Es war voraussehbar, dass diese Auseinandersetzung zwischen dem Fremden und mir nicht unbeachtet blieb. Glabrio hatte seine Taberna gut im Griff und dazu gehörte selbstverständlich auch, dass er informiert war, über alles, was dort geschah und war bestrebt, dass es keine Streitereien unter den Gästen gab und schon gar keine Übergriffe, seitens seiner Angestellten. Er hatte es ja selbst mit angesehen, wie ich dem unflätigen Kerl eine Ohrfeige gegeben hatte. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass er nun herbeieilte und sich zwischen mich und Catu stellte. Von dem, was gesprochen wurde, verstand er kein Wort. Im Allgemeinen beherrschten die wenigsten Römer eine andere Sprache als Latein oder Griechisch. Mit Glabrio war es nicht anders. Ein wenig verwirrt sah er mich an. Wahrscheinlich hatte er damit gerechnet, der Kerl hätte mich angegriffen. Es verwirrte ihn bestimmt noch mehr, wenn er erfuhr, dass ich es war, die seinen Gast angegriffen hatte. Meiner Stellung konnte ich dann wohl wieder Lebewohl sagen.
Inzwischen hatte sich aber die Lage wieder entspannt. Ich hatte mich entschuldigt und erklärt, warum ich auf fremde Männer einschlug. Catu sah mich daraufhin mit einem so seltsamen Blick an, den ich so schnell nicht vergessen würde und entschuldigte sich ebenfalls. Er ging sogar noch weiter, und wollte der Göttin opfern, die er mit seiner losen Ausdrucksweise beschmutzt hatte. Allerdings hatte ich keine Ahnung, mit welcher Gottheit die Römer Brigid gleich setzten.
Da fragst du mich zu viel! Ich bete immer zu ihr, wenn ich ihre Hilfe brauche, Deshalb muss ich nicht ein einen steinernen Tempel der Römer gehen. Brigid ist überall, im Schein des Feuers oder unter dem saftiggrünen Blätterdach der Birke. Wenn du mit ihr sprechen willst, wird sie dich hören.
Ich wollte mich abwenden und zurück zur Küche gehen, doch vorher musste ich Glabrio noch besänftigen, der rein gar nichts von dem verstand, was gerade hier vorging.
Glabrio, es tut mir sehr leid. Das alles war nur ein kleines Missverständnis. Ich war auf der Suche nach Diarmuid und… Ja, ich habe diesen Mann hier geschlagen, weil er etwas sehr frevelhaftes und schmutziges über meine Göttin Brigid sagte. Du verstehst? Birgid – Bridhe. Ich dachte, er meint mich damit. Aber jetzt haben wir alles geklärt.
Ich versuchte zu lächeln und rechnete mit dem schlimmsten. Dann fing auch noch Diarmuid an zu quengeln. Zum Spielen hatte ich nun wirklich keine Zeit. Aber der Fremde meldete sich wieder und bot sich an. Etwas erstaunt darüber, sah ich zu ihm und dann zu meinem Jungen, der das Angebot ganz toll fand und schon zu jubeln begann. Das konnte doch nicht wahr sein! Abfällig betrachtete ich ihn mir noch einmal, diesen Catubodus.
Du meinst, ich soll dir mein Kind anvertrauen? Ich kenn dich doch gar nicht. Ich weiß nur, dass du ein loses Mundwerk hast und unanständige Flüche kennst…
...und charmant lächeln kannst. Mein Ausdruck milderte sich. Ich beschloss, ihm eine Chance zu geben und meinem Sohn seinen Willen.
Na schön, Catubodus! Solange du in der Taberna bleibst, kann der Kleine bei dir bleiben.