[Vestibulum] Der Eingang

  • Der Hüne Titus grinst breit.

    "Kann ich mir vorstellen,... bin selbst nu beim Tribun Tiberius, Ordonunz oder so ähnlich... dann ka` ma auch `ne ruhige Kugel schieben..."


    Dann bringt er sein Anliegen vor.

    "Sach mal, Kamerad, der Legatus hat doch `ne mengen Sklaven mitgebracht. Is` da auch so lütte drunter ? Soll Miriam heissen und ist gerade mal so gross ?"


    Dabei zeigt der Legionär aiuf seinen Oberkörper, deutlich unter halb seiner Brust.

  • Also hatte der kleine Cato doch recht gehabt.

    "Darf der Sklave bei uns auch nich,... hat irgendwas angestellt. Aber er möcht das diese Miriam eine kleine Nachricht von ihm kricht...Nix grosses, nur sion Täfelchen mit Liebesgeschnulz..."


    Er zwingert dem Posten zu...

    "Wenn du ne möglichkeit findest, das sich die Nachricht in die Kammer der Sklavin verirrt, dann verirrt sich auch `ne Amphore aus dem Vorrat des Tribuns in deine Unterkunft."

  • Titus holt die Wachstafel von Cato unterseiner Tunika hervor.

    "Hier,.. dank dir, Kamerad, das du dich drum kümmerst."


    Er reicht dem Legionär die Tafel.



    Geliebte Miriam,
    man uns ausseinander gerissen, doch die Götter haben uns wieder zu einander geführt. Ich bin bei meinem Domine, Tribun Tiberius Vitamalacus, hier im Castellum. Noch darf ich niocht hinaus, aber ich werde einen Weg finden, damit wir uns wieder sehen können. So wie ich diesen Weg fand, dir eine Nachricht zukommen zu lassen.
    Ich liebe dich und mein Herz ist schwer, zu wissen du bist nah und doch so fern, doch weiss ich nun, das du lebst, liebste Miriam.
    Dein auf ewig,
    Cato


    Dann verabschiedet sich Titus vom Wachposten und kehrt in Richtung Casa zurück.

  • Es war ein grauer und verregneter Morgen. Livianus war fest in seinen Offiziersumhang gewickelt und verlies gerade das Pomerium. Auf dem Vorplatz stand bereits ein Legionär, der sein Pferd aufgesattelt hatte und es festhielt. Der Legat nickte den Wachen am Eingang zu und trat nach draußen.

  • In diesem Moment trat Cicero auf seinen Herren zu.


    „Herr! Dieses Eilschreiben aus Britannien ist eben für euch angekommen.“


    Er überreichte ihm die noch geschlossene Schriftrolle.

  • Livianus sah den Sklaven verwundert an. Er hatte nicht so schnell mit einem weiteren Brief von Aemilia gerechnet, freute sich aber dennoch, dass sie ihm schon wieder geschrieben hatte. Da der Regen nun etwas heftiger einsetzte, ging er einige Schritte zurück, um unter dem überdachten und trockenen Vorbau des Hauses zu stehen. Gespannt öffnete er den Brief und merkte bereits auf den ersten Blick, dass es nicht die Handschrift seiner Ehefrau war, mit der dieser verfasst wurde. Noch ehe er zu lesen begann, kam ein ungutes und beklemmendes Gefühl in ihm auf und er merkte, dass ihm das Atmen plötzlich wesentlich schwerer viel und seine Hände zu zittern begannen.


    „Lieber Schwiegersohn…..“


    Während seine Augen von Zeile zu Zeile sprangen wurde sein Blick immer leerer und man konnte erkennen, wie Tränen in seine Augen traten. Als er beim Schlusswort angekommen war, sah er völlig abwesend und mit starrem Blick auf. Das Schreiben glitt ihm aus der zittrigen Hand und viel zu Boden, während er ohne ein weiteres Wort hinaus in den Regen ging und auf sein Pferd aufstieg. Völlig in Gedanken versunken und ohne die restliche Umgebung weiter wahr zu nehmen trieb er sein Pferd an und galoppierte in Richtung Haupttor.

  • ....plötzlich fand ich beim Fegen ein Stück Pergament. Ich hob es auf und wunderte mich, wem es wohl gehören mochte und warum man es hier vergessen hatte. Aus keinem anderem Grund als aus dem, dass ich das Pergament zurückgeben konnte, las ich den Absender und die Anrede - und stockte. Diese Formulierung, dieser Brief... Ich sah auf und über das Castellum. Wo war Livianus eigentlich hingegangen? Ich ahnte Schreckliches. Um meine Vermutung zu bestätigen, überflog ich den Brief schließlich ganz. Was ich erfuhr, machte mich traurig und rief zugleich Sorge um Livianus in mir wach. Ich rollte den Brief entschlossen zusammen und brachte ihn in das Officium meines Herrn, da ich nicht wollte, dass noch jemand anderer "zufällig" von Aemilias Tod erfuhr. Dann räumte ich den Besen weg, warf mir meinen Umhang um und eilte nach draußen.


    Ich ging Livianus suchen, obwohl ich mir ohne Pferd natürlich keine großen Hoffnungen machte, ihn zu finden.

  • Stunden später kam ich wieder am Castellum an. Nass wie ein Fisch und durchgefroren wie ein Hund.
    "Cicero?" rief ich, sobald die Wachen mich passieren ließen. Ich ging ins Haus und suchte nach ihm oder Livianus.

  • In diesem Moment hörte man das langsame und gleichmäßige Klappern von Hufen über den Vorplatz hallen. Mit gesenktem Kopf, völlig durchnässt und verdreckt ritt Livianus auf seinem Pferd ein. Er musste einen schrecklichen Anblick abgeben. Zitternd und abwesend steuerte er das Pferd in Richtung Eingang.

  • Ich wandte mich um und sah eine Gestalt zu Pferd, die mindestens ebenso nass war wie ich selbst und die den Eingang ansteuerte. Ich hob die Hand über die Augen, um besser sehen zu können. Ja, das war Livianus. Ich seufzte. Es ging ihm gut und er hatte keine Dummheit angestellt. Das war schon mal sehr wichtig. Ich trat leicht zur Seite und machte den Eingang zum Haus frei. Dort wartete ich auf Livianus.

  • Livianus ließ sein Pferd direkt vor dem Eingang halten und rutschte ziemlich fertig und am Ende seiner Kräfte von dessen Rücken. Als seine Beine den Boden berührten, gaben seine Knie etwas nach, doch er konnte sich noch im letzten Moment erfangen und ging mit gesenktem Kopf auf den Eingang zu.

  • Er sah schlimm aus. Ein ziemlich bestürzter Ausdruck musste sich auf meinem Gesicht abzeichnen, als ich ihm entgegen ging und, als ich Livianus erreicht hatte, neben ihm herging. Was sagte man in einer solchen Situation? Irgendwie erschien mir alles falsch.
    "Herr, ich.....es tut mir so leid", sagte ich leise.

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