Officium des Rectors

  • Aintzane blickte kurz zurück, sah das breite Grinsen von Assindius (obwohl er es - nicht gerade fachmännisch - zu verstecken versuchte) und verdrehte die Augen. Typisch.
    In dem Moment hörte sie, wie man "herein" rief, und Aintzane tat das auch. "Salve, Rector! Ich komme von Claudia Aureliana Deandra, sie lässt fragen, ob es Sonderausbildungen und geplante Kurse gibt und wo man darüber Auskunft erhalten kann!"

  • Adria legte gemächlich die Schriftrolle, die sie in der Hand gehalten hatte, in ein Regal zurück, bevor sie antwortete.
    "Salve!
    Richtig bist du zumindest schon einmal bei mir.
    Kannst du mir auch sagen, was sie mit Sonderausbildungen meint, was sie daran interessiert? Zu geplanten Kursen ... "
    , sie stockte ein wenig, da für die nächste Zeit leider nichts Konkretes geplant war, "... nunja, auch hier: hat sie an bestimmten Kursen Interesse?"

  • "Den bekannten Grundkurs, Cursus Res Vulgares, wobei ich vermute, deine Herrin ist daran eher nicht interessiert. An weiterführenden Kursen ist für die nächste Zeit noch kein Kurs zu einem bestimmten Thema geplant. Für Personen, die jedoch so einen Kurs für ein politisches Amt benötigen, die nächsten Wahlen stehen ja auch bald an, wird es aber eine Möglichkeit geben."
    Fragend schaute sie die Sklavin an und war gespannt, ob das Gespräch nun weiterhin mit der eher ahnungslosen Sklavin geführt würde.

  • Ich fand es beachtlich, wie gut sich Aintzane schlug, aber letztlich brachte mich das nicht weiter. Ich seufzte, überwand mich und trat hinzu.


    „Salve, Aelia. Um es kurz zu machen, ich suche eine Möglichkeit, meinen Sklaven in Tierheilkunde ausbilden zu lassen. Kannst du mir diesbezüglich weiterhelfen? Wenn es keine speziellen Kurse gibt, wäre der Verweis auf einen Privatlehrer auch hilfreich.“


    Insgeheim ärgerte ich mich, dass ich Aintzane nicht vor dem Officium noch um eine Auskunft gebeten hatte. Mal sehen, wie ich das nachholen konnte, ohne dass es zu grotesk vor dem Rector der Schola wirken musste.

  • Bevor Aintzane antworten konnte - was hätte sie auch antworten können? Vermutlich hätte sie wie ein Fisch um eine Antwort gejapst - erlöste sie Deandra.
    Das nächste Mal würde sie Deandra übrigens noch fragen müssen, was "anstehen" bedeutet - hat das nicht etwas mit warten zu tun? Egal.
    Sie trat, dankbar gegenüber ihrer Herrin, zurück und stellte sich neben Assindius. "Tierheilkunde...", wisperte sie ihm zu "Viel Spaß... oder besser gesagt, versuch' wenigstens, dabei Spaß zu haben." Ihr graute vor dem Gedanken, in den Innereien eines kranken Tieres herumzuwühlen.

  • "Salve, Deandra!", grüßte Adria möglichst freundlich zurück. Sie konnte sich nicht helfen, Deandra schien ihr bei jeder Begegnung unsympathisch.
    "Tierheilkunde", wiederholte sie und gönnte sich eine kurze Bedenkpause.
    "Ich glaube nicht, dass wir an der Schola einen Kurz zu diesem Thema anbieten werden. Dafür würden sich kaum genügend Interessenten finden lassen.
    Ich kann dir auch leider keine Empfehlung für einen Lehrer geben, es ist mir selbst niemand bekannt, tut mir leid.
    Man könnte man sich an größere Gestüte wenden, vielleicht würde sich dort so jemand finden."

  • Ich flüsterte Aintzane entgegen:


    "Früher hab ich die Viechers, selber gejagt. Heute darf ich sie gesund machen. Ich sehe es schon deutlich vor mir, irgendwann liegt ein krankes Vieh auf der Strasse und ich muss es mitnehmen und es gesund pflegen. Scheiße"

  • Voll von Mitteilnahme sah Aintzane Assindius an.
    "Mein aufrichtiges, tiefes Beileid. Na ja... vielleicht kann ich dir irgendwann einmal dabei helfen."

  • Zitat

    Original von Aelia Adria
    "Man könnte man sich an größere Gestüte wenden, vielleicht würde sich dort so jemand finden."


    Die Antwort war insgesamt wenig ergiebig. Vor allem der letzte Satz ließ meine Augenbrauen für einen Lidschlag zusammenziehen, besaß meine Familie doch das in Italia berühmteste Gestüt. Genau darum ging es ja, ich wollte eine Optimierung der bereits vorhandenen Kenntnisse, um größere Zuchterfolge erzielen zu können.


    "Ja, gut. Das hilft mir jetzt nicht weiter, aber entschuldige mich für einen Moment, es bedarf noch einer Rücksprache."


    Eine wirklich blöde Situation, denn was ich Aintzane zu sagen hatte, ging niemand etwas an, aber noch einmal wiederkommen, wollte ich auch nicht. Ich winkte meine Leibsklavin heran. Sehr nahe an mich heran.

  • Adria runzelte die Stirn. Woher sollte sie schon etwas über Tierheiler wissen. Auf den Gestüten oder großen Landwirtschaften würde es schon genug Männer gegeben, die Erfahrung in der Pflege und Behandlung von krankem Vieh haben, aber so etwas gehörte nicht an eine Bildungseinrichtung.

  • Aintzane wunderte sich über die Geheimnistuerei von Deandra. War es ein Staatsgeheimnis? Ja, genau, einer Sklavin würde man so etwas anvertrauen, schalt sie sich im nächsten Moment selbst. Also brachte sie ihr Ohr ganz nah an Deandras Mund und hielt den Atem an, um auch wirklich alles mitzubekommen.

  • Ich sprach in Richtung meiner Sklavin und in einem sehr gedämpften Ton.


    „Du bist bereits umfassend vorgebildet, das hat mich bereits vor Tagen auf die Idee gebracht, dich womöglich für anspruchsvollere Tätigkeiten zu nutzen. Ich könnte in absehbarer Zeit jemand brauchen, der über geschultes Wissen verfügt und das vermitteln kann. Traust du dir so etwas zu? Wenn ja, würde ich Geld in dich investieren.“


    Auf ihre Reaktion war ich durchaus gespannt.

  • Aintzane bewegte sich mit ihrem Kopf etwas weg und sah ihre Herrin an. Ihr Munhd war zu einem O des Erstaunens geformt, welches sich langsam in ein warmes Lächeln verwandelte.
    "Ja, natürlich.", sagte sie halblaut, aber selbstbewusst.

  • Ich nickte, weil ich Aintzane richtig eingeschätzt hatte.


    „Der Rector“, und ich liebte es, Frauen in Ämtern mit der korrekten Amtsbezeichnung, nämlich der für einen Mann, zu betiteln, „wird sicher Schwierigkeiten machen, weil du keine Bürgerin bist“, raunte ich zurück. „Wir versuchen es trotzdem und wenn es misslingt, werde ich andere Lösungen finden.“


    Damit richtete ich den Kopf wieder zu einer stolzen Haltung auf und sah Aelia an.


    „Ich möchte meine Sklavin, die bereits eine außerordentliche Vorbildung hat, schulen lassen, am Geld soll es nicht scheitern. Welche Lösungen kannst du mir anbieten?“

  • „Rhetorik wäre nicht übel oder aber auch juristische Kenntnisse.“ Einen Augenblick dachte ich nach. „Die Naturwissenschaften, ja die würde ich auch noch zweckmäßig finden. Auf jeden Fall nicht diese Einsteigerkurse, CRV und wie sie alle heißen ;) . Über diesen Kenntnisstand verfügt meine Sklavin längst.“


    Abwartend schaute ich Aelia an, machte mir allerdings keine allzu großen Hoffnungen, dass Geld an dieser Stelle behördliche Phlegmatik außer Kraft setzen könnte. Aber man sollte nie zu früh die Hoffnung aufgeben. Das hatte man mich bereits als kleines Mädchen gelehrt.

  • Achja, die Rhetorik. Wie oft schon hat sie diesen Wunsch gehört und noch immer konnte sie keinen annehmbaren Lehrer dafür auftreiben.
    "Zur Rhetorik kann ich dir leider derzeit nichts anbieten.
    Doch wir haben in unserer Bibliothek Texte über die Einführung in die juristische Lehre von Marcus Vinicius Hungaricus liegen, die er anlässlich eines Kurses vor längerer Zeit abfasste. Ihr könnt davon gerne Abschriften erhalten.
    Zu diesem Kurs werden auch Prüfungen abgenommen, wenn Interesse besteht. Ich glaube zwar, bisher hat sich noch keine Sklavin daran gewagt, aber wenn es euer Wunsch ist. Allerdings setzen wir dafür eigentlich den Cursus Res Vulgares voraus."

  • Die Antwort überraschte mich, daher trat ich einen Schritt näher. Ein tolles Angebot, wie ich fand, dabei konnte ich es noch gar nicht glauben.


    "Eigentlich bedeutet ja eine Einschräkung, nicht wahr?", erwiderte ich lächelnd. "Würdest du denn einmal eine Ausnahme machen?"
    Weiterfragen wäre ja nach der Antwort immer noch möglich, also hielt ich inne und schaute Aelia erwartungsvoll an.

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