[Officium] Praefectus Castrorum

  • Galerianus klopfte an die Porta des Officium. Ihm war nicht ganz wohl dabei, seinem ranghöheren jüngeren Bruder gegenüberzustehen. Aber er hatte ihn nun mehr als 2 Jahre nicht mehr gesehen. Ob dieser Kenntnis von seinem Eintreten in die Legio Prima hatte, wusste er nicht.
    Fieberhaft überlegte er, was er seinem Bruder als erstes sagen würde, die beiden Aurelier hatten immer ein etwas gespanntes Verhältnis gehabt, vermutlich auch deswegen, weil ihre Charakterzüge so gänzlich verschieden waren.

  • Der Schreiber hatte natürlich im Flüstertone zuvor auf die Art des Besuches hingewiesen, womit Sophus zumindest nicht gänzlich unverhofft durch den Besuch des Bruders überrascht wurde. So erhob er sich von der Sitzgelegenheit am Schreibpult, die angesichts der immensen Schreibarbeiten Rückenschmerzen verursachte, und begrüßte den eintretenden Galerianus, welchen er bereits seit Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Freilich war es stets Anliegen des Präfekten gewesen, zumindest eine sporadische Korrespondenz zu erhalten, doch alleine dessen Überraschung, den lange entschwundenen Verwandten unerwartet im Standlager zu Mantua anzutreffen, darf getrost als hinreichende Umschreibung dieser recht sporadischen Versuche gewertet werden.


    "Salve, mein Bruder!", sprach er denn und umarmte Galerianus, wobei ein Ausdruck ernster Überraschung nicht aus den Gesichtszügen zu weichen gedachte.

  • "Wohl wahr, wohl wahr. Nun, frater, lass dich anschauen!", meinte Sophus, klopfte dem Bruder auf die Schulter, trat einen Schritt zurück und musterte Galerianus sorgfältig vom Scheitel bis zur Sohle.


    "Erstaunlich, wie es die Leibesübungen in den Thermen vermögen, den Körper in Schuss zu halten...plagt dich gar ein Zweifel oder kommst du auf dumme Gedanken?"


    Trotz des spöttischen Untertones lag durchaus eine gewisse Ernsthaftigkeit in der Fragestellung, denn selbstverständlich war Aurelius verblüfft über den Besuch des älteren Bruders gewesen.

  • Galerianus lächelte über die spöttelnden Worte seines nur unmaßgeblich jüngeren Bruders und musterte diesen ebenso unverhohlen wie er es zuvor getan hatte.


    "Die Götten waren dir wahrhaft gewogen, Sophus. Vater wäre sicher sehr stolz auf dich..."


    Über den toten Vater zu reden fiel Galerianus sichtlich schwer und er blickte etwas betrübt auf seine Caligae.

  • Der Tag neigte sich dem Ende, als der Centurio, dessen Hände mit allerlei Wachstafel und Schriftrollen belegt waren, mittels Ellebogen und nachfolgendem Fußtritt die Tür zum Vorzimmer des Präfekten öffnete. Noch gar nicht ganz im Raum, redete er sogleich los:


    "Isser da? Wenn ja, erkläre ich was dazu, wenn nein, muss er das selbständig durcharbeiten."


    Abwartend stand er, die Unterlagen auf den Händen balancierend, vor dem Scriba.

  • Zitat

    Original von Decimus Aurelius Galerianus
    Galerianus lächelte über die spöttelnden Worte seines nur unmaßgeblich jüngeren Bruders und musterte diesen ebenso unverhohlen wie er es zuvor getan hatte.


    "Die Götten waren dir wahrhaft gewogen, Sophus. Vater wäre sicher sehr stolz auf dich..."


    Über den toten Vater zu reden fiel Galerianus sichtlich schwer und er blickte etwas betrübt auf seine Caligae.


    Ein Schatten huschte über das Gesicht des Präfekten.


    "Unsinn. Welchen Anlass hätte er wohl dazu gehabt? Du jedoch, großer Bruder, wirst die Erwartungen unseres Vaters nicht enttäuschen - doch in der Legion?"


    Sophus wölbte skeptisch eine Augenbraue.


    "Dem Zelt zu folgen, wie ich es einst auf Anweisung unseres Vaters tat, mag freilich ein durchaus ehrenwerter Ansporn für manchen großen Staatsmann gewesen sein, doch es gibt nun, die Götter wissen es, weniger rauhe Straßen, welche bisweilen ebenfalls zu den Sternen führen."

  • Nach Ende der Besprechung beim scheidenden Legatus Legionis standen viele der Stabsoffiziere noch lange in angeregten Diskussionen beieinander, um die Lage der Prima zu erörtern. Sonderlich detaillierte Anweisungen waren aus Rom nicht eingetroffen und so war man bestrebt, auch ohne Kommandanten den Lagerbetrieb wie gehabt reibungslos abwickeln zu können. Als Stellvertreter des Legaten war insbesondere der Praefectus bestrebt, vor Eintreffen des neuen Befehlshabers die Truppe einer genaueren Begutachtung zu unterziehen. Wenig später verlegten einige der Offiziere in die Arbeitskammer des Aurelius, welcher sogleich dem ebenfalls eingetroffenen Primus Pilus ankündigte, am folgenden Tage einen großen Lagerdurchgang durchführen zu wollen. Noch vor der Speisezeit am Morgen sollten alle Kohorten auf ihren Antreteplätzen in voller Montur angetreten sein. Der altgediente Centurio atmete, um die hektischen Reinigungsanstrengungen noch bis tief in die Nacht hinein wissend, kurz schwer durch, salutierte jedoch und trat umgehend hinaus, um den anwesenden Manipelführern die Kunde zu bringen.
    Noch manches Wort wurde im Arbeitsraum unterdessen gewechselt, dann verließ, als Dunkelheit bereits die Principia umhüllte, auch der letzte Besucher den Raum und ließ den Präfekten zurück, welcher - ebenfalls etwas ermattet - sich der schweren Toga entledigte, um auf die Schlafstätte niederzusinken, nachdem er einen Wachposten darüber in Kenntnis versetzt hatte, zu früher Stunde geweckt werden zu wollen.

  • Kurz nach Eintreffen des neuen Kommandeurs war Sophus in die Räumlichkeiten des Lagerverwaltungszentrums zurückgekehrt. Zur Nachmittagszeit standen - wie üblich - noch einige Besprechungen mit diversen Centurionen an. Gegen Abend folgte eine Unterhaltung mit dem Scriba, welcher allerdings, da Aurelius mit der Aktenlage zufrieden war, in den Feierabend entlassen werden konnte. Dienstschluss hätte er sich beinahe selbst gegeben, wenn nicht ein Besuch des Legaten angekündigt worden wäre. So überflog er - nun wieder in der weitaus bequemeren Tunika - beim flackernden Scheine einer geruchsintensiven Öllampe die schriftlichen Dokumentationen der letzten Soldauszahlungen, wobei er vielmehr auf eine saubere Schrift und Darstellung der Tabellen achtete, als auf die Richtigkeit der Berechnungen, denn jene hatte er persönlich erstellt und bereits überprüft. Hier und da hob er tadelnd eine Augenbraue, wenn sich der Schreiber auf dem Papyrus verschrieben hatte und eine wenig ästhetische Korrektur hatte durchführen müssen.

  • Der Lagerbursche betrat das Officium und sah sich zunächst einem Schreibtischsoldaten gegenüber.


    'Mist', dachte er. 'Hätte ich mal vorher fragen sollen, wie ich mich zu verhalten habe: Nachricht persönlich ausrichten oder den Scriba damit beauftragen.' Ratlos kratzte er sich am Hinterkopf und machte die Stirn kraus. Sodann beschloss er, den einfachen Weg zu gehen und trat an den Scriba heran.


    "Ich habe eine Nachricht für den Präfekten. Falls es seine Zeit erlaubt, wäre Tribunus Claudius Vesuvianus sehr erfreut, ihn in seinem Officium zu einem Becher Wein und einer außerdienstlichen Unterredung begrüßen zu können. Optio Aurelius Antoninus ist ebenfalls zugegen."


    Nachdem der Lagerbursche geendet hatte, stand er noch Augenblicke unschlüssig herum, entschloss sich dann aber doch zu gehen. Hoffentlich hatte er jetzt nichts falsch gemacht. Das nächste Mal wollte er genau nachfragen, bevor er eventuell eine Nachricht dem Falschen überbrachte.

  • Es hatte einige Tage gedauert, bis Livianus endlich Zeit gefunden hatte, sich beim bisherigen Lagerpräfekten einzufinden und diesen kennen zu lernen. Er hatte sich in der Zwischenzeit so gut er konnte eingelebt und einen ersten Überblick über den Zustand der Legio verschafft. Die letzten Details würden nun sicher bei diesem Gespräch herauskommen. Weiters galt es zu klären, ob Livianus mit dem Lagerpräfekten auskam und das nötige Vertrauen in ihn setzen konnte. Immerhin war dies einer der wichtigsten Posten, die es in seinem Stab zu besetzen galt...... natürlich war auch das Gegenteil möglich. Am Officium angekommen, klopfte er an und trat ein, ohne eine Aufforderung von Innen abzuwarten.


    „Salve Praefectus!“

  • „Es gibt einige Dinge die ich mit dir besprechen möchte Praefectus.“


    Livianus trat näher, setzte sich jedoch vorerst nicht, sonder bevorzugte es stehen zu bleiben.


    „Zum einen habe ich gehört, dass die Classis in Misenum dringend Verstärkung braucht. Vor allem gute Ausbildner bei den Seesoldaten sind gefragt, die für die Ausbildung neuer Rekruten verantwortlich sein werden.


    Vor kurzem wurde ich von Tribun Vesuvianus auf einen Optio namens Aurelius Antoninus angesprochen, der bereits Centurio war und von meinem Vorgänger wieder zum Optio degradiert wurde. Ich denke bei einer Degradierung geht sehr viel Respekt von den unterstellten Miles verloren und deshalb glaube ich, dass es für den Optio leichter wäre, in einer anderen Einheit einen Neustart zu versuchen. Bei guter Führung und unter Beweisstellung seines Könnens, wird man ihn bestimmt bald wieder zum Centurio Classis befördern und seine neuen Untergebenen kennen seine Vorgeschichte bei der Legio nicht. Ich habe bereits einen dementsprechenden Befehl für die Versetzung aufhängen lassen und möchte, dass du dich um die Umsetzung kümmerst.


    Das andere Betrifft Tribun Vesuvianus. Ich denke er ist ein fähiger Offizier, der es verdient weiterzukommen. Allerdings ist es dafür Notwendig, dass er eine gewisse Erfahrung aufweisen kann. Soweit ich in seiner Personalakte gesehen habe, hat er bisher ausschließlich in der Legio I gedient und es dabei nur mit Untergebenen zu tun gehabt, die er größtenteils seit seinem Einstieg in den Militärdienst kennt. Es wäre bestimmt von Vorteil, wenn man ihm ermöglicht Erfahrung in einer anderen Einheit zu sammeln, wo er sich unter einem anderen Kommandanten unter Beweis stellen und einen weiteren Befürworter für seine weitere Offizierskarriere finden kann. Ich habe dabei an einer Legio in Germania oder eine der Stadteinheiten gedacht.“


    Der Legat wartete einen Moment ab, ob der Präfekt etwas dazu sagen wollte, bevor er selbst weiter sprach.

  • Der saß nur ruhig auf dem Holzstuhl und zuckte nur die Achseln, als der Legat pausierte.


    "Nun gut, es sind deine Männer. Was Tribun Claudius anbelangt, so kann ich zu diesem Plane nichts raten, wohl aber stellt sich die Frage, was an der Versetzung des Optio noch zu schaffen wäre."

  • Livianus sah den Präfekten zuerst etwas verwirrt an, da er seine Frage nicht ganz verstand.


    „Ähm…. Du sollst für die Ausführung meines Befehls zu sorgen. Der Mann muss darüber informiert und so schnell wie möglich auf den Weg geschickt werden.“

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