[Officium] Praefectus Castrorum

  • Zitat

    Original von Tiberius Iulius Numerianuns
    Wann sehen wir uns die Tiere an?"[/B]


    Avitus überlegte kurz.
    "Nun, es eilt ja nicht..."
    sagte er.
    "Ich würde sagen, wir vertagen das Thema bis auf die nächste Stabssitzung. Dann sehen wir weiter. Wer weiß, vielleicht trifft es sich sogar gut, dass wir gerade jetzt einen senatorischen tribunus bekommen haben"

  • Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus


    Avitus blickte überrascht drein. Er war erstaunt, mit welcher Lässigkeit ihn der Miles ansprach. Livius ließ er derlei vielleicht manchmal durchgehen, aber der Mann arbeitete ja auch für ihn und erledigte einen großen Teil seines Papierkrams. Anderen Legionären, und mochten sie auch dem Legatus direkt unterstellt sein, erlaubte er so etwas gewiss nicht, nicht einmal seinen anderen Librarii.
    "Was heißt hier 'der Legatus möchte dich sehen!'..."
    entfuhr es ihm.
    "Beim Mars, miles, ich glaube mich beißt ein Affe! Du bist wohl scharf auf ein paar Extrastunden beim primipilus auf dem campus? Oder hast zu lange keinen Latrinendienst mehr gehabt?"
    brüllte er. Der Mann mochte der Bote des Legatus sein, eine solch undisziplinierte Haltung und Meldung konnte er gerade einem solchen nicht durchgehen lassen.
    "Du kommst rein, salutierst und sprichst mich gefälligst mit meinem Rang und meinem Namen an... habe ich mich klar ausgedrückt?"
    Irgendwie war Avitus ziemlich wütend über die mangelnde Disziplin des Scriba.

  • Innerlich fluchte Publius sicherlich, hatte er doch den Praefectus heute schon mimdestens zweimal gegrüsst. Aber natütlich hatte der Praefectus das schon vergessen,.... die hohen Offiziere vergassen das immer nur zu gerne.


    Aber Publius wusste auch, das es nichts brachte, sich zu ärgern. Daher trat er ein, grüsste militärisch und zwar äusserst korrekt und machte seine Meldung.


    "Praefetus ! Der Legatus will dich sehen ! Praefectus !"

  • "Schon besser"
    antwortete Avitus mit unverändert strenger Miene. Natürlich erinnerte er sich nicht an die Gesichter einzelner Milites, die man im Laufe des Tages traf. Und selbst wenn, verlangte er von einem Scriba immernoch, beim Rang angesprochen zu werden.
    "Ich werde mich beim legatus umgehend melden. Du darfst wegtreten, miles"
    sagte er und nahm sich einen Augenblick Zeit, um wieder runter zu kommen, bevor er beim Legat vorsprach.

  • [Blockierte Grafik: http://img135.imageshack.us/img135/1269/mlegionrgr4.png]



    Lange musste Livius auf den Artorier einreden. Sprüche wie
    "Aber praefecte, da schreibt irgend so ein Zivilist so schlecht über uns und du willst deine Unterschrift nicht unter den Protestbrief setzen?"
    oder
    "Also eigentlich dachte ich, du würdest wie die anderen denken"
    oder
    "Die anderen haben unterschrieben. Du willst doch nicht, dass die denken, du willst sie nicht unterstützen. Sie könnten denken, dass du hochnäsig geworden bist und vergessen hast, was Korpsgeist ist"
    musste Avitus über sich ergehen lassen, bis er schließlich einlenkte.
    "Also gut, also gut. Ich schau mir das bei Gelegenheit an. Zufrieden? Jetzt zurück an die Arbeit mit dir und lass mich in Ruhe"
    Livius grinste. Das klappte doch jedes Mal. Er fühlte sich wie der eigentliche Herrscher dieses Officiums. Geh deinem Vorgesetzten lange genug auf die Nerven - nicht ohne dich vorher unentbehrlich zu machen - und du hast ihn genau da, wo du ihn haben willst.
    "Ja, praefecte. Zu Befehl"
    sagte er zufrieden und ging wieder seinen Aufgaben nach, blieb aber an der Türschwelle stehen, als ihn Avitus nochmal ansprach.
    "Ach, Livius..."
    Er drehte sich um.
    "Ja?"
    "Ich werde bald nach Rom aufbrechen. Die ersten zehn Tage in meiner Abwesenheit hast du Latrinendienst... wegtreten"
    Scheiße... Livius fühlte sich überrumpelt, war empört. Der Alte lernte dazu. Schlecht gelaunt machte sich Livius an die Arbeit, während Avitus froh war, endlich eine Gelegenheit gefunden zu haben, dem Großmaul endlich mal eins auszuwischen. Er fühlte sich gut. Zum ersten Mal hatte er Livius so richtig ausmanövrieren können. Sein Lachen aus dem Innern des Officum war für Livius unüberhörbar gewesen.



  • Sim-Off:

    entschuldige, aber jetzt bist du mich ja auch los ;)


    So schlug ich also das letzte Mal, wenn ich denn Glück hatte, den Weg zu Avitus Büro ein und erinnerte mich mit jedem Schritt daran, wie ich das erste Mal verlegen vor meinem Präfekten gestanden hatte, zittrig, verlegen und voll neugieriger Scheu. Vielleicht hatte die Legio wirklich das Unmögliche geschafft und mich irgendwo zwischen Liegestützen und Parthien zum Mann gemacht. Auch wenn ein wenig Wehmut bei all meinen Gedanken mitschwang so war ein Wille einfach überwiegend. Ich wollte wieder nach Hause, so schnell wie möglich und wo mein zuhause war, das hatte ich gelernt, ich brauchte keine Reisen mehr. Wie lange diese Einstellung halten würde, war allerdings ungewiss. Aber selbst nach Crassus dem alten Halunken sehnte ich mich ein wenig. Natürlich gestand ich mir das aber nicht ein.
    Als ich bei Avitus Unterkunft angekommen war, zog ich zuerst noch einmal meine Uniform zurecht und strich die Haare zurück, er sollte mich schließlich gut in Erinnerung behalten. Aber noch war ja nichts in trockenen tüchern, noch konnte ich die Nachricht erhalten, dass die CU mich nicht haben wollte. Aber um ganz ehrlich zu sein, ich glaubte nicht daran, mein Bruder hatte mir vor den Parthischen Kriegen erzählt, dass die Stadtwache idringend Leute suchen würde und ich bezweifelte, dass sich das geändert hatte.
    Frohen Mutes klopfte ich also an die beschlagene Türe des Artoriers und trat ein, als ich hereingebeten wurde.

  • Ich kam der Aufforderung nach, öffnete die Tür sacht und schloss sie wieder hinter mir. Meine Arme legten sich, so wie es sich gehörte, stramm an meinen körper und ich ging weiter in das Innere des Zimmers. Mein Präfekt war glücklicherweise anwesend. Ich nickte freundlich, aber doch angemessen, zumindest sollte es so wirken.


    "Praefectus, mir wurde gesagt, dass es etwas zu besprechen gäbe?"
    Doch irgendwie nervös geworden auf den wenigen Metern kaute ich auf meiner Unterlippe herum.

  • Etwas verwirrt verzog Avitus leicht das Gesicht.
    "Durchaus, miles"
    entgegnete er langsam. Dann fing er sich wieder.
    "Es wird zwar kein nächsten Mal geben, miles, zumindest wohl nicht so bald, dass du vor mir als deinem Vorgesetzten stehst, aber wenn! du das nächste Mal vor deinem Vorgesetzten stehst, tu mir und dir einen Gefallen, uns halte dich an das übliche Protokoll"
    sagte der Artorier.
    "Ich will mir keine Beschwerden oder Sprüche von Offizieren der cohortes urbanae anhören müssen, dass die legio nicht in der Lege sei, ihre milites Disziplin zu lehren und ihnen beizubringen, vor ihnen zu salutieren und sich ordentlich anzumelden"
    Avitus wunderte sich aber selbst, dass er so ruhig geblieben ist. Normalerweise reagierte er ungehaltener.
    "Und das Stichwort ist auch schon gefallen, miles Caecilius. Die cohortes urbanae. Du hast mich um eine Versetzung in die Reihen dieser Truppe ersucht. Laut Auskunft des praefectus urbi kannst du dort aufgenommen werden. Du meldest dich bei deinem centurio ab, packst deine Sachen und begibst dich, auf direktem Weg versteht sich, nach Rom und meldest dich in der castra praetoria"
    Avitus verstummte kurz und musterte Macro einine Augenblicke lang.
    "Alles verstanden?"

  • Ich Schafskopf…hatte ich wirklich das Salutieren vergessen? Super, ich stand das letzte Mal vor Avitus und dann so was. Überraschender Weise, blieb mein Vorgesetzter relativ ruhig, was wahrscheinlich daran lag, dass er mich nun endgültig los war.
    Was er da sagte war großartig. Ich würde also aufgenommen werden. Freudig nickte ich zu beinahe jedem Wort des Präfekten. Zum Abschluss nickte ich freudig und nahezu feierlich.


    „Ja, alles verstanden.
    Vielen Dank für alles, Praefectus.“


    Wenigstens jetzt salutierte ich.

  • "Na fein"
    sagte Avitus, als Macro bestätigte, dass alles klar war. Es war stets schade, wenn die Legio Milites abgeben musste, aber andererseits konnte das ausgerechnet Avitus, der einmal den umgekehrten Weg gegangen ist, von den Urbanern zu den Legionären, gut verstehen. Und so aussergewöhnlich waren Versetzungen nun auch wieder nicht.
    "Nicht der Rede wert, miles Caecilius"
    entgegnete er auf den Dank.
    "Ich wünsche dir viel Erfolg bei den cohortes urbanae. Diene gut und erfülle deine Pflicht dort, so wie du es hier tatest. Wegtreten..."
    sagte Avitus, erwiederte den Gruß und blickte Macro hinterher, bis sich die Tür hinter ihm verschloss.

  • Draußen hingen die Wolken schwer über dem Himmel, grau und bleiern, die Sonne verbergend und immer wieder Regenschauer auf die Erde schickend, der Boden hatte sich schon aufgelöst und war an vielen Stellen schlammig, der Regen prasselte gegen die Dächer, die Wände und auf die - dennoc h beschäftigen - Soldaten, die zur Zeit ihren Dienst taten, aber auch auf Marcus, der, langsam gehend und mit einem Hinken und Humpeln an seinem rechten Bein, auf die principia zu strebte. Langsam betrat er das Gebäude und wischte sich durch die dunklen Haare, die vom Regen ganz naß waren, auch wischte er sich einige Tropfen von der Stirn, ehe er einen kleinen Umweg machte, zu einem der Altäre ging und vor dem Schrein des Mars ein kleines Opfer zurück ließ, samt eines Gebetes. Doch an diesem Tag war Marcus in einer solchen Stimmung, zudem erhoffte er sich davon ein wenig Unterstützung bei seiner Entscheidung, die er in den letzten Tagen getroffen hatte. So strebte er, noch etwas naß und schlammige Spuren auf dem Boden hinterlaßend, auf die Tür des praefectus zu. Bei einem der scribae angekommen, blieb Marcus stehen und nickte diesem ernst zu.


    Salve, centurio Flavius Aristides – also ich! - möchte gerne bei praefectus Artorius vorsprechen. Ist er zu sprechen?“
    , fragte Marcus.

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    Livius stand auf, als der Centurio den Raum betrat. Weniger aus Respekt, sondern eher zufällig, denn die anderen im Raum hatten ihre Arbeit ebenfalls fortgesetzt, ohne aufzuspringen. In der Principia lief man dauernd Tribunen und Centurionen über den Weg, so dass die hiesigen Schreiber sich zur Gewohnheit gemacht haben, sich bei ihrer Arbeit nicht durch hohe Ränge stören zu lassen.
    "Salve, centurio Flavius"
    grüßte Livius den Princeps.
    "Ich meld dich an"
    sagte er und verschwand im gleichen Moment im Officium des Artoriers, trat nach einigen Augenblicken wieder hinsua und nickte zum Flavier.
    "Gewiss, gewiss. Immer nur rein in die gute Stube, centurio"
    sagte er in seiner typischen, generell etwas lockeren Art und Ausdrucksweise und machte sich wieder an die Arbeit.



  • Es war kein einfacher Gang, der heutige, aber einer, der wohl längst an der Zeit war; Marcus, noch durchnässt von dem letzten Regenschauer, sah sich einen Herzschlag lang in dem Arbeitsräumen um, wo jetzt der dritte praefectus in Marcus Dienstzeit hier in der Prima seine Arbeit verrichtete, zuerst dieser komische Kauz namens Sophus, der Aurelier, den man nie außerhalb seines Hauses oder dem officium sah, Marcus war ihm nie begegnet, hatte jedoch genug seltsame Geschichten über jenen Kerl gehört, dann der Matinier, dem sympathisch, drolligen Gesellen, der im Grunde ein guter Kommandant war und nun jetzt Avitus, der Marcus' ganze Laufbahn lang sein vorgesetzter Offizier - und durchaus Vorbild - gewesen war; viel Zeit war nun schon ins Land gestrichen, seitdem er in Germania der Legion beigetreten war, seitdem sie dann nach Italia gefolgt waren, dem vorigen Legaten, Livianus, viel Zeit bis zum heutigen, verregneten Tag. Marcus ließ das einen Moment Revue paßieren, gerade als in der Soldat – Livius- anmeldete und bei Avitus ankündigte. Marcus wartete ruhig, bis der Soldat zurück kam und lächelte dünn, da ihn ein wenig Wehmut beherrschte – aber es erschien Marcus auch wie ein Wink, daß der praefectus da war und auch Zeit erübrigen konnte. Marcus nickte dem Soldaten zu.


    „Danke, miles!“
    , fügte er dem noch an, ehe er durch die Tür und in den Raum dahinter trat. Marcus trat hinein, wobei das Hinken an seinem Bein ihn in seinem doch sonst mehr forschen Schreiten hinderte.
    Ave, praefectus!“
    , grüßte Marcus Avitus und grüßte ihn, indem er die Faust gegen die Brust schlug und salutierte.
    „Ich möchte Dich nicht lange stören, praefectus, es geht heute um eine eigene Angelegenheit, zumindest fast eine Eigene. Ich möchte für mich und ein paar Männer meiner Einheit die Versetzung zu den cohortes urbanae beantragen.“

  • "Salve, centurio. Steh bequem"
    antwortete Avitus, als Aristides eintrat. Sein Anliegen überaschte den Artorier. Mehr noch, er war für einen Moment richtig wie vor den Kopf gestoßen, wusste nicht recht, was er sagen sollte und gab deswegen ein
    "Ähm..."
    von sich, für das er sich gedanklich aber sofort tadelte. Er besann sich auf seine Gravitas und Dignitas, erhob sich langsam und verschränkte die Arme auf dem Rücken.
    "Die cohortes urbanae..."
    sagte er ruhig und mit gemäßigter Lautstärke, aus dem Fenster blickend.
    "Ich nehme an, du denkst an eine Versetzung nach Rom?"
    Schließlich standen auch in anderen Städten, nicht in vielen, aber immerhin, städtische Kohorten. Dennoch rechnete Avitus nicht damit, dass Aristides mit 'nein' antworten würde. Sie kannten sich nicht besonders gut, trotz der langen gemeinsamen Dienstzeit. Aber gut genug, als dass Avitus ihn als jemanden einschätzen konnte, den es nach Rom zog. Bei der Herkunft des Mannes - nie hatte es Avitus geschafft, den Stand des Aristides völlig auszublenden und ihn einfach als Centurio zu sehen, stets sah er auch einen Patrizier in ihm - nicht verwunderlich, schließlich waren die Flavier mit mehreren ihrer Namensträger im Senat vertreten und residierten in einer prächtigen Villa in der Stadt. Wie ein Magnet war diese Stadt. Für viele. Vermutlich war aber der kürzliche Besuch in Rom und der Academia Militaris der Auslöser. Wie auch immer, Avitus blickte aus dem Fenster auf den Hof der Principia, wo er gerade in diesem Moment den Primus Pilus erkannte. Er senkte kurz den Blick. Eigentlich kaum verwunderlich, das Gesuch des Flaviers. Aber das würde er bestimmt nicht diskutieren. Egal, wie er persönlich dazu stand, es war nicht an ihnen, Befehle zu diskutieren, das hatte er selbst dem Flavier einmal gepredigt. Damals in Germania.

  • Marcus' Schultern sackten etwas hinunter als Avitus ihn zum bequemen Stehen aufforderte, sonst lockerte sich wenig an der Haltung von Aristides, während er darauf wartete, daß Avitus auf sein Gesuch reagierte, mit dem Echo rechnete Marcus dann jedoch nicht, war Avitus etwa verblüfft? Oder war Marcus einfach nur zu sehr mit der Tür ins Haus gefallen? Marcus verfolgte die Bewegung seines Vorgesetzten und sah auch einige Herzschläge hinaus in die Regenschlieren, die sich wie graue lange Fäden vor dem Fenster hinunter zogen, leise plätscherte es und die Pfützen fraßen gierig jeden Tropfen, der sich mit ihnen vermengte. Worauf Avitus sah, das konnte Marcus nicht erkennen, er sah selber nur unbestimmt auf den düster-silbrigen Vorhang aus Wasser. Marcus verlagerte sein Gewicht von einem Fuß zum Anderen, um sein nicht mehr ganz so gesundes Bein zu entlasten. Ganz leise war das Geräusch zu vernehmen, als etwas Wasser aus dem Leder seiner Stiefel drang. Obwohl Avitus raus guckte, nickte Marcus langsam.


    „In der Tat, praefectus, daran dachte ich auch, an Rom!“


    Etwas anderes käme für ihn auch nicht in Betracht – außer Baiae – da doch der größte Teil seiner Familie in Rom lebte, da auch Epicharis dort weilte, all jenes wog für ihn weit aus schwerer als die immer noch vorhandene Sehnsucht nach seiner wirklichen Heimatstadt, nämlich Baiae. Schweigend verharrte Marcus, während sein Blick erneut durch den Regen zu dringen suchte; irgendwo da draußen lag auch die Baracke seiner Einheit, von der er einige der Männer mit zu nehmen gedachte, egal ob sie wollten oder nicht, aber Marcus hegte keinen Zweifel an der Loyalität der Männer; es war kein einfacher Entschluß für Marcus gewesen, aber einer, der ihn am Ende doch erleichtert hatte; zuviele Dinge hatten sich in der Prima verändert, die ihm zeigten, daß eine Veränderung notwendig war und Marcus war gewiß niemand, der sich zu lange in Illusionen wägen würde. Seine Augen irrten auf den Rücken von Avitus; ja, er und Avitus waren noch die letzten Soldaten, die aus Germania mit Livianus zur Prima gekommen waren, lang war es her.

  • Avitus wandte sich nicht vom Fenster ab, blickte weiter nach draussen, das ihm ein trübes, verregnetes Bild darbot. Rom also. Wenn Aristides weg war, wären er und Numerianuns die letzten, die Decimus Livianus von Germania hierher begleitet hatten. Die 'alte Garde der Hispana' schwand mehr und mehr. Avitus dachte hin und wieder gerne an Hispana zurück. Was waren das für Zeiten. Damals, als er noch Miles war und am Strand die Räuber niederstreckte, die ihnen todesmutig, obwohl erschöpft und absolut hoffnungslos unterlegen, entgegengestürmt waren. Damals hatte er einen Dolch erbeutet, ein schönes Teil, mit wertvoll verziertem und sogar mit Steinen besetztem Griff. Den Dolch hatte er immer noch. Seine erste Beute. So etwas gab man nicht einfach wieder weg, das hatte ideellen Wert.


    Er riss sich aus diesen Gedanken - die einen Bruchteil einer Sekunde für sich beansprucht hatten - und drehte sich zum Centurio um.
    "Wer genau sind die milites, die dich begleiten wollen?"
    fragte er. All zu viele Männer wollte Avitus nicht versetzen, um die derzeit ohnehin ausgedünnten und noch nicht aufgefrischten Reihen der Prima nicht noch weiter zu lichten. Sollten Aristides also mehr als zwei-drei Männer begleiten wollen, würde er, im Grunde willkürlich, einigen eine Absage erteilen müssen. Das würde ihn nicht gerade beliebt machen und der Moral nicht förderlich sein, aber damit würde er und würden die Milites dann wohl leben müssen. Auch Aristides würde ersetzt werden müssen, wenn er zu den Urbanern gehen würde, sein Amt des Princeps würde vergeben werden müssen. Jemand würde also in die Primi Ordines erhoben werden. Einem, nein, gleich vier oder sogar noch mehr Centuriones der Prima würde Aristides' Versetzungsgesuch also nur Recht sein, bedeutete es für sie doch den Aufstieg auf der Karriereleiter innerhalb des Centurionats.

  • Nur das stete Tröpfeln der Regentropfen unterbrach die Stille, die sich in dem Raum ausbreitete; Marcus, der sich dem Schweigen anschloß, wurde es dann doch etwas unbehaglich, er hob die Hand und wischte sich ein paar Tropfen vom Nacken, die aus seinen feuchten Haaren auf seine Haut herunter rieselten. Unruhig wurde Marcus jedoch nicht, er hatte sich das Ganze gut überlegt, viele Stunden überdacht und darüber gegrübelt – obwohl das doch weniger sein Naturell und er ein Mensch von spontanen Entscheidungen war – aber es war wohl einer der wenigen Momente in seinem Leben, wo er den Entschluß aus freiem und eigenen Willen gefaßt hatte, nun war er hier, im officium des praefectus und es war verkündet, unumkehrbar, entgültig! Dennoch war Marcus doch froh, als sich Avitus dann doch herum drehte und das Schweigen, was immer lastender im Raum schwebte, brach. Marcus brauchte nicht lange nachzudenken, er hatte sich auch dazu Gedanken gemacht, mit dem einen oder anderen Soldaten vorher gesprochen, nicht mit allen, versteht sich, und schon eine Liste angefertigt von jenen Männern, die seine Arbeit sehr erleichterten oder ihm auch gute Kameraden geworden waren, treue und verläßliche Männer eben.


    „Das sind ein paar Männer meiner Einheit, angefangen von meinem optio, dem signifer, meinem Schreiber, dem neuen tesserarius...*...“
    Marcus kramte eine Liste hervor, eine papyrusrolle, die Naevius sorgfältig verfaßt hatte – er war der Erste, dem Marcus von der Versetzung erzählt hatte -, die Liste reichte er an Avitus weiter, wobei er auch einen Schritt näher an den Schreibtisch trat, einen feuchten Fußabdruck auf dem Boden hinterlaßend.
    „Auf der Liste sind die Namen der Männer, die mich zu den cohortes urbanae von Rom begleiten sollen, praefectus.“
    Marcus hoffte inständig, daß insbesondere die wichtigsten Männer ihn begleiten durften, wobei Marcus eigentlich bei jedem der Männer ein Wichtig dahinter testieren würde. Marcus trat wieder einen Schritt zurück und sah ruhig zu seinem Vorgesetzten, wenn auch jetzt wohl die Stunde der Wahrheit oder der Moment der Entscheidung kommen würde.



    * SimOff: Einige weitere Namen werden hier genannt, inclusive wichtiger, aber nicht namentlich genannter NPCs.

  • Regungslos vernahm der Artorier die Namen, die ihm der Princeps nannte und die auf der Liste, die er ihm überreichte, aufgeführt waren. Avitus las die Namen, allesamt wichtige Männer, allesamt Principales oder Immunes, die Aristides begleiten wollten. Das war nachzuvollziehen. Das waren die Männer, die mit dem Centurio eng zusammenarbeiteten, ihn bei der Führung der Einheit unterstützten und auf die er sich verlassen musste und auch konnte. Dennoch... Avitus hob langsam den blick, kopfschüttelnd.
    "Damit bringst du mich in eine schwierige Lage, princeps"
    sagte er.
    "Grundsätzlich ist es gegen meine Überzeugung, jemanden festzuhalten. Die legio braucht hier keine milites und schon gar nicht centuriones, die gegen ihren Willen hier dienen. Ob aber nun hier oder bei den cohortes in Rom, wir dienen alle Rom und dem Kaiser. Die einen auf die eine, die anderen auf die andere Art"
    sprach er. Ohne Unterbrechung fuhr er fort.
    "Du willst eine Vesetzung? Gut. Du sprichst für deinen optio, Decimus Serapio? Auch gut, sei's drum. Aber alle anderen? Wenn ich dich, deinen optio und diese Milites hier..."
    er tippte mit dem Zeigefinger fest auf die Papyrusrolle
    "... ziehen lassse, büsst die Prima auf einen Schlag de facto eine ganze centuria ein. Ein centurio, ein optio, ein signifer, der tesserarius, all die anderen milites, allesamt immunes. Was bleibt zurück? Habt ihr, hast du, der du immer noch die Verantwortung deiner centuria, diesen allen milites, gegenüber trägst, dich das gefragt?"
    Avitus merkte gar nicht, dass er sich da wohl etwas reinsteigerte. Dennoch war seine Stimme ruhig geblieben, sein Gesichtsausdruck kaum verändert.

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