Arbeitszimmer | Noch'n Flavier...

  • Ich machte gerade mal wieder irgendwelche seeehr wichtigen Dinge (tagträumen, Peitschenkataloge anschauen, ...) als die alte Turda an der Tür klopfte.


    "Mein Herr, ein weiterer Flavier wünscht Dich zu sprechen. Gracchus heißt dieser!"


    Ich seufzte, legte meine wichtigen Unterlagen irgendwohin wo man sie nicht sehen konnte, setzte mich gerade und bat ihn hereinzulassen.

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  • Gracchus war der alten Sklavin gefolgt und hatte unauffällig die Villa gemustert. Es sah nicht so schlimm aus, wie die Sklavin vermuten ließ, und dies machte ihm neue Hoffnung. Kindheitserinnerungen stiegen in ihm auf. Die Zeit in dem großen Atrium, welches in seiner beruhigenden Stille oft wie ein sakraler Raum auf ihn gewirkt hatte, sein kleines Zimmer, die Stunden mit dem Hauslehrer, der den Kindern Grammatik, Rhetorik und Naturwissenschaften eingebläut hatte, der alte Griechisch-Lehrer, den sie immer verhöhnt hatten und noch einiges mehr.


    Er wartete, bis die Sklavin ihm 'erlaubte', in das Arbeitszimmer des Hausherren einzutreten. Soweit er gehört hatte, leitete sein Cousin Secundus Flavius Felix die Familie, auch wenn Gracchus keine Ahnung hatte, woher dieser Cousin gekommen war. Er konnte sich zwar erinnern, dass es laut den Erzählungen irgendwo in der Familiengeschichte einen Onkel Corvinus gegeben hatte, doch er selbst hatte ihn nie kennen gelernt und auch nichts davon gerhört, dass dieser einen Sohn hatte.


    Als die Sklavin aus dem Zimmer kam und ihm sogar die Tür offen hielt, trat Gracchus ein. Der Mann, den er erblickte, war um einiges älter als er und recht attraktiv.


    "Salve. Secundus Flavius Felix, nehme ich an? Mein Name ist Manius Flavius Gracchus."

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  • Ich blickte interessiert auf. Seine Sprache und Körperhaltung ließ auf gute Erziehung schließen. Einer aus der Flavia Catus?


    "Ja, der bin ich. Sei gegrüßt, nimm Platz."


    Ich deutete auf eine Sitzgelegenheit mir gegenüber.


    "Was kann ich für dich tun, Flavius Gracchus?

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  • Er nahm den angebotenen Platz an und setzte sich.


    "Ich kam zurück aus Griechenland, wo es in letzter Zeit," Gracchus zögerte kurz, fuhr dann jedoch mit fester Stimme fort, "nicht ganz so gut für mich gelaufen ist."


    Er dachte an Sciurus und wurde dabei fast wehmütig. Er war der beste Sklave gewesen, den er je besessen hatte, und nun lag er irgendwo unter der Erde und verrottete langsam. Nichteinmal, als er als Kind seinen filigran verzierten Knochenwürfel verloren hatte, hatte er solch ein Gefühl des Verlustes verspürt.


    "Für den Anfang würde es mir reichen, wenn ich im Haus meiner Kindheit wieder ein Zimmer bekommen könnte." Er deuted mit der Hand einen Bogen an, der die ganze Villa einschließt.

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  • Nein, kein Spanier. Der gehörte anscheinend zu meiner Familie. :)


    "Das Haus deiner Kindheit? Interessant... Ich bin der Sohn von Corvinus, dessen Vater war Flavius Romulus. Wer ist dein Vater und Großvater, Gracchus?"


    Da ich ja als Claudier aufgewachsen war, war mir meine wirkliche Familie manchmal ein Rätsel. Und ich entdeckte andauernd neue Verwandte. :]


    "Ach ja, Achaia. Ein nettes Provinzlein, da war ich auch mal (Statthalter)... das ist aber schon eine Weile her. Erzähl mir von dort!"

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  • "Ich bin der Sohn des Vespasianus, dessen Vater Flavius Romulus war, was diesen wiederum ebenfalls zu meinem Großvater macht. Demnach bist du wahrlich mein Cousin."


    Es war doch ein wenig seltsam, zur Familie zurückzukehren und einen Fremden vorzufinden. Welch Überraschungen die Parzen immer wieder für ein jeden bereit hielten. Doch die Familie verband, ob nun bekannt oder nicht, und was nicht war, das konnte ja noch werden.


    "Zuletzt weilte ich in Nicopolis, jedoch nur kurze Zeit." Genau genommen hatte er sich noch nichteinmal in der dortigen kleinen Villa einrichten können, bevor er wieder fluchtartig aufgebrochen war. "Zuvor war ich lange Zeit auf Creta gewesen. Nach langen Studien beschloss ich zum Zeitvertreib in Waren zu investieren, Getreide aus Aegytpus, Gewürze aus dem Osten. Doch es schien, dass ich mich mit den falschen Personen angelegt hatte und alles war wie verflucht. Zuerst brannte ein Nebengebäude ab, dann schied meine Köchin dahin." Ganz sicher war sie vergiftet worden. Gracchus holte tief Luft und seufzte.


    "Das Getreide faulte und die Gewürze schmeckten fad. Nachdem ich meinen treuen Sklaven im Garten mit einem Messer im Rücken fand, verließ ich Creta und setzte mich nach Nicopolis ab. Doch dort war es nicht besser und ich beschloss, dem Land gänzlich den Rücken zu kehren." Er wischte sich mit der Hand über die Stirn. Keine Nacht hatte er seitdem mehr ruhig geschlafen und er hoffte nur, dass die Götter ihm in Rom mehr gewogen waren.

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  • "Oh, ein Cousin. Du bist dann der Bruder von unserer Obervestalin und dem ehemaligen Bischof von Rom, ... du möchtest aber nicht in seine Fußstapfen treten?"


    Wir grünen waren ja tolerant, aber EIN Christengott-Oberpriester in der Familie reichte für meinen Geschmack schon vollends. Ich lauschte aufmerksam seiner Geschichte aus der Provinz Achaia.


    "Nun ja, nun ja. Es ziemt sich nicht für unsereins, Handel zu führen. Anscheinend unterscheiden die Götter nicht zwischen Hobby und dem ernsthaften Versuch, dadurch zu Geld zu kommen... Ein oder zwei Opfer sollten das klären. Möchtest du dir einen neuen Sklaven kaufen? Seit meine beiden fähigsten in Spanien zu Gladiatoren bzw. Leibwächtern ausgebildet werden...


    Herrje! Der Brief! Ich sollte doch der Gladiatorenschule zurückschreiben!


    "... sind wir etwas knapp mit Sklaven, fürchte ich. Also wenn du willst kannst du dir einen zulegen, ich bezahle."

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  • Ein leichter Schauder durchzog Gracchus und er musste sich beherrschen, sich nicht zu schütteln. Er mochte die Christen nicht, er tolerierte sie, aber er mochte sie nicht. Was sein Bruder getan hatte, war ihm noch heute suspekt, und er bedauerte es nicht im Geringsten, dass er schon lange nichts mehr von Animus gehört hatte.


    "Nichts liegt mir ferner als dem Christentum beizutreten, dies kannst du mir glauben. Gibt es Neuigkeiten von Animus? Ich habe nur irgendwann einmal gehört, dass man schon lange nichts mehr von ihm gehört hat. Und wie geht es meiner Schwester? Sie ist also noch immer hier in Roma?"


    Nachdenklich legte Gracchus die Fingerspitzen aneinander. "Du magst recht haben, ein Opfer könnte nicht schaden. Ich werde dem Apollon eine Gabe darbringen. Es war von Anfang an dumm, sich in diese Handelsgeschichten einzumischen. Aber dass es so enden musste..." Die Erinnerung an einen Tag im Mai drängte sich in Gracchus Gedanken. Damals war alles noch in Ordnung gewesen. Und Sciurus noch am Leben. Der herzige kleine Sciurus mit den rosigen Wangen und dem kindlichen Lächeln.


    "Ein Sklave? Ein großzügiges Angebot, welches ich gerne annehme. Ich hoffe doch, dass ich in Rom etwas passendes finden werde. In den Provinzen findet wird oft nur das Rohmaterial angeboten und es widert mich an, wenn ich einen Sklaven erst noch formen und züchtigen muss. Nein, wenn ich schon etwas für ihn bezahle, so sollte er zumindest soweit sein, dass er mich versteht und meinen Anweisungen folge leisten kann."

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  • "Nun, das beruhigt mich. Animus... also ich habe irgendwann einmal gehört, dass man schon lange nichts mehr von ihm gehört hat. Vielleicht hat er es vorgezogen Africa Proconsularia zu missionieren, ohne wem was davon zu sagen. Oder was weiß ich... "


    Ich zuckte mit den Schultern. Ich konnte mich nicht mal mehr an sein Aussehen erinnern.


    "Deine Schwester hat vor kurzem meine Patria Potestas verlassen. Sie will nämlich der Factio Albata beitreten. Nun, dem Ruf der Götter soll man nicht entgegenstehen. Als Vestalin darf sie Rom nicht verlassen, sie läuft dir also nicht davon falls du sie mal besuchen willst. :D"


    Mein Cousin schien auch Ahnung von Slave-Shaping zu haben. Sehr gut...


    "In der Tat ist es etwas schwer vernünftige Sklaven aufzutreiben. Doch ein Kenner kann schon das eine oder andere Schnäppchen finden, und mit etwas Zuwendung macht man daraus schon einen brauchbaren Diener."

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  • Erstaunt ließ Gracchus eine Augenbraue nach oben wandern. "Factio Albata? Interessant." Auch wenn er die Politik bisher nur von Außen verfolgte, so gab es für ihn nur eine einzige Partei und das war diejenige, in welcher seine Familie heimisch war. "Ich werde sie bei Gelegenheit aufsuchen."


    Er bedachte Felix mit einem langen Blick und überlegte, ob sie von der gleichen Art der Sklavenerziehung sprachen. Sciurus hatte in der Tat viel Zuwendug gebraucht, bis er so zutraulich war, wie zuletzt. Es glich wahrlich einer Verschwendung, dass er nun nicht mehr war.


    "Ich werde sehen, was sich finden lässt." Mühsam unterdrückt er einen Gähnen. "Ich hoffe doch, du hast noch einen Sklaven übrig, der mir ein Zimmer richtet? Ich bin etwas müde von der Reise. Diese Mietsänften sind auch nicht das Wahre. "

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  • "Da unsere spanischen Freunde hier gerne unangekündigt auftauchen haben wir immer einige Zimmer für Gäste vorbereitet. Lass dir von Turda - das ist die Alte - eines geben und dir den Weg zu den Bädern zeigen. Fühl dich wie... ähh ich meine, willkommen zu Hause!" :)

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  • "Ich danke dir." Gracchus erhob sich und hoffte, die alte Sklavin würde nun etwas respektvoller sein. Bei ihr hatte Felix Zuneigung wohl noch keinen Erfolg gezeigt.


    Die Alte stand noch immer vor dem Zimmer und schien über die Anweisung ihres Herrn nicht glücklich zu sein. Gracchus folgte ihr mit unbewegter Mine. Ohne einem Bad und etwas Ruhe würde er ohnehin zu keinen großen Taten mehr bereit sein.

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