Eine einsame Bank im Stadtpark

  • Ich erschrack bei ihrem 'Nein' und setzte mich wiederwillig wieder hin.


    "Helena! So schlimm ist es nicht! Wirklich! Und ausreiten kommt gar nicht in Frage, denn ich bekomme die Pferde des Cursus Publicus nicht zum Vergnügen und reiten darf ich eh noch genug! Du machts dir unnötig Sorgen meine Liebe!"


    Dann hörte ich ihr aufmerksam zu. Sie musste vor Gericht? Was hatte sie angestellt?


    "Du musst vor Gericht? Was hast du getan? Warst du zu brav?"


    Ich musste unweigerlich grinsen.


    "Oder wirft man die Sittenverfall vor?"

  • Ich musste bei dem Gedanken schmunzeln. Er war durchaus möglich, doch noch hatte ich nicht so vielen von meiner 'Liebschaft' erzählt.


    "Nein. Aber ich glaube ich habe genügend Kraft um endlich die unangenehme Aufgabe zu erlediden, die beiden Testamente einzulösen. Die von meinem Vater und von.. Maximus...!"


    Meine Stimme wollte sich beinahe wieder verabschieden, doch mit einem kurzem Räuspern ging es schon sehr schnell wieder. Ich lehnte meinen Kopf an die Schulter meines 'Cousins' und sog tief die Luft ein.


    "Wenn es nicht so schlimm wäre, wärest du nicht so furchtbar blass. Du siehst schon beinahe nicht mehr liebenswert aus."


    Ich hob meinen Kopf wieder an um ihn mit einem lieben Grinsen anzusehen. Es war eine seltsame Mischung, doch so ganz ernst meinte ich es auch nicht.

  • Ich versuchte fürsorglich auzusehen und strich ihr durch das Haar.


    "Ja, manchmal tuen diese Pflichten weh. Aber wieso das Testament deines Mannes? Hast du dich... abgefunden?"


    Sollte ich ihr von meinen Traum erzählen? Ich grübelte...

  • Abgefunden? Ja, hatte ich das? Ich würde ehrlich antworten...


    "Ich weiß es nicht. Doch ich höre auf die Worte eines guten Freundes. Ich sollte meine Kinder nicht zu Trauer erziehen und nun da ich ... so viele Leute habe die mir aufhelfen geht es. Er hat mich sehr geliebt und ich weiß, wenn er noch am Leben ist, wäre er zurückgekehrt. Ich werde für ihn beten, doch ich glaube es wäre nicht sein Wunsch wenn ich mein Leben in Trauer verbringe."


    ich sprach recht leise. Ich war mir selbst nicht ganz sicher, doch dass Maximus lieber damit leben würde mich verloren zu haben, als dass ich unglücklich wäre - da war ich mir sicher. Es wäre anders herum genauso.


    "Ich werde ihm zu Ehren seinen Wunsch erfüllen, einen Minervatempel zu erbauen. Damit möchte ich ihn ehren und an ihn erinnern lassen. Doch ich glaube wahrlich, dass Meridius recht behielt, als er sagte, ich solle wieder leben."

  • Ich musste einmal Luft holen, bevor ich den nächsten Satz anfing. ich wusste nicht, ob ich es sagen sollte, doch ich tat es.


    "Nun, wurde für ihm nie ein Zeremonie abgehalten? Ich weiß es ist schwer für dich, aber ich finde, er sollte seine Ruhe finden dürfen und seinen Platz unter den Ahnen einnehmen. Das hat er sich bestimmt verdient und du kannst endlich abschließen!"


    Ich nahm sie in meine Arme!

  • Ich spürte, wie ich leicht zitterte. Ja, ich hing noch immer sehr an Maximus, besonders an den Erinnerungen und das würde sich auch so leicht nicht auslöschen lassen. Wie schon Crassus sagte... Ich barg mein Gesicht an seiner Brust, doch ich weinte nicht. Ein wenig erstickt antwortete ich:


    "Nein, bislang hegte ich immer die Hoffnung er würde zurückkehren. Wollte für niemand lebendigen eine Trauerzeremonie abhalten. Konnte es nicht. Was wäre, wenn er irgendwo dort draußen davon hören würde, dass ich eine Trauerfeier ohne Leiche organisierte?"


    Mit einer Hand hielt ich mich an seiner Toga fest...

  • "Nun, vielleicht können uns die Götter auch da helfen! Lange ist er ja schon fort... Doch wenn er nicht mehr unter den Lebenden wandelt, dann hat er ein Recht auf eine seine Ruhe...!"


    Ich seufzte.


    "Und eines ist klar! Ich will und kann ihn nie ersetzen und ich habe auch Verständnis dafür!"

  • "Ich liebe dich auch nicht, weil ich ihn dir einen Ersatz sehe."


    antwortete ich nur leise auf seine Worte. Nein, Maximus bedeutete mir viel und ich ihm wohl auch. Doch mein Leben musste weitergehen, das würde auch er wollen. Genauso wie...


    "... du hast wohl Recht... Aber ich glaub nicht, dass ich es schaffe..."


    Ich musste kurz schlucken.


    "Als er ging hat er gesagt, wie sehr er sich darauf freue, seinen Sohn nach der Geburt in den Händen halten zu können... Ihrer waren es zwei welche ihn nie sahen."


    Ich konnte nicht verhindern, dass eine Träne meine Wange hinabrann und aus dem anderen eine weitere folgte.

  • Ich nahm einen Zipfel meiner Tunika und wischte ihr die Träne weg.


    "Ich kann ihn nicht ersetzen, aber ich kann dir Halt bieten und dir bei der Prozedur beistehen. Ich kannte ihn nur vom Hörensagen, aber ich werde dir gerne helfen! Und es finden sich bestimmt auch andere, die helfen würden! Wir sind für dich da, Helena!"


    Ich strich ihr über die feuchte Wange und gab ihr einen vorsichtigen Kuss dorthin.


    "Er wird immer weiterleben undzwar dort!"


    Ich stubste ihr ans Herz.

  • "Man kann alte Namen nicht durch neie ersetzen..."


    zitierte ich aus bitterem Munde Crassus' Worte. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie von ihm stammten und ich schwieg kurz. Er hatte wieder einmal Recht behalten und ich musste einsehen, dass ich noch viel lernen konnte.


    "Ich wäre dir sehr dankbar für deine Hilfe. Für deinen Halt. Ich wäre dir noch viel dankbarer, wenn du nicht mehr von meiner Seite weichst. Ich brauche dich."


    meine Stimme bebte, versuchte ich doch angestrengt meine Tränen zu unterdrücken. Metellus hatte Recht, Maximus würde dort weiterleben. Für immer und meine Liebe würde nicht erlöschen. Sie würde nur eine andere werden. Metellus ersetzte Maximus nicht. Ich liebte ihn auch nicht weil er nett zu mir war. Die Liebe zu ihm war aufrichtig. Als er mich küsste waren mir Schauer den Rücken hinunter gelaufen, wohlige Schauer. Es fühlte sich gut an, so wie er da war.


    "Und ich liebe dich."

  • Sie brachte diese magischen Worte über die Lippen. Mir schauderte es ein wenig. Sicher fühlten wir beide so, aber wurde es noch nie so direkt ausgesprochen.


    "Ich dich auch, Helena! Ich dich auch!"


    Ich kuschelte mich mit meinem Kopf an ihre Schulter.


    "Ich werde für dich da sein, wenn du mich brauchst! Oh ja, das schwöre ich! Und Jupiter soll mein Zeuge sein!"


    Eine Träne bahnte sich ihren Weg über meine Wange.

  • Nun musste ich doch weinen, es waren keine stillschweigenden Tränen mehr. Und doch genausowenig waren es Tränen die vor Trauer flossen. Es waren jene der Rührung. Ich hob sacht meinen Kopf um ihn wieder anzusehen. Wir saßen hier auf einer Parkbank in einer völlig fremden Gegend und mit verbotenen Gefühlen - es fühlte sich gut an.


    "Ich... ich danke dir.."


    brachte ich unter meinen Tränen hervor, die ich allerdings nicht am Fließen hinderte. Sie wurden durch den kalten Wind schon auf meinen Wangen getrocknet und neue über diese kalten Spuren rinnende waren heiß. Ich musste heftig schlucken.


    "Unverrückbar, für die Ewigkeit und innig."


    flüsterte ich leise, eher zu mir selbst.

  • "Doch... Aber... egal!"


    lächelte ich leise und versuchte weitere Tränen zurückzuhalten, ich wollte Metellus nicht aufweichen. Ich schluckte noch einmal und versuchte die trüben Gedanken beiseite zu schieben. Ich sah ihn an, er wirkte so abwesend. So gerne würde ich ihn nun küssen, aber für die Öffentlichkeit ginge dies zu weit.


    "Was denkst du grade?"


    fragte ich mit leiser Stimme, um ihn nicht aufzuschrecken.

  • "Das überlasse ich alleinig den Göttern. Doch ich werde für einen guten Verlauf beten und opfern. Ich weiß wie es sich entwickeln soll, doch an der Umsetzung verzweifel ich selbst auch noch."


    Ich musste wieder an Valerias 'Glück' denken. Ich würde das Opfer in Kauf nehmen was sie darbrachte, wenn dafür auch das Gute eintritt. Ich seufzte kurz.


    "Aber lass uns jetzt nicht so bekümmert sein. Den Kopf zerbrechen können wir uns später wieder."

  • Ich schlug mit meinen Händen auf die Knie.


    "Also gut! Was schlägst du nun also vor?"


    Ich hatte vergessen, dass ich mein Bein vorsichtig zu behandeln hatte und nun rächte sich das Bein durch einen starken stechenden Schmerz.


    "Möchtest du... jetzt ein Stück.. gehen?"


    Aber schwach wirken wollte ich auf gar keinem Fall.

  • Ich sah Metellus besorgt an - offensichtlich hatte er Schmerzen. Ich zuckte kurz mit den Schultern, ehe ich antwortete:


    "Ja, wir können noch ein paar Schritte durch den Park schlendern, aber bitte sag wenn die Schmerzen langsam zehrend werden. Dann kehren wir zurück, beziehungsweise dann bringe ich dich in deine Unterkunft, damit du dich schonst!"


    Ich versuchte zu Lächeln. Meine Augen waren sicher rotgeweint und ich selbst musste ziemlich fertig aussehen. Das wollte ich jetzt nicht...

  • Endlich hatte ich ihn gefunden...


    Der Domine hatte es mir aufgetrsgen ihn zurück zur Casa zur bringen und ich war lange durch die Stadt geeilt. Und jetzt in einer Ecke des Parks hatte ich ihn gefunden...


    Irgendwie tat er er so, als ob er ein Vogel sei..


    Naja, er war ein Domine und ich lies ihn in seinem Glauben. Lucius hatte mir gesagt, er sei auf weiter Reise gewesen und daher etwas `wunderlich`...


    So führte ich den Domine Maximus zurück zur Casa.


    Unterwegs warf ich noch erinen Blick auf das Päärchen auf der Bank...

  • Zitat

    Original von Helena Matinia
    Ich sah Metellus besorgt an - offensichtlich hatte er Schmerzen. Ich zuckte kurz mit den Schultern, ehe ich antwortete:


    "Ja, wir können noch ein paar Schritte durch den Park schlendern, aber bitte sag wenn die Schmerzen langsam zehrend werden. Dann kehren wir zurück, beziehungsweise dann bringe ich dich in deine Unterkunft, damit du dich schonst!"


    Ich versuchte zu Lächeln. Meine Augen waren sicher rotgeweint und ich selbst musste ziemlich fertig aussehen. Das wollte ich jetzt nicht...


    Ich stand vorsichtig auf.


    "Es geht! Wirklich! Wenn es in einigen Tagen weitergeht, dann darf ich mich auch nicht beklagen! Ich schaffe das wirklich und nun mache dir keine Sorgen mehr. Es gibt wirklich wichtigeres, als sich über mich Sorgen zu machen. Immerhin bin ich nicht nach Carthago Nova gekommen, um nur auf einer Bank zu sitzen!"


    Ich reichte ihr meine Hand, um ihr aufzuhelfen.

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