Cubiculum | Lucius Flavius Furianus

  • Und so kehrte er nach der mühseligen Durchquerung des Flügels, nach langer und erzwungener Abstinenz in die Räumlichkeiten seines Lebens, seiner Karriere. Hier fing sein politisches Bestreben an, hier war er als Jüngling, hier war er als Consul. Natürlich machten auch die Räumlichkeiten eine Wandlung mit, denn die Bedürfnisse veränderten sich mit dem alter zunehmend. So wurde das kleine Zimmer in einen eigenen Trakt mit mehreren Zimmern umgewandelt, denn als Senator musste man doch recht oft dem Status und der Rolle Tribut zollen.


    Er griff nach einem Papyrus. Ciceros Reden, ja, das würde für Zertsreuung dienen, ehe das Bad angerichtet war. So bequemte er sich auf einen orientalischen Diwan, welchen er hatte in Palma erstehen lassen, und las bedächtig. Ja, er war wieder Zuhause.

  • Zugegebenermaßen etwas unsicher hatte Scato einen Sklaven zum Cubiculum des Flavius Furianus geschickt, er kannte ihn ja nicht, war aber mit ihm verwandt und hatte durchaus das ein oder andere Anliegen mit ihm zu besprechen.. Außerdem, fragen kostete ja nix..


    Sachte klopfte der Sklave Lupus an die Tür..

  • Der ennuyierende Charakter tagespolitischer Themen war so stark, dass er nicht umhin konnte sich das ein oder andere Mal dabei zu ertappen voller Eifer die Lider geschlossen zu haben. Irgendwie nagte der Zahn der Zeit recht stark in den letzten Wochen.
    Mit einer einfachen Tunika lag er also mit seinen Papyri in seinem Cubiculum und roch permanent an seiner Brust. Die neue Salbe, gemicht aus den absurdesten Kräutern und Pflanzen, roch recht eigensinnig. Und dieser Umstand erzürnte ihn ein wenig.


    Schon wollte er harsch einen Sklaven zu sich zitieren, um ein Fläschchen des neuen Parfüms zu holen, welches er erstanden, als es an der Tür klopfte.


    "Ja?", ertönte es schließlich aus der Kehle und er bemerkte, dass der verdünnte Wein irgendwie recht schnell leer wurde.

  • Scato atmete einmal kurz durch, er kannte seinen Onkel praktisch nicht, er hatte ihn gesehen als er klein war, und natürlich zu den obligatorischen Gelegenheiten im Haus, aber es verband sie bisher wenig.. Das sollte sich jetzt ändern, unsicherer als er es sich eingestehen wollte betrat Scato das Cubiculum seines Onkels..
    "Sei gegrüßt Onkel, hast du einen Moment?" fragte Scato, unsicher darüber was Furianus gerade eigentlich machte..

  • Er hustete kurz und musterte den Mann. Oder eher Jüngling. Er kam ihm irgendwie bekannt vor, schob es jedoch auf seine Unzulänglichkeit Namen zu merken und die erzwungene Abwesenheit durch Verbannung. Anscheinend flogen die Jahre nur dahin und er wurde viel zu alt.


    "Es kommt drauf an für wen und für was.", antwortete er daher etwas harsch, denn über familiäre Notstände und gewisse Avancen anderen Frauen gegenüber, gar Heiratspolitik, hatte er einfach keine Lust zu reden. Das ging ihn auch nicht sonderlich viel an, außer es handelte sich um das eigene Kind.


    Aber da er sicherlich nicht durch Zufall mit Onkel angesprochen wurde, obgleich er den Jüngling nicht kannte, traf das nicht zu. Zumindest nicht, dass er wüsste. Natürlich hatte auch er zur richtigen Zeit seine Hörner abgewälzt und Liebschaften gepflegt, aber bis dato kam noch niemand Ernsthaftes, der ihn als Vater ansprechen mochte.
    Kurz musterte er den Mann theatralisch von oben bis unten und nickte als Zeichen, dass sein Gegenüber nun eine Erklärung vorbringen konnte.

  • Scato war etwas verwirrt, gut, sein Onkel hatte einige Sommer mehr auf dem Buckel, und allzu oft hatten sie sich nicht gesehen, aber dennoch, eventuell lag es auch an Scatos Selbstbild dass er es für selbstverständlich hielt dass man sich seinen Namen merken würde. Nachdem Furianus ihm mehr oder minder zu verstehen gab dass er nun sprechen konnte, ergriff der junge Flavier wieder das Wort...
    "Onkel, es ist wohl doch mehr Zeit vergangen als ich zu glauben vermag, aber ich bin es, Caius Scato, der Sohn deines Bruders Titus.. Milo.", erklärte Scato zunächst etwas zurückhaltend, "Ich plane, nein, es ist mein Wunsch, eine Laufbahn im Cursus Honorum zu beschreiten, und es wäre mir eine Ehre, verzeihe wenn ich dich damit so sehr überrasche, wenn ich ein Tironicum fori bei dir absolvieren könnte.", Scato wusste dass er mit der Tür ins Haus fiel, aber er hatte ein Ziel vor Augen und war überaus motiviert..

  • Verwunderte blickte der Flavier den jungen Mann von unten nach oben an. Ja, tatsächlich, eine gewisse Ähnlichkeit war nicht bestreitbar.


    "Ja, du bist es tatsächlich, Neffe. Dass Zeit sehr schnell vergeht wird mir in solchen Augenblicken doch sehr bewusst.", sprach er milde und schürzte die Lippen. Tatsächlich sah er Milo doch ähnlich, hatte jedoch große Züge seiner Mutter in sich. Vom wuchs her normal, zu schmächtig sah er auch nicht aus - eine gute physische Entwicklung, mochte man meinen. Ein Sklavenhändler, welcher geschult in der Beobachtung und Einschätzung von Menschengut war, hätte vielleicht was anderes gesagt. Zum Glück war der Senator auf diesem Gebiet nicht sehr bewandert.


    Er nickte leicht: "Du willst in den Senat. Ein ehrbares Ziel und deinem Namen mehr als würdig. Wie lange weilst du schon in Rom und was hast du getan," er musste leicht überlegen, wie er den Tod Milos als zeitlichen Abschnitt recht gut verpacken konnte, ", nun ja, seitdem deine Mutter sich von der ewigen Stadt abgewandt hatte?"
    Ein Aufwachsen fernab römischer Luft war sicherlich nichts schlechtes, doch gewisse Anreize, insebsondere politische, konnte man nur hier erfahren.

  • "Onkel, es freut mich dich wohlauf zu sehen.", sagte Scato und entgegen seiner sonst eher verhaltenen Meinung hinsichtlich solcher Bekundungen, zumeist waren es ja eher Floskeln, aber tatsächlich war er froh einen nahen Verwandten zu treffen, welcher obendrein noch in der Lage war ihm ein wenig den Weg zu zeigen, "Nun Onkel, ich weile erst seit ein paar Monaten hier, als ich vom Ende des Krieges erfuhr brach ich aus Athen auf, wo ich studierte, einige Zeit davon mit deinem Neffen Dexter. Als ich hier ankam trat ich den Salii Collini bei, und lernte einige weitere junge Patrizier kennen, Tiberier, Claudier, vielleicht werden wir uns noch von gegenseitigem Nutzen sein.", erklärte Scato recht berechnend, aber so war die Politik nunmal, schätze er zumindest, doch er hoffte es bald herausfinden zu können...

  • Der Flavier strich sich bedächtig über die Stirn, um dann plötzlich eben jenen Finger in die Höhe zu hieven.


    "Das werden wir müssen, junger Caius!", ertönte es etwas lauter und er strich sich wieder über das Kinn, ehe er bemerkte, dass diese vage Formulierung für einen jungen Aspiranten auf einen Platz im Senat nicht hinreichend war.


    "Es gibt seit je her Gräben im Senat. Ich spreche bewusst nicht von Fraktionen oder Gruppierungen. Das wäre vielleicht vor dem Debakel, damit meine ich den Bürgerkrieg, noch vertretbar gewesen - heute keineswegs! Es zeichnet sich ab, dass gewisse geistige Umtriebe, insbesondere bei den Homini Novi, langsam politische Entscheidungen zu einem gewissen Kurs hin bewegen. Dieser ist zweifelsohne uns, die alten Familien Roms, jeglicher rechtmäßiger Privilegien zu berauben, um eine neue Ordnung zu erschaffen. Eine Ordnung, die den Blick von uns als privilegierte Schicht abwendet und eher den Status des Senators als neuen Patrizier definiert. Die Germanici sind die ersten Verfechter dieser Theorie, gehörte doch insbesondere einer dieser Sippe zu diesem schändlich neuen Geldadel. Und um diesen zu sichern, fordert er schon seit Dekaden unsrige Steuerfreiheit aufzuheben und diese den Senatoren zukommen zu lassen. Natürlich ist dies primär der Sicherstellung und Ausweitung des persönlichen Vermögens geschuldet. Reudiges, geldgeiles Pack!", stieß er aus und wandte sich verächtlich zur Seite. Dort standen sorgfältig die Büsten der flavischen Kaiser.


    "Natürlich dreht sich, und das zu meinem Bedauern, heutzutage fast alles um den schnöden Mammon. Unsere Geburtsrechte, unseren Status, bin ich jedoch nicht gewillt kampflos zu verlieren. Was geschehen mag, wenn diese Gruppe an Überhand gewinnt, haben wir alle schmerzlich unter Salinator erfahren dürfen. So ein Verbrechen darf sich nicht wiederholen.
    Diese Gruppierung muss bekämpft werden. Warum, junger Caius?"
    , und ehe er die Antwort des jungen Mannes abwartete, sprach er selbst die für ihn gravierende Wahrheit aus: "Weil es schändlich genug ist die persönlichen Rechte und Vorteile in das erste Licht zu rücken und die Staatsräson hinten an zu stellen. Weil es schändlich ist dem Mammon nachzulaufen anstatt Rom als eine glorifizierte Idee und einen Traum zu begreifen. Weil es schändlich ist, und das ist der wichtigste Punkt, dass diese egoistischen Züge die Agressionen in den eigenen Reihen hervor rufen, anstatt sich auf die wesentlichen Probleme Roms mit den Barbaren und Parthern zu konzentrieren. Im Endeffekt kämpfen Römer gegen Römer, Brüder gegen Brüder, und das, junger Caius, wird der Tod dieses glorreichen Imperiums sein. Das kannst du mir glauben.
    Und wir müssen alles daran setzen, um die Staatsräson nach außen zum wichtigsten Thema zu machen. Denn wenn wir an den Grenzen schwach sind, weil wir uns im Innerene bekämpfen, hat der Barbar leichtes Spiel mit uns und steht, die Götter mögen dies vermeiden, irgendwann wie Hannibal ante portas.
    Und dann, ja dann, werden diese Parasiten endlich verstehen, dass sie durch ihre egoistischen Machenschaften Rom in den Ruin getrieben haben. Nur wird es zu spät sein."


    Und just in diesem Moment bemerkte er, dass aus dem Dialog nun eine kleine Rede wurde, dass er zu viel Pathos hinein gebracht hatte und eigentlich vom Thema recht schnell abgewichen war, da es für ihn eine beschlossene Sache nach der Verlautbarung des Caius war.


    "Das kannst du übrigens als die erste Lehrstunde betrachten, junger Caius. Wir patrizier, und andere ehrbare Familien Roms, müssen uns im Schulterschluss üben. Beziehungen sind daher von großer Bedeutung. Pflege sie wie die Blumen im eigenen Hortus, sie dürfen nicht verkommen - insbesondere unter euch Jungen, die ihr die nächste Generation darstellt. Ihr müsst lernen persönliche Querelen zum Wohle Roms zu überwinden.", er hob abermals den Zeigefinger.
    "Und damit meine ich keineswegs, dass du dich nun anbiedern musst. Kokettiere ein wenig, doch wisse um deine politischen Grenzen. Wer ein Strohalm bleibt, wird irgendwann im Winde umknicken. Ein großer Baum dürfte dies nicht."

  • Scatos Augen flackerten gepackt vom Ehrgeiz als sein Onkel sprach. Er hatte gedacht dass der Krieg und die Flucht ihn müde gemacht oder gar gebrochen hätte, doch in diesem Mann loderte ein Feuer in welches Scato nur zu gern weiteres Öl gegossen hätte, doch war es auch durch die, zugegeben, sehr vollmundig gewählten Worte, bereits auf ihn übergesprungen..
    "Onkel, du sprichst mir aus der Seele, doch fürchte ich dass ich Übung benötige im Handwerk der Politik, damit ich ein weiterer Mann werden kann der gegen das Unrecht welches die Unseren erfahren aufsteht und kämpft." Scato ertappte sich bei einem ungewöhnlich emotionalen Ausbruch, wenn es so im Senat zuging, musste Scato noch an seiner Rhetorik feilen..
    "Ich danke dir für diese erste Lektion, es ist mir eine Ehre dass du mich unterstützt Onkel.", zumindest hatte Scato dies so aufgefasst, "Wer ist dieser Germanicus welcher uns so schändlich unserer Rechte berauben will?", fragte Scato dann doch noch nach, nicht aus Höflichkeit, sondern aus purer Neugier und natürlich um einen Einblick in die Politik Roms zu erhalten, denn er kannte zwar die Struktur, doch die Namen und Gesichter waren für ihn noch ein Novum, so fernab von Rom kamen solche Informationen nur spärlich an seine Ohren.

  • Der Flavier nickte wohlwollend, denn die Motivation des Jungen war ihm sehr recht.


    "Ein scharfer Verstand und ein wenig Feingefühl für die Ambitionen und Wünsche deines Gegenübers machen aus dir einen guten Politiker. Wenn du ein großartiger Politiker werden möchtest, musst du begeistern können, um taktisch etwas dahin zu forcieren wo es dir gerade recht ist.", gab er von seinen Weisheiten preis und wusste selbst, dass hierzu auch noch Macht, jedweder Einfluss und Geld eine große Rolle spielten. Leider.


    Er nickte abermals. Ihm musste man nicht danken, wollte er doch alles dafür tun, um diese Motivation und Ambition Scatos in die richtige Bahn zu lenken. Die Bahn, die er gesichert haben wollte, die Bahn der aristokratischen Interessenvertretung.


    "Germanicus Avarus." und sein Puls schwoll bei diesem Namen unweigerlich an: "Ein reudiger Schurke, der an der Spitze des Postwesens seine Sesterzen zählt. Ein raffgieriger und gewitzter Parasit. Ich erlaube mir sogar zu behaupten, dass jene Made unsere Post öffnen und notieren lässt, um die taktischen Züge meiner Politik im Voraus zu wissen. Ihm wären wohl alle Mittel recht.", seine Hand ballte sich zur Faust, ehe er dies Augenblicke später erfasste.


    Sim-Off:

    Musst das Tiro Fori akzeptieren und dann ist es offiziell. ;)

  • "Onkel, sei dir gewiss dass ich dich nach Kräften unterstützen werde um unseren Stand gegen solche Emporkömmlinge zu verteidigen!", bekräftigte Scato und innerlich flammte seine Abneigung gegen den Germanicer bereits auf, "Ich freue mich dass du ein offenes Ohr für mein Anliegen hattest, und umso mehr, dass du mir hilfst, genauso wie ich hoffe dir helfen zu können Onkel.", sagte Scato, auch wenn er nicht so recht wusste wie er seinem allseits bekannten Onkel helfen könne, es wären wohl eher die kleinen, profanen Dinge gewesen, mit welchen sich sein Onkel nicht beschäftigen wollte, aber das war ihm recht, jeder Anfang war schwer.
    Scato verneigte sein Haupt nochmal voller Respekt bevor er in sein Zimmer zurückkehrte. Der erste Schritt in die Politik, und mit seinem Onkel an seiner Seite, wohl kein schlechter..

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