Casa et Taberna Petronia

  • "Eine Bibliothek zu Hause"
    sagte Evander.
    "Eine in meinen Augen überaus vernünftige Idee. Ich werde dir die Regale schon beschaffen"
    Sie folgten Glabrio rauf auf den Dachboden.
    "Aha aha"
    gab der Rediviver nachdenklich von sich. Hier gab es eine Menge zu tun.


    "Also, lass mich das mal eben zuammenfassen"
    sagte er, als Glabrio schließlich die Führung durch das Haus beendet hatte. Scaevinus reichte ihm die Tabula.
    "Zunächst war da die Küche, die neu gemacht werden müsste. Nicht zu aufwendig, aber auch nicht bescheiden. Soo... dann wären da die Wandgemälde in den Essräumen. Übrigens, an was für Motive hast du gedacht?"
    fragte er, während sein Blick weiter auf die Kritzeleien auf der Tabula gerichtet war.
    "Du sagtest eben, dass du mitreden möchtest, was sie darstellen sollen. Ich nehme an, du hast dir da bereits etwas ausgedacht?"

  • Erst schien Evander leicht überrascht zu sein, doch dann stellte er sich heraus, dass er eine eigene Bibliothek durchaus für gut hielt. Er begann, den Rundgang und die zu machenden Aufgaben durchzugehen, doch schon sehr bald war er am Ende seines Lateins... ;)
    "Möglicherweise besorge ich sogar den Maler für die Wandmalereien, du müsstest bloss für weisse Deckfarbe sorgen. Ansonsten hatte ich an Fischerszenen gedacht, die ich indirekt mit meiner Vergangenheit verbinde. Ich werde mich aber vorher noch einmal umhören, ob nicht einer meiner Bekannten jemand Gutes kennt. Fahr also ruhig in deiner Liste fort!"
    Sicherlich würde es noch mehr Fragen geben und dann kämen sie zum finanziellen Teil der Angelegenheit.

  • Evander fuhr fort. Warum jemand ein schönes Haus mit so schnöden Szenen wie Firschern verunstalten wollte, verstand er nicht ganz, aber natürlich übersah er als "Heide" die mögliche Verbindung zu der abartigen, seltsamen Sekte der Kannibalen, die dazu in einem Judäer den einzigen gültigen Gott erblickt zu haben glaubte. Natürlich beruhte seine nicht gerade positive Einstellung gegenüber dem Christentum darauf, dass er so gut wie gar nichts über diese wusste.
    "So, was war noch?"
    "Die Treppe"
    erinnerte ihn Scaevinus.
    "Ja, richtig, die Treppe sollte repariert werden. Auch soll das Dachgeschoss auf Vordermann gebracht werden. Hab ich was vergessen?"


    Scaevinus rollte mit den Augen. Hatte Evander geschlafen, als Glabrio erzählte. Zum Glück hatte er alles notiert.
    "Ja, Herr. Der Garten soll gepflegt werden. Ein Raum hinten soll vergrößert und vielleicht mit einem Glasfenster ausgestattet werden. Ausserdem sollen Räume unten zusammengelegt werden zu einer taberna"
    Scaevinus warf einen Blick zu Glabrio, ob er selbst nicht etwas ausgelassen hatte.


    Evander kratzte sich am Hinterkopf.
    "Glasfenster. Das dürfte dich einiges kosten, Glabrio, da will ich ganz ehrlich zu dir sein"
    sagte er aufrichtig.
    "Alles andere dürfte zu machen sein. Ich würde sagen, wir beginnen gleich morgen und fangen mit der Vergrößerung des Raumes dort hinten und dem Bau der taberna an. So kannst du dein Geschäft auch während der Bauarbeiten betreiben. Anschließend machen wir uns an die Küche ran und zwei Mann kann ich dann für den Garten abstellen und wir arbeiten uns sozusagen von unten nach oben. Dann machen wir die Treppe, das Dach und legen anschließend die Bibliothek an. Bis hierhin dürftest du mit fünfzehn bis siebzehn hundert Sesterzen rechnen, Glabrio. Und zum Schluss machen wir Schönheitsreparaturen. Wandfarbe, Glasfenster und so weiter. Je nachdem... ähm... nun, wie weit das Geld reicht, würde ich sagen"
    Ach ja, das leidige, aber unumgängliche Thema Geld.

  • Glabrio ergänzte Scaevinus noch um einen Punkt: "Zur Strasse hin könnte es auch noch eine Öffnung geben, aus der man zur Strasse hin Getränke und Speisen verkaufen kann."
    "Ja, sicherlich. Das kostet bestimmt viel. Das muss ich dann noch mal überlegen und mir ein Angebot machen lassen."
    Erstaunt hörte Glabrio Evanders schnellem Zeitplan zu und nickte. Bei dem Preis blieb ihm der Mund offen stehen.
    "Das habe ich nicht...", rutschte es ihm heraus. Dann hatte er seine Fassung wieder. "Nun, ist das schon das günstigste Angebot oder können wir das noch verhandeln? Ansonsten müsste ich auf Raten zahlen oder mir einen Kredit nehmen."

  • EPILOG


    Eine Öffnung für eine Taverne zur Strasse hin, hielten Evander und Scaevinus nicht für problematisch. Nachdem sie die Casa gemeinsam besichtigt hatten, gingen Evander und Glabrio noch in die nächste ordentliche Taberna und tranken einen verhältnismässig guten Wein. Scaevinus wollte eigentlich nicht mehr mit, doch Evander bestand darauf, weniger aus Freundlichkeit, als vielmehr aus dem zwar eigennützigen aber sehr gut verständlichen Wunsch, nicht nachts alleine durch Rom wandeln zu müssen. Während des Essens verhandelten sie über Preise und Zeiten, Männer und Material und sonstige geschäftliche Angelegenheiten. Ein wenig lernten sie sich dabei auch näher kennen. Die beiden Männer verstanden sich gut und konnten am Ende beide gut gelaunt, angeheitert und zuversichtlich auseinandergehen.


    Glabrio kehrte ein letztes Mal in das Haus Hannahs zurück und packte seine Sachen. Er würde ab sofort dieses Haus bewohnen, ein wenig bei den Arbeiten mithelfen, Leute dirigieren und Bücher kaufen, wenn es ihm zu laut und dreckig wurde.


    Schon in den nächsten Tagen wollte Evander einen Vermesser vorbeischicken und die ersten Materialien bestellen beziehungsweise einkaufen. Seine eigenen oder angemieteten Sklaven und Tagelöhner würden in nicht einmal einer Woche mit der Arbeit beginnen können. Glabrio dagegen hatte eine ziemlich günstige Bezahlung herausgehandelt. Es war eines der ersten Projekte Evanders und sollte so etwas wie ein Aushängeschild für ihn werden. Also hatte er nicht den ganz angemessenen Preis gefordert.

  • Ad:
    Marcus Petronius Glabrio
    Casa Petronia
    Roma - Italia


    Mein guter Freund,


    du kannst dir vorstellen dass es schön war davon zu lesen dass du die Heimstatt deiner Kindheit für dich wiederentdeckt hast. Es ist wichtig zu wissen wo seine Wurzeln liegen, damit man sie pflegen kann. Nur ein Baum mit gesunden Wurzeln hält den Stürmen und Zeiten stand, glaube mir, ich weiß wovon ich rede.


    Würde das Haus deiner Familie hier in der Region liegen, könnte ich es für dich renovieren lassen, beschäftigen wir doch auch einen Architekten mit zugehöriger Baugruppe. Aber da dem ja so nicht ist, kann ich dir nur viel Erfolg bei der Renovierung wünschen, und hoffen dass dir die vier Wände deiner Kindheit auch bald wieder ein warmes Zuhause, und deinen Gästen eine sichere Zuflucht bieten werden.
    Ich würde mich natürlich freuen dich wieder zu sehen, doch hält mich viel Arbeit im Moment gefangen, außerdem sind mir die Grenzen unserer Provinz suspekt. Ich war bisher nur einmal in Italia, und die Hitze hat mich beinahe umgebracht. Ich frage mich wie ein Volk, das ständig in Angst leben muss von der Sonne verbrannt zu werden, die Welt erobern konnte?


    Apropos Welt erobern... da fällt mir die Legion ein, und bei der Legion denke ich an einen gewissen Petronius Crispus. Sagt dir der Name was? Ich habe ihn auf dich angesprochen, allerdings schien ihm dein Name nicht viel zu sagen... vielleicht ein entfernter Verwandter? Ein seltsamer Kauz... ich traue ihm ehrlich gesagt keinen Meter über den Weg, was daran liegen könnte dass ich KEINEM Römer über den Weg traue. So wie mein Vertrauen in den Stamm meiner Väter durch den Mord an meiner Familie ausgelöscht ist, so machen es mir die letzten Monate immer schwerer das Vertrauen in Menschen zu fassen, dass ich für meine Familie und meine Freunde, dich eingeschlossen, empfinde. Besonders in der Verwaltung habe ich manchmal das Gefühl dass man den Menschen, die einem direkt gegenüber sitzen, nicht ferner sein könnte. Beunruhigend, wie ich finde.


    Deine Worte über die Verfolgungen von Menschen deines Glaubens irritieren mich. Ist der römische Staat nicht von der Maxime durchdrungen, seine Bürger machen zu lassen was sie wollen, solange sie nicht seinen Gesetzen und Steuererhebungen in die Quere kommen?
    Ich opfere immernoch Theiwaz, Wodan und Donar, und das hat sich bisher nicht negativ auf mein Leben hier im Reich ausgewirkt. Natürlich hat es das, lass mich reden, aber nicht negativer als mein Dasein ohne Patron und als Mann der Stämme es ohnehin schon tuen. Ich mache mir nichts vor... ich habe es schwerer. Aber ich bin der Überzeugung dass Tugend, Loyalität und Leistung sich letztendlich auszahlen werden. Vielleicht müsst ihr Christianer das ja auch erst beweisen? So alt ist eure Religion doch garnicht, soweit ich weiß... vielleicht müsst ihr euch ja erst beweisen?


    Von den Entwicklungen in meinem Hause gibt es noch nichts neues zu berichten, ausnahmsweise eher positive Dinge. Mein junger Vetter Witjon ist zum Duumvir von Mogontiacum gewählt worden, vielleicht erinnerst du dich noch an deine Zeit in der Colonia im selben Amt. Ich wurde in die Curia Provincialis berufen, ich glaube dass mein Vorgesetzter da mehr reißen will als es sein Vorgänger getan hat. Auch wenn ich ihn zu meinen besten Freunde zähle, hat meine Überzeugung von seinen Fähigkeitem im Staat der Römer doch argh gelitten. Ich hoffe dass unsere Freundschaft keinen Schaden dadurch nimmt, aber das wird sich zeigen.


    Deine Frage nach meinem wirtschaftlichen Erfolg ist mehr als nur berechtigt, und ich muss ehrlich zugeben: ich habe nicht den geringsten Schimmer.
    Zwischenzeitlich besitze ich mehr Geld als ich ausgeben kann, und auch wenn ich immer neue Projekte hier anstoße, so ist es doch eine Frage was ich damit eigentlich erreichen will.
    Um genau zu sein, habe ich mir diese Frage schon oft gestellt, und es kommt jedes Mal die gleiche Reihenfolge an Antworten dabei heraus:
    meine Schwester, meine Familie, das Reich.
    Wie du sicherlich weißt würde ich alles für meine Schwester tun, und ihre Rückkehr in mein Leben war es ja auch die mich all diese Dinge hat tun lassen, damit sie ein Leben hat das sich zu leben lohnt. Dann meine Familie. Natürlich ist meine richtige Familie tot, aber ich betrachte die Duccii, die in ihrem Ursprung dem meinen nicht so fern sind, durchaus als mir von den Göttern gegebene Chance neu anzufangen.
    Dann das Reich. Die Möglichkeit, mit meiner Schwester neu anzufangen, und dabei eine neue Familie zu finden, und dann auch noch zu diesem bescheidenen Wohlstand zu kommen, das verdient Dankbarkeit. Und dies zahle ich zurück in dem ich mein Bestes gebe...


    Was einen Erben angeht... naja... die letzten Bekanntschaften mit Frauen, die ich hatte, waren relativ kompliziert. Römerinnen sind da sehr, sehr anders als die Frauen meiner Heimat, wenn du verstehst was ich meine. Ich habe im Moment nicht die Ruhe um mir Gedanken darüber zu machen. Eher wäre es angebracht mir Gedanken über einen passenden Mann für Eila zu machen, wobei die Auswahl der dafür in Frage kommenden Männer recht gering ist... ich denke noch bin ich nicht in der Lage sie loszulassen, aber das wird kommen. Ich hoffe ihr seid mittlerweile dazu gekommen euch zu sehen, gibt sie sich doch im Moment sehr schreibfaul.
    Aber lass mich die Gegenfrage stellen, wie sieht es denn bei dir aus? Heiratet ihr Christianer auch Andersgläubige, oder nur untereinander?


    'Til ars ok frisar' bedeutet in der Sprache meiner Väter "für einen milden Winter und einen fruchtbaren Frühling", wobei es eigentlich Unsinn ist, zeigen die Zeiten doch dass der Frühling umso fruchtbarer wird je härter der vorangegangene Winter war.


    Ichtys also... du musst mich entschuldigen, ich respektiere deinen Glauben als Freund, der ich für dich sein will, doch eure Formeln lassen mich rätseln...


    Ich verbleibe im währenden Gruß.


    Til ars ok frisar.

    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/unterschriftprivat.png]
    _________________________________________________________
    Tiberius Duccius Lando
    Casa Duccia - Mogontiacum / Germania Inf.

    [Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v477/skreet/DucciaSiegel_blau_100px.png]


  • Nach einigen Wochen hatte sich das Haus in eine Baustelle verwandelt.
    Überall war Staub, so schien es Glabrio zumindest. Seine privaten Zimmer waren fertig renoviert und auch grösstenteils eingerichtet. Ausserdem waren die Regale für die Bibliothek schon teilweise eingebaut worden.
    Der Dachboden dagegen war noch nicht besonders weit fortgeschritten, wohl auch, weil das Dach erst geflickt werden musste.
    Am wenigsten fortgeschritten waren aber die Räume im Erdgeschoss. Dort hatten erst die groben Bauarbeiten in der Küche angefangen und auch die Räume für zukünftige Gäste waren noch lange nicht bezugsbereit. Den meisten Dreck aber produzierte das Loch, das mühsam und äusserst vorsichtig in die Strassenseite des Hauses geschlagen wurde um einmal die Bedienung von Gästen zu ermöglichen.
    Glabrio hielt sich also in seinen privaten "Gemächern" auf oder in der Stadt und litt unter Lärm und Dreck. Aber gleichzeitig war er froh, dass er nicht ganz allein in dem doch recht grossen Haus war.
    Schon in wenigen Wochen würde das Haus fertig sein und die ersten Gäste könnten theoretisch die Bauarbeiter ablösen...

  • Eila hatte es versprochen, und ihre Versprechen hielt sie für gewöhnlich. Und da sie doch früher als geplant schon morgen mit Phelan zusammen wieder nach Mogontiacum aufbrechen würde, hatte sie sich entschieden immerhin noch kurz bei ihrem alten Freund Glabrio vorbeizuschauen und sich zu verabschieden. Etwas wehmütig klopfte sie an die Tür der Casa Petronia.


    *klopf*

  • Glabrio hatte sich in der Bibliothek aufgehalten und dort einige neu erworbene Bücher einsortiert. Er las in letzter Zeit auch viel, weil er nicht viel zu tun hatte.
    Doch nun kam einer der Bauarbeiter zu ihm und teilte ihm mit, es habe an der Tür geklopft. Glabrio hustete und bedankte sich.
    Sofort machte er sich auf den Weg.
    Als er die Tür öffnete, stand Eila vor ihm, sie war früher gekommen, als er erwartet hatte.
    "Hallo und herzlich willkommen! Komm doch rein, erzähl mir, was gibt es Neues?" fragte ich fröhlich und... hustete.

  • Nach den abgeschlossenen Beobachtungen war sie nun wieder hier. Sie trug einen Korb am Arm, war in eine einfachte Tunika gekleidet und lief suchend umher. Na ja...vermeintlich suchend. Der Eingang war zum Glück unbewacht und in einem Moment, in dem keiner nach ihr schaute war sie durch diesen hindurchgeschlüpft und im Gebäude. Die untere Etage schien war in der Unordung der Baumaßnahmen nur schlecht zu erkennen. Man hatte ihr aber gesagt, dass der Herr des Hauses, ihr Opfer, in der oberen Etage wohnen würde. Also musste sie nur die Treppe finden, welche dorthin führte. Ziellos suchend wirkte sie als Celeste durch die Räume schlich. Ein Raum, der wie eine Küche wirkte, andere kleine und große Räume. Man konnte meinen, das dies eine Art Gasthaus werden sollte. Etwas eigenartig, dass der Herr des Hauses dann hier wohnen bleiben wollte. Noch zwei andere große Räume fanden sich auf ihrer Suche. Etwas später erst fand sie den Weg nach oben und ging ihn. Hier erwarteten sie wiederum viele Räume. Diese galt es zu durchsuchen. Der Baulärm würde ihren eigenen gut überdecken. Auf der anderen Seite natürlich hörte sie so keine Geräusche, die ihr vielleicht gefährlich werden konnten. Eine gute Sache hatte meist immer eine negative. Dies zeigte sich hier auch wieder.


    Es half nichts lang darüber nachzudenken. Ihr Auftrag der Urbanen war klar und sie wollte und musste ihn ausführen. Weit war sie schon gekommen. Nun musste sie nur noch sehen was sie hier alles finden konnte. Ihre Erkundgungen begannen mit einem Raum rechts. Sie öffnete bestimmt drei bis vier Türen und sie alle waren kleine Zimmer, unbewohnt und klein eben. Danach kam ein etwas größerer. Die Wände wurden von vielen regalen verdeckt und einige Bücher waren zu finden. Für eine Hausbibliothek verhältnismäßig wenige. Nichtsdestotrotz. Ihn ihnen konnten Informationen stecken. Sie blätterte sie durch, aber nichts deutete auf auf Informationen hin, die gesucht wurden. Im nächsten Raum, welchen sie betreten hatte, war es schon etwas anders...

  • Glabrio schien sich zu freuen, dass Eila gekommen war und ein weiteres Mal wurde sie bestätigt, dass es eine gute Idee gewesen war, sich immerhin noch kurz persönlich zu verabschieden, bevor es nach Mogontiacum zurückgehen würde.
    "Ich danke dir, aber ich warne dich vor, ich werde nicht lange bleiben können." meinte sie dann und trat ein. Es gab noch viel für die Abreise vorzubereiten und sie hatte sich nur kurz loseisen können.
    "Mir geht es gut, aber leider bin ich nur gekommen, um mich von dir zu verabschieden. Viel früher als erwartet werden wir nun schon morgen nach Mogontiacum zurückreisen."

  • Als ich sie ersteinmal hereingebeten hatte, fiel mir auf, dass ich ihr gar keinen Ort zum Hinsetzen anbieten konnte. Überall waren die Bauarbeiten in vollem Gange. Glabrio führte die Freundin also in sein Atrium, wo der Staub nicht ganz so schlimm in der Luft hing.
    Traurig und überrascht schaute er Eila an, als sie ihm mitteilte, sie würde schon abreisen. Er mochte keine Abschiede.
    "Du verlässt Rom und mich schon? Das ist aber schade! Wie kommt es, dass Du nun schon fortgehst?"

  • Glabrio stritt sich mit einem der Bauaufseher. Er war nicht gut im Streiten und er hasste es, doch er konnte es schon kaum aushalten, wie schlecht diese Männer ihre Sklaven behandelten, die ohnehin schon genug litten und nun hatte Glabrio auch noch eine ausserordentlich unordentliche Stelle im Putz gefunden. Normalerweise hätte er freundlich um eine Ausbesserung gebeten oder einfach drüber hinweggesehen. Er war wirklich nicht der Typ, der sich oft mit Leuten anlegte, aber heute war das Fass zum Überlaufen gekommen.
    Als Glabrio ihn angefaucht hatte, er solle etwas ordentlicher arbeiten, sonst stürze auch dieses Haus bald ein, hatte der Vorarbeiter ihn ungläubig und wie es Glabrio schien etwas höhnisch angeschaut. Er schüttelte leicht mit dem Kopf doch merkte schnell, dass sein Bauherr es ernst meinte und seinen Blick nicht von ihm liess. Nun wand er sich unter dessen Augen und machte sich plötzlich ganz klein, was wiederum Glabrio überraschte. "Herr, ich werde den Mann, der dies gemacht hat, hart bestrafen. Es wird nicht wieder herkommen, Herr!"
    "Du wirst niemanden in meinem Haus auspeitschen oder schlagen! Ansonsten werde ich veranlassen, dass Evander Dich rausschmeißt."
    Glabrio fuhr fort Forderungen zu stellen, wie es besser gemacht werden sollte.
    Sein aufgestauter Unmut kam zutage, den der Staub, der Lärm, der neue Husten und die allgemeine Unruhe verursacht hatten.
    Derweil bemerkte er natürlich nicht, wie sich die fremde Frau in seine Bibliothek schlich und auch die Bauarbeiter und Sklaven schenkten ihr wenig Aufmerksamkeit, ausser möglicherweise eine kleine anzügliche Bemerkung oder einen Pfiff.

  • Eila sah Glabrio deutlich an, dass ihre Abreise ihn betrübte und auch sie fand es schade, ihn jetzt schon verlassen zu müssen. Auch wenn sie sich freute endlich wieder weg aus Rom und nach Hause zu ihrem Bruder und den anderen Ducciern zu kommen, schmerzte es sie doch, hier auch Freunde zurückzulassen. Wer wusste schon, wann sich die Wege der beiden wohl wieder kreuzen würden? Das Imperium war groß und die Reisen aufwendig. Nur die Götter wussten, was kommen würde.
    Sie versuchte ihn mit einem Lächeln aufzuheitern. „Ja, es tut mir auch Leid, dich jetzt schon verlassen zu müssen. Auch wenn es mich nicht betrübt, dieser Stadt den Rücken zu kehren.“ Sie blickte sich kurz im Atrium um, in welches Glabrio sie geführt hatte. Die Bauarbeiten, von denen er erzählt hatte, waren anscheinend im vollen Gange. Doch was Eila auf den ersten Blick sehen konnte, erschien viel versprechend. "Wir reisen jetzt schon ab, da Phelan früher als erwartet seine Prüfung abgeschlossen hat. Und außer dir hält auch mich hier nicht viel, sodass wir uns entschlossen habe früher abzureisen. Außerdem plagt mich seit ein paar Tagen ein ungutes Gefühl. Es ist nicht mehr als eine Ahnung, aber irgendetwas sagt mir, dass es meinem Bruder nicht gut geht."

  • Verständnisvoll nickte ich. Im Gegensatz zu Mogontiacum konnte Rom schon eine ziemliche Last sein. Es war mein Zuhause und ich liebte es hier - meistens - aber gleichzeitig konnte ich mir vorstellen, wie es sein musste, wenn man aus der germanischen Provinz kam. Mir war es kaum anders gegangen, als ich nach Jahren im Exil wieder nach Rom zurückgekehrt war.
    Ich dachte kurz über ihre "dunklen Ahnungen" nach. So etwas kannte ich und vermutlich gab es so etwas auch. "Ich hoffe, Du liegst mit Deiner Ahnung falsch!", sagte ich deswegen leicht besorgt. Grüsse ihn ganz freundlich von mir. Ich... vermisse ihn wirklich! Und Dich werde ich auch vermissen!" Jetzt wurde er sentimental. Naja, zum Glück war Glabrio in dieser Hinsicht nicht so verkrampft wie viele andere Römer. "Ich wünsche Dir eine gute Reise und grüsse auch Phelan von mir und Deinen mürrischen Leibwächter! Ich werde weiterhin Briefe nach Mogontiacum schicken! Schreib mir, wenn Du ankommst, damit ich weiss, dass Euch nichts passiert ist auf der Reise."

  • Eila war gerührt von der Offenheit und Herzlichkeit ihres Freundes. Und sie wusste, dass das auch irgendwas mit dem fremden Gott zu tun haben musste, an den Glabrio glaubte. Doch wenn sich dieser so zeigte, dann konnte er nicht übel sein.
    "Ohja, das hoffe ich auch." meinte sie dann in Bezug auf ihre Vorahnungen und schob den Gedanken vorerst beiseite. "Ich werde sie alle herzlich von dir grüßen und ja, du wirst mir auch fehlen, Glabrio." sagte sie dann, schritt ein Stück auf ihn zu und umarmte ihn kurz. "Ich melde mich, sobald wir in Mogontiacum angekommen sind, das verspreche ich. Gib gut auf dich Acht und komm uns doch irgendwann mal wieder besuchen. Du wirst uns in Germanien stets ein willkommener Gast sein." Sie löste die Umarmung und schaute ihren Freund noch einmal an, versuchte sich, ihn gut einzuprägen. Es könnten Jahre bis zu einem Wiedersehen vergehen... und langsam wurde es Zeit zu gehen.

  • Sie umarmte ihn tatsächlich, so musste Glabrio nicht selbst entscheiden, ob er das tun wollte. Glabrio hob seinen Arm und malte mit dem Daumen ein kleines Kreuz auf Eilas Stirn und sah sie ernst an. Ohne noch viel zu reden, begleitete er sie zur Tür und blickte Eila lange hinterher, während sie verschwand. Er fühlte sich ein Stück leerer und fragte sich traurig, wann er Eila wohl wieder sehen würde. Doch er kam den Gedanken und Sorgen bei, indem er still anfing, für Eila und Loki zu beten. Das half oft - zumindest Glabrio für den Moment.

  • Was auch immer Glabrio damit bezwecken wollte, Eila ein Zeichen auf die Stirn zu zeichnen, wusste sie doch, dass es nichts Böses sein konnte und auch wenn sie seine Religion nicht kannte, wusste sie, dass er nur ihr bestes wollte. Sie lächelte ihren Freund noch einmal an, als er sie zur Tür gebracht hatte und wandte sich dann zum Gehen. Schon während sie ging, hoffte sie inständig, sie würden sich irgendwann wiedersehen.

  • Hier gab es einige Regale und sie waren auch gefüllt. Schrriften, Bücher, kleine Kästchen... Dies musste wohl der wichtigste Ort dieses Hauses sein. Leise schloß sie die Tür hinter sich und sah sich kurz um. Zielgerichtet gingen ihre ersten Schritte zum Tisch. Weniger zielgerichtet durchsuchte sie ihn. Auf dem ersten Blick war hier nichts auffälliges. Nun gut, weiter. Die Regale waren ja noch da. Die Bücher überflog sie so gut sie konnte, blätterte alles durch, versuchte herauszufinden ob irgendwo kleine Papyri versteckt waren. Doch die Bücher waren da nicht ergiebig. Im Grunde war da gar nichts zu finden. Es würde also etwas aufwändiger. Die Schriftrollen, entrollte sie, überflog den Text und rollte sie dann wieder zusammen. Es sah schon so aus als würde hier auch nichts zu finden sein als sie ganz zufällig ein Kästchen anstubste. Ein Blick hinein konnte ja nicht schaden und vielleicht ergab sich ja noch ein kleiner Nebenverdienst für sie und Amneris. Die Nubierin würde sich sicher über etwas Schmuck freuen und wenn sie ihn nicht behielt so bekamen sie dann ein paar Sesterze dafür. Der Inhalt war schon etwas überraschend. Eine feine Kette mit einem Kreuz daran schimmerte ihr entgegen. Vorsichtig griff sie danach um es nicht eventuell kaputt zu machen und hob es in den Lichtschein. Das war bestimmt etwas was auf diese Sekte hindeutete. In ein von ihr mitgebrachtes Tuch wurde die Kette geschlagen und verschwand sofort in einem ihrer Beutel in den Tunikafalten.


    Nachdem alles durchsucht war, bekam der Schreibtisch erneut etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Sie setzte sich auf den Stuhl und begann die Schriften und Rollen hier zu lesen. Die oben aufliegenden waren privater Schriftverkehr. Briefe an Freunde, nichts verräterisches oder verschwörerisches. Gerade als sie ein verdächtiges Wort auf einem Schrieben las, hörte sie Stimmen, laute Stimmen. Sofort bewegte sie sich in die Mitte des Raumes und wartete dort ab, hastig nach einem Plan und Ausweg suchend, sollte jemand hineinkommen.

  • Und tatsächlich betrat jemand den Raum. Nach seinen letzten wütenden Worten hatte der schlampige Vorarbeiter nur noch geschluckt und genickt und Glabrio war weggegangen. Immer noch wütend, aber schon mit dem beginnenden schlechten Gewissen, welches immer sein Fluch war, betrat er seinen Arbeitsraum. Sofort sah er die Frau, die in der Mitte des Raumes etwas verloren und überrascht herumstand. Schnell schloss Glabrio die Tür und fragte noch aufgeregt durch die gerade gelaufene Auseinandersetzung ziemlich misstrauisch: "Wer bist Du? Was machst Du hier?"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!