Officium Proconsularis | Lucius Flavius Furianus


  • "Großartig. Auch noch daran haben sie etwas auszusetzen."


    Meinte er lakonisch und sein Blick verdüsterte sich zusehends. Der Senat war nun mehr eine Farce, als die Institution, die er schon immer bewunderte.


    "Konkrete Aufgaben habe ich noch nicht für dich. Aber betrachte dich als meinen Stellvertreter. Du bist ein fähiger Mann und bist wohl kurz davor Senator zu werden. Also wirst du etwas können und das schätze ich. Ich werde ein Officium für dich einrichten lassen und du wirst als Beisitzer in der Curia sitzen. Du sollst an allem beteiligt werden, damit du nach der Quaestur auch was aufzuweisen hast. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass du Freudensprünge nach deiner Entsendung hierher gemacht hast."


    Meinte er zwinkernd und nahm sich einen Schluck.


    "Außerdem würde ich es schätzen, wenn du als mein Gast im Palast des Proconsuls vor den Toren Tarracos lebst. Es ist recht prunkvoll und ich gebe dir den Westflügel. So kannst du auch direkt sehen, was ich mache und wie ich es mache. Als mein Stellvertreter brauchst du das, denn meine Gesundheit lässt, wenn ich ehrlich bin, zusehends nach. Meine Leibärzte sagen es sei ein Infekt und ich müsse mich schonen. Und solange ich auf den Beinen bin, wäre es besser, wenn du von mir lernst."

  • >Nun dann hoffen wir das Beste und bringen Aesculapius ein großzügiges Opfer dar. Aber das Angebot nehme ich gerne an. Dann brauche ich mich garnicht erst nach einer eigenen Villa umzusehen.<


    Natürlich hätte Modestus sich nur eine Villa gemietet und auch keine besonders große, doch das erwähnte er nicht.


    >Für den Fall deiner Abwesenheit wäre ich der leitende Magistrat in Hispania? Nicht dass ich irgendwem Misstraue, doch könntest du das auf einem offiziellem Dokument festhalten? Nur für den Fall der Fälle.<


    meinte Modestus. Wenn der Proconsul einmal ausfallen würde, dann wollte er nicht erst mit anderen hohen Beamten der Provinz darum streiten müssen, wer genau jetzt den Proconsul ersetzte.

  • >Salve Proconsul. Es kam Post vom Senat aus Rom.<


    sagte Rusticus nachdem er eingetreten war und reichte dem Proconsul den schon geöffneten Brief des Senats.


    Proconsule L. Flavio Furiano, Tarraco, Hispania


    Consul Vitorius Marcellus salutem dicit.


    Du hast dem Senat Bericht erstattet über die Finanzen der Provinz. Bei der Debatte über diesen Bericht hatten die Senatoren zahlreiche Fragen, um deren Beantwortung ich dich hiermit nun bitte.


    Wie ist es zu erklären, dass fast genauso viel Geld als Zuschüsse für Milizen ausgegeben wie für alle übrigen Gehälter der Provinzverwaltung? Welchen Anteil an den gesamten Kosten der Milizen haben dabei diese Zuschüsse?


    Was ist unter den genannten Geldmitteln zur Bugetnachverbesserung in Höhe von 50.000 Sz. zu verstehen?


    Was geschieht mit den Überschüssen von 425.000 Sz. die in diesem Abrechnungszeitraum angefallen sind? Werden sie als zusätzliche Einnahmen nach Rom überwiesen werden?


    Wir erwarten deine Antwort auf diese Fragen in Kürze. Desweiteren wird in dieser Wahlperiode ein Quaestor nach Hispania entstandt, der vom Senat allerdings keinen besonderen Auftrag erhält und von dir daher im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen in die Arbeit einzugliedern ist.


    M. Vitorius Marcellus



  • "Ich wäre dir dankbar dafür. Ich stelle dir ein Zimmer bereit."


    Sagte er und musste wieder einen keuchenden Husten unterdrücken, was ihm mehr schlecht als recht gelang und das weiße Leinentuch noch einmal Verwendung finden musste.


    "Ja, warte einen Moment."


    Dann nahm er ein Papier heraus, welches er schnell bekritzelte.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    erlasse ich, Lucius Flavius Furianus und Proconsul der Provinz Hispania mit sofortiger Wirkung vom


    PRIDIE KAL IUL DCCCLVIII A.U.C.
    (30.6.2008/105 n.Chr.)


    Folgendes:


    Sollte der Proconsul nicht in der Lage sein den Amtsgeschäften nachzukommen, so ist der Quaestor Provincialis pro Hispania sein Stellvertreter und führt nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Proconsuls die Amtsgeschäfte, außer den Ernennungen und Abberufungen von Beamten, weiter.


    Lucius Flavius Furianus


    Und überreichte es dem Quaestor, welcher es dann einem Scriba zur Veröffentlichung reichen musste.


    "Nun ist es schriftlich. Dies erlaubt dir jedoch nicht Personen zu ernennen oder zu entlassen oder in ihre Befugnisse oder Aufgaben einzugreifen. Dies darf nur mit meiner Rücksprache geschehen. Damit bist du nun befugt und informiert. Willst du nun dein neues Officium beziehen?"


    Sagte er lächelnd und hoffentlich verstand der Quaestor, dass der Proconsul ihn damit mehr oder minder aus dem Raum bat. Furianus fühlte sich immer schlechter.


  • Missmutig nahm er das Schreiben entgegen und überflog es. Dann überfiel ihn ein heftiger Hustenanfall, der in einen fast die Kehle zerreissenden Schmerz führte.


    "Rus...ti...cus....mei...nen....Me...di...cus!"


    Krächzte er und sein weißes Tuch färbte sich ein wenig rot. Er spukte Blut.

  • Wenige Minuten später kam Hippochondras von Alexis, der persönlich Medicus des Proconsuls mit einigen Helfern.
    Sofort wurde der Rachen des immer noch heftig hustenden Proconsuls untersucht. Der Befund war nicht erheiternd, so dass man den Proconsul sofort in dessen Villa vor die Tore der Stadt brachte, um ihm die nötige medizinische Behandlung zukommen zu lassen, die es hier aufgrund der Räumlichkeiten und der Gaffer nicht geben konnte.

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