Varus' Miene Versteinerte sich. Er dachte da an eine ganz bestimmte Frau, die er einst gehabt hatte. Und aus dieser einen Verbindung war... Er schloss die Augen. Er wollte nicht darüber nachdenken. Die Schuldgefühle drohten ihn sonst zu übermannen.
"Wie dem auch sei. Man kann miteinander schlafen, ohne dass man schwanger wird", sagte er unwirsch.
Casa et Taberna Petronia
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Arria blickte überrascht auf. Warum war er auf einmal so verwandelt?
"Vater? Woran denkst du?", fragte sie vorsichtig und legte ihm einen Arm um die Schulter und lehnte sich leicht an ihn.
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"Es ist nichts. Du hast recht. Ich hatte andere Frauen nach deiner Mutter", sagte er nur.
Mit einem Male hatte er nicht einmal mehr Appetit. -
Arria blickte ihren Vater kurz an, ehe sie die Augen schloss und ihren Kopf an seine Schulter lehnte.
"Willst du dich nicht wieder liieren? Du bist so einsam und ich werde irgendwann nicht mehr da sein", fragte sie nachdenklich.
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Varus sah starr geradeaus und dachte an Lydia.
"Ja... Weißt du, da war diese Frau. Sie hatte ihren Laden auf den Mercati Traiani. Es hat gebrannt und ich konnte nicht einfach so vorbeigehen. Ich habe ihr geholfen, bis die Vigiles kamen. Seither geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf."
Er zuckte die Schultern.
"Aber sie hat mich sicher wieder vergessen. Ich bin einer von vielen. In meinem Alter findet man die Liebe wohl nicht mehr so leicht wie in deinem." -
Arria blickte auf und lächelte erfreut, doch dieses Lächeln schwand wieder.
"Hast du sie denn noch einmal besucht? Ohne, dass du dich bei ihr meldest, wird sie dich sicherlich vergessen. Da bekommt sie nur den Eindruck, dass du sie nicht willst. Geh doch einfach nochmal zu ihr", meinte sie sanft und strich ihrem Vater fürsorglich über die Haare. "Außerdem hast du ständig so viel zu tun und bist in der Taverna oder in deinem Officium. Du kommst zu wenig raus, kein Wunder, dass du niemanden kennenlernst."
Nunja, bei ihr war es ja auch mehr Zufall gewesen, dass sie Imperiosus kennengelernt hatte.
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Varus seufzte.
"Nein, ich habe sie nicht noch einmal besucht. Aber sie hat momentan auch anderes zu tun. Ihr Laden ist komplett abgebrannt. Ich bot ihr meine Hilfe an gesetzt den Fall, sie will ihn wieder aufbauen. Vielleicht sollte ich ihr einen Brief schreiben." -
"Ja, das solltest du wirklich, Vater. Sie freut sich in der ganzen Aufregung bestimmt darüber, wenn du dich meldest", antwortete sie lächelnd. Einen kurzen Moment betrachtete sie ihn noch, dann wandte sie sich einem anderen Thema zu, um ihn abzulenken.
"Was hast du heute vor, Vater?"
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Nun war es an der Zeit, es auch Arria zu sagen.
"Ich werde packen müssen", sagte er.
"Erinnerst du dich daran, wie ich dir sagte, dass ich eine neue Stelle antreten werde? Nun, heute morgen als du noch geschlafen hast, war ich in der Castra Praetoria. Ich habe eine Zusage erhalten." -
"Oh", meinte Arria traurig, als er vom Packen sprach. "Und... was für eine Stelle ist das?", fragte sie schließlich. Was würde aus ihr werden, wenn er woanders hinzog? Musste sie mit? Würde er sie von Imperiosus trennen?
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"Ich bin der neue Praefectus Vehiculorum von Hispania", erklärte Varus stolz.
"Das bedeutet, dass ich unseren Wohnsitz ummelden werde. Wir ziehen nach Hispania."
Er hatte voll und ganz vergessen, dass Imperiosus auch noch da war. -
Arria zwang sich zu einem Lächeln. Sie wollte ihrem Vater die Freude nicht verderben, es war eine angesehene und gut bezahlte Arbeit. Aber warum musste es Hispania sein? Am liebsten hätte sie geweint, aber das konnte sie ihm nicht antun und so wandte sie sich mit zitternden Händen ab.
"Dann... werde ich wohl besser packen..."
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"Arria", sagte Varus, der nun verstand, warum sie so traurig dreinsah.
"Du kannst bleiben, bis du und Imperiosus zur Sponsalia nachkommt. Ich habe ihn gefragt, ob er nach Hispania ziehen würde. Imperiosus sagte, dass er das jetzt und in nächster Zeit nicht vor hat..." -
Arria nickte leicht. Ein paar Tage Aufschub also. Sie blickte ihren Vater wieder an und seufzte schließlich.
"Und danach? Ich will mich nicht von ihm trennen, Vater. Aber dich will ich auch nicht alleine lassen."
Und was war mit ihrer Ausbildung beim CD? Würde sie in Hispania Ceres überhaupt dienen können?
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"Ich weiß. Nur musst du mich auch verstehen. Ich konnte ein solches Angebot nicht ausschlagen. Wir werden sehen. Ich werde Imperiosus einladen, einige Tage in der Casa in Hispania zu verbringen, die ich bereits gemietet habe. Wir haben einiges zu bereden."
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Arria nickte. Sie konnte ihn verstehen, dass er das Angebot nicht ausschlug. Aber es kam so plötzlich und unvorbereitet.
"Zu besprechen? Was gibt es zu besprechen?", fragte sie schließlich verwirrt. "Wenn er nicht nach Hispania will..."
Nun kamen ihr doch die Tränen. ... dann werde ich mich wohl von ihm trennen müssen, wollte sie den Satz vollenden, doch sie schluckte nur schwer.
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"....müssen wir eine Lösung finden, mit der wir alle einverstanden sind", beendete er den Satz.
Er strich Arria die Haare von der Schulter und legte dann die Hand auf den Rücken.
"Ich möchte kein schlechter Vater sein, Arria. Es ist nur schwer, immer einen Mittelweg zu finden. Ich bemühe mich wirklich. Ist es so verwerflich, wenn sich ein Vater wünscht, dass seine einzige Tochter öfter bei ihm ist? Bitte weine nicht. Ich bin mir sicher, dass wir einen Kompromiss finden, der allen gerecht wird." -
Arria nickte und wischte sich eine Träne, die sich aus ihrem Auge schleichen wollte, weg.
"Es ist nur so... plötzlich. Und wenn er schon sagt, dass er nicht nach Hispania will... Und was ist mit der Ausbildung zur Priesterin der Ceres? Es gibt keinen Ceres-Kult in Hispania", gab sie weiter zu bedenken, auch wenn es nur ein Grund war, den sie suchte, damit sie bei Imperiosus bleiben konnte.
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"Es gibt einen Pontifex in Hispania, der berechtigt ist, Discipuli jeder Art zu unterrichten. Das ist also kein Argument, Liebes. Ich weiß, dass es plötzlich kommt. Aber ich wollte dir nicht schon früher mit einer vagen Aussage die Laune verderben. Ich wollte warten, bis es feststeht, verstehst du?"
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"Aber wenn du es mir früher gesagt hättest, dann hätte ich mich vielleicht von Imperiosus fern gehalten. Ich meine... vielleicht..."
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