an das Lager seiner Gattin und nachdem eine weitere Wehe abgeklungen war, ergriff er ihre Hand.


    “Du hast gehört, was die Amme gesagt hat: Alles wird gut gehen. Vertraue auf die Götter, sie werden dir beistehen.“


    Er gab ihr einen Kuss auf die erhitzte Stirn.


    “Ich werde euch Frauen alleine lassen, hier stehe ich ohnehin nur im Weg. Aber ich bin gleich vor der Tür und werde zu Candelifera beten. Habe keine Angst.“


    Wem sprach er da eigentlich Mut zu? Seinem Weibe oder wohl doch eher sich selbst?


    Nur zögerlich ließ er ihre Hand wieder los und entfernte sich dann in Richtung der Tür, nicht ohne die Hebamme nochmals mit einem fast flehendlichen Blick zu streifen.

  • Bevor er hinausging, drückte die Sklavin dem Herrn noch das Schreiben in die Hand. Mit leiser Stimme erklärte sie ihm dazu: "Ein Brief wurde vorhin von einer Palastwache abgegeben, für dich und deine Frau."
    Sie schenkte ihm noch einen mitleidigen Blick, er schien fast mehr mitgenommen von der Situation zu sein als alle anderen Anwesenden, und wandte sich dann wieder dem interessanteren Geschehen zu.

  • Adria dankte ihrem Gatten mit einem leicht verkrampften Lächeln, dass er jetz ging war ihr trotzdem sehr recht. Alles sollte man einem Mann nicht zumuten.


    Sogleich schickte sie im Gedanken ein Stoßgebet zu Iuno Lucina und konzentrierte sich dann auf jede Kleinigkeit, die die Obstetrix tat und ihr sagte.


    Die Zeit verging, die Wehen kamen und gingen und manchmal schlich sich sogar so ein kleiner böser Gedanke gegen ihren Gatten, der ihr das ja angetan hatte, ein.

  • Es folgten ein paar Stunden des Leides für die Gebärende, dessen Anblick ein jeder Ehemann wirklich besser erspart bleiben sollte. Doch irgendwann war es geschafft.
    Ein kleiner Junge erblickte das Licht der Welt und machte auch schon kurz darauf seinen ersten lebendigen Schrei, was ihm angesichts der Umgebungsänderung nicht zu verdenken war.


    Erschöpft aber unbeschreiblich erleichtert nahm die frischgebackene Mutter das Kleine noch in die Arme, bevor sie es wieder der Hebamme gab. Diese machte sich nun auf den Weg zu Quarto.


    Adria schlummerte währenddessen langsam ein.

  • Ein wenig zaghaft klopfte Aelius Quarto an die Tür zum Gemach seiner Frau. Er hoffte sie nicht bei ihrem Schönheitsschlaf zu stören. Er wusste genau wie sie reagieren konnte, wurde sie dabei aufgeweckt.


    “Meine Liebe?“

  • Erst vor etwa einer halben Stunde hatte sich Adria zur Seite gelegt, um ihren wohlverdienten Erholungsschlaf, den sie um diese Zeit brauchte, nachzugehen und entsprechend tief schlief sie, bis sie etwas hörte, das sie an kleine Nagetiere erinnert.
    Langsam erwachte sie aus dem Schlaf, streckte sich wohlig und drehte sich zur anderen Seite.

  • “Aähm… nichts was dich beunruhigen müsste, meine Liebe.“


    Quarto ließ sich auf ihrer Bettkante nieder.


    “Bitte verzeih mir, dass ich dich wecke. Ich wollte nur… also… du hast vor kurzem davon gesprochen… die Audienz beim Kaiser. Heute wäre ein guter Tag dafür.“

  • "Oh"
    Schläfrig und noch ein wenig verwirrt fuhr sie sich durch die Haare.
    "Ich danke dir. Dann werd ich das nutzen. "
    Sie blieb noch einige Momente im Bett aufrecht sitzen, gerade bis sie sich halbwegs gesammelt hatte.
    "Ich bin gleich hergerichtet und dann geh ich gleich mit dir gemeinsam zum Palast. Es dauert nicht lange." Er wusste, dass sie im ankleiden und ausgehtauglich machen sehr schnell sein konnte.

  • Das konnte dauern, er wusste es genau! =)


    Zwar behauptete sie immer, verglichen mit anderen Damen der Gesellschaft im Ankleiden besonders schnell zu sein, aber wenn das schnell war, dann wollte er lieber nicht wissen was andere Ehemänner durchzumachen hatten. Nur gut, dass er so zeitig in ihr Zimmer gekommen war, denn nach Anbruch der Dämmerung pflegte der Kaiser gewöhnlich keine Audienzen mehr abzuhalten.
    So blieb er aber gelassen und drängte auch nicht zur Eile: “Lass dir ruhig Zeit, meine Liebe.“

  • Das hätte er besser nicht sagen sollen, denn sie ließ sich tatsächlich Zeit.
    Aber auch diese Zeit verging, sie gab ihrem kleinen Schatz noch einen Kuss und war nun bereit.

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