Officium|Flaminca Minervae

  • "Das werde ich sogleich tun, ich danke Dir!"


    Ich widersprach hier nicht, wie man hätte annehmen können. Ich traf sie zum ersten Male und wollte nicht schon eingangs dem Bild, das sich sich von mir machte, den Stempel des Widerborstigen, Eigensinnigen gar Renitenten aufprägen.


    "Vale!"


    Während ich das Officium verlies, dachte ich, dass vielleicht Helena die Angelegenheit anderentags regeln würde, wenn ihr daran gelegen war.

  • Claudia hatte sich auf eine Liege, die am Rand des Raumes stand, hingelegt und versucht etwas abzuschalten als es klopfte.


    Sie öffnete die Augen und setzte sich auf.


    "Ja bitte?" rief sie in Richtung der Tür und zupfte etwas an ihrer Kleidung.

  • Ich öffnete die und trat geschwindt vor Helena ein. Ich blickte mich um und sah die Flaminca auf dem Rand einer Liege sitzen. Sie war hübsch, doch das waren die Patrizier alle auf ihre Art und Weise. Sie konnten es sich auch leisten!


    "Salve, ehrenwerte Flaminca! Es tut mir leid, wenn ich dich in deiner Ruhe störe, doch wichtige Gründe treiben mich zu dir!"


    Ich schaute sie an und fügte dann noch schnell hinzu.

    "Mein Name ist Lucius Redivivus Callidus, euer bzw. der Götter ergebener Diener!"


    Ich deutete hinter meine Wenigkeit.


    "Ich habe dir noch jemanden mitgebracht!"

  • Verdutzt bemerkte Helena, wie er sich vordrängelte. Er war nicht wirklich einer der höflichen Sorte und Claudia dachte gewiss das Gleiche wie sie: Er könnte mit ihr aneinander geraten. Udd als sie seine Worte und die ungünstige Situation bemerkte, hob sie schon ihre Hand um sie sich ins Gesicht zu drücken, ließ sie auf halber Höhe aber wieder sinken und betrachtete das Dilemma. Mit einem zwiegespaltenen Lächeln trat sie ebenfalls hinein und schloss die Tür hinter sich.


    "Salve Claudia, schön dich wieder einmal zu sehen. Ist recht lang her. Ich hoffe du hast nichts gegen beider Anwesenheit, ich habe auch noch etwas wichtiges mit dir zu besprechen. Also warte ich!"


    Sie zwinkerte ihr aufmunternd zu und blieb im Hintergrund.

  • Da waren sie wieder, diese stechenden Schmerzen hinter ihren Augen. Sie würde vielleicht doch einmal einen Medicus kommen lassen müssen.


    Zuerst wandte sie sich an Helena: "Ich grüsse dich Pontifex Helena. Nein, ich habe nichts gegen deine Anwesenheit. Wie ist es dir in der letzten Zeit ergangen? Beim Conventus hatten wir ja leider keine Gelegenheit uns näher zu unterhalten."


    Sie deutete auf den jungen Mann, den sie bis dahin ignoriert hatte.


    "Ein Verwandter von dir, nehme ich an?"

  • "Mir geht es wieder besser, Claudia. Wir können uns ja den Abend oder so zu einem ausführlicheren Gespräch treffen, wenn du magst. Du schaust allerdings ein bisschen blass aus. Und ja allerdings hatte ich selbst erst vor wenigen Augenblicken die Ehre ihn kennenzulernen. Er ist hier um mit dir zu srechen!"


    Sie sprach mit einem verschmitzten Lächeln. Sie ahnte was in der Freundin und auch Verwandten vorging, denn verwandt waren sie durch Minervina.

  • "Es freut mich, dass es dir wieder besser geht. Und es wäre schön, wenn wir uns zu einem Gespräch treffen könnten, vielleicht sogar in Verbindung mit einem Essen." sagte sie mit einem Lächeln.


    Dann wandte sie sich Callidus zu.


    "Redivivus Callidus ist also dein Name? Ich hätte eine Frage an dich."


    Sie erhob sich langsam und stand dann vor ihm.


    "Wieso trittst du als erster ein, wenn du gemeinsam mit einer hohen Würdenträgerin einen Raum betritts?"

  • Irgendwie konnte ich sie nicht leiden. Jedes ihrer Worte und jede ihrer Handlungen bestätigte mein Gefühl.


    "Das kann ich dir sagen, ehrenwerte und weise Flaminca. Helena war so frei mich zu dir zu begleiten und so war es doch mein gutes Recht bei dir wegen meinem Anliegen vorzusprechen, denn es gibt Menschen, die schätzen Eigeninitiative und ich lass nicht gerne für mich sprechen!"


    Ich wusste schon, wieso ich nach Hispania wollte. Dort waren die Leute anders.

  • Helena wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte. Die ganze Situation hatte etwas Dramatisches oder auch Komisches an sich. Sie musterte Claudias würdevolles Gesicht - sie hatte sich stark weiter entwickelt. Damals war sie verhältnismäßig schüchtern zu heute. Sie setzte sich auf einen Stuhl und beschloss, nichts zu sagen. Damit musste er selbst zurechtkommen, so leid er ihr auch tat. Auch wenn es stimmte, eigentlich war sie nur die Begleitung.

  • Sie würde definitiv einen Medicus kommen lassen, denn der Schmerz schwoll wieder einmal an.


    "Nun denn, auch ich schätze Eigeninitiative durchaus, doch muss ich sagen dass ich Respekt ebensosehr schätze. Der Posten des Pontifex Hispania ist gehört zu den höchsten Posten im Cultus Deorum unterhalb des Collegium Pontificium und daher bin ich der Meinung, dass einer Person, die diesen Posten besetzt durchaus mehr Respekt zusteht als du ihr soeben zuteil werden liesst. Aus Respekt sowohl vor Helenas Amt als auch vor ihrer Person wäre es angemessen gewesen, wenn du ihr sowohl den Vortritt als auch das erste Wort überlassen hättest. Oder teilst du nicht meine Meinung, dass sie diesen Respekt verdient?"

  • Ich schaute sie prüfend an. Sollte sie einen Ehemann haben, tät dieser mir leid.


    "Bei allem gebührenden Respekt, ehrenwerte Flaminca, ich bin nicht hier um mich über Respekt einer Amtsperson belehren zu lassen. Ich weiß sehr wohl das Amt von Helena zu schätzen und ich bin stolz auf sie, weil sie unserer Familie Ehre bereitet.
    Doch wollte ich dich aufsuchen und sie bot an, mich zu begleiten, nicht um für mich zu sprechen. Wie hätte es also ausgesehen, wenn sie zu erst gesprochen hätte?"

  • Ein winziger Seufzer entfuhr ihr.


    "Du solltest dir keine Gedanken darüber machen, wie dass ausgesehen hätte, was du nicht getan hast, sondern du solltest dir Gedanken darüber machen, wie das aussieht was geschehen ist. Und dies vermittelt keinen sehr guten Eindruck."


    Irgendwie tat ihr Helena leid, dass sie mit diesem Menschen verwandt war.


    "Nur nebenbei angemerkt ist die korrekte Anrede übrigens Pontifex."


    Sie ging zu ihrem Tisch und setzte sich dahinter.


    "Nun gut, du hast ein Anliegen, so sprich."

  • Endlich kamen wir zum Punkt und ich konnte dieses Officium bald wieder verlassen.


    "Ich will den Göttern dienen! Genauer gesagt ich will Jupiter Optimus Maximus dienen und seinen Kult in meiner Heimat Tarraco verbreiten, denn ich finde auch Provinziale und besonders die in einer Provinzhauptstadt, haben das Recht den höchsten Gott des Imperiums zu verehren. Wie ich hörte hat die Curia dem Bau eines Capitols dort zugestimmt.
    So würde ich gerne Helenas Schüler werden und mich während des Tempelbaus und danach um diesen kümmern, so dass Jupiter das bekommt was ihm zu steht.


    In dieser Stadt hier hällt mich nichts! Ich bin nur hier her gekommen um bei dir vorzusprechen!"


    Es gab viele Gründe, weshalb mir diese Stadt nicht gefiehl...

  • "Nun, ehre den, dem Ehre gebührt. Wer hat da mehr Ehre verdient, als der Gott der Götter? Mit Jupiter hält oder fällt Rom. Seit Romulus ihm die Treue schwor, verhilft er Rom zur Macht. Als ich hörte, dass in Hispania ein Capitol gebaut werden soll, war ich sofort von der Idee begeistert in den Dienst des größten Gottes zu treten, denn auch die Provinzialen haben ein Anrecht auf den Götterkult und je mehr Menschen des Imperiums ihm huldigen umso mehr wird er sich um sein Volk kümmern. So will ich den Menschen Hispanias den Jupiterkult nahe bringen!"


    Ich schaute sie fragend an.


    "Reicht dir das als Antwort?"

  • "Wenn es sich um eine Antwort auf meine Frage gehandelt hätte, würde es mir reichen, doch sprichst du davon warum du ihm dienen willst und wo du ihm dienen willst, wenn ich dich frage was dich mit ihm verbindet. Meiner Meinung nach reicht diese Antwort demnach nicht. Versuchen wir es also nochmal.


    Was verbindet dich, die Person Redivivus Callidus, mit Iuppiter?"

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