Casa et Taberna Petronia

  • Es war voraussehbar, dass diese Auseinandersetzung zwischen dem Fremden und mir nicht unbeachtet blieb. Glabrio hatte seine Taberna gut im Griff und dazu gehörte selbstverständlich auch, dass er informiert war, über alles, was dort geschah und war bestrebt, dass es keine Streitereien unter den Gästen gab und schon gar keine Übergriffe, seitens seiner Angestellten. Er hatte es ja selbst mit angesehen, wie ich dem unflätigen Kerl eine Ohrfeige gegeben hatte. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass er nun herbeieilte und sich zwischen mich und Catu stellte. Von dem, was gesprochen wurde, verstand er kein Wort. Im Allgemeinen beherrschten die wenigsten Römer eine andere Sprache als Latein oder Griechisch. Mit Glabrio war es nicht anders. Ein wenig verwirrt sah er mich an. Wahrscheinlich hatte er damit gerechnet, der Kerl hätte mich angegriffen. Es verwirrte ihn bestimmt noch mehr, wenn er erfuhr, dass ich es war, die seinen Gast angegriffen hatte. Meiner Stellung konnte ich dann wohl wieder Lebewohl sagen.
    Inzwischen hatte sich aber die Lage wieder entspannt. Ich hatte mich entschuldigt und erklärt, warum ich auf fremde Männer einschlug. Catu sah mich daraufhin mit einem so seltsamen Blick an, den ich so schnell nicht vergessen würde und entschuldigte sich ebenfalls. Er ging sogar noch weiter, und wollte der Göttin opfern, die er mit seiner losen Ausdrucksweise beschmutzt hatte. Allerdings hatte ich keine Ahnung, mit welcher Gottheit die Römer Brigid gleich setzten.


    Da fragst du mich zu viel! Ich bete immer zu ihr, wenn ich ihre Hilfe brauche, Deshalb muss ich nicht ein einen steinernen Tempel der Römer gehen. Brigid ist überall, im Schein des Feuers oder unter dem saftiggrünen Blätterdach der Birke. Wenn du mit ihr sprechen willst, wird sie dich hören.


    Ich wollte mich abwenden und zurück zur Küche gehen, doch vorher musste ich Glabrio noch besänftigen, der rein gar nichts von dem verstand, was gerade hier vorging.


    Glabrio, es tut mir sehr leid. Das alles war nur ein kleines Missverständnis. Ich war auf der Suche nach Diarmuid und… Ja, ich habe diesen Mann hier geschlagen, weil er etwas sehr frevelhaftes und schmutziges über meine Göttin Brigid sagte. Du verstehst? Birgid – Bridhe. Ich dachte, er meint mich damit. Aber jetzt haben wir alles geklärt.


    Ich versuchte zu lächeln und rechnete mit dem schlimmsten. Dann fing auch noch Diarmuid an zu quengeln. Zum Spielen hatte ich nun wirklich keine Zeit. Aber der Fremde meldete sich wieder und bot sich an. Etwas erstaunt darüber, sah ich zu ihm und dann zu meinem Jungen, der das Angebot ganz toll fand und schon zu jubeln begann. Das konnte doch nicht wahr sein! Abfällig betrachtete ich ihn mir noch einmal, diesen Catubodus.


    Du meinst, ich soll dir mein Kind anvertrauen? Ich kenn dich doch gar nicht. Ich weiß nur, dass du ein loses Mundwerk hast und unanständige Flüche kennst…


    ...und charmant lächeln kannst. Mein Ausdruck milderte sich. Ich beschloss, ihm eine Chance zu geben und meinem Sohn seinen Willen.


    Na schön, Catubodus! Solange du in der Taberna bleibst, kann der Kleine bei dir bleiben.

  • Verwirrt war das richtige Wort. Ungläubig starrte Glabrio Bridhe an, als sie ihm erzählte, sie habe den Mann geschlagen. Zunächst dachte er, sie wolle den Mann - aus welchem Grund auch immer - schützen. Doch das ergab so wenig Sinn, dass er diese These schnell fallen liess und ihr wohl oder übel vertrauen musste.
    "Du hast IHN geschlagen?", fragte Glabrio überrascht, doch sein Blick verriet auch einen winzigen Hauch von Bewunderung. Wenngleich er gegen jegliche Art von Gewalt war, schien es ihm erstaunlich, dass diese junge Frau den Mut hatte einen so mächtig gebauten und brutal aussehenden Mann tätlich anzugreifen.
    Bevor er über irgendwelche Konsequenzen nachdenken konnte, wurde er von Bridhes Erklärungen unterbrochen - was wohl auch besser war.
    "Ihr habt also alles geklärt...", murmelte Glabrio wie vor den Kopf gestossen. Doch schon im nächsten Augenblick war er wieder voll anwesend und scheuchte mit wilden Armgesten die herumstehenden Schaulustigen fort.
    "Es ist alles geklärt, alles vorbei, alles ist gut." Das redete er den Menschen ein und sich selbst. Doch dann unterhielten sich die beiden sich wieder auf der fremden Sprache. In der der Situation entsprechenden Strenge erklärte Glabrio: "Ich kann es nicht dulden, dass ihr hier diese Sprache sprecht, wenn ich dabei bin." Seine harschen und irgendwie zu herrisch geratenen Worte bereuend fügte er versöhnlich hinzu: "Schliesslich möchte ich auch wissen, worum es geht."
    Mit einem eiligen Blick zum verlassenen Thresen fragte er eilig: "Kennt ihr euch denn? Oder kommt ihr bloss aus derselben Gegend?" Das Kind schien den Fremden, den Glabrio offenbar fälschlicherweise als brutal eingeschätzt hatte, jedenfalls zu lieben.

  • Es stellte sich bloß die Frage wo in dieser lauten Stadt ein ruhiges Plätzchen zu finden war um sich bei einer keltischen Gottheit um Vergebung zu bitten. Deshalb zog Catu es vor die Tempel der Römer aufzusuchen, denn die sakrale Aura die dort herrschte kam einer Lichtung, einem Weiher oder einem anderen heiligen Ort wie er ihn kannte am nähsten. Und wenn er schon mal dabei war suchte er sich auch den am besten passendsten Gott der Römer aus. Das war einer der Gründe warum er die Stadt nicht sonderlich mochte. Seine religiösen Ansichten würde er aber ein andermal mit Bridhe diskutieren. Schließlich hatte sie zu tun. So nickte er nur zu ihren Ausführungen.
    Auch als sie dem Wirt das Geschehnis von eben erklärte nickte er beifällig. Dem blieb nichts hinzuzufügen, denn die Bewegung seines Kopfes sollte hinlänglich ausreichen um seine Zustimmung zu bekunden.


    Im Interesse des Kindes, mit dem er eben schon gespielt hatte hielt er nicht nur ihrem Blick stand sondern er versuchte das Bild, das sie von ihm haben mochte ein wenig gerade zu rücken: "... und ich kenne einige interessante Geschichten, die auch für Kinderohren geeignet sind." Wenn das, zusammen mit einem gewinnenden Lächeln, das die Welt lange nicht mehr gesehen hatte, sie nicht überzeugte Diarmuid in seiner Obhut zu lassen, so wusste er nicht weiter. Aber er hatte sich nicht getäuscht und tatsächlich durfte der Kleine bei ihm bleiben.


    Im Nachhinein erwies es sich möglicherweise als Fehler, den Wirt ignoriert zu haben. Schließlich war er hier Hausherr und womöglich hatte er auch ein Zimmer in das sich Catubodus einmieten konnte. Denn wenn das Zimmer ein ähnliches Preis/Leistungsverhältnis aufwies wie die Speisen, die hier angeboten wurden, so war das in dieser Stadt durchaus eine Option. Zumal hier auch derzeit wieder Wohnungsknappheit herrschte.
    Da er sich ohnehin gerade im Entschuldigen übte, tat er selbiges nun auch bei dem Römer, selbstverständlich in akzentfreiem Latein: "Entschuldige. Selbstverständlich. Ich werde auf den Kleinen aufpassen, bis hier weniger los ist. Und nein, weder kennen wir uns, noch kommen wir aus der selben Gegend. Doch als Kelten verstehen wir uns gegenseitig." Ausreichend zumindest um das Missverständnis, das Catus Fluch ausgelöst hatte zu ermöglichen.


    Sim-Off:

    "einen so mächtig gebauten und brutal aussehenden Mann " << übertreibs nicht ;)

  • Sim-Off:

    ;) is gut, sind auch lediglich die Eindrücke von Glabrio...


    Der Mann entschuldigte sich in bestem Latein bei Glabrio und erklärte auch sofort die Umstände unter denen die beiden sich verstehen konnten. Glabrio nickte also noch etwas verwirrt, aber zur Genüge zufrieden gestellt.
    Als Bridhe sich wieder in die Küche begab, machte er sich zügig wieder an seinen Platz um die drängelig werdenden Kunden zu bedienen.
    Konnte er dies Verhalten dulden? Er redete sich ein, dass es nicht schlimm gewesen war, der Mann war nicht sichtbar verletzt, die beiden schienen sich jetzt zu vertragen und vor dem kleinen Kind so böse zu fluchen war nicht viel weniger schlimm, als eine Ohrfeige. So hing er seinen Gedanken nach und war den Rest der Mittagszeit nur oberflächlich für seine Kunden da, innerlich aber tief in sich gezogen.

  • Ich nickte, als Glabrio sich noch einmal versicherte, ob er richtig gehört hatte. Welchen Eindruck musste er nun von mir gewonnen haben? Das war mir nun alles sehr unangenehm. Man konnte es Glabrio ansehen, wie sehr ihn das beschäftigte. Er war aber ein besonnener Mann, sonst hätte er mich längst samt meinem Sohn hochkant aus seiner Taberna geworfen. Stattdessen rief er seine Gäste zur Ruhe auf und besänftigte alle Gemüter wieder.
    Mein Blick ging wieder auf Catubodus, der bereits echte Freundschaft mit meinem Sohn geschlossen haben schien. Was doch ein wenig Aufmerksamkeit doch ausmachte! Damit konnte man bei Diarmuid immer landen.
    Doch der Fremde, der nun eigentlich gar kein Fremder mehr war hatte es nicht nur auf den Jungen abgesehen, so hatte ich jedenfalls den Eindruck. Ihm gingen keineswegs die Argumente aus, wieso er nicht auf Diarmuid aufpassen sollte.


    So, interessante Geschichten kennst du auch!, bemerkte ich und hatte dabei Mühe ein Lächeln zu unterdrücken. Etwas Besseres konnte mir im Augenblick nicht passieren. Ich konnte den Jungen nicht den ganzen Tag mehr oder weniger sich selbst überlassen. Richtig Zeit, mich um ihn zu kümmern, hatte ich während meiner Arbeitszeit nicht. Für die Zukunft musste ich mir etwas einfallen lassen. Nicht jeden Tag würde einer wie Catubodus in der Schankstube sitzen und auf meinen Jungen aufpassen wollen.
    Natürlich hatte ich mich die ganze Zeit über mit Catubodus in meiner Sprache unterhalten und ich hatte vollkommen verdrängt, dass ein Großteil der restlichen Bewohner dieser Stadt dieser Sprache nicht mächtig war. Genau aus diesem Grund protestierte Glabrio und seine erzürnte Stimme ließ mich erschreckt aufsehen. Ich blieb erst einmal regungslos stehen und wartete ab, was noch geschah. Seine weiteren Worte klangen dagegen weitaus versöhnlicher.


    Oh, bitte verzeih. Das war keine Absicht. Es tut nur so unglaublich gut, einmal wieder die eigene Sprache sprechen zu können.


    Catubodus hatte bereits alles weitere erklärt, auch dass er auf meinen Jungen aufpassen wollte. Dafür war ich ihm sehr dankbar. Ich musste mir etwas einfallen lassen, wie ich mich später noch bei ihm erkenntlich zeigen konnte.


    Ich werde dann mal wieder in die Küche gehen. Diarmuid, du bist schön brav und ärgerst den netten Mann nicht!


    Dann ging ich und sah mich noch einmal um, bevor ich die Küchentür hinter mir schloss.

  • Nicht nur die Gaffer gingen ihrer Wege, sondern auch der Wirt und Bridhe. Er5 warf ihr einen Blick hinterher, aber ehe er sich eindringlichere Gedanken über sie machen konnte, meldete der kleine Diarmuid Bedarf an seiner Aufmerksamkeit an. Er hob den Knaben auf seinen Schoß und überlegte was er ihm den erzählen konnte. Er hatte wohl ein Wenig zu viel versprochen, denn er stellte fest, das die meisten Geschichten, die er von sich geben konnte doch ziemlich blutrünstig waren. Dann musste er eben eine entschärfen:
    "So mein kleiner, was soll ich dir erzählen? Willst du eine Geschichte von einem fernen Land hören? Ja? Schön dann pass auf:


    In einem Land weit im Osten, da gab es einst ein Dorf. Das war ganz anders als das große Rom. Nur einige Familien lebten da und sie bauten Nahrungsmittel an. Sie hielten einige Tiere und manche gingen auch auf die Jagd. Sie führten ein glückliches Leben. Mit ihren Nachbarn lagen sie nie in Streit, denn sie liebten den Frieden, waren aber immer bereit sich zu verteidigen. Dafür sorgte ein alter Mann, der einst ein großer Krieger gewesen war. Und dieser Mann hatte eine Tochter..."


    Catubodus erzählte dem Jungen im Wesentlichen die Geschichte seiner Jugend, doch er erzählte dabei so viele kleine Begebenheiten, dass er glücklicherweise gar nicht zu dem Punkt kam, an dem sein Leben eine jähe Wendung nahm:


    "...und so marschierte er junge Mann nach Haus, in stockfinsterer Nacht. Er war niedergeschlagen und traurig. Er wollte mit seinem Vater reden, doch als er ankam, war dieser verschwunden."


    Zu gerne hätte er der Geschichte ein glückliches Ende verpasst, doch das brachte er nicht über sich und Diarmuid würde schon keinen Schaden nehmen, wenn er früh lernte, das nicht immer alles so funktionierte wie man sich das vorgestellt und erhofft hatte. Über den Jungen war Catu ohnehin erstaunt. Obwohl er doch so einiges erzählt hatte war die Aufmerksamkeit des Kleinen nicht verloren gegangen und das obwohl Catu wenig Erfahrung im kindgerechten Geschichtenerzählen hatte.

  • Mit einer gewissen Erleichterung war ich wieder in die Küche zurückgekehrt. Glabrio hatte mich nicht auf die Straße gesetzt, noch nicht und Diarmuid war erst einmal versorgt. Ich vermied es, den Gedanken weiterzuspinnen und mich zu fragen, was ich da soeben getan hatte, nämlich dass ich mein Kind einem Fremden anvertraut hatte, der, wenn es ihm gefallen hätte, mit meinem Sohn einfach türmen und ihn womöglich auf dem nächst besten Sklavenmarkt zu Geld machen konnte. Eine Weile hielt ich es durch, diesem Fremden mein Vertrauen zu schenken. Aber dann quälte mich die Vorstellung so sehr, Diaruid zu verlieren, das ich alles stehen und liegen ließ, und zur Küchentür hinauslugte. Da war er noch, dieser Catubodus und erzählte dem Kleinen etwas, der ihn nur mit großen Augen ansah. Vielleicht war ich ja wirklich an jemanden geraten, der es ehrlich mit mir meinte und dem ich vertrauen konnte.
    Weitaus beruhigter ging ich wieder an die Arbeit. Jetzt wollte mir alles viel leichter von der Hand gehen und dadurch verging die Zeit, wie im Fluge. Nachdem ich die letzte Bestellung gerichtet hatte, das schmutzige Geschirr und die Küche gesäubert hatte, zog ich mir erschöpf die Schürze aus und legte sie beiseite. Sie war ganz schmutzig geworden. Auch mir hing noch der Geruch von Essen an. Was hätte ich jetzt für ein Bad gegeben! Das musste aber noch warten. Zuerst wollte ich nach meinem Jungen sehen. Die Gutmütigkeit des Fremden wollte ich auch nicht überstrapazieren.
    Er saß noch an seinem Platz und Diarmuid bei ihm. Lächelnd trat ich zu den beiden. Diarmuid machte einen glücklichen Eindruck. Ihm hatte es offenbar bei dem fremden Mann gefallen.


    So, da bin ich wieder! Ich hoffe, er hat dir keinen Ärger gemacht.

  • Gerade als er überlegte wie der den nun folgenden Part wohl am besten entschärfen solle, wenn das überhaupt möglich war, als Bridhe wieder auf der Bildfläche erschien. Er hatte wohl völlig die Zeit vergessen. Allerdings wollte er ja erst am nächsten Tag wieder bei Asellus auf der Matte stehen. Nur für seine Suche nach einer Unterkunft wurde es langsam etwas knapp, wie ihm ein Blick nach draußen verriet. Er nutzte Bridhes herannahen dazu sich dazu Gedanken zu machen, doch erstmal hatte sie das Wort und freundlich, aber durchaus der Wahrheit entsprechend antwortet er ihr: "Ärger? Er mir? Mitnichten." Dabei lies er Diarmuid auf seinem Knie reiten, wie er auch zwischen seinen Erzählungen getan hatte, wenn dieser gedroht hatte das Interesse zu verlieren.
    "Sag, der Wirt dieses Ladens vermietet doch sicher auch Zimmer?" umgehend wechselte er das Thema, wenn er hier keine Unterkunft fand so musste er sich eiligst auf die caligae machen. Insofern war es nahe liegend übergangslos darauf zu sprechen zu kommen.

  • Der Junge lachte vor Freude. Als er mich jedoch sah, verstummte sein Lachen, denn er wusste, dass es jetzt Abschied nehmen hieß, von dem fremden Mann. Catubodus war sicher auch heilfroh, den Kleinen los zu werden.
    Zu meiner Überraschung hatte es aber keine Schwierigkeiten gegeben. Es hatte sogar den Anschein, als hätte Catubodus Spaß dabei gehabt. In diesem Moment war ich froh und betrübt zugleich. Es würde für mich nicht jeden Tag jemanden wie ihn geben, der auf mein Kind aufpassen würde. Bereits an meinem ersten Tag hatte ich erkennen müssen, wie schwierig es war, Kind und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Es ging einfach nicht, dass Diarmuid unbeaufsichtigt blieb, während ich arbeitete. Ich nickte dem Kleinen zu, dass er sich bei dem netten Mann verabschieden sollte.


    Mama, da bleiben!, protestierte der Kleine und sah erwartungsvoll zu Catubodus, in der Hoffnung, er würde etwas dazu sagen. Allerdings sagte er nicht das, was sich der Junge erwartet hatte. Vielmehr stellte er mir eine Frage.


    Äh, ja! So viel ich weiß, kostet es fünf Sesterzen die Woche. Soll ich dir ein Zimmer fertig machen?


    Meine Müdigkeit war auf einmal verflogen. Brigid, lass ihn hier bleiben, bat ich im Stillen. Hätte ich mich in diesem Moment selbst sehen können, so hätte ich feststellen können, wie ich Catubodus ansah. Ich himmelte ihn an, obwohlich ihn doch gar nicht kannte. Wenn er noch einige Tage blieb, dann konnte er mir vielleicht helfen und ich konnte ihn noch etwas besser kennen lernen.

  • Auch wenn der Kleine ihn erwartungsvoll ansah so schüttelte er doch mit einem Augenzwinkern leicht den Kopf, als er ihn seiner Mutter am ausgestreckten Arm zurückgab. Es war eine kurzweilige Zeit gewesen und er hatte sich einiges in einfacher und abgemilderter Form von der Seele geredet was kaum jemand wusste. Kaum jemand? Außer einer Bauernfamilie östlich von Aventicum am Arurius wusste das in der Tat nur ein griechischer Arzt. Wenn die alle noch lebten. Doch das war alles Vergangenheit und bei Bridhes Antwort war es die Gegenwart die ihn in Erstaunen versetzte.
    Mit einem Mal erinnerte er sich daran wie er glaubte ihr Gesicht schon einmal gesehen zu haben und auch ihre Stimme bereits in seinem Leben vernommen zu haben. Es waren zwar nicht das selbe Gesicht und nicht die selbe Stimme, aber für einen Moment sah er Gwenda vor sich. Mit dunklerem Haar und gereifter. Mit einem Widerschein von Leid den er auch in Gwendas Augen gesehen hatte bei ihrem letzten Gespräch. Beim Gelage ihrer Hochzeit war es gewesen.
    Mühsam riss er sich aus seiner "Vision" und so aufmerksam er sonst war übersah er doch doch den Blick mit dem ihn Gwe.. Bridhe ansah. Er rieb sich die Augen während er den Preis überdachte.
    "Hmm, ok, ja, mach mir ein Zimmer zurecht. Und wenn du mir einen Honigwein bringen könntest." Auf den Schock brauchte er erstmal was alkoholisches.


    edit: inhaltliche anpassung, nix wildes.

  • Diarmuid hatte kein Glück. Auch Catobodus gab ihm zu verstehen, dass er nun zu seiner Mutter zurück müsse. Ich rechnete schon jeden Augenblick damit, es würde gleich ein großes tränenreiches Geschrei geben. Aber das blieb glücklicherweise aus. Irgendetwas war an dem Fremden, was den Kleinen so faszinierte, dass er glatt das Heulen vergas. Artig kam er und wartete zusammen mit mir, bis sich Catubodus äußerte. Mir kam es so vor als sei er tief in Gedanken versunken. Dabei hatte er mich richtiggehend angestarrt, als habe er einen Geist gesehen. Ich ließ mir nichts anmerken und erst recht nicht sprach ich ihn darauf an.
    Wenig später teilte er mir dann mit, er wolle hier auch übernachten. Zumindest für eine Woche wäre er dann wahrscheinlich noch hier. Unauffällig sah ich zu meinem Sohn hinunter und lächelte.


    Der Met kommt sofort! Ich mache mich dann gleich an die Arbeit. Wenn dein Zimmer fertig ist, komme ich zurück und hole dich.


    Diarmuid ließ ich noch kurz bei Catubodus stehen und ging zum Thresen hinüber. Dort füllte ich den Honigwein in einen Becher und brachte ihn Catubodus. Erst dann nahm ich den Kleinen mit.

  • Ich ging in eines der freien Zimmer und öffnete als erstes das Fenster, um ein wenig den muffigen Geruch los zu werden. Diarmuid begleitete mich. Er wollte mir helfen, sagte er. Und wirklich, er gab sich große Mühe, mir beim Bettenmachen zu helfen. Besonders toll fand er es, die Kissen auszuschütteln. Manchmal flogen dann einige Federn durch die Luft, die er dann versuchte, weg zu pusten. In der Zwischenzeit bereitete ich alles vor, damit der Gast das Zimmer beziehen konnte. Auch darin hatte ich im Laufe der letzten Jahre Übung bekommen.
    Es hatte nicht sehr lange gedauert, bis alles fertig war. Jetzt musste ich nur noch Catubodus holen. Er saß noch immer an seinem Platz in der Schankstube und wartete. Ich ging zu ihm.


    Dein Zimmer wäre soweit. Darf ich dich gleich hin bringen?

  • Catu gab sich wieder trostreichen Kindheits- und Jugenderinnerungen hin während er auf seinen Met wartete. Um zu verhindern, dass ihm Diarmuid in letzter Minute noch davon lief schnitt er ihm einige Grimassen in der Hoffnung, dass er diesen damit ergötzen konnte. Ehe er sich versah war hatte den bestellten Becher vor sich und er vergaß nicht sich zu bedanken. "Danke." Sein Sprachapparat musste sich erst noch von den vielen Worten erholen die er zur Unterhaltung des Kleinen aufgewendet hatte. Für den Augenblick war er nur zu Einwortsätzen fähig und fiel damit vorerst unter das sprachliche Niveau des aufgeweckten Jungen.
    Da er nun ohne Ablenkung war machte er sich so seine Gedanken über die Bridhe, die so ganz anders war als Gwenda, ihn jedoch unwillkürlich an diese erinnert und lange Begrabenes wieder zutage gespült hatte. So fehlte ihr zum Gemüt Gwendas jene unbeschwerte Fröhlichkeit, die er erst wirklich zu schätzen gewusst hatte, als er sich in der Zeit seiner Genesung von seiner ersten Kampfeswunde daran erinnert hatte. Er stellte noch diverse andere Unterschiede fest, soweit er Bridhe einschätzen konnte und doch konnte er sich nicht der Tatsache erwehren, dass sie ihn faszinierte. Mehr gestand er sich einfach auch nicht ein.

  • Kaum hatte er seinen letzten Gedanken auf sich wirken lassen, als er auch schon mit dem Objekt seiner Gedanken konfrontiert wurde. Sein Zimmer war bereit. Er genoss den letzten Schluck Met, der noch im Becher verweilte und erhob sich dann. Vom langen Sitzen war er ein wenig eingerostet und so dauerte es einen Moment, bis er den Sack mit seinen Besitzständen umständlich unter der Bank hervorgekramt hatte. Zwar war der Bogen darin sorgsam verpackt und in alle Richtungen gepolstert, aber es wäre doch ein gleichsam vermeidbarer wie schmerzlicher Verlust sollte er zu Bruch gehen. Mit geübtem Schwung warf er sich den Beutel über die Schulter. "Dann mal auf." Er stellte keine allzu hohen Ansprüche an seine Unterkunft und war sich sicher, das das für ihn bereitete Zimmer seinen Vorstellungen entsprechen würde.

  • Ich hatte keine Ahnung, was in Catubodus Kopf vorging, an wen ich ihn erinnerte oder wie ich auf ihn wirkte. Das war vielleicht auch ganz gut so. Schließlich war ich hier, um zu arbeiten, damit ich meinem Sohn ein einigermaßen erträgliches Leben bieten konnte und nicht um mit dem erstbesten Kerl anzubandeln. Keine Frage, ich fand ihn nett und ich war froh, dass er auf meinen Jungen aufgepasst hatte. Aber ich musste mich gleich von dem Gedanken verabschieden, dass das immer so war.


    Catubodus folgte mir, nachdem er sein Gepäck unter der Bank hervorgeholt hatte. Wahrscheinlich waren das alles seine Habseeligkeiten.
    Ich öffnete die Tür zu seinem Zimmer und trat zur Seite, damit er eintreten konnte. Es war ein heller, einfach gehaltener Raum, der aber sauber und aufgeräumt war. Die Wände waren mit weißer Farbe getüncht, die an einigen Stellen schon leicht abgebröckelt war. An der Seite neben der Tür befand sich ein hölzernes Bett auf dem ein Kissen und eine Decke bereit lagen. Neben dem Bett befand sich eine kleine Nische in der Wand, in der eine kleine Öllampe stand. Dann waren da noch ein kleiner Tisch und ein Stuhl der neben dem Fenster stand. Darauf stand eine Schüssel und ein Krug mit frischem Wasser, das zum Waschen gedacht war. Unterhalb des Bettes befand sich noch eine Truhe, die dazu diente, um die Kleidung der Gäste aufzunehmen. Alles in allem erinnerte mich das Zimmer ein kleinwenig an die Kammer, in der ich in der Villa Flavia gewohnt hatte.


    Ich hoffe, es gefällt dir? Kann ich noch etwas für dich tun?


    Ehe ich mich versah, hatte auch Diarmuid das Zimmer betreten und das erste was er tat, war auf das Bett zu klettern. Das glaubte ich jetzt nicht! Das war mir furchtbar peinlich. Aber der Kleine hatte an dem Fremden einen Narren gefressen. Er wollte nicht mehr von ihm weg.


    Diarmuid wirst du wohl? rief ich erbost.

  • Mit mancherlei Last beladen folgte Catu Bridhe zu seinem Zimmer und wurde angenehm überrascht. Sogar ein kleines Fester wies sein Raum auf. Ansonsten entsprach die nahezu spartanische Einrichtung seinen Erwartungen. Er betrat den Raum umsah sich kurz um, dann ließ er seine Habe neben die Truhe plumpsen.
    "Ganz passabel." und sein Geld allemal wert. Flink kramte er seine kleine Geldbörse hervor und hatte flux ein paar Münzen in der Hand. "Für die erste Woche, den Met und noch einen, den ich gerne unten trinken würde." Damit wollte er Bridhe verabschieden um sich im Zimmer ungestört etwas ausbreiten zu können. Doch da trat der Dritte im Bunde unerwartet auf den Plan.


    Obwohl Catu Diarmuid ganz gut leiden konnte, hatte dieser mit seinem Eingriff in seine Privatsphäre den Bogen eindeutig überspannt. Zwar bemerkte er es erst als Bridhe ihren Sohn zur Ordnung rief, reagierte aber blitzschnell. Mit einer raschen Bewegung hob er ihn vom Bett, stellte ihn vor sich hin, ging in die Knie, blickte ihn ernst und überhaupt nicht mehr freundlich an ehe er ihn mit eisiger Stimme zurechtwies: "Wenn du noch einmal ungefragt mein Zimmer betrittst oder gar darin etwas anfasst ... wird dir das schlecht bekommen." Eigentlich hatte er ihm mit der Enthauptung Drohen wollen, unterließ es jedoch, schließlich war er ein Kind, das noch dazu eine nette, hübsche Mutter hatte. Auf wenn sie wohl ab und an etwas unbeherrscht war. Noch dazu stand sie dabei und wie sie auf die verschärfte Drohung reagieren würde, wollte er sich nach der Ohrfeige für seinen Fluch nicht einmal vorstellen. Außerdem wäre es wohl eine ausreichende Strafe für ein wiederholtes Vergehen würde er nie wieder mit Diarmuid spielen. Auf diesen Gedanken kam Catu jedoch nicht.


    Sim-Off:

    Kohle ist schon an dir vorbei auf Glabrios Konto

  • Gespannt sah ich Catubodus nach, wie er sein Zimmer betrat. Hoffentlich gefiel es ihm. Zufrieden konnte ich aber feststellen, dass es das tat. Er drückte mir gleich einige Münzen in die Hand für die Miete und den Met. Lächelnd dankte ich ihm und war froh, dass er die kommende Woche hier sein würde. Er sagte für die erste Woche, als er mit das Geld gab. Das ließ mich darauf hoffen, er könne vielleicht noch länger hier bleiben. Diarmuid mochte ihn und vielleicht konnte er ab und zu etwas Zeit erübrigen. Wenn ich meinen ersten Lohn hatte, konnte ich mich dafür auch erkenntlich zeigen.
    Doch dann geschah etwas, was meine ganzen Hoffnungen mit einem Mal in Frage stellte. Diarmuid hatte Catubodus Zimmer als Spielplatz auserkoren. Ich hatte den Jungen schon zurecht gewiesen und zum Glück konnte ich den Göttern danken, dass er sonst ein folgsames Kind war. Etwas verdrossen oder sogar enttäuscht sah der Kleine mich an, als ob ich ihm gerade sein Spielzeug weg genommen hätte. Doch dann griff Catubodus nach ihm und hob ihn vom Bett herunter. Sein ganzes Wesen hatte sich binnen weniger Sekunden geändert. Ganz plötzlich war er nicht mehr der nette Mann, der gut mit Kindern konnte. Seine Stimme klang eisig, sein Blick war unheimlich. Er machte dem Kleinen Angst, so dass er zu weinen begann.


    Komm Diarmuid!


    Ich streckte ihm meine Hand entgegen, die er auch gleich ergriff. Ich fragte mich, ob ich mich so sehr in dem Fremden getäuscht hatte. Wohl oder übel musste ich realisieren dass er doch ein Fremder war auch wenn er für eine Zeit lang nett und freundlich zu dem Kleinen gewesen war.


    Es tut mir leid, wegen meinem Sohn. Er wollte dich bestimmt nicht stören! erklärte ich distanziert.


    Wir lassen dich jetzt alleine. Wenn du noch etwas brauchst, dann findest du mich unten.

  • Obwohl er sich schon zurückgehalten hatte, war sein Tadel wohl zu streng gewesen. Doch noch ehe Catubodus reagieren konnte hatte sich Diarmuid bereits in die Hände seiner Mutter geflüchtet. Diese wechselte schnell ihre freundliche Haltung zu einer sehr reservierten Art und erneut hatte Catubodus das nachsehen. Sie ließ ihm keine Zeit sich zu erklären. Er hatte nicht nur so gehandelt, um das Geheimnis seines Berufes präventiv zu wahren, sondern auch um Diarmuid zu schützen. So einiges was sich in seinen Habseligkeiten befand war durchaus angetan um den Jungen ernstlich zu verletzen. Vielleicht bot sich ja gleich noch Gelegenheit zu Rechtfertigungen.
    Vorerst war Catu damit beschäftigt sich in dem Zimmer einzurichten. Da seine Habseligkeiten nicht allzu umfangreich waren, dauerte dies nicht allzu lange. Mit einem zufriedenen Blick sah er sich um. Hier würde es sich einige Zeit leben lassen. DAnn machte er sich auf den Weg in den Schankraum. Schließlich wartete dort noch ein Becher Met auf ihn. Ein Nachtschoppen so zu sagen.

  • Ich führte Diarmuid bei der Hand hinaus und schloss die Tür hinter mir. Der Kleine hatte wieder aufgehört zu weinen. Mit einem Tuch wischte ich ihm die letzten Tränen fort und lächelte ihn an.


    Er hat es bestimmt nicht so gemeint! sagte ich ihm, obwohl ich es selbst nicht glauben konnte. Bevor ich mit Diarmuid wieder hinunter ging, küsste ich ihn auf die Stirn.
    Im Schankraum zurück, kümmerte ich mich um verschiedene Aufgaben, die gerade anfielen. Der Junge hielt sich hinter der Theke auf und spielte mit einem Spielzeug, dass er aus der Villa mitgenommen hatte. Ich hingegen versuchte zu vergessen, was passiert war. Es war ernüchternd. Ich stand wieder am Anfang und wieder stellte ich mir die Frage, das Richtige getan zu haben, als ich die Villa verlassen hatte.
    Irgendwann stand Catubodus wieder im Schankraum. Ich erinnerte mich. Er hatte noch einen Met bestellt. Sobald er Platz nahm, brachte ich ihm einen Becher.


    Hier, dein Met!


    Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Meine Stimme klang emotionslos.

  • Der Becher wartete doch nicht auf ihn, vielmehr musste sich Catu in dieser Fertigkeit üben, doch Bridhe ließ nicht lange auf sich warten. Noch immer war sie recht frostig, auch wenn die Worte mit denen sie den Met servierte mit geschäftsmäßiger Höflichkeit gesprochen wurden. Ehe sie wieder gehen konnte bedanke sich Catu nicht bloß, er nutzte auch die Gelegenheit sich zu erklären.
    "Danke. Ich wollte den Kleinen eben nicht verletzten. Aber wenn ich es nicht getan hätte besteht die Gefahr, dass er sich selbst an meiner Ausrüstung weh tut. Das willst du doch sicher nicht. Oder dass er irgendwann ich echte Schwierigkeiten gerät weil er nicht gelernt hat sich von fremdem Eigentum und Ähnlichem fern zu halten."
    Es war vielleicht nicht die beste Entschuldigung die man sich denken konnte aber Catu konnte es eben nicht besser. Er entschuldigte sich höchst selten für etwas und war daher nicht gerade in bester Übung darin. So konnte er nur hoffen, das sie aus seiner Stimme seine Zerknirschung heraushörte.

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