Auf dem Weg zur Arbeit

  • Lucilla spürte Hitze in sich aufsteigen. Um das ganze ein wenig herunterzuspielen wechselte sie nun von der trotzigen Stimmung in die schnippische.


    "Als wäre das so ungewöhnlich, ich habe schon bei vielen Senatoren zu Abend gegessen." Um genau zu sein, könnte sie alle Essen 'bei Senatoren' noch aufzählen. 'Mit Senatoren' wäre da schon schwieriger, denn das waren doch ein paar mehr.


    Als er sie nach seiner Frage einigermaßen entsetzt anblickt, wird sie langsam wütend.


    "Ich habe in der Casa Germanica übernachtet, ja. Hätte ich vielleicht mitten in der Nacht durch Rom nach Hause spazieren sollen? Gerade du solltest doch wissen, welche Perversen und Verbrecher die römischen Straßen bei Nacht belagern! Und nein, ich habe die Nacht nicht bei ihm verbracht! Ich verbrachte sie in einem Gästezimmer, allein. Glaubst du vielleicht, ich steige mit dem erstbesten dahergelaufenen Senator ins Bett! Du führst dich auf wie mein Bruder!"

  • Crassus brauchte erst einen Moment um sich zu beruhigen. Sonst hätte er nur unkontrolliert und vorallem laut, eigentlich nur laut, rumgeschrien. Er umfasste den Becher Wein fest, so fest, dass seine Knöchel weiß heraustraten. Nach wenigen Sekunden löste er etwas seinen Griff und entspannte sich, sodass er seine Stimme wieder einigermaßen im Griff hatte. Sein Blick war in den Becher gerichtet als er zu sprechen begann:


    Da habe ich dich aber noch nicht gekannt, dich noch nicht geliebt, Lucilla. Damals hatte ich noch nicht die Angst dich an jemand anderen verlieren zu können.


    Er begann nervös mit dem Becher zwischen seinen Fingern zu spielen und fügte etwas leiser hinzu:


    Sofern ich dich überhaupt schon gewonnen habe.


    Er wendet seinen Blick ihrem Gesicht zu und achtete auf ihre Reaktion.


    Aber, wenn du sagst ich führe mich auf wie dein Bruder, dann weiß ich nun, wie sich dein Bruder fühlt, wie er um dich Angst hat. Wie unermeßlich er dich lieben muss.

  • Lucillas Wut löst sich augenblicklich in Luft auf, ihre Schultern sinken herab. Sie greift über den Tisch nach Crassus Hand und blickt ihn leicht lächelnd an. "Das sagt er auch immer."


    Sie zuckt mit den Schultern und fährt in einem beschwichtigen Tonfall fort.


    "Aber du hast überhaupt keinen Grund dazu, Angst zu haben. Selbst wenn ich es wollte, Avarus hätte nie eine Chance. Du kennst sicher die Geschichten über die Beziehung der Gens Germanica zur Gens Decima. Zwischen unseren Familien liegt ein Zwist, über den Meridius niemals hinwegsehen könnte. Eher würde er mich einem Praetorianer anvertrauen."


    Es soll scherzhaft klingen, doch das tut es nicht. Auch bei Crassus ist sich Lucilla nicht sicher, ob Meridius seine Zustimmung geben würde. Warum muss die Welt nur so kompliziert sein, warum hatte ihr Bruder sie nicht einfach schon verheiratet, als sie noch ein dummes Kind war und sich über all diese Dinge noch keine Gedanken gemacht hatte.

  • Ich bin mir sicher, wir werden Wege finden, damit wird beide in der Zukunft glücklich sein werden. Und so du willst, auch zusammen und für immer.


    Er versuchte sie möglichst aufmunternd anzulächeln. Er selbst war sich recht sicher, dass Meridus "überwindbar" ist. Und sollte er Meridus' Anforderungen nicht erfüllen können, obwohl er alles ihm mögliche dafür getan hat, dann hätte Crassus Lucilla nicht verdient. Denn sie sollte nur das beste bekommen:


    Achja, da wir gerade bei Meridus sind. Ich hatte ihm einen Brief geschickt und ihm von.. nun ja, ähm, uns erzählt..


    Er wartete erst ihre Reaktion ab bevor er weiterreden wollte und steckte sich derweil eine von Lucillas Oliven in den Mund.

  • "Oh." Lucillas Herz rutscht augenblicklich in die Hose( -.^). Die schöne Zeit könnte also schon bald aus sein. Sie seufzt.


    "Aber er muss es ja wissen." Sie seufzt nochmals. "Hast du schon eine Antwort?"


    Sie greift wieder zu Crassus Trauben und blickt ihn fragend an. Wenn er einen Eilbrief gesendet hat, dann dürfte es nicht lange dauern. Lucilla kennt die Eilbrief-Sendezeiten des Cursus Publicus ganz genau.

  • Ja, ich habe schon eine Antwort von ihm erhalten.


    Er machte eine künstlerische Pause und fuhr dann fort. Er hatte den Brief sooft durchgelesen, er konnte ihn so gut wie auswendig:


    Er wollte mir in dem Brief noch nichts zu sichern, was durchaus auch mehr als nur verständlich ist, allerdings gab es einen Satz, der mich doch hoffen und beten lässt. Der ging irgendwie so: Sollte mir etwas an deiner und der Ehre der Gens Decima liegen, werden wir einen Weg finden. Im Rest des Briefes steht, dass ich dir keine Schande machen soll und aufpassen soll. Für den genauen Wortlaut müssten wir jetzt den Brief haben, dieser ist allerdings in der Casa Caecilia...


    Er nahm sich eine Olive, steckte sie sich in den Mund und sah sie an:


    Was meinst du zu dem einen Satz? Könnte sich doch durchaus schlimmer anhören, oder nicht?

  • Lucilla nickt nachdenklich, steckt sich eine Traube in den Mund und lässt sich den Satz durch den Kopf gehen. Einen Weg finden könnte natürlich alles bedeuten. Es könnte bedeuten, dass 'wir' Lucilla weit von Rom weg schicken, so dass das 'Problem' aus dem Weg ist. Oder es könnte bedeuten, dass 'wir' unsere Gentes durch eine Hochzeit vereinen.


    "Das mit der Ehre und der Schande dagegen klingt ziemlich nach Meridius. Naja, wie wohl nach jedem Pater Familias. Ach, was muss er sich auch in Germania herumtreiben! Wenn ich ihn einmal wirklich bräuchte!"

  • Ach..


    Crassus begann wieder ihre Hand zu streicheln:


    wir schaffen das schon!


    Man muss sich das nur selber und ihr lange genug einreden, so lange bis man und sie selber dran glaubt. :D


    In dem Brief erwähnte er auch, dass er bald nach Roma kommen wird. Ich soll ihn dann besuchen kommen, wenn er sich hier in Roma befindet. Ich denke und hoffe, spätestens da, werden wir Klarheit haben, wie es weitergeht.
    So können wir uns vielleicht eine Reise nach Germanien sparen.


    Er zwinkerte ihr zu und trank den Becher Wein leer. Nahm sich dann eine Traube und wickelte sie in Käse und verspeiste sie genüßlich. Es war nun Zeit für ein Themawechsel:


    Und, hast du dich schon wieder hier in Rom eingelebt? Ist ja immerhin ein großer Unterschied Tarraco und Roma.

  • "Meridius kommt nach Rom?" 8o


    So schnell können sich Wünsche ins Gegenteil verkehren. Sicher, Lucilla müsste dringend mit ihm sprechen, aber doch lieber weit weg in Germania, als hier in Rom. Wo ihr jederzeit irgendjemand über den Weg laufen könnte, wo peinliche Dinge an den Häuserwänden und die Casen von viel zu vielen Männern stehen.


    Sie seufzt und beobachtet entsetzt, wie Crassus eine Traube in Käse wickelt. Wie kann man nur Trauben nicht pur verspeisen!


    "Roma? Oh ja, die Stadt verschluckt einen schneller, als dass man schauen kann. In meinem Officium ist Hochbetrieb und ich bin noch nichteinmal dazu gekommen, all meine Verwandten in der Casa Decima zu suchen."


    Sie lächelt. "Und du, hast du viel zu tun zur Zeit? Musst du den Kaiser zu den Spielen begleiten?"

  • Ob ich zur Zeit viel zu tun hab? Och es geht eigentlich, im Augenblick bin ich ja auf Patrouille.


    er lachte leise und wickelte die nächste Traube in Käse und verspeißte sie.


    Mmmmh, lecker.


    Er sah ihren entsetzten Blick:


    Was ist los? Willst du auch mal probieren?


    und schon hob Crassus ihr die in Käse fertig gewickelte Traube vor die Nase.


    Ja, ich begleite den Kaiser auf die Spiele. Ich bin dort sozusagen sein Schatten, wo der Kaiser ist bin auch ich. Wobei ich mir fast sicher bin, dass wir beide gemeinsam die Spiele besuchen können, wenn du möchtest.


    fragend blickt er sie an.

  • "Oh ja, das sehe ich. Schönes Leben habt ihr Praetorianer auf Patroullie." Lucilla lacht, weicht dann jedoch angewiedert von seiner Käse-Traube zurück.


    "Weiche von mir mit diesem Frevel! Die guten Trauben." Die armen Trauben bedauernd schüttelt sie den Kopf. "Ich werde die Übrigen retten." Und schon zieht sie den Trauben-Teller zu sich herrüber und legt schützend ihren Arm zwischen Teller und Crassus.


    "Also wenn dich der Kaiser mal entbehren könnte... ich hätte nichts dagegen, wenn du mein Schatten wärst. Du darfst dann nur nicht den Arm um mich herumlegen oder so etwas, ja? Du weißt schon, wegen Ehre und Schande und... ach jeh... wann hast du gesagt, kommt Meridius?"


    Sie schiebt sich gedankenverloren eine Traube in den Mund und stellt fest, dass sie fast zu süß ist. Wohl keine Germanische.

  • Mit Käse um die Traube wären sie nicht mehr zu süß, zugegeben, sie würden auch nicht mehr schmecken, aber dafür wären sie nichtmehr süß!
    Crassus sieht handlungsunfähig zu, wie Lucilla seine Trauben "in Sicherheit" bringt.


    Ja, nimm ruhig die Trauben, iss sie alleine. Pah.


    gespielt empört blickt er sie an, doch nicht lange dann grinst er schon wieder.


    Hmm, schon eine Idee welchen Programmpunkt du mit mir anschauen willst? Irgendwelche Gladiatoren, Tierwettkämpfe oder ein Schauspiel? Weil ich werde wohl kaum mehr als einen Mittag freibekommen.


    er blickt sie etwas wehmütig an, tja so war das als viel beschäftigter Prätorianer :D


    Na, natürlich nicht. Hab mich ja auch schon auf den Weg hierher zu der Taverne gerade so noch zurückhalten können.


    vielsagend zwinkerte er ihr zu.

  • Zum Ausgleich schiebt Lucilla Crassus die Oliven hin, die sie eh nicht essen mag. Sie hat sie eh nur bestellt, weil sie keine Trauben wollte. Weil Trauben sie an den vorigen Abend denken lassen, an Germanica-Trauben, an Germanica-Männer.


    Sie räuspert sich. "Die Gladiatorenspiele. Theater reitzt mich nicht so sehr. Man muss dabei immer so lange ruhig auf seinem Platz sitzen, das halte ich meist nicht aus. Obwohl ich die Texte sehr gerne habe."


    Sie blickt Crassus fragend an. "Aber nur, wenn das wirklich kein Problem ist. Du weißt ja, ich will nicht, dass der Kaiser sauer wird, weil du nicht da bist."

  • Die Oliven wickelte Crassus allerdings nicht erst in den Käse ein, sondern aß sie so, "pur". Genüßlich schmatzte er auf einer herum und spülte dann die Reste mit einem Schluck Wasser hinunter, bevor er sich ein Stück Käse in den Mund schob.


    Die Gladiatorenspiele also. Wenn mich nicht alles täuscht beginnen diese ja nach der Zeremonie des Epulium Iovis. Wo wollen wir uns dann treffen? Soll ich dich in der Casa Decima abholen?


    Und die nächste Olive verschwand in seinem Mund.


    Mach dir mal keine Sorge. Ich melde mich ja ordnungsgemäß ab und angesichts der Überstunden, die immer bei solchen Ludi anfallen, kann ich mir einen Mittag Urlaub sicher erlauben. Es gibt noch genug andere Prätorianer die die Aufgabe übernehmen können.


    Und ihr habt beim Cursu Publico lockere Arbeitszeiten, so wie es aussieht. Wenn man um die Uhrzeit noch frühstücken kann...


    er zwinkerte ihr zu.

  • Der Teller mit den Trauben leert sich merklich. "Ja, du kannst mich gerne abholen, ich werde auf dich warten."


    Sie lächelt und sieht sich in Gedanken schon neben ihm in den Zuschauerrängen sitzen, eine Schale Trauben in der Hand...


    "Was?" Lucilla verschluckt sich beinahe an einer Traube. "Herrje! Du hast recht, es ist schon viel zu spät! Ich sollte schon längst im Officium sein..."


    Nun ja, Avarus würde es sicher verstehen, wenn sie heute etwas später anfängt. 8)

  • Sehr schön. Ich kanns jetzt schon kaum erwarten...


    er zwinkerte ihr zu.


    Och, jetzt schon?


    er zuckte mit den Schultern:


    Schade, aber was muss das muss.


    Er winkte die Bedienung her, bezahlte das Essen, gab etwas Trinkgeld und erhob sich dann.


    Also dann. Wünsche dir einen schönen Arbeitstag.


    er lächelte sie an und fügte leise, nur für sie hörbar hinzu:


    Ich liebe dich.

  • Lucilla steht ebenfalls auf und errötet leicht bei Crassus Worten. Sie folgt ihm zum Ausgang.


    "Dir auch noch einen schönen Tag. Bis bald dann, ich freue mich schon darauf."


    Vor der Taverne blickt sie ihn noch einmal an und lächelt. Dann dreht sie sich um und schlägt nun endgültig den richtigen Weg zur Regia ein, den Mantel von Avarus fest um sich geschlungen.

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