[Sedes] Marcus Artorius Falco

  • "Ich habe bereits drei Leben auf dem Gewissen. Außerdem mehrere Senatoren bestohlen, einen Offizier stark verletzt und viel betrogen. Glaubst du dass ich so jemals auf eigene Beine komme?"


    Meine Frage war ehrlich gemeint, auch wenn sie in ziemlich zynische Worte gepackt war. Ich drehte mich wieder zu ihm um und sah in sein Gesicht auf.

  • Hatte sie so viel Dreck am Stecken? Was hatte ich mir da nur in die Wohnung geholt? Auch wenn ich vermutete, dass die Morde wohl eher Unglücke waren.


    Ich schrieb ihr nicht viele Chancen zu, doch man sollte die Hoffnung nicht aufgegeben. So flunkerte ich ein wenig.


    "Sicher kannst du es schaffen, wenn du es willst! Das ist Rom, meine Liebe!"


    Ich drehte mich um, um meinen Becher wieder voll zu machen und um ihr nicht mein Gesicht zuwenden zu müssen. Vielleicht könnte sie auch aus einem Gesicht lesen, wie aus einem Buch...

  • "Rom..."


    wiederholte ich trocken.


    "Rom mit den Cohors Urbanae, den Vigiles und des Kaisers Pratorianern. Rom mit seinen Senatoren. Rom mit vielen Augen. Vielleicht ist ja ein anderer deines Schlags hinter mir her?"


    Ich lehnte mich erschöpft gegen die Wand.


    "Hach, stimmt. So gute Voraussetzungen hatte ich nie. Immerhin schlafe ich zum ersten Mal seit ich von daheim fortgekommen bin in einer Wohnung."


    Meine Stimme troff vor Sarkasmus.

  • "Ja, diese Einheiten sind hier alle stationiert, doch glaubst du, dass sie so viel Macht dort auf der Strasse haben? Wenn dem so wäre, wäre ich arbeitslos!"


    sagte ich trocken, während ich mir eingoß. Dann sah ich sie an, füllte einen zweiten Becher und reichte diesen ihr.


    "Mein Reich ist auch dein Reich, solange du ehrlich zu mir bist!"


    Was machte ich da bloß?

  • "Keine Angst. Vermutlich sind deine Worte wie die Meisten bislang nicht besonders erfreut gesprochen. Ich werde nicht lange hier sein, möchte dich genauso wenig wie die anderen gefährden. Auch hier wird sicher wieder etwas schief laufen..."


    Ich gab ein tiefes Seufzen von mir.


    "Bislang habe ich dich noch nicht angelogen und dir auch kaum etwas verschwiegen. Was mich selbst ziemlich wundert. Ich bin jedenfalls verrückt, dass ich dir alles erzähle. Warum sollte ich lügen wenn ich selbst schlecht über mich spreche?"


    Ich lächelte spöttisch und der Spott galt mir selbst. Ich sah ihn an und versuchte etwas in seinen Zügen zu erkennen, doch es gelang mir nicht.

  • "Nun nimm schon den Becher und mein Angebot an. Was besseres als so ein guter Samariter wir mir, kann dir doch gar nicht begegnen. Seh es als Starthilfe. Und jetzt Kopf hoch!"


    Ich musterte sie kurz.


    "Mag sein, dass du mich noch nicht angelogen hast, doch wollte ich diese Sache von vornherein klar stellen, damit es nicht zu Mißverständissen kommt!"


    Ich kannte Menschen von ihrem Schlage. Sie konnten meistens nichts dafür.

  • Unbeholfen zuckte ich mit den Schultern. Na, nett war er alle Mal. Ich rang mir ein schwaches Lächeln ab und ergriff den Becher.

    "Ich nehme dein Angebot vorübergehend an, aber ich möchte mich nicht für ewig festlegen. Sobald ich des nachts einmal nicht da bin, kannst du damit rechnen, dass etwas geschehen ist. Ob du dir Sorgen machst oder nicht bleibt dir überlassen."


    schmunzelte ich. Ich nippte an dem Wein und hätte ihn am liebsten wieder ausgespuckt. Ich mochte dieses römische Gesöff ganz und gar nicht, doch was half es? Nichts.

  • Es war ein Anfang und ich schien ihr Vertrauen zu gewinnen.


    "Von nun an hast du jemanden in Rom, der auf dich aufpasst! Auch wenn du mir jetzt sagen wirst, dass du ganz gut selber auf dich aufpassen kannst! Sagen wir mal, ich bin soetwas wie ein großer Bruder!
    Und sei dir sicher, dass ich dich in Rom finden werde, wenn du mir abhanden kommst! Immerhin bin ich Privatermittler und kenne diese Stadt!"


    Auch wenn man immer wieder Überraschungen erleben konnte.

  • "Nein, das hätte ich wahrscheinlich nicht gesagt, denn ich kann eigentlich überhaupt nicht auf mich selber Acht geben. Ich stolper ständig von einer Falle in die nächste und... Naja."


    Ich schaute in meinen Weinbecher und seufzte. Das alles sollte ich austrinken? Dieses bittere, unerträgliche Zeugs? Noch ein Seufzen kam von meinen Lippen als ich wieder zu ihm aufsah.


    "Ich werde zusehen, dass ich nicht abhanden komme."


    lächelte ich, aber es war kein wirkliches Lächeln. Mein Blick verriet so ziemlich nichts über meine Gedanken.

  • "Gut, dann hätten wir ja alles wichtige geklärt! Ich nehme doch an, dass ein 'Bruder' dir lieber ist als ein 'Vater' oder? Denn Falco ist bestimmt kein gutes Vorbild in diesen Sachen!"


    Ich goß mir nochmal nach. Was für ein Tag.

    "Me hercle!"


    Dann machte ich Anstalten, ihren Becher aufzufüllen-

  • "Ohhh nein!"


    rasch zog ich meinen Becher mit dem Weine zurück und schüttelte demonstrativ den Kopf.


    "Mit Honigmet kannst du mich locken, aber mit Wein... da bleibe mir vom Leibe!"


    grinste ich nun doch wieder etwas mehr in der Realität. Ich beschloss meine traurige Miene abzulegen, vermutlich wusste er nichts damit anzufangen. Und was ich erreichen wollte hatte ich ja vorhin schon erreicht. Ohne dass ich ihm etwas vorspielen musste.

  • Sie war wirklich keine Römerin. Honigmet.. Ja davon hatte ich gehört und ich kannte ihn auch selber. Denn ich war einmal dort in Germanien mit meiner Truppe. Aber ich bleib doch lieber bei dem normalen Wein und fügte diesem manchmal etwas zu, wenn ich etwas da hatte. Doch auch für die ganzen Weinpanscher hatte ich nichts übrig.

    "Nun, wenn du keinen Wein magst, bist du in Rom falsch, meine Liebe! Und irgendwelche exklusiven Dinge kann ich dir nicht anbieten. Möchtest du etwas Wasser in deinen Wein?"


    Sie begann zu lächlen und das freute mich. ich konnte langsam nicht mehr in diese traurige Mine blicken.


    "Hast du schon den Göttern deine Aufwartung gemacht? Nicht jede Gottheit schenkt einem zwar Gehör, aber manchmal bringt es was! Vielleicht lösen sich dadurch deine Probleme. Vielleicht kann ich dir auch noch mehr helfen?!"

  • "Nein Danke! Ich trinke das hier jetzt einfach aus und mache mich dann an dem normalen Wasser zu schaffen. Davon ernähre ich mich ohnehin schon seit ziemlich langer Zeit. Als Kind habe ich nichts anderes trinken dürfen und mittlerweile kann ich nichts anderes mehr trinken. Es gab nur eine kurze Zeit wo ich mich des Bieres und Mets bedient habe!"


    grinste ich und sah ihm in die Augen.


    "Naja, ausgesucht habe ich mir meinen Zielort nicht, ich bin einfach den Wegen gefolgt die sicher schienen und die mich weiter brachten. Mehr nicht. Wo mich meine nächste Reise hinführt? Das wird man dann sehen."


    Ich schwieg kurz und sah in meinen Becher - so viel noch. Ei leichtes Stöhnen kam von mir ehe ich tapfer einen weiteren Schluck von diesem nahm. Er war so furchtbar bitter, dieser römische Wein. Und schmeckte überhaupt nicht. Ich hob meinen Blick wieder, spielte die Resignierte.


    "Aber was soll's. Hier werde ich ja erstmal sicher sein, nicht wahr?"


    ich zwinkerte ihm zu, als er wieder ansetzte.


    "Götter? Nein, ich habe den römischen Göttern noch nie geopfert und ich weiß nicht einmal ob ich überhaupt die Hälfte von ihnen kenne. Ich meine, ganz ließ es sich durch meine Reise durchs Imperium nicht vermeiden, aber alle..? Welcher Gottheit sollte ich denn deiner Meinung nach opfern?"


    Ich zog voller Skepsis eine Augenbraue hoch und stellte den Becher in einer eleganten Geste auf eine Fläche die sich gerade anbot - ohne genau hinzusehen wohin.

  • Ich beobachtete sie. Würde sie nie irgendwo sesshaft werden? In einer Stadt wie Rom, konnte eigentlich jeder untertauchen. Höchstens Alexandria war noch besser.

    "Naja, nun bist du erstmal hier und bleibst es hoffentlich erstmal auch. Du musst langsam dein Leben ordnen, Mädchen! Bei den Göttern kann ich dir nur Fortuna wärmstens empfehlen, denn ein wenig Glück kann jeder gebrauchen"


    Ich musste grinsen, als sie den Wein hinunter würgte. Sicher, es war nicht der beste Wein, aber so übel war er auch nicht. ich hoffte nur, dass sie wenigstens im Allgemeinen Alkohol vertrug.


    "Wie ich schon sagte, bist du hier relativ sicher. Es kann wie gesagt nur sein, dass jemand nach mir sucht und mir an den Kragen möchte. Ansonsten hast du nichts zu befürchten. Hier in der Strasse fällst du nicht auf, denn hier interessiert sich niemand für den anderen. Sollten deine Verfolger dennoch so hartnäckig sein, werde ich mich um sie kümmern. Vielleicht kannst du meine Talente gut gebrauchen, doch umsonst kann ich nicht ermitteln. Aber zumindest werde ich mich über dein letztes Vergehen umhören!"


    Ich zwinkerte ihr zu.

  • "Fortuna... Ich kenne sie nicht. Ich kenne nur wenige, unter Anderem euren Hauptgott Iuppiter oder auch Minerva... So hießen sie doch, nicht wahr?"


    Ich lächelte und machte ein paar Schritte auf ihn zu, die allerdings sehr beschwingt waren und ebenfalls von einem unbestimmten Lächeln begleitet. Währenddessen erzählte er und ich ließ meinen Blick nicht einmal aus seinen Augen.


    "Vielen Dank, Falco. Ich weiß schon jetzt, dass ich deine Hilfe sehr gut werde gebrauchen können, allein wegen der Unterkunft - und meiner Verfolger. Doch ich möchte mich dir nicht zu sehr aufdrängen und dir irgendwann zur Last fallen. Ohne dass du mich jetzt falsch verstehst, wie könnte ich es wiedergutmachen? Ich möchte mich irgendwie revanchieren..."


    Oh und ob er es falsch zu verstehen hatte. Nein, eher richtig. Ich tat es aber nicht nur aus 'Pflichtbewusstsein', dachte es nicht deshalb, sondern weil ich ihn zum Einen auch sehr gern mochte. Und was sprach schon dagegen? Wir kamen gut aus, waren Mann und Frau, ich lebte in seinem Heim, er sah gut aus, half mir und ich? Ich mochte ihn.

  • Wie hatte ich das denn nun zu verstehen? Ich schaute sie prüfend an. Lag da eine gewisse Doppeldeutigkeit in ihren Worten? Ich nahm schnell noch einen Schluck Wein zu mir.


    "Nun zum einem könntest du mir versprechen, von der schiefen Bahn weg zu kommen. Du hast nun Geld, einen Freund und eine Unterkunft! Alles was man für einen neuen Start braucht. Und wenn du es willst hast du jemanden, der sich um deine Hintergrundgeschichte kümmert, auch wenn ich es nur nebenbei tun kann, weil ich meine Aufträge bearbeiten muss, sonst haben wir beide keine Unterkunft mehr. Es sei denn, du kannst zahlen...!"

  • Ich ignorierte seine Worte was meine Bahn betraf. Ich hatte durchaus etwas dazu zu sagen, doch nicht jetzt.. Ich wollte keine erneute Diskussion beginnen. Ich blieb direkt vor ihm stehen und sah von unten mit einem kessen Blick zu ihm auf.


    "Damit du deine Arbeit machen kannst, brauchst du doch sicherlich auch ein wenig Fürsorge, nicht wahr? Um meine Geschichte musst du dich noch nicht kümmern, das ist nicht so wichtig. Ich habe es bis hierher geschafft. Sorgen wir uns lieber um die Zukunft..."


    Ich legte meine Hand auf seine, welche den Weinbecher umschloss und führte diese sacht zu dem Tisch und stellte auf diesem den Becher dort ab, seine Hand noch immer umeschließend und ihn anlächelnd.

  • Ich ließ es mit mir geschehen, schaute sie aber iritiert an.


    "Nun, ich war eigentlich immer der Einzelgänger. Das bringt mein Beruf mit sich. Außerdem weiß man in Rom nie, wenn man Vertrauen kann...!"


    Ich wusste nicht was sie wollte. Sicher, sie sendete eindeutige Signale, aber was die Intention dahinter war, verstand ich nicht. Empfand sie Lust, wollte sie mit mir spielen, oder sah sie sich in der Pflich, sich auf diese Art und Weise zu bedanken?

  • Als seine Hand den Becher endlich losgelassen hatte, flocht ich unsere Hände zu einem Handballen zusammen und schmiegte mich mit meinem Körper an ihn, mein Lächeln mittlerweile lasziv.


    "Du musst mir auch nicht beständig vertrauen, du musst es nur jetzt. Du brauchst nicht befürchten, dass ich dir etwas tue, schließlich stellst auch du für mich keine Bedrohung dar!"


    Zur Unterstreichung meiner Worte zog ich den Dolch heraus und warf ihn ein paar Schritte von uns fort auf den Boden. Mit meiner Linken Hand strich über seine Schläfen, während ich mich auf die Zehenspitzen stellte und seinen Hals küsste.

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