• Valeria ging in den Hortus. Rasch atmend, mit verkrampften Händen stand sie nun neben einer Zypresse und ließ sich weitestmöglich von der Casa ins Gras sinken. Sie fühlte sich so leer, dass sie nicht einmal weinen konnte. sie starrte nur apathisch vor sich hin, ohne zu denken und ohne sich zu bewegen. So sitzend, merkte sie nicht einmal, wie die Zeit verging.

  • Rings um sie herum senkte sie die Nacht auf Tarraco. Valeria merkte es zuerst nicht, doch als in der Casa nach und nach die Lichter erloschen und sie merkte, dass sie am ganzen Körper zitterte wie Espenlaub, erhob sie sich mit steifen Gliedern. Sie konnte kaum laufen und die ersten Schritte waren eine Qual. Ob es wohl schneien würde?


    Es schien ihr fast falsch, so etwas triviales zu denken, wo Maximian ihr doch... Sie schluckte schwer, schüttelte den Kopf. Kein Wort glaubte sie ihm, nicht eines! Sie hatte den Ausdruck in seinen Augen gesehen. Nur fragte sie sich, was ihn dazu gewegt hatte, das zu sagen. War es wirklich nur die Schwangerschaft gewesen? Was hatte ihm auf dem Herzen gelegen, als er sie in ihrem Cubiculum aufgesucht hatte, was hatte er ihr sagen wollen?


    Valeria erreichte ihr Zimmer und verschwand darin. Sie hatte Hunger, aber es war spät. Sie würde nichts mehr essen. In gewissem Sinne war es ihr egal, ob es ihr schadete oder nicht. An das Kind versuchte sie nicht zu denken.


    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Noch lange hatte sie sich im Bett herumgewälzt und nicht einschlafen können. Dafür war sie am Morgen umso eher erwacht; ausgelaugt, schwitzig und frierend zugleich. Übel war ihr nicht, aber sie sah miserabel aus. Beinahe sofort erhob sie sich, wusch sich und kleidete sich mit einer roten Tunika, die ihre Figur betonte. Darüber legte sie etwas Gleichfarbiges an, das sie warm halten würde, wenn sie sich wieder in den Hortus flüchtete - was sie tun würde.


    Also verließ sie das Cubiculum in der Früh und ging zurück in die Kühle des Morgens; innerlich leer und ausgehöhlt, enttäuscht und vor den Kopf gestoßen. Dort setzte sie sich auf einen flachen Stein und sah den Vögeln ausdruckslos zu, wie sie auf dem Boden herumpickten.

  • Maximian wollte an diese Morgen eigentlich nur allen auf dem Weg gehen. Deshalb war er schon ungewöhnlich früh aufgestanden und hatte auch, wie soll es denn anders sein, schon einen kleinen Happen in Nylas Anwesenheit gefuttert. Jetzt blieb ihm noch etwas Zeit, bevor Apollonius seine Aufmerksamkeit bis zum Umfallen fodern würde...
    Dann war er in Richtung Hortus gegangen. Wenn es einen Ort gab, der am unwahrscheinlischten bescuth war um diese Tages- und ahreszeit, dann der Garten.
    Also trat Maximian nichtsahnend in den Hortus. Es war frisch, unerwartet frisch. So früh war er halt schon lang nicht mehr draußen unterwegs gewesen. Grimmig dreinguckend verschränkte er die Arme vor der Brust und trat einige Schritte, den Blick auf den Boden geheftet und mit sich ringend, nicht doch lieber gleich wieder hinein zu gehen.

  • Valeria sah auf, als sich hinter einer Säule hervor etwas regte. Maximian. Na toll. Sie sah wieder zu den Vögeln, die vom Geräusch seiner Schritte und seiner Anwesenheit erschreckt wurden und aufflogen, und seufzte. Dann sah sie ihn wieder an. Er hatte sie scheinbar noch immer nicht bemerkt. Also senkte sie wieder den Kopf und räusperte sich. Das würde der Herr ja wohl vernehmen.
    Sich selbst die Blöße geben, ihn anzusprechen, nein, das wollte sie nicht. Schließlich war er es gewesen, der sie enttäuscht hatte, nicht umgekehrt.

  • Er hatte gerade schon umkehren wollen, so mit gesenktem Haupt, als er Valeria bemerkte und stehen blieb. War ja klar. Er hätte es sich denken können, dass er auf Valeria treffen würde. Es war ja immer so. Ihm huschte ein Lächeln übers Gesicht, dass er dann jedoch schnell wieder mit teilnahmsosem Gesichtsausdruck ersetzte und die Arme vor der Brust festigte.
    "Morgen", brummte er.

  • Nun sah Valeria gespielt überrascht auf. Einige Sekunden lang sah sie Maximian einfach nur ausdruckslos an, dann erhob sie sich, grazil wie immer. Das Tuch rutschte leicht von ihren Schultern und gab den Blick auf ihre Schultern und die hübsche, rote Tunika frei, als sie auf ihn zu trat, den Blick noch immer auf seine Augen geheftet. Und als sie sprach, bildete der Atem vor ihr kleine Dampfwölkchen. Sie blieb stehen, direkt vor Maximian.


    "Guten Morgen."


    Dann wandte sie sich nach links und ging langsam an ihm vorbei. Wenn er nichts sagte - sie würde es ganz gewiss nicht tun. Sie hatte ihre Gefühle schließlich nicht verleugnet. Valeria würde zurück in die Casa gehen, wenn er nichts sagte.

  • Hmhm, dachte Maximian sich und schüttelte fast schon den Kopf zur Untermalung, du wirst nicht nachgeben, als Valerias wirklich hübsche Tunika zu sehen kam. Weiterhin ein wenig grimmig guckend, sah er ihr entgegen und, als sie an ihm vorbeiging, noch einen Moment starr geradeaus. Ihre Schritte entfernten sich. Der Luft zu sagte er dann mit leiser Stimme:
    "Valeria, warte."
    Er drehte sich langsam herum, um zu gucken, ob sie auch da blieb, und ließ die Arme sinken.

  • Valeria ging noch einige Schritte weiter, dann blieb sie stehen. Und wieder einen Moment später drehte sie sich herum. Ihr Blick suchte Maximians Augen und fand sie. Ohne einen Vorwurf in der Stimme und ohne mit einer Wimper zu zucken, fragte sie:


    "Was ist, Cousin?"

  • Oh, das hatte Maximian jetzt nicht erwartet. Er hätte sich beinahe verschluckt, atmete aber ruhig weiter und sah Valeria starr an, blinzelte jedoch ein paar mal. Wunderbar, brummte er sich selber zu. Er lastete seinen Körper auf ein Bein und entspannte das andere.
    "Ich hoffe, es geht dir gut?", fragte er und konnte aber schon an ihrem Gesicht erkennen, dass es ihr nicht gut ging. Hinterher fragte er sich, ob seine Stimme sorgenvoll geklungen hatte. Er dachte nach. Nein, das hatte sie nicht. Sie war unbeteiligt gewesen. Ja. Völlig ruhig. Oder?
    Alsgleich bemühte er sich um einen seeeeeeeeehr strengen, lässigen Blick.

  • Valeria sah ihn an, blinzelte zweimal. Dann legte sie den Kopf schief. hatte sie eben Sorge aus seinen Worten herausgehört? Sie schürzte die Lippen und sah ihn an. Es gab keinen Grund, ihn zu belügen.


    "Nein, es geht mir nicht gut, danke der Nachfrage", entgegnete sie kühl.
    "Wie steht es mit dir? .........Cousin?"

  • Cousin. Er wusste doch, dass er ihr Cousin war. Heute mehr denn je. Sie musste es ja nicht immerzu sagen. Maximian senkte nur vernehmlich schnaufend und dabei leicht nickend den Kopf, als Zeichen, dass es ihm mehr oder weniger gut ging, und sah einen Moment lang den Boden zu ihren Füßen an, ehe er den Kopf wieder hob. Mit vielsagender Miene lag sein Blick auf ihr.
    "Wann... wirst du abreisen?", fragte er, doch die Kälte des Morgens hatte sich noch nicht bis in seine Stimme gefressen.

  • Sie hasste es. Sie hasste es wirklich. Sie wollte ihm nicht weh tun und sie wusste, dass sie es tat, indem sie ihn Cousin nannte. Andererseits hatte er ihr gesagt, dass er sie nicht liebte. Dann war es auch nichts Verwerfliches, wenn sie ihm nun den Gefallen tat, so zu tun, als habe sie es verstanden. In Wirklichkeit war ihr nach Heulen zumute, sie wollte ihn anschreien, ihm eine Ohrfeige verpassen, wütend davonlaufen und ihn umarmen - und das alles gleichzeitig. Äußerlich blieb sie jedoch kühl wie die Morgenluft, die sie umgab und Valeria frösteln machte. Sie zog sich das Tuch enger um die Schultern und sah ihn weiterhin unverwandt an. Ihre Stimme klang weitestgehend normal, vielleicht ein bisschen trauriger als noch zuvor.


    "Warum interessiert dich das, Maximian?"

  • Ja, warum interessierte es ihn? Gute Frage. Was interessierte es einen, der seine Liebe verleugnete, wann seine Verfolssene abreiste? Maximian überlegte einen Moment und schluckte, sodass man es kaum hätte sehen können. Er hatte so viel gelogen, also würde er es jetzt einmal mit der Wahrheit versuchen.
    "Ich möchte es einfach wissen."

  • Valeria sah ihn zweifelnd an und hätte ihm am liebsten wirklich eine Ohrfeige verpasst. Wie konnte er nur dastehen und sich so...so.....so unmöglich benehmen? Hatte sie sich denn so in ihm getäuscht? Sie presste die Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. Einen Moment später sagte sie kalt:


    "So bald wie möglich. Es hält mich schließlich niemand....nichts mehr hier."


    Dann wandte sie sich um und wollte endgültig gehen. Auf so ein Gespräch hatte sie nun wirklich keine Lust.

  • Er hatte ihr ihre Wut angesehen. Natürlich hatte er das nicht beabsichtigt, aber er hatte es wohl provoziert. Solch eine Unterhaltung war nach einem Tag wie dem gestrigen wohl auch unter keinen Umständen gut ausgegangen... auch wenn er es sich gewünscht hätte.
    Valeria stapfte davon. Ihre Worte hatten ihn schon sehr getroffen, auch wenn ein Verlgeich zu seinen gar nicht möglich war. Er nickte mit grimmigem Blick ihrem Rücken zu und drehte schon bei, hielt jedoch nun selbst ein wenig verärgert nochmal inne.
    "Reise gut, Cousine", sagte er, diesmal bemüht so kalt zu klingen wie sie.

  • Valeria ballte im Gehen die Hände zu Fäusten. Wenn sie doch nur etwas gehabt hätte, das sie schlagen konnte! Ihr Gesicht hatte sie zu einer Grimasse der Wut verzogen. Was DACHTE er sich nur dabei! Sie blieb stehen, bebend vor Zorn. Dann fuhr sie auf dem Absatz herum und machte einige rasche Schritte auf Maximian zu, bis sie schließlich direkt vor ihm stand und ihn anfunkelte.


    "Wie kannst du so sein? Wie kannst du so sein? Was habe ich dir getan? WAS? Du wirst dich jetzt nicht wieder drücken und verwschwinden, du wirst mir auf der Stelle sagen, warum du mich angelogen hast, gestern im Peristyl. Waurm du mich abweisend und kalt behandelst, als wär ich eine...eine Serva! WAS HABE ICH GETAN!?!?"

  • Maximian hielt grimmig guckend ihrem Blick stand, schluckte jedoch zwischenzeitlich ein zweites Mal. Valeria legte es auf etwas an, das er ihr gern erspart hätte. Naja, zumindest das eine...
    Von der Schwangerschaftssache mal ganz abgesehen. Die setzte ihm nach wie vor schwer zu, ohne dass er es überhaupt so richtig realisiert zu haben schien, dass er Vater wurde.
    Wie auch immer. Grimmig war sein Blick, während Valeria ihn zornig anfunkelte. Ob sie wohl wusste, dass er keine Antworten auf ihre Fragen hatte? Sie musste es wissen. Sie war Valeria.
    "Es liegt nicht an dir, Cousine. Als dein Cousin habe ich so zu sein, wie ich es gerade bin. Habe ich es zuletzt doch noch eingesehen."
    Die Wimpern zuckten und er konnte den Bockmist, den er da redete, selber nicht hören.

  • Sie starrte ihn an. Fassungslos. Dann hob sie die Hand und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige, ehe sie die nun rote Hand zusammen mit der anderen dazu benutzte, ihn ein Stück weit von ihr weg zu stoßen. Ihre Augen sprühten Funken des Zorns, waren zugleich aber auch voller Schmerz und Enttäuschung.


    "Hörst du dich eigentlich reden? Weißt du eigentlich, was du da sagst?"


    Ihre Unterlippe zitterte etwas, als sich ihre Augen mit Tränen füllten und sie stumm dastand und weinte, zitternd, weil nun auch das Tuch von den Schultern gerutscht war, die nun von Schluchzern geschüttelt wurden.


    "Wie kannst du nur so etwas sagen? Ich weiß, dass es nicht wahr ist. Maximian! Bitte sag, dass das nicht wahr ist! Ich... ich liebe dich doch!"

  • Autsch, wie das zeckte. Er hätte nicht gedacht, dass Valeria so stark würde zuhauen können. Aber er fuhr sich nur kurz mit ein paar Fingern über die bestimmt rötliche Wange und ließ die Hand dann wieder sinken. Er konnte sogar verstehen, dass sie ihn geohrfeigt hatte. Er hätte es selber auch gern getan.
    Und dann schien plötzlich all ihre Kraft aus ihr gewichen. Das Schultertuch fiel zu Boden, ihre Schultern bebten und von ihren Wangen tropften Tränen herunter. Maximian blinzelte sie eine Weile lang schuldbewusst und besorgt an, seufzte schließlich leise, ehe er langsam auf sie zu ging, dabei das Tuch vom Boden aufhob und es ihr um die Schultern legte. Dazu musste er ihr zwangsläufig näher kommen, als er gewollt hatte ud er vermied es, ihrem Blick zu begegnen, denn der klagte ihn an und er war sich seiner Schuld bewusst. Ausweichend sagte er leise, fast so vertraut wie sonst:
    "Es ist kalt. Du sollst nicht krank werden", dann begegnete sein Blick dem ihren doch noch kurz. Vielleicht zwei Sekunden. Wenig, aber eventuell schon zu viel. Valeria kannte ihn. Zurecht zweifelte sie seinen Verstand an, gestern und heute, wegen dem, was er von sich gab. Und jetzt konnte sie vielleicht etwas in seinem Blick lesen, dass er gerne verborgen hätte, um seine Maskerade aufrecht erhalten zu können.
    Dann trat er zurück, sah sie mit schwer deutbarem gesichtsausdruck an.
    "Du solltest jetzt besser wieder hinein gehen."

  • Valeria sah zu Boden, als er sich nicht rührte. Und auch dann noch, als er das dreieckige Tuch aufnahm und an seinen ihm angestammten Platz zurücklegete, sah sie betreten zu Boden. Doch als er dann vor ihr Stand, hob sie langsam den Kopf, bis ihre Blicke sich trafen. Leider trat er dann auch schon einen Schritt zurück. Er wirkte wie ausgewechselt, ahtte nicht ein Wort verloren über die Ohrfeige. Was war nur mit ihm los?


    Valeria biss sich auf die Lippe, doch es half nichts, die Tränen flossen doch und verschleierten ihre Sicht. Sie hob die Hände in Hüfthöhe und spielte nervös mit den Fingern, diese mit den Augen beobachtend. Und während sie das tat, flüsterte sie.


    "Ich will aber nicht ohne dich hineingehen. Du brichst mir das Herz, Maximian. Und dir selbst auch."
    Sie hob den Blick und sah ihn mit verweinten Augen an.
    "Ich habe deinen Blick gesehen, gestern. Du hast nicht gemeint, was du gesagt hast. Warum tust du mir so weh? Warum tust du DIR so weh?"

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