Officium|Flaminca Minervae

  • Ich saß noch immer vor dem Büro, als der Mann schließlich Claudias Büro verließ. Ich klopfte bei ihr an und steckte den Kopf in ihr Büro.


    "Salve, da bin ich wieder! Ich habe die Liste, die du wolltest!" sagte ich lächelnd.

  • Man hatte mich geheißen mich hier einzufinden und zu warten, bis man mich rufe. So nahm ich Platz und vertrieb mir die Zeit damit meine kalten Finger zu reiben und mir abermals die Fragen zu stellen, die mir Tiberia Claudia möglicherweise abverlangen würde.


    Ich war etwas nervös, doch innerlich eigentlich gelassen - denn gewartet hatte ich nun schon so lange und nicht nur hier...

  • Zitat

    Zitat von: Tiberia Claudia
    Sie nickte. "Sehr gut. Zeig bitte her."


    Ich reichte Tiberia die Schriftrolle:


    Sacerdatos Apollonaris


    Discipulus: Titus Tiberius Flaccus



    Sacerdotes Cerealis


    Popa: Petronia Arria



    Sacerdotes Dianae


    Sacerdos: Decima Aemilia



    Sacerdotes Fortunae


    Sacerdos: Rediviva Helena


    Popa: Decima Valeria



    Sacerdotes Iunonis


    Popa: Aurelia Antonia


    Commentarius: Antonia Annaea Minervina


    Discipulus: Didia Caesonia



    Sacerdotes Martialis


    Sacerdos: Vibius Valerius Victor


    Discipulus: Gnaeus Corvius Lunaris
    Lucius Caecilius Tacitus
    Lucius Prudentius Angelus
    Manius Flavius Gracchus
    Lucius Purgitius Largus



    Sacerdotes Mercuris


    Sacerdos: Amulius Plinius Balbillus
    Titus Iulius Imperiosus



    Sacerdotes Minervae


    Flaminca Minervae: Tiberia Claudia


    Sacerdos: Lucia Quintilia


    Popa: Sabbatia Livilla



    Sacerdotes Veneris


    Sacerdos: Decima Alessa
    Didia Fausta


    Discipulus: Didia Veronia



    Sacerdotes Vestales


    Amata prior: Livia Decima Tertia


    Amata minor: Aurelia Verina


  • Nun wurden mir auch meine Füße so kalt wie die Finger; ich hatte hier jetzt recht lange ausgeharrt, und niemand hatte mich hereingebeten. Vielleicht hatte ich etwas falsch verstanden, vielleicht aber auch nicht - jemanden warten zu lassen gehörte ja schließlich zum Guten Ton... Dennoch es war genug.


    Ich satand auf, schritt auf zur Tür und pochte mit den Fingerknöcheln dreimal nicht zu kräftig, nicht zu lasch gegen das Holz... und atmete tief durch.

  • Es war so als hätte sie etwas gehört. Sie schaute sich um. Sie schaute zur Tür und überlegte ob dort wohl jemand warten konnte. Geklopft hatte bisher niemand so weit sie sich erinnern konnte. Sie würde es einfach mal versuchen.


    "JA?" rief sie in Richtung Tür und schaute gespannt dort hin.

  • Endlich hörte ich eine Frau aus dem innern des Raumes rufen... langsam öffnete ich die Tür und trat gemessen über die Schwelle, während ich mich langsam verneigte.


    Nach einem Moment der Stille hob ich meinen Kopf und erblickte eine ehrfurchtgebietende, wie schönen Frau. Es musste die Flaminca sein, dessen war ich sicher. Dennoch, ich irrte mich manchesmal im Leben und hier war nicht der Ort dergleichen zu wiederholen.


    "Ave! Verzeih, dass ich ungebeten hereinplatze und dich störe! Quintus Matinius Cicero bin ich, Sohn des Proconsuls von Hispania und mit der Pontifex Rediviva Helena vor Tagen in Ostia angelandet."


    Ich machte eine kleine Pause um mich der Angemessenheit meiner Worte zu vergewissern und strich über ein Fältchen meiner Toga.


    "Erlaube mir, mein Anliegen vorzubringen, dem Cultus beitreten zu wollen. Dem Gott Mercurius sehe ich mich zu huldigen innertst verpflichtet und daher stehe ich heute vor dir...", ich war mir noch immer nicht ganz sicher, ich wagte dennoch die Anrede hinzuzufügen: "...der hochehrwürdigen Flaminca Minervae!" - wobei ich diesen letzten Worten einen feierlich Klang zu geben bemüht war, den ich, mit einer abermaligen leichten Verbeugung und einem gesenkten Blick, auch gestisch begleitete.

  • Sie hörte dem eintretenden jungen Mann aufmerksam zu.


    "Ich grüsse dich Matinius Cicero." sagte sie, als er geendet hatte und deutete auf einen leeren Stuhl vor ihrem Tisch. "Bitte nimm Platz."


    "Aus Tarraco also. Der Sohn des Proconsuls und dem Dienst an Mercurius zugetan? Verehrt nicht deine Familie im besonderen Masse Fortuna? Gibt es einen besonderen Grund, warum du gerade Mercurius dienen möchtest?"

  • Ich war erleichtert, dass sie es tatsächlich war. Ihr dankend nahm ich auf dem Stuhl Platz und sah mich allsbald einer ersten Frage gegenüber, die ohne Umschweife zur Sache kam. Warum konnten die Matinier nur nicht Mercurius verehren, was sollte Fortuna! Meine Lebensgeschichte ist zu lang und gegen meine Familie werde ich mich auch nicht dem Anschein nach kehren dürfen


    Da antwortete ich: "Nun, die Matinier mögen in besonderem Maße Fortuna zugewandt zu sein, doch auch den anderen Göttern stehen sie nicht ferner - es ehren die Matinier ja beispielsweise auch Minerva und haben unter ihrem Signum jüngst das Collegium Cultus Humanitatisque Hispania begründet. So ist es mir nichts fernes auch andere Götter nicht nur zu kennen, sondern vielmehr die ihnen Gebührende Ehrfurcht an den Tag zu legen - gerade als ein Matinier."


    Geschliffen hatte ich nicht gesprochen, doch ich glaubte, sie würde es verstanden haben. Meine Nervosität legte sich, trotzdem musste ich meinen linken Fuß mit großer innerer Anspannung davon abhalten, kindisch auf- und ab zuwippen. Ich glaubte, mir war nichts davon anzumerken...


    "Ich persönlich fühle mich zu Mercurius hingezogen seitdem man mich der Götter lehrte. Im laufe der Jahre, in denen ich manche längere Strecke gereist bin, mehrere Male quer durch das Imperium, und immer nahezu allein, oder zumindest ohne die Begleiter, denen ich mich von Herzen hätte anvertrauen können, war er, der göttliche Mercurius bei mir. Ihm allein war ich anvertraut und verdanke ich manches - wenn nicht gar mein Leben. Er hat sich gezeigt als Patron und - bei meinem Genius - möchte ich ihm nichts schuldig bleiben, ihm dem Gönner meines Daseins!"


    Ich hatte mich nun etwas erhitzt, doch immerhin, mein linker Fuß hatte sich offenbar recht gut benommen. Nachdem ich das festgestellt, fuhr ich fort:


    "Ich hoffe, Du kannst mir Die geringe rhetorische Güte meiner Antwort nachsehen, ich bin zum ersten Mal meines Lebens in diesem ungeheuren Rom und noch recht aufgeregt. Hoffentlich habe ich Deine Frage beantworten können.", dabei blickte ich zurückhaltend, still lächelnd in ihr Antlitz.

  • Ich neigte langsam den Kopf erhob mich und machte drei kleine Schritte rückwarts, erst dann dreht ich mich langsam und verließ das Officium.


    (...)


    Nachdem ich den Eid gesprochen hatte, schien mir alles wie verwandelt. Die Dinge gehörten nun zu mir, wie ich zu ihnen und ihnen eignete keinerlei Fremdheit mehr, wie noch bei meiner Ankunft.


    Dennoch nahm ich mir keinerlei Freiheit des Glücks und trat mit selbiger Gemessenheit wieder ins Officium ein, wie ich es verlassen hatte.


    "Ehrwürdige Flaminca Minervae, den Ius Iurandum Cultus Deorum habe ich abgelegt.", sagte ich, nicht ohne dabei ein leichten Rausch der Freude zu erleiden.

    So stand ich mitten im Officium der Flaminca, mitten in Rom, inmitten der göttlichen Welt, mit einem - der Form halber - leicht geneigten Haupt und alles andere war wie nie gewesen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!