• .... schliefen die beiden Racker und ich hatte ein wenig Ruhe. Um diese zu geniessen, hatte ich eine Sklavin gebeten auf die beiden aufzupassen und mich in den Garten begeben. Ich fühlte mich der Natur mehr verbunden als den Häusern und so saß ich gerne hier und genuss den Duft der Blumen und das Gefühl von Freiheit. Manchmal hatte ich das Gefühl von Sand unter meinen Fingern, aber ich wusste nicht woher.
    Entspannt hielt ich das Gesicht in die immer noch angenehme HErbstsonne.

  • Wie so oft in diesem angenehmen und wunderschönen Herbst hatte ich mich nach draußen begeben. Dieses Mal allerdings nur ins Perystil, denn für einen großen Spaziergang fehlte mir die Lust und die Gesellschaft. Doch da fand ich tatsächlich jemanden, der wohl den gleichen Gedanken nachging wie ich: Pentesilea. Und endlich mal ohne die beiden Schreihälse - die zwar meine Kinder waren, aber...


    "Pente, schläfst du?"


    fragte ich mit einem Grinsen auf den Lippen.

  • "Mir geht es ganz gut, doch wie sollte es anders sein? Ich lenke mich hervorragend ab, habe eine gute Familie und ein recht erfülltes Leben. Zumal auch das Wetter seinen Beitrag hinzutut."


    Ich setzte mich neben sie und sah sie an.


    "So? Wo warst du denn?"

  • "Ich weiss es nicht. Wenn ich draussen bin, sei es hier oder im Park oder am Strand, dann habe ich das Gefühl, dass ich Sand unter den Füßen habe und zwischen den Händen. Nicht diesen Sand hier, von Tarraco, anderen... heisseren, aber ich weiss nicht was für einen."
    Ich zuckte leicht mit den Schultern.
    "Naja, ich weiss ha eigentlich fast nichts, mh?"

  • "Von deiner Vergangenheit bevor wir uns kennengelernt haben, weiß ich leider auch nicht besonders viel. Ich kann dir verraten, was während der Zeit bei mir war, aber..."


    Ich stockte kurz. Ich hatte Angst sie zu verlieren. Vielleicht würde ich sie freilassen, es käme auf ihren Standpunkt an. Doch ich wollte sie dennoch gern bei mir haben.


    "... möchtest du es denn hören?"


    wich ich meinen eigentlichen Worten aus.

  • Ich dachte eine Weile nach. Wollte ich es hören? Vielleicht. Aber war nicht die Unwissenheit auch ein Segen? Andererseits, diese Ungewissheit war manchmal schon schlimm.
    "Ja, ja ich denke schon. Ich würde gerne mehr wissen, mehr über meine Vergangenheit und über mich. Auch über Dich und Minervina und all das..."
    ICh machte eine ausladende Bewegung.

  • Ich atmete einmal tief durch - ich würde anders anfangen.


    "An was kannst du dich erinnern? Ich weiß, es wird nicht viel sein. Was weißt du über mich und um unser Verhältnis? Was von Minervina? Ich schätze, wie du hierher gekommen bist, weißt du nicht mehr?"

  • Ich zuckte mir den Schultern. "An gar nichts mehr. Ich weiss ja nicht einmal, ob ich wirklich Pentesilea heisse. Ich meine, keine Angst, ich vertraue Dir da, aber ich kann mich halt nicht entsinnen...
    Das erste und immer noch einzige, was ich weiss, ist wie ich wach wurde in einem dunklen, stinkenden Raum, mit irren Kopfschmerzen und mich von den Fesseln befreite."
    Gedankenverloren fuhr ich mit den Finger über meine Handgelenke, wo immer noch die Narben zu sehen waren von der Aktion.

  • Ich ergriff eine ihrer Hände. Ich wusste nicht, ob ich es ihr sagen konnte, hatte Angst vor ihrer Reaktion. Ich hatte mich sehr an sie gewöhnt und mir tat es leid, dass ich damals diesen brutalen Kerl auf sie angesetzt habe. Sanft strich ich über die Narben.


    "Ich habe dich suchen lassen. Kurz zuvor hatte ich dir einen Auftrag erteilt, von welchem du jedoch nicht zurückkehrtes. Niemand hat dich auffinden können, bis du mir eines Tages wieder in die Arme gelaufen bist, wenn du dich erinnerst."


    Ich sah ihr in die Augen. Ich hatte schlechtes Gewissen, weil ich solange geschwiegen habe. Hätte ich es doch damals schon getan. Aber ich war viel zu schwach gewesen.

  • Ich lächelte und legte meine Hand auf jene, die über die Narben strich. "Ich entsinne mich. Es ist alles ein wenig verwiirt und dunkel, aber ja, ich weiss noch, wie ich Dir über den Weg lief und Dich nicht erkannte und nicht wusste, wo ich war und wer. Du sagtest mir, dass Du mich hattest suchen lassen, glaube ich.
    Und das nächste, woran ich mich entsinne ist eine fürchterliche Übelkeit und schwankender Boden. Ich glaube, für Schiffe bin ich nicht geschaffen, oder? War ich es früher auch nicht?"

  • "Nein, so ward mir zumindest berichtet. Und das was ich selbst gesehen habe sah auch nicht besonders seetüchtig aus. Aber mach dir nichts draus, dafür kannst du wesentlich besser mit Kindern als ich."


    Der Nervosität in meinem Blick wurde nun ein Lächeln hinzugefügt. Dann seufzte ich kurz.


    "Du bist vor gut 6 Jahren zu uns gekommen, durch Maximus. Ein paar Monate vor Minervinas Geburt..."

  • Auch ich musste kurz lächeln. "Naja, Du müsstest Dich nur mehr mit ihnen auseinandersetzen."
    Dann begann sie zu erzählen und ich sah sie gespannt an, etwas nervös auch, weil ich nun mehr über mich erfahren sollte.
    "Wie kam ich zu Euch? Hat er mich angestellt? Habe ich vorher schon woanders gearbeitet? Auch bei Patrizier?"

  • "Wie gesagt, was vorher war, weíß ich kaum. Aber ich glaube... Na.. Du bist jedenfalls.. damals als Sklavin zu uns gekommen. Mit dir konnte man kaum sprechen und erst durch Minervina wurdest du ruhiger, wir freundeten uns langsam an."


    Ich wandte den Blick ein wenig ab und sah an ihr vorbei. Ich brachte es nicht fertig, sie anzusehen. Das Schwerste war nun gesagt, je nach Reaktion konnte man jetzt ruhiger weiter sprechen.

  • Ich wurde bleich. ICh war eine Sklavin? War ich es nur gewesen oder war ich es noch? Warum hatte sie es nicht eher gesagt? Warum hatte sie es mir bis hierhin verschwiegen und mich glauben machen, ich sei nur eine Dienerin?
    Leise fragte ich:
    "Bin ich es immer noch?"

  • "Ich weiß es nicht. Du bist meine Freundin. Ich habe dich niemals als eine Sklavin angesehen, du warst nur auf dem Papier, nach dem Recht und nach der Sitte eine Sklavin. Was dich bislang auch vor vielem bewahren konnte."


    Ich hatte meine Lautstärke gesenkt und sah langsam wieder zu ihr.

  • "Bewahren?" fragte ich verständnislos. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das meine Kopfschmerzen plötzlich wieder da waren, die ich schon so lange nicht mehr hatte. "Und... wieso konnte man mit mir kaum sprechen?"

  • "Weil du sehr aggressiv warst und niemanden an dich herangelassen hast. Und deshalb auch bewahren. Als meine Sklavin habe ich jede Verantwortung für dich."


    Ich drückte ihre Hand leicht. Es tat mir schon jetzt leid, dass ich es gesagt hatte. Ich hätte sie belügen sollen und heimlich ein Pergament ausschreiben, welches sie freistellte.

  • Meine Hände waren eiskalt udn ich immer noch sehr bleich. "Aggressiv... warum?"
    Ich konnte mich nicht erinnern und konnt emich auch nicht als solche vorstellen. Heute war ich meist schweigsam, ruhig, mit den Kindern meist beschäftigt. Manchmal vielelicht ungeduldig, aber sonst eben eher still.

  • "Weil du von deiner Heimat fortgerissen wurdest. Das hat dir damals verständlicherweise nicht gepasst. Und du hast auch versucht nach Hause zurückzukehren, nachdem Minervina und ich wieder auf den Beinen waren, hättest es auch fast geschafft. Dann hat dich aber ein Bekannter zu mir zurückgebracht."

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