Ich sah Florus gerade vom Iuppiter Tempel herabsteigen und kam zu ihm hin. Salve! Wie geht es dir, Florus?
Sagte ich heiter und vergnügt.
Tiberius wurde von den Stimmen aus seinem inzwischen gewohnten stillen Betrachten des Himmels gerissen. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er Florus erblickte. Er machte einige Schritte auf ihn zu, wartete jedoch, bis sein Pater Factionis ihn ansprach.
Plötzlich stand auch mein lieber Verwandter Sophus da.
Salve Sophus! Sagt mal, woher kommt ihr denn alle so plötzlich? 
War ich etwas so versunken in meinen Gedanken und Gebeten?
"Salve, Florus. Nun, das Auguraculum ist nunmal ein klein wenig abseits."
Tiberius lächelte.
"Wie steht es im Moment um Germanien?"
Ich war noch immer etwas belämmert.
Ja, auch so, nun, ähm, Germanien.
Da war ich ja nun schon einige Tage nicht mehr
Aber als ich ging, war alles relativ ruhig und die Classis hatte einen neuen Probatus.
"Schön, schön. Dann steht ja zu hoffen, dass die Lage ruhig bleibt.
Wie schätzt du denn das Ergebnis der Wahl ein? Das Ergebnis ist ja nun mit Spannung zu erwarten."
"Die Götter etwas mitteilen?"
Tiberius blickte nachdenklich.
"Nun, da kann auch nich leider nicht recht helfen. Aber ich nehme an, dass die Götter dir nur wohlgesonnen sein können. Immerhin führst du ein Leben in Einklang mit den Göttern."
Tiberius lächelte, doch seine Augen blickten forschend, als wäre der vorige Satz keine Feststellung gewesen sondern eine Frage.
"Und das hat auch seine guten Seiten. Ansonsten wäre Politik lediglich eine Sache der Politiker und nicht der Wähler. Aber ich muss zugeben, dass die Einschätzung des Ergebnisses dieser speziellen Wahl zusätzlich schwer fällt. Und nun gibt es ja ohnehin nur noch die Möglichkeit zu hoffen und zu beten. Die Sache liegt nicht in unserer Hand."
"Eine gute Entscheidung, dem schließe ich mich an. Ich denke, ich werde noch ein wenig Weihrauch verbrennen. So ist ein klares Zeichen zu setzen, dass die Albata ihre Entscheidung guten Gewissens in die Hände des Volkes und natürlich der Götter gibt."
Tiberius lächelte. Er war sich sicher, dass die politischen Entscheidungen zu vielen Teilen längst in Hinterzimmern getroffen und mit Klienten und zum Teil auch Bestechung und Parteienzwang durchgesetzt wurden. Doch es lohnte sich, die weiße, reine Farbe des Idealismus in den wehenden Wind der schnellebigen Zeit zu halten. So, dessen war er sich sicher, konnte er sein Leben würdig beschließen. Er erinnerte sich mit leicht verklärtem Gesichtsausdruck an einen Auspruch des Seneca: Ich verbrachte viel Zeit damit, würdig zu leben. Nun versuche ich, würdig zu sterben.
"Tu das. Tu das. Vale."
Tiberius nickte seinem Pater Factionis freundlich zu und machte in den Tempel auf um ein wenig tylusischen Weihrauch zu opfern.
Ja, vergesst aber selbst nicht auch zu wählen 
Es wäre schade, wenn wir unsere Pflicht nicht erfüllen würden.
Bis später, Vale!
Dann ging ich, nur um etwa eine Stunde später wieder hier zu sein und meine Andacht fortzusetzen.
Vale Florus!
Rief ich ihm nach und ging zum Vestatempel weiter.
Ich kam gerade von einem Gebet im Tempel der Vesta, stieg vorsichtig die Treppe hinunter, indem ich meinen langen weissen Rock etwas anhob; ansonsten wäre ich darüber gestolppert. Dann sah ich Florus suchend herumstehen.
Salve iterum! Quomodo vales, Flore?
Sagte ich mit einem lächeln auf den Lippen.
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