Casa et Taberna Petronia

  • Arria lächelte ihn vor sich hin, öffnete kurz ein Auge, als er verschwand, war aber schon längst wieder eingeschlafen, als er zurück kam. Den Rest der Nacht schlummerte sie, ehe sie mit dem ersten Sonnenstrahl aufwachte und in Imperiosus Gesicht sah. Sanft küsste sie ihn wach.


    "Wach auf, wir müssen los", weckte sie ihn und wollte sich langsam aufrichten - ihre Haare würden wieder einen Kampf ergeben.

  • Während Tiurna das Essen herrichtete und Imperiosus das Gepäck nach draußen schleppte (die Skavin war beschäftigt und Brutos hatte er nicht mitgebracht :D), kämpfte Arria mit ihren Haaren und hatte diese schließlich entwirrt und gebändigt.


    Schnell und schweigend aßen sie, ehe Arria die Casa abschloss und sich mit Imperiosus und Tiurna über die Wohnung des jungen Mannes auf den Weg zum Hafen machte.

  • Cassius hatte den Aushang auf dem Trajansmarkt gelesen. Der Zettel auf dem er geschrieben war, war zwar schon vergilbt und alt, aber einen Versuch war es allemal wert.


    Nach einigem Umherirren und Fragen gelangte Cassius dann endlich zur Casa Petronia.


    Er trat auf das Gelände und sah sich um, ob er jemanden finden konnte, der ihm weiterhelfen würde. Der Aushang am Markt sagte nur, dass man sich hier einfinden solle. Mit wem man genau sprechen müsse verschwieg er...

  • Nach dem Gespräch mit Livilla betrat Mela die Casa und fragte seinen Bruder nach einem Spaziergang auf dem Markt. Er stimmte zu. Und so befanden sich Crispus und Mela wenig später auf den Trajansmärkten.

  • Es war heiß. Nächte in Rom waren immer heiß. Selbst, wenn man das Fenster offenstehen ließ, um so wenigstens die Kühle der Nacht zu einem kleinen Teil einzulassen, wenngleich das Offenstehen eines Fensters ein gewisses Risiko barg, Diebe und Mörder einzuladen. Doch Mela konnte sowieso nicht schlafen. Er lag auf seinem Lager und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt. So daliegend, starrte er an die kalkgeweißte Decke über seinem Bett.


    Livilla. Er konnte an kaum etwas anderes denken. Das hieß, doch, er konnte schon. Aber er ließ es nicht zu, er wollte es nicht. Immer wieder sah er ihr fröhliches Lachen, wenn er die Augen schloss. Immer wieder hörte er das Klingen ihrer Stimme, wenn er in der Ferne Gemurmel vernahm. Mela drehte sich auf die Seite, versuchte zu schlafen. Was hatte Crispus gesagt? War er nicht der Meinung, dass Mela Geistern hinterherjagte? Aber genau das war es, was er nicht wahrhaben wollte.


    Mela dachte an Germanien. Wie er Livilla zur Unterkunft ihres Vaters geleitet hatte. Wie er sie anschließend darum gebeten hatte, ihr den Sonnenuntergang zeigen zu dürfen, denn sie mochte Sonnenuntergänge so sehr. Unwillkürlich musste er lächeln, mit geschlossenen Augen. Und wieder sah er Livilla vor sich, wie sie das Haar zurückstrich und ihn beobachtete. Er fragte sich, ob es nicht vielleicht töricht gewesen war, ihr seine Gefühle zu gestehen. Ob er nicht besser gewartet und zuerst mit Numerianuns gesprochen hätte. Zumindest riet ihm sein Verstand, dass jenes genau das richtige Vorgehen gewesen wäre. Das Herz allerdings sagte ihm, dass es gut war, wenn er nicht hinter Livillas Rücken über Dinge entschied, die sie schließlich beide angingen.


    Der Soldat seufzte schwer und versuchte krampfhaft, an etwas anderes zu denken. Er dachte an Valor, seinen Hengst. Er vermisste ihn auch, war aber davon überzeugt, dass man ihn während seiner Abwesenheit gut behandelte in Germanien. Langsam glitt er hinüber in einen leichten Schlaf. Seine Augenlider zuckten dann und wann.


    Mela befand sich auf einem Schlachtfeld. Allein. Seinen Hengst führte er am Zügel. Es war totenstill, niemand regte sich. Nur der Wind, der einen süßlichen Geruch vorantrieb, blies schwach über den Campus. Langsam bewegte sich Mela mit Valor am Zügel über die leblosen Körper seiner Kameraden hinweg. Seine Füße verursachten kein Geräusch. Jeder Ton schien von der Erde verbannt. Blut war überall. Schließlich hielt Mela an und sah auf einen Toten zu seinen Füßen herab. Eine neue Pailette glänzte an einem Gurt. EIne römische. Mela ging langsam in die Knie. Seine Finger strichen vorsichtig, beinahe behutsam über das kleine Metallplättchen. Er wusste, wem es gehörte. War es nicht Crispus gewesen, der auf den Trajansmärkten ein solches Schmuckstück gekauft hatte? Langsam zog Mela seine Hand zurück. Dass der Soldat langes, gewelltes Haar trug, machte ihn stutzig. Es war braun und seidig. Und in diesem Moment drehte sich die Iulierin herum und starrte Mela aus anklagenden Augen an und - - -


    Mela erwachte keuchend. Er war schweißgebadet und sah sich gehetzt im Zimmer um. Niemand war da. Lediglich die Vorhänge wogten sacht im Wind der Nacht. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Nur ein Traum... Doch warum träumte er solche Dinge? Wars sollte ihm dieser Traum sagen?


    Verwirrt und allein blieb Mela in dieser Nacht in seinem Zimmer zurück.

  • Der Bote hatte endlich die Casa gefunden und gab den Brief hier ab.



    Titus Petronius Varus, Casa Petronia, Roma, Italia


    Salve Petronius Varus,


    nach Anfrage bei der Schola wurde mir mitgeteilt, dass Du den Architekturkurs bestanden hast. Die Regio Inferior sucht schon seit längerem einen fähigen Architectus Provincialis, weshalb ich mich heute mit einer Anfrage diesbezüglich an Dich wende. Solltest Du Interesse an einem solchen Posten haben, wäre ich Dir für eine Antwort und Dein Erscheinen zu einem Vorstellungsgespräch sehr verbunden.


    Vale bene


    Quintus Papinius Corus
    i.A. Comes Matinius Fuscus

  • Tiberius Petronius Sequester war an sich kein fauler Mensch. Momentan allerdings schienen sich seine Lebensgeister gegen ihn verschworen zu haben. Da war er doch tatsächlich zuerst krank geworden und nun plakte ihn eine Unlust, die er einfach nicht überwinden konnte. Die einzige Erklärung die er dafür hatte, war: Das Wetter. Jetzt, da die Natur starb, wurde der junge Petronier das Gefühl nicht los, dass die Zeit verlangsamte. War ja auch nicht verwunderlich, schließlich stand der Winter vor der Tür. Und wenn Tiberius eins nicht leiden konnte, dann war es die dunkle, kalte Jahreszeit.


    Dunkel und kalt war es auch im Atrium der Casa Petronia. Es zog um die Beine herum, weil es draußen stürmte. Tiberius hatte sich in einen warmen Mantel gehüllt und flätzte sich mufflig und müßig auf einer Kline, das Kinn auf einen Arm gestützt und trübsälig vor sich hinstarrend.


    Sein Vorhaben, eine Arbeit zu finden, hatte er bis auf weiteres aufgeschoben. In seinem Zustand konnte er eh niemandem das Vertrauen abgewinnen, dass er seine Aufgaben auch wirklich immer korrekt erledigen würde. Und Lust verspürte er auch keine.
    Er seufzte und steckte sich einen Finger in die Nase, weil ihn da ein Popel nervte. Das klebrige Ding schnippte er anschließend davon, seufzte wieder und nahm sich mit trägen Bewegungen seinen Weinbecher.
    Kalt. Der ehemals warme Wein war kalt geworden. Natürlich. Wie konnte es auch anders sein, er saß ja auch bestimmt schon länger als eine Stunde hier so rum.

  • Nachdem Tiberius mit teilnahmsloser Miene noch den ein oder anderen Schluck Wein zu sich genommen hatte, stellte er den Becher mit Absicht schwungvoll zurück auf den Dreifuß, damit das Rascheln der letzten Blätter in den Bäumen, die vom Wind gegeiselt wurden, einmal übertönt war. Dann war er versucht wieder einfach vor sich hinzustarren, doch gerade als er dazu die gebührende Haltung einnahm (nämlich Kinn auf Hand stützend, sodass die Haut ordentlich Falten schlug), drängte sich unabsichtlich ein Sklave in sein Blickfeld. Der Petronier beobachtete den Knaben einen Moment bei seiner Tätigkeit, dann ließ er ihn mit einem "He, du da! Komm mal einen Moment her" zu sich.


    Das Kind gehorchte und nahm beinahe schneller als der Wind und bewaffnet mit einigen Putzlappen Haltung vor dem Herren an, wonach es demütigst den Kopf senkte. Tiberius wusste warum dieser Sklave so spurte. Es war ja schließlich noch nicht lange her, dass Cinna, der Halbbruder seines Onkels, hier sein Unwesen getrieben hatte. Dieser Mann war unlängst zu den Göttern gerufen worden, nachdem sein Leben bergab gegangen war, aber das war nun schon eine halbe Ewigkeit her und eigentlich war ihm außer Cinna niemand in der Familie bekannt, der so streng und unmenschlich mit den Besitzen umging.


    Tiberius seufzte und reichte dem Knaben mit einer Bewegung, die beinahe einschläfernde Wirkung haben musste, seinen leeren Weinbecher. Der Sklave wollte sofort loslaufen und neuen holen, doch Tiberius ließ ihn innehalten.
    "Sieh mich an. Was denkst du? Sieht so ein stolzer Römer aus?" fragte er und runzelte darüber die Stirn, dann schüttelte er den Kopf. "Nein. Ach, glaub ja nicht, dass es uns jeden Tag gut geht, nur weil wir Römer sind. Es ist ein.... ein ständiges Auf und Ab. Ja, wie Berg und Tal." Er nickte und versank in Gedanken.


    Der Junge sah den Herren etwas unsicher an. Er wusste nicht recht, was der Petronier damit meinte oder was er erwidern konnte. Kurz sah er zu dem Weinbecher in seiner Hand und glaubte damit die Ursache für das Geschwafel des Römers gefunden zu haben. Wenn er dem Herren jetzt noch einen Becher voll brachte... Was er wohl dann quatschen würde? Der Sklavenjunge musste sich ein Grinsen verkneifen und trat von einem Bein unruhig auf das andere.
    Wurde er jetzt hier noch gebraucht? Bekam der Petronier noch mit, dass jemand außer ihm anwesend war oder schlief er vielleicht mit offenen Augen?
    Zum Test räusperte der Knabe sich leise. Tiberius reagierte in keinster Weise, also trat der Junge einen Schritt zu Seite, ohne dass ihm der Kopf oder auch nur der Blick des anderen folgte. Also verschwand das Kind.


    "Bitte, Herr." Eine leise Kinderstimme ließ Tiberius aus seinen Gedanken hochschrecken. Der Sklave hatte ihm seinen neu aufgefüllten Becher zurück gebracht. Dabei wollte er doch gar keinen Wein mehr.
    Er seufzte ein murmeliges "Danke..." und fasste den Jungen noch einmal ins Auge. "Ist denn außer mir kein Familienmitglied anwesend?"
    "Das weiß ich nicht, Herr. Aber ich werde einmal nachsehen gehen, wenn es gewünscht wird."
    Tiberius nickte. "Tu das."


    Dann verschwand der Knabe auf der Suche nach irgendeinem Familienmitglied.

  • Kaum später kehrte der Knabe zurück und fand den Petronier noch so dasitzend wieder, wie er ihn verlassen hatte. Tiberius schenkte dem Sklaven nur einen kurzen, verstehenden Blick und trank einen Schluck vom neuen Wein, den er nicht bestellt hatte.


    "War ja klar... Kümmere dich um deine Aufgaben" murmelte er danach und tupfte sich die Mundwinkel trocken.


    Und was jetzt? Weiter hier herumsitzen und Trübsal blasen? Wie spät war es überhaupt? Noch Nachmittag oder bereits Abend? Seufzend erhob er sich von der Liege und stellte fest, dass er passenderweise Kopfschmerzen bekommen hatte. Wunderbar! Der Tag wurde immer besser.


    Ohne eine Entscheidung gefällt zu haben trat Tiberius vor die Casa Petronia.

  • Mit hängenden Schultern betrat Varus die kleine, aber gemütliche Casa. Er schloss die Tür und warf die Wachstafeln achtlos auf einen Tisch, sodass sie leise klapperten. Dann schlurfte er ins Tablinum, wo er sich mit einem tiefen Seufzen auf eine Kline sinken ließ und das Gesicht in den Händen barg.


    Tot. Alessa war tot und mit ihr war auch ihre gemeinsame Zukunft gestorben. Wie damals, wie mit Sabina. Sie war in seinen Armen gestorben, genau wie sie damals. Endlich hatte er wieder Liebe empfinden können, und nun hatten ihm die Götter zum zweiten Male gezeigt, dass sie nicht wollten, dass er sein Glück in einer Beziehung fand, die länger währte. Erst jetzt gestattete er es sich, loszulassen. Und er ließ los und es war wohl das erste Mal seit Sabinas Tod, dass Varus mit bebenden Schultern auf einer Kline saß und das wohl menschlichste in diesem Moment tat: Er weinte um die Frau, die er verloren hatte.

  • Tiberius hatte an diesem Abend ein wenig Arbeit zu erledigen. So verbrachte er schon einige Stunden in dem einen Arbeitszimmer der Casa, als ihm auffiel, dass seine Unterlagen nicht ganz vollständig waren. Nachdem er alles doppelt durchsucht hatte, stand fest, dass er die Rollen wohl in seinem Cubiculum oder aber in Atrium liegen gelassen haben musste.


    Notgedrungen erhob er sich also von seiner Kline und unterbrach seine Nachforschungen, um sich die Tunika wieder zurecht zu zotteln und einmal die gesamte Casa zu durchqueren, weil sein Cubiculum natürlich ausgerechnet am andern Ende des Hauses befinden musste. Scheinbar sollte er nicht studieren.


    Auf halbem Wege erreichte er das Atrium. Die Arme in die Höhe streckend, weil er sich da wohl irgendwo im Rücken eine Verspannung zugezogen hatte, erblickte er einen Haufen Elend. Zuerst wusste er den gar nicht wiederzuerkennen, doch im Grunde konnte das nur Varus sein.


    "Varus?


    Zögerlich und mit wieder herebbaumelnden Armen näherte Tiberius sich seinem Onkel, den er so noch nie gesehen zu haben glaubte. Ein paar Schritte von ihm entfernt blieb er sich räuspernd stehen und war unschlüssig.


    "Es muss etwas passiert sein. Etwas schlimmes. Geht es dir gut?"
    Seltsam, dass die Menschen eben diese Frage immer in den unpassendsten Momenten stellen mussten.

  • Die Trauer hatte ihn einen Moment lang wirklich im Griff, sodass sogar einige Schluchzer über seine Lippen kamen, ehe er sich der Anwesenheit seines Neffen bewusst wurde. Varus sah auf und wischte sich fahrig übers Gesicht, sah Sequester dann mit schmerzlichem Gesichtsausdruck an und murmelte los.


    "Alessa.... Wir haben uns unterhalten, sie lag in meinen Armen. Sie ist...ich glaube, sie ist glücklich gegangen."


    Er sah seinen Neffen mit einer Mischung aus Wut, Trauer und Schmerz an, schüttelte dann den Kopf und bemerkte trocken, dass er jetzt wohl Wein brauchte. Unmengen von Wein.

  • An


    Titus Petronius Varus
    Casa Petronia
    Rom, Italien



    Salve Varus,


    ich danke dir für deinen Brief, der mich sehr überrascht und zugleich gefreut hat. In der Tat kann ich etwas mehr Land durchaus gebrauchen, es wird den Schafen sicher gut tun und ich könnte die Obstplantage erweitern. Dein Angebot ist durchaus interessant und ich möchte es gern annehmen. Teile mir doch bitte mit, wie und wann wir den Handel abschließen.


    Mögen die Götter auch über dich wachen.
    Decima Valeria

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