Casa et Taberna Petronia

  • "Ich weiß es nicht genau, 16 oder 17. Wie gesagt habe ich eine ziemlich... aufregende Kindheit ohne eine wirkliche Herkunft zu kennen. Und darum blieb mir leider bisher auch mein wahres Alter verborgen."


    Ich schlang das letzte Stückchen des Brots hinunter. Es schmeckte hervorragend. Sogleich griff ich beinahe 'unziemlich' zu dem nächsten Stück. Was für ein seltsames Wort. Was war schon Recht und Unrecht?

  • Arria lächelte sie an. "Es muss schlimm sein, nicht zu wissen, wo man hingehört!", meinte sie beinahe schon bestürzt und erhob sich, schenkte sich einen Becher Wein ein und nahm einen Schluck, ehe sie auch Dierna einen reichte.


    "Was hast du die nächste Zeit so vor?"

  • "Nichts."


    erwiderte ich beinahe schmerzhaft ehrlich. Auch ich trank nun ein wenig des Weines. Ich hasste Wein, mochte Met weitaus lieber. Doch ich musste mich gehörig benehmen und durch 'unrömisches' Verhalten, so wie ich die Lage einschätzte, konnte ich es gewiss nicht.


    "Leider. Weiter ziellos durch die Zeit wirds wohl ewig gehen."

  • Arria lächelte sie an und stupste ihr Näschen.


    "Hast du schon einmal daran gedacht, den Göttern zu dienen? Dann würdest du auch Geld bekommen, würdest etwas lernen und könntest dich selbst versorgen", antwortete sie setzte sich wieder, sah Dierna weiterhin zu.

  • "Hmmm"


    kam es nachdenklich von mir. Götter? Ich? Ich wusste praktisch nichts über römische Götter, römische Sitten und Gebräuche. Geschweige denn kannte ich auch nur einen ihrer vielen Feiertage.


    "Ich weiß nicht. Ich... habe mein Vertrauen in die Götter irgendwo verloren. Ich bin niemand und ohne Herkunft gelte ich als Fremdling als welcher ich doch sicherlich ohnehin nicht aufgenommen werde. Ich kann nichts nachweisen. Nichts. Es war schon immer so."

  • Ich sah sie ziemlich überrascht an und fragte mich, ob ich lügen sollte oder besser ehrlich war. Ich entschied mich für letzteres.


    "Nein, schon lange nicht mehr."

  • Arria sah sie bestürzt an. Schon lange nicht mehr? Selbst sie war mit ihren 20 Jahren noch (fast) unberührt!


    "Schon lange? Wie lange? Und... warum?", überstürzte sie Dierna mit Fragen.

  • "Warum möchtest du das wissen?"


    Ich hatte das Essen eingestellt und Misstrauen wurde in mir wach. Irgendetwas warnte mich davor, noch weiter über mein Leben zu sprechen. Es ging sie nichts an, warum und wielange. Zumindest nicht die Wahrheit. Durchdringend sah ich sie an.

  • Arria sah sie fragend an.


    "Sieh mal, ich bin beinahe 21 und habe erst einmal bei einem Mann gelegen und bin noch unberührt. Ich mache mir doch nur Sorgen um so ein zartes Geschöpf wie dich, wie es dazu kam, dass du so jung schon berührt wurdest", antwortete sie mit leicht schiefgelegtem Kopf.

  • "Mach dir keine Sorgen. Für deine Verhältnisse bin ich wohl barbarisch aufgewachsen und eigentlich war es bei uns völlig normal mit einem Mann zu schlafen, sobald man fruchtbar war."


    schmunzelte ich leicht. Soso, sie sorgte sich also um mich. Ich wurde irgendwie den Unglauben nicht los.


    "Und da ich ohne Familie aufwuchs hielt auch niemand eine schützende Hand über mich. Mittlerweile kann ich mit dem Gedanken leben dass ich nicht mehr unberührt bin, doch lange Zeit tat es sehr weh daran zu denken."

  • Arria lächelte sie lieb an.


    "Bist du schwanger geworden damals?", fragte sie nach und rief nach Tiurna, gab ihr Bescheid, dass sie ein Bad für die beiden herrichten sollte. "Erzähl mir von deiner Kindheit", forderte sie das Mädchen auf.

  • "Nein, ich war bislang noch nie schwanger. Ich weiß nicht wie ... man unter den gesitteteren Leuten dazu steht, doch ich würde ohnehin das Kind mit einem Sud bereits in mir töten. Ich kann ja kaum für mich sorgen..."


    Auf ihre Aufforderung ging ich nicht ein. Meine Kindheit war schön gewesen, doch sie gehörte nicht in diese Welt und ich wollte sie mit niemandem teilen.

  • Arria setzte sich wieder auf und musterte Dierna.


    "Es ist nicht angesehen, ein uneheliches Kind zu haben, da hast du recht, aber ich würde es dennoch lieben, sollte ich von ihm schwanger werden. Es wäre aus Liebe entstanden und das reicht für mich, um es groß zu ziehen", antwortete sie ruhig und ernst.

  • Ich konnte nur schwer ein Lachen unterdrücken. Keines der Kinder wäre aus Liebe entstanden, sie alle nur aus Unterdrückung, Angst und der einzigen Hoffnung auf Flucht, einem besseren Leben.


    "Ich könnte es nicht großziehen. Ich selbst hungere tagelang, wie soll ich denn dann auch noch ein Kind durchbringen? Es wäre nahezu ein Ding der Unmöglichkeit und so gebe ich dem Kind gar nicht erst die Möglichkeit zu leben, ehe es leidet."

  • Arria sah sie lange an, dann nickte sie und erhob sich.


    "Komm", meinte sie sanft und führte sie ins Bad, wo inzwischen bereits das Wasser eingelassen war. Sie zog sich selbst aus und sah Dierna erwartungsvoll an.

  • Brav trottete ich hinter Arria drein. Ich war ihr dankbar, dass sie nicht lange nachhakte. Ich sprach wirklich nur sehr ungern über mich. Doch wer sagte schon bereitwillig, dass man sich wie eine Hure verhielt. ständig andere Leute bestahl, log und betrog wo es nur ging? Ich war in einem endlosen Kreis gefangen und konnte nicht mehr aus diesem in die Freiheit hinaus. Nur der Tod könnte meine Freiheit darstelllen.


    Als Arria sich auszog machte auch ich mich daran mich zu entkleiden. Mittlerweile trug ich eine anständige Tunika und nicht mehr den Fetzen von früher. Die senatorische Beute war eben sehr hilfreich gewesen.


    "Kannst du mir einen Rat geben?"

  • Arria blickte das Mädchen an, wie sie sich entkleidete und drängte sie schließlich dazu, in die Wanne zu steigen, folgte selbst, nachdem sie eine Seife sowie einen Schwamm auf einem kleinen Hocker bereitgelegt hatte. Dann erst beantwortete sie deren Frage.


    "Das kommt darauf an. Wenn du von mir einen Rat willst, wie du einen Mann verführst, tut mir leid, da kann ich dir nicht helfen", zwinkerte sie und begann, ihren Körper mit Wasser zu benetzen, wo er nicht davon bedeckt war.

  • "Nein... Das weiß ich gut genug!"


    kam es mit einem leichten Lächeln über meine Lippen, ehe ich ansetzte um weiterzusprechen.


    "Mich interessiert eher... Was soll ich jetzt tun? Ich bin ein niemand, gehöre nirgendwohin. Niemand nimmt mich mit offenen Armen auf und außer Fliehen und nicht sonderlich angesehene Dinge zu erledigen gibt es für mich nichts. Mir steht nirgendwo ein Anfang frei."

  • Arria blickte sie nachdenklich an, ehe sie die Beine anzog und die Arme drum herum.


    "Als erstes kommst du ins Wasser, bevor es kalt wird", antwortete sie ruhig und schloss die Augen, atmete tief den Duft der Öle ein.


    Lange überlegte sie und antwortete auch erst, nachdem sich Dierna zu ihr gesellt hatte.


    "Bist du denn bereit, dein Leben umzustellen? Ich meine, wenn du so weiter machst wie bisher, wenn du niemandem vertraust und dir niemand vertrauen kann, dann wirst du auch nicht aus dem Kreis herauskommen, in dem du jetzt bist."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!