Cubiculum | Lucius Flavius Furianus

  • Sie sprach so unerwartet, so plötzlich, so dass er ein wenig zuckte und Gänsehaut bekam, als sie sein Ohr berührte. War es bloß Zufall oder Kalkül, denn sie wusste, wie empfindlich er an dieser Stelle war.
    Aber, um dies weiter genießen zu können, meldete er sich zu Wort.


    "Natürlich..."


    Sagte er leise und war wieder wie versunken, bemerkte nicht, dass sie nun über seine nackten Schultern massierte. Es war ihm auch egal, denn so spürte er ihre Finger intensiver, die Verspannung löste sich zunehmend.
    Ein wenig tat es ja weh, als sie die Nackenmuskeln drückte, doch das ließ er sich natürlich nicht anmerken. Schließlich war er Furianus, nicht der Schwache und konnte so ein wenig Schmerz ertragen.

  • Was ging grade in ihr nur vor? Sie konnte es sich nicht erklären, und doch wusste sie es sehr wohl. Aber wollte sie sich dagegen wehren? Auch das wusste sie nicht, denn all ihre Gedanken die sie hegte schob sie zur Seite.
    Wie war es wohl sich auf dünnem Eis zu bewegen? Ob sie es schon tat wusste sie nicht, aber sie wusste, dass sie alles zerstören konnte wenn sie nun weiter gehen würde, aber war sie es nicht schon längst? Zwiespältig waren ihre Gefühle nun und sie strich äusserst sanft mit ihren Fingern seinen Nacken hinauf und an der Seite seines Kopfes entlang und massierte ihm sachte die Schläfen, dabei zog sie ihn weiter zu sich zurück.
    Wieder musste sie an die Nacht denken, an seine Lippen, an seine Umarmung und wieder stieg in ihr eine Sehnsucht genau nach diesen Dingen auf. Ihr Gesicht war immer noch nah bei seinem Ohr und seinem Gesicht, so dass ihr warmer Atem sein Ohr streifte, wie ein leichter Sommerhauch. Die Sonne malte Muster aus Schatten und Licht an die Wände, als sie ihn begann mehr als sanft am Hals zu küssen.

  • Er genoss es, genoss es wie er es noch nie zuvor tat. Es schien alles einfach, wieder alles wie vorher, doch als er ihre Küsse spürte fuhr er hoch.
    Stand verblüfft vor ihr und konnte sich nicht helfen. Er versuchte etwas zu sagen, doch konnte er es nicht.


    "Nadia..."


    Flüsterte er und schaute ihr in die Augen.


    "Nadia, ich kann es nicht."


    Langsam setzte er sich zu ihr und ergriff ihre Hand.


    "Das kann ich nicht zulassen, verstehst du. Aus dem Samen wächst die Planze, doch wird sie nie wieder zu einem Samen, verstehe dies. Ich bin nicht der, den du zu kennen glaubst. Und du, du bist nicht die, die du einmal warst. Ich darf es nicht, ich würde dich nur verletzen."


    Sein Blick suchte den Boden, suchte die Worte, die er fassen musste. Mit Bedacht.


    "Damals, Nadia, damals liebte ich dich. Mein Körper, mein Verstand, meine Seele - ich schenkte es dir, schenkte es ohne Reue, tat es aus Liebe. Nadia, ich kann dir nicht geben, was du verlangst, denn mein Herz gehört nicht mehr dir. Ich habe es verschenkt. Willst du mich lieben? Willst du mich lieben im Bewustsein, dass ich nicht dir gehöre? Dass du nur meinen Körper, aber nicht mich liebst? Ich könnte es nicht, ich könnte dich nicht dermaßen verletzen, denn du wärst nur eine, eine von Vielen. Willst du meine Bettsklavin sein?! Nein, bitte tu mir das nicht an, denn ich würde daran zugrunde gehen. Stich mir gleich den Dolch ins Herz, doch versuche mich nicht zu betören, denn ich gehöre nicht mehr dir."


    Es tat weh, was er sagte. Sogar sehr.
    Doch auch er konnte nicht zusehen, wie sie zu einer lupa werden würde. Er wollte nicht sehen, wie sie sich zerstörte, nicht physisch, doch ihre Seele würde leiden, ihre Emotionen sie verletzen, sie zerstören. Er konnte es nicht, hoffte, dass sie ihn nicht liebte, ihre Gefühle bloß aus Zweifel, aus fehlender Geborgenheit, aufkeimten.

  • Das Eis brach unter ihren Füßen und sie stürzte in die kalten Tiefen und würde nicht mehr nach oben kommen. Wenn sie es ferig gebracht hätte, dann hätte sie sich nun wohl selber geschlagen, aber das konnte sie nicht. Sie bereute was sie getan hatte, aber auf der anderen Seite bereute sie es wieder nicht. Es war ein Teufelskreis aus dem sie sich nicht bewegen konnte in dem sie auf ewig gefangen war.
    Sie schreckte zurück als er fast aufsprang und sah ihn auch dementsprechend an. Sein Blick seine Stimme, es ging ihr einfach unter die Haut.


    Dankbar nahm sie seine Hand entgegen, denn sie hatte schon damit gerechnet, dass er das Zimmer einfach verlassen würde ohne etwas zu sagen und sie einfach sitzen ließ, aber genau das tat er nicht und dafür war sie ihm mehr als nur dankbar. "Es tut mir leid" flüsterte sie und schaute betreten auf die Hände der beiden.


    Was er sagte klang so plausibel, auch wenn einige Worte tiefe Wunden rissen, so hatte er doch Recht. Sie musste endlich lernen los zu lassen, aber mit einem hatte er Unrecht, denn er war immer noch der Mann den sie schon immer kannte und den sie lieben gelernt hatte. Seine Worte sagten genau das aus und nun wo sie ihn so sah und ihm zuhörte konnte sie nur den Göttern dafür danken, denn sie hatte schon geglaubt den Furianus, den sie liebte und immer lieben würde gänzlich verloren zu haben.


    Und dennoch traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht und es war nicht zu vermeiden, dass Tränen ihr in die Augen stiegen und sich ein Kloß in ihrem Hals bildete, der sie erst einmal am Sprechen hinderte. Nadia sah ihn einfach nur an, sehr lange blickte sie ihm einfach stumm in die Augen bis sie es schaffte endlich Silben zu Worten zu formen.


    "Es tut weh das zu hören, aber ich hätte das alles wissen müssen. Du hast es mir nicht nur einmal gesagt, aber ich habe es versucht immer wieder zu verdrängen. Ich möchte dich nicht in Verlegenheit bringen, mit keinem meiner Taten. Du weißt, dass ich dich immer lieben werde, daran wird sich in meinem ganzen Leben nichts ändern und auch darüber hinaus nicht. Ich weiß, dass ich dich nicht mehr habe und auch nicht mehr haben werde. Auch das schmerzt immer wieder aufs neue, aber ich danke dir, dass du meine Gefühle dir gegenüber nicht ausnutzt und mich zurückhäst etwas zu tun was für uns beide nicht gut wäre. Ich weiß, dass du dein Herz an jemand anderen vergeben hasst und tief in meinem Inneren freue ich mich für dich und ich hoffe nur das Beste für euch beide."


    Nadia dachte sofort an Strabo. Sie liebte ihn auch über alles, das würde sie nie vergessen, aber sie hatte sich nie von Furianus lösen können, in keiner HInsicht, denn sonst wäre sie ihm nicht bis hier her gefolgt. Sie hätte einfach gehen können, aber das wollte sie nicht.


    "Ich werde dich nicht noch einmal in eine solche Situation bringen, das verspreche ich dir." Sie sagte es auch wenn sie den Wunsch hegte ihn wenigstens noch ein letztes mal zu küssen, aber sie käme nie auf die Idee das zu sagen.

  • Das Beste wünschte sie ihm? Ihm und seiner Zukünftigen. Wenn sie nur wüsste. Furianus musste sich stark zusammenreißen, um dies nicht zu widerlegen, gehörte sein Herz doch keiner von beiden, es gehörte ihm und verschenken wollte er es nicht mehr.
    Langsam legte er ihr seine Hand auf die Wange und strich mit dem Daumen eine Täne weg.


    "Die Götter spinnen unser Schicksal, nicht wir. Weine nicht, denn ändern kannst du es nicht, schau lieber nach vorne, erfreu dich deines Lebens. Auch wenn dir deine Brust schmerzt, die Gefühle immens, erinnere dich der schönen Zeit, bete, dass sie wiederkehren möge, doch ohne mich. Ich bin eine Gestalt der Vergangenheit, blicke in die Zukunft, nicht auf mich. Verschenke dein Herz, denn sonst wird es leiden, beglücke einen Mann mit deiner Liebe, doch verwehre sie nicht aus Trauer, Enttäuschung und Missmut."


    Furianus wusste, dass dies Konsequenzen haben würde. Für ihn, sowie auch besonders für sie. Doch er empfand Schuld, Schuld, die nur dadurch beglichen werden konnte, durch sein letztes Geschenk, welches doch Gefahren bürgte, Gefahren der Gefühle.
    Er führte, mit seiner Hand an ihrem Kinnd, ihre Lippen zu sich und gab ihr einen leichten, gefühlvollen, Kuss.
    Nach diesem kurzen Moment, welchen er beileibe genoss, öffnete er die Augen und blickte ihr lächelnd in die Ihrigen, sprach behutsam und leise.


    "Dies Nadia, war mein Geschenk, mein Tribut. Dies war die Vergangenheit, ein letzter Schluss, das Ende unserer Kindheit. Wer weiß, vielleicht war es die schönste Zeit, doch darüber vermag ich nur im Greisenalter zu urteilen, denn ich erwarte noch viel. Das Leben hat begonnen, lass es nicht enden, erwarte es mit Freude und vergesse mich. Darum bitte ich, nicht um mehr, nicht um weniger."


    Dies berührte ihn sehr, doch die Fassade musste gewahrt werden, er durfte sich nicht leichtsinnig gegen sein Schicksal, sein Leben, stellen. Es galt dies rational, nicht emotional zu betrachten, denn davor hatte er Angst, Angst das Erreichte für den kurzen Moment der Glücksseligkeit zu verwerfen. Angst, sein Herz, sowie auch den Verstand, leichtsinnig zu verlieren.

  • Irgendwann war ihr wohl der Mund nach unten geklappt, zumindest fühlte es sich so an. Ihr Herz war nicht mehr zu heilen von diesem Moment an, zwar war es schon vor langer Zeit zerbrochen, aber nun waren auch die kleinsten Stücke davon noch einmal in tausend Teile zersplittert. Jedes einzelne davon suchte sich seinen Weg in ihre Seele. Sie selber wurde erfasst von einem Strudel, der sie wo anders hinziehen wollte, weit weg von all dem hier, weit weg von diesem Leben und diesen Gefühlen. Hatte sie denn wirklich glauben können, dass sie über diesen Mann über ihre ganze Vergangenheit wegkommen würde? Schnell hatte man sie eines besseren belehrt.


    Sie hatte ihr Herz doch verschenkt, an zwei Männer in ihrem Leben doch nur einer würde es wohl in Händen halten können, auch wenn ihr das nicht bewusst war. Sie wusste nicht was die Zukunft bringen würde, auch wenn sie es sich wünschte, dass sie diese leiten konnte, aber das ging nicht.


    Seine Hand, diese sanfte Berührung und seine Blicke, all das ging ihr unter die Haut und sie nahm nichts mehr anderes wahr ausser ihn, ausser diese gefühlvolle Berührung ihrer Lippen mit seinen. Ein Kuss wo sie sich wünschte er würde niemals im Leben enden. Dies war der Zeitpunkt wo sie wusste, dass sie ihn niemals würde los lassen können oder gar vergessen. Es wäre egal welche Länder zwischen ihnen liegen würden, es wäre egal welche Berge es sein würde oder welche Menschen. Sie wusste es als seine Lippen ihre berührten.


    Am liebsten hätte sie den viel zu kurzen Moment festgehalten, aber er glitt ihr durch die Finger und sie konnte ihn nicht mehr fassen und musste ihre Augen öffnen. Seine Worte glichen Messerstichen, seine Blicke, getränkt von soviel Gefühl, glichen gleichzeitig den Wellen am Meer die alles versuchten zu verschlingen wenn Stürme aufkamen.


    Nadia konnte immer noch seine Finger und auch seine Lippen spüren, es war als hätte sich das alles in sie eingebrannt. "Ich habe mein Herz verschenkt, schon vor langer Zeit." Sie senkte ihren Kopf und sah auf den Boden, ihre Haare rutschten ihr dabei wieder ins Gesicht und verbargen ihre traurigen Augen. "Ich werde niemals vergessen können, das kann ich gar nicht. Ich kann es nur akzeptieren, auch wenn es mein Herz zerreisst. Ich muss es akzeptieren ob ich es will oder nicht, denn ich möchte nicht, dass DU unglücklich bist, sondern, dass du mit jemandem glücklich wirst, den du liebst und mit dem du dir eine gemeinsame Zukunft vorstellen kannst."


    Ihre Stimme wurde immer leiser und sie versuchte ihre Gedanken wo anderes hinzulenken, schließlich gab es auch noch ihre andere Liebe. Warum musste sie so gefangen sein, es war als würde sie zwischen zwei Welten stehen und keine von beiden hatte etwas leichtes. "Und was das Leiden meines Herzens angeht, es leidet schon seit dem Tag an dem du gegangen bist." Es fiel ihr schwer aber sie sah ihm in die Augen. Wie sie seine Augen liebte. Sie stand noch immer so nahe bei ihm, dass sie ihn fast berührte. Einen Moment lang schloß sie ihre Augen und meinte ihn wieder spüren zu können, aber es war ein Trugschluß, denn die bittere Erkenntnis holte sie wieder einmal viel zu schnell ein.

  • Sein Lächeln entschwand nicht so schnell, obwohl ohre Worte doch so manch Gefühle weckten. Langsam, äußerst vorsichtig und bedacht, legte er seine Hand auf die linke Seite ihrer Brust und lächelte milde, sprachs leise.


    "Dies hier, Nadia, dies schlägt immerwährend in deiner Brust, erhält dich am Leben. Man kann dir deinen Willen nehmen, dich brechen, deinen Körper rauben, doch dieses hier ist dein höchstes Gut. Es gehört einzig und allein dir, nur dir. Wer es zu besitzen strebt kann es sich nicht durch Gewalt, durch Geld oder dergleichen an sich reissen - nein. Dein Herz ist dein höchstes Gut. Verschenke es nicht an hinterlistige Schmeicheleien, an wendige Zungen, schenke dein Herz dem, dem es gebührt. Doch wem gebührt es? Diese Frage stelle dir, versuche ihre Bedeutung, ihre Wahrheit zu ergründen. Denn erst dann stellst du dich vor eine Entscheidung mit zwei Richtungen. Ich spreche von einer Entscheidung, denn dein Herz darf nicht durch viele Hände gleiten, es zerbricht daran. Eine Entscheidung im Leben musst du gewiss treffen, so entscheide dich richtig und du lebst glückliche. Entscheidest du jedoch falsch, so erliegst du dem Kummer und Schmerz, denn dein Herz zerbricht - und mit ihm auch du."


    Furianus selbst stellte sich diese Frage tagein, tagaus. Doch er, sowie auch andere, wagten sich nicht vor diese Entscheidung immenser Bedeutung - nein, er behielt sein Herz da, wo es für alle Zeit sicher war. Bei sich.

  • Sie nahm ihren Blick keine Sekunde von seinen Augen und seine Worte nahm sie tief in sich auf, wie auch seine Berührung sich für immer in ihre Seele brannte. Ihre Augen schienen klar zu sein, aber wenn man sie kannte und wenn man genau hinsah konnte man sehen was sie fühlte, und dass sie in einem Zwiespalt steckte aus dem ein Weg fast unmöglich schien, oder dachte sie das vielleicht nur und es gab einen. Seine Worte so weise und klug, so schmerzvoll und heilend und noch vieles mehr.


    Alles was sie die ganze Zeit gedacht, gefühlt, geliebt hatte schien nun im Zweifel zu stehen. Hatte sie ihr Herz zu schnell vershcenkt, war es das was er sagen wollte? Wie konnte sie wissen, dass einer der Männer die sie liebte, oder glaubte zu lieben, dies alles verdient hatte? Aber sie war eine Sklavin, konnte sie es denn alleine und von sich entscheiden? Sicher konnte sie das, wie er sagte es war ihres, ihr Herz, ihr Schatz, ihre Seele.


    Aber sie hatte doch das Gefühl, dass ihr Herz schon längst zerbrochen war, in viele kleine Stücke wie ein Puzzle, aber man konnte es nicht mehr zusammen setzen denn es schienen Teile zu fehlen. Ganz langsam legte sie ihre Hand auf seine und strich zaghaft mit ihren Fingern über seine Haut.


    "Woher soll ich wissen wann meine Entscheidung die ich treffe auch richtig ist? Oder woher weiß ich, dass die Entscheidung die ich vielleicht schon getroffen habe die richtige ist? Was ist wenn mein Herz schon längst zerbrochen ist, was kann ich dann noch machen? Vielleicht sind diese Fragen die ich mir stellen sollte schon zu spät wenn ich sie mir nun stelle."


    Nadia sah ihm tief in die Augen, sie wusste, dass er das nicht hören wollte und sie wusste, da er es ihr schon sagte, dass sie zusammen nie eine Zukunft haben würden. "Ich würde dir jederzeit mein Herz schenken, weil ich dich kenne. Ich kenne dich und weiß wer du bist, auch wenn du meinst nicht mehr der zu sein, du bist es immer noch und das beweisen deine Worte." Nadia musste ihn anlächeln auch wenn es einn trauriges Lächeln war. "Ich kann dir nur dankbar sein, dankbar dafür, dass ich bei dir sein darf und durfte und ich hoffe noch lange bei dir sein zu können. Ich kann dir nur für die Jahre danken die wir zusammen hatten und dafür was du für mich immer getan hast. Ich war für dich immer ein Mensch und kein Gegenstand und dafür bin ich unendlich dankbar."


    Einsam rollte eine Träne an ihrer Wange hinunter.

  • Auf ihre vielen Fragen hin lächelte er kopfschüttelnd und führte seine Hand wieder zu ihrer Brust.


    "Auf diese Fragen kann ich dir nicht antworten, denn ich bin nicht dein Herz. Höre wie es schlägt, lausche deiner Seele und du wirst es wissen."


    Langsam konnte er über sich selbst lächeln, da er geradezu vor Weißheit strotze, dies doch so ungewohnt.


    "Sei nicht mir dankbar, blicke hinauf in den Himmel, schenke deinen Dank den Göttern, opfere. Sie schmieden unser Schicksal, dem du nicht entrinnen, dem du dich ergeben musst, gereicht es dir zu Wohlwollen oder auch Leid."


    Welch entzückendes Gesicht sie doch hatte. Er musste sich beherrschen, rang im Inneren mit sich selbst, war verloren und doch glücklich es nun von seinem Herzen genommen zu haben, mit ihr wieder gesprochen.

  • Wie gerne würde sie doch wollen, dass er ihr Herz sei, aber er war es nicht, aber dafür spürte sie wie ihr Herz immer schneller schlug und sie spürte immer noch seine Hand und langsam drang die Wärme von dieser bis unter den Stoff ihrer Tunika vor. Sie würde noch ein Gespräch mit den Göttern suchen und hoffen, dass sie Antworten für sie hatten. Wieder konnte sie seinem Blick nicht entrinnen nun war wieder alles ganz anders jetzt wo sie so gesprochen hatten und doch waren die Gefühle fast gleich, aber befreiter. Nadia wollte ihm ein Geschenk machen, aber sie wusste nicht ob er es annehmen würde, da er sie schon einmal abgelehnt hatte.


    Solange er seine Hand auf ihrer Brust hatte müsste er spüren wie schnell ihr Herz doch schlug. Anders und doch wie immer, vielleicht ein klein wenig befreiter, aber nur ein klein wenig.


    "Mein Dank gebührt nicht nur den Göttern sondern auch dir. Ich würde dir gerne ein Geschenk machen, weiß aber, dass du es vielleicht nicht zulassen würdest" flüsterte sie und sah ihm tief in die Augen und kam einen kleinen Schritt näher, so dass seine Hand ein wenig verrutschte.

  • Einen Wimpernschlag später wusste sie, dass es wohl wieder einmal ein Fehler mehr war den sie begannen hatte. "Es sollte ein Geschenk sein Furianus nicht mehr oder weniger." Den Schritt den sie näher gekommen war entfernte sie sich nun auch wieder, sie konnte und wollte nichts erzwingen, aber das war wohl auch das letzte Mal, dass sie es versuchen würde, denn sie würde endlich eine entscheidung treffen müssen, irgendwie und irgendwann und sie musste zu einem Ergebnis kommen egal wie und wie es aussehen würde würden nun erst einmal nur die Götter wissen.
    Ausserdem was war das für eine Frage? Sicher brauchte jeder Liebe und Geborgenheit auch sie und er bestimmt auch, aber sie hatte ihm ein Geschenk machen wolln, sich.

  • Furianus stand nun auf, da er hoffte, dass sie nur Geborgenheit und Liebe wollte. Kopfschütteln sprach ers.


    "Du bietest dich als Geschenk an? Nadia, das hätte ich nicht von dir erwartet. Hast du nicht deinen Stolz, deine Ehre? Mögen es Gefühle mir gegenüber sein, mag es an fehlender Zärtlichkeit und Geborgenheit liegen, doch als Geschenk - du enttäuscht mich. Wo ist die Frau geblieben, so stolz und gebieterisch. Wo ist Nadia?"


    Sicherlich war dies eine große Verwunderung, dass sie sich doch so offen zeigte, sich ihm aufdrängte. Er hatte sie anders in Erinnerung, bis zu diesem Moment.

  • Sie sah ihn traurig an. "Es war eine dumme Idee und es wäre falsch gewesen egal was ich gesagt hätte. Tut mir leid ich wollte diesen Moment nicht kaputt machen." Sie lief einige Schritte in dem Raum entlang und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Wieder wirkte sie verändert, als sei ihr alles egal. Und sie wirkte unendlich zerbrechlich wie eine zarte Vase, die wenn man sie zu fest anpackte zersprang. "Sie ist schon lange tot Furianus, nur hast du es noch nicht bemerkt. Sie wird nie wieder kommen, nie hörst du?" sagte sie ihm sanft aber mit unendlicher Trauer in ihrer Stimme. "Ich habe sie nicht mehr aufrecht erhalten können und keine Kraft mehr sie wiederzubeleben."

  • "Nicht doch, Nadia, zerbreche nicht in dir selbst, denn das wäre ein gnadenloser Verlust."


    Seine Worte waren keine Worte mehr, sondern ein leises Flehen seiner selbst.
    War er denn so blind, dass er nicht sah wie schnell die Nadia, seine Nadia, ihm entschwunden war? War er so verschlossen, auf sich selbst gerichtet? Zu egoistisch?
    Im Taumel der Gefühle nahm er ihre Hand und drückte sie an sich, umarmte sie, roch an ihren goldenen Haaren.


    "Soll ich um sie trauern, Nadia? Sage es mir, denn ich vermag keine richtige Antwort zu erkennen. Wie kann ihre Seele sterben, wenn der Körper noch zu mir spricht, so lebendig, so gefühlsvoll wirkt? Wie kann die alte Nadia den Styx überschreiten, wenn sie doch gesteht, dass ihr Herz verschenkt wurde? Es mag sein, dass die alte Nadia dies voller Stolz nicht überwunden hätte, mir die Gefühle niemals offenbart, doch erinnere dich an die Zeit, die Zeit der Zweisamkeit, der Gefühle. Ist sie wirklich tod? Nein, das kann und darf nicht sein."


    Mit Tränen in den Augen löste er sich von ihr, versuchte zu lächeln.


    "Wenn sie fort, gebrochen, so lebe du. Wer auch immer du bist, so lebe du weiter."


    Es war kaum zu bestreiten, dass es seine Schuld war. Und so lächelte er, nachdem die Träne weggewischt worden war, flüsterte es ihr.


    "Ein blinder Mensch kann nie wieder die Pracht der Welt, die Pracht der Lieben, das Leiden derer, sehen. Doch es geschehen Wunder, so gebe ich dir das, was dir schon längst zusteht. Du bist frei, erleide mich nicht, sondern gehe deinen Weg, wohin du magst. Mit meinem Segen und Reue."

  • Nadia war aber schon vor langer Zeit zerbrochen. Es hatte langsam angefangen, zuerst lösten sich nur Staubkerngoße Steine vom Gebirge, diese aber zogen auf ihrem Weg hinunter ins Tal irgendwann immer größere Brocken an, bis eine Lawine in Gang gesetzt wurde die nicht mehr aufzuhalten war. Alles war einfach zu spät. Stumm, aber mit Tränen in den Augen ließ sie sich von ihm in die Arme ziehen und spürte die Geborgenheit nach der sie sich immer so sehr von ihm sehnte. Auch sie konnte ihn riechen und wollte ihn so für immer in ihren gedanken behalten. Ein Stück was ihr niemand mehr nehmen konnte bis in alle Ewigkeiten nicht.


    "Der Körper ist eine Hülle, das zu Hause der Seele, aber Nadias Seele hatte keinen Halt mehr. Vielleicht ist sie es noch nicht ganz und glaube mir ich erinner mich, ich erinner mich zu gut, an alles. Aber ich kann nicht mehr mit diesem Wissen und diesen Erinnerungen umgehen." Ihr fehlten die Worte je mehr er sagte, desto weniger wusste sie was sie sagen sollte, dann seine Tränen, sein Blick. Warum weinte er, wenn er doch keine Gefühle für sie hatte, warum tat er das?


    Verzweifelt sah sie ihn an und hörte seine letzten Worte, als würde er sie von weit, weit weg sagen. "Nein" flüsterte sie, das konnte er ihr jetzt nicht auch noch antun. Das hatte er jetzt nicht gesagt. Sanft schüttelte sie ihren Kopf und sah ihn an, als hätte er sie eben geschlagen. "Das kannst du mir nicht antun. Das ist nicht wahr was du sagst. Nimm es zurück, bitte nimm es zurück."

  • Langsam begann sich alles um sie zu drehen. Das konnte alles einfach nicht wahr sein. "NEIIIIIIIIIIIIN" rief sie erneut, das durfte er nicht und das konnte er nicht so einfach machen. Bittere Tränen rannen ihr über die Wangen und sie sah ihn verständnislos an. "Tu mir das doch nicht an. Bitte alles aber nicht das. Ich will nicht frei sein, ich will es nicht." Vor lauter Tränen sah sie kaum noch etwas und wandte sich von ihm ab. Fast wäre sie gegen die Tür gelaufen, aber sie schaffte es noch diese zu öffnen und rauszulaufen, irgendwohin. Es musste einen Weg geben vor den eigenen Gedanken zu fliehen.............

  • Nachdem der Sklave Nadia bescheid gesagt hatte war sie gleich zum Cubiculum von Furianus gegangen und betrat es. Sie wirkte heute anders, sogar glücklicher und frischer als die anderen Tage. "Du wolltest mich sehen?" fragte sie ihn.

  • Furianus, der entgegen seiner Natur auf dem Bett döste, erhob sich lächelnd.


    "Ja, das wollte ich. Du brauchst dich auch nicht zu setzen, denn wir werden sogleich aufbrechen."


    Er selbst stand nun völlig auf und nahm noch einen letzten Schluck.


    "Deine Freilassung muss natürlich offiziell von dem Prätor abgesegnet werden."

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