Tirocinium Medicinae des Cursus Medicinae II.

  • Apollonius krazt sich leicht am Bart und scheint von dem letzten Grunzen des Schweines nicht sehr berührt zu sein. "Ja, in der Tat führt ein großer Gefäßstamm von der Leber direkt ins Herz. Genauer gesagt, aus der Leber führen einige kleinere Gefäße weicher Natur zu einem großen Stamm weicher Natur, das direkt in den rechten Herzvorhof von unten einmündet. Wo die Leber liegt, werde ich Euch gleich zeigen."


    Er läßt seine Hand sinken. "Die Qualitäten in der Leber sind kalt und trocken. Das Blut geht über kürzesten Weg direkt ins Herz und wird dort erhitzt."


    Er dreht sich zu Sica um. "Schneide dem Schwein bitte, nachdem Du fertig bist auch den Bauchraum mit einem horizontalen und einem querverlaufenden Schnitt auf."


    Wieder dreht sich Apollonius herum. "Der Mensch ist in verschiedenen Schichten aufgeteilt. Zum einen die Haut. Die Haut besteht aus abgestorbenen Fleischteilen. Darunter liegen die Muskeln, das Fleisch und das Fett, darunter die Organe, die Gefäße und Stränge, die bis in die Wirbelsäule gehen. Dann ist noch das Skelett zu erwähnen, was mal unter den genannten Strukturen liegt, mal auf ihnen." Geduldig warter er während Sica weiter am Schwein seine Arbeit fortführt und beobachtet ab und an dessen Tun.

  • Maximian verfolgte die Schlachtung mit hochgezogenen Brauen und versuchte Apollonius Worten zu folgen. Gar nicht so einfach, wenn man von den Innereien gar keine Ahnung hatte und eigentlich auch kein Medicus wurde. Trotzdem war er sehr aufmerksam und erkannte rasch, dass ihm vieles im Kampf einen Vorteil verschaffen würde. Wenn er beispielsweise wusste, an welchen Stellen des Körpers eine Verletzung lebensbedrohlich sein würde, würde er darauf achten, dort nicht verwundbar zu sein. Wenn es irgendwie ging.
    Das Schwein wurde nun auch noch am Bauch aufgeschnitten und neuerlich sammelte sich Blut in der Rinne. Maximian wusste nicht, wer ihm mehr leid tun sollte, das Schwein selbst oder Sica, der auch schon recht blutig war. So viel Blut und das Schwein schien immer noch nicht leer zu sein.
    "Ehm, Apollonius? Wie viel Blut hat denn eigentlich so ein Körper? Kann man das messen?"

  • Bestätigend nickt Apollonius. "In der Tat kann man abmessen, wieviel Blut in einem Körper fließt ehe es im Fleisch versickert. Wenn man das Blut auffängt und in einem Behälter füllt, kann man es abmessen. Beim Menschen ist ungefähr ein 'congius' und ein 'sextarius' bis hin zu zwei 'congii' Blut im Körper." ( ca. 4-7 l)


    Apollonius verschränkt seine Arme vor der Brust. "Wie Ihr in meiner letzten Vorlesung hören konntet, werden den vier Säften vier große Organe zugezählt. Herz, Leber, Milz und das Gehirn!"


    Der Medicus wendet sich dem Schwein zu, dessen Bauch aufgeschnitten daliegt. Er tritt an die Seite heran, wobei sich sein griechisches Gewand am Saum etwas mit Blut vollsaugt. Er scheint das jedoch nicht zu bemerken und deutet auf den Bauchausschnitt. "Die Leber liegt direkt unter dem rechten Rippenbogen...ähm rechts von dem Schwein aus, von Eurer Sicht links. Die Leber zieht sich bis zur Mitte des Rippenbogens und liegt dort direkt unter dem Herzen."


    Er weisst Sica an, den Bauchraum aufzuhalten. "Faß hinein und hol die Leber heraus. Dieses Organ!" Er deutet auf die rotbraune Leber, die in der Morgenkälte dampft.


    Als Sica das Organ hervorgeholt hat, fährt Apollonius fort. "Oberhalb der Leber ist eine Trennwand zwischen den Lungen und dem Herz. Deswegen werden wir erst mal die Milz hervorholen, ehe wir uns dem Herz widmen. Die Milz liegt auf der linken Seite, ein Stück links neben dem Magen und über dem dicken Darm. Sie zieht sich tief in die Seite unter die Rippen!"


    Er winkt seine Schüler näher zu kommen. "Ihr müsst schon einen genauen Blick darauf werfen. Die Strukturen im Bauch sind höchst interessant. Unter der Leber liegt der Magen, wo die Nahrung in die verwertbaren und nicht verwertbaren Bestandteile getrennt werden. Die nichtverwertbaren Bestandteile gehen in die Milz. Das reine chylus in den oberen Darmabschnitt, dem Duodenum. Von dort geht der chylus in die Leber. Der Darm sitzt sich am Duodenum hier in die dünnen Darmschlingen fort."


    Er deutet auf die Dünndarmschlingen, die ebenfalls noch von der Wärme des Schweines dampfen. "Seht Ihr, wie die dünnen Darmschlingen an einem Gewinde aufgehängt sind? Damit rutschen sie nicht im Bauch auf!" Man sieht in der Tat, dass die Darmschlingen an einerm gelben Gewebe aufgehängt sind, die an der hinteren Bauchwand befestigt sind.

  • "Uahh", wäre es Maximian beinahe entkommen, als Sica den Bauch öffnete, sodass die Schüler hineinsehen konnten. Das war ja ein widerlicher Anblick. Nein, Arzt wollte er wirklich nicht werden, um in sowas rumfummeln zu müssen, und "interessant" war es auch nicht so wirklich....
    Und als dann alle näher gingen, war er gezwungen auch näher zu kommen. Der Widerwille war auf seinem Gesicht unübersehbar. Zum Glück gab es hier viel frische, klare, kalte Luft. Sich am Kopf kratzend sah Maximian sich um, ob die anderen etwa Apollonoius Begeisterung teilten.
    Dann endete der Grieche und Maximian nutzte die Chance zu fragen, weil er etwas nicht verstanden hatte. Mit kritischem Blick sah er in das arme Schwein, das zum Glück von all dem nichts mehr mitbekam, streckte den Arm aus, um mit der Zeigefingerspitze auf das ein oder andere zu deuten und sah dann zu Apollonius.
    "Die Leber, der Magen, die Milz. Aber was ist ein Chylus?"

  • Valeria warf Maximian einen belustigten Blick zu, ehe auch sie sich wieder über den Schweinekörper beugte. Interessiert studierte sie die dampfenden Innereien, dabei eine kleine Skizze auf ihrem Pergamentbogen anfertigend. Bei Maximians Frage runzelte sie die Stirn und dachte nach. Chylus, chylus.... Ah!


    "Meines Wissens nach ist das der Speisebrei, der die Stoffe enthalt, die man zum Leben braucht. Was mich interessiert: haben die nicht verwertbaren Stoffe auch eine medizinische Bezeichnung?"
    Fragend sah sie Apollonius an.

  • Maximian nickte erleuchtet, aber hatte den belustigten Blick freilich nicht übersehen. Und Valerias Frage war ja auch zu.... 2000 Jahre später hätte ein Max wohl frech wie er war ein störendes "Streberin!" gerufen. Aber das verhielt sich ein Maximian von 100 und ein paar Zerquetschte nach Christus Geburt und grinste, ehe er sich wieder zusammenriss und auf Aollonius Antwort gespannt war.

  • Ich trat heran und blickte dem Schwein ins Gekröse. Eigentlich merkwürdig... Vielleicht dachte ich in den falschen Kategorien, aber wenn ich nicht fragte, würde ich es ja nicht erfahren...


    "Warum ist den der Darm so lang? Ist es für den Körper so schwierig das reine chylus zu verarbeiten, während das unreine sofort vom Magen in die Milz wandert?! Sollte man denn nicht meinen, dass es ungleich schwieriger und also auch langwieriger sei, das Unreine loszuwerden?"


    Ratlos suchte ich den truncus, der das kalte Blut ins Herzen führen sollte, den hatte ich mir allerdings anders vorgestellt... irgendwie eher wie ein geschlossenes Aquaeduct, hier aber gab's mehr als eins und zum wahrhaftigen Uberfluß verzweigte sich alles und alles war viel verwickelter und fast in Unordnung geraten...


    "Als chirurgos wird man hoffentlich nie soweit in den menschlcihen Körper vordringen müssen...", sagte ich leise

  • "In der Tat hat Valeria das Chylus richtig erklärt!" Er blickte jedoch leicht tadelnd zu ihr. "Aber Maximian kann die Bedeutung des Chylus auch nicht kennen, da er nicht an der Vorlesung teilgenommen hat!"


    Apollonius ging einen Schritt nach vorne, während er weitersprach. "Nun, das Chylus teilt sich in zwei Kategorien auf. Das reine und das unreine Chylus, das unreine Chylus wandert in die Milz und wird dort in die schwarze Galle umgewandelt. Es werden beide Teile also als Chylus bezeichnet."


    Auf die Frage zum Darm hin, hob Apollonius eine der Dünndarmschlingen hoch. "Seht Ihr, wie dünn dieser Schlauch ist? Damit wird das Chylus schön langsam durch den Körper gebracht. Stellt Euch vor, es wäre nur ein kurzes Rohr. Ihr müsstet nach jedem Essen sofort zum Abort rennen und eine wirkliche Auftrennung der Bestandteile würde auch nicht stattfinden können."


    Wieder trat Apollonius an das Schwein heran. Er nahm einen Holzklöppel und stieß ihn gegen die Brust des Schweines. "Das Herz und die Lunge wird durch den Brustkorp, die Rippen und das Brustbein, umgeben. Damit wird der Lungensack gut geschützt. Immerhin bringt er das lebenswichtige Pneuma, den Lebensatem für das Anheizen des Feuers in der linken Herzkammer, in unseren Körper!" Mit einer Handbewegung deutete er auf eine Säge. "Sica, säge den Brustkorb auf!"


    Während dieser Arbeit tritt Apollonius einen Schritt davon weg. "Getrennt wird der Brustraum vom Bauchraum durch eine muskulöse-sehnige Kuppel (Zwerchfell). Es gibt jedoch Verbindungen zwischen beiden Gebieten. Zum einen durch die Speiseröhre, die bis zum Magen darunter zieht und dann das größte Gefäß (Aorta) im Körper, was seinen Anfang im Herzen an der linken Herzkammer nimmt und bis in den Bauch geht, wo sie sich aufzweigt. Dann noch ein weiches, großes Gefäß, was in zwei Teilen von oben in die rechte Herzkammer und von unten dorthin gelangt (Vena Cava Superior und Inferior). Auch laufen durch die Kuppel noch einige andere Gefäße, die uns jedoch im Moment nicht zu interessieren brauchen."


    Während das scheusliche Geräusch von brechenden Knochen und dem Sägen an diesen ertönte, setzte der Medicus unermüttlich fort. "Wenn wir dann in den Brustraum sehen, können wir zwei Lungen ausmachen, eine Linke und eine Rechte. Zwischen diesen beiden Säcken, die gleich zusammenfallen, liegt das Herz."


    Sein Bllick irrte zu dem offenen Brustkorb. Er seufzte leicht. "Einen Handgriff muss ich jetzt doch selber machen." Er krempelte sich seine Ärmel hoch und griff nach einem Skalpell. Ohne Scheu griff er auf den offenen Brustkorb. Mit einer sehr geübten Handbewegung und sparsamer, aber schneller Arbeit schnitt er das Herz aus dem Brustkorb heraus.


    Mit dem noch leicht zuckenden Herzen, trat er an seine Schüler heran. "Vom Herzen gehen viele wichtige Gefäße in die ganze Körperperipherie und dem Kopf ab. Aber auch Gefäße, die kein Blut transportieren. Sie werden schon seit den alten Anatomen in Alexandria 'Neura' genannt. Sie haben alle am Herzen ihren Ursprung. Die genauen Aufgaben sind etwas schwierig zusammen zu fassen. Durchtrennt man jedoch manche von ihnen, so tritt eine Lähmung auf, die entweder die Bewegung, die Empfindung oder Beides betrifft."


    Er ging zu einer Schüssel und wusch das Herz dort, so dass sich das Wasser rot färbte. "Trennen wir nun das Herz auf!" Sein Blick ging hoch zu den Schülern als er das Herz auf einen anderen Tisch legte. "So könnt ihr gleich die beiden Herzkammern sehen!"


    Er sieht von Einem zum Anderen. "Wer kann mir sagen, was uns auffallen müsste, wenn wir das Septum, die Trennwand, des Herzens uns gleich ansehen?"

  • Hm... ich galubte ich wüsste, was zu antworten sei, denn gerade hier wollte ich was fragen, das Pneuma, das Feuer, das war mir noch etwas unklar:


    "Das Septum sollte die Poren zeigen, auf dass das Feuer auch das Blut erwärmen könne, denke ich. Ist denn jetzt Feuer in der Kammer? Richtiges Feuer, oder nur ein... na... hmmm. Prinzip von Feuer?"

  • Valeria zog die Brauen zusammen, als das Sägen erklang. Ein schreckliches Geräusch, wenn man daran dachte, dass es Knochen waren, die hier getrennt wurden. Trotzdem trat sie mit einem großen Schritt auf den leblosen Schweinekörper zu und sah interessiert und nachdenklich in den geöffneten Leib hinein. Sie lauschte Apollonius' Worten ganz genau, dabei die Innereien des Schweins begutachtend. Und dann trat der Medicus vor, entfernte dem toten Tier das Herz und stellte eine Frage. Valeria überlegte angestrengt. Im Herzen wurde das Blut zwar erwärmt, aber das konnte nicht durch echtes Feuer geschehen, somit schloss sie Ciceros Antwort als richtige aus.


    "Vielleicht trennt das Septum nicht nur das Herz, sondern auch kaltes Blut von warmem", dachte sie laut nach, ehe sie Apollonius fragend ansah.
    "Demnach müsste die Trennwand eine Verbindung zwischen kaltem und warmem Blut haben, etwa wie ein kleines Loch oder etwas in der Art. Vielleicht ist es sogar die Trennwand selbst, die das Blut erhitzt?"

  • Während Sica sägte und machte und Apollonius das Herz herausholte, sah Maximian zweifelnd zu Valeria. Aber die war total interessiert, verzog nur kurzzeitig das Gesicht. Hm, er hätte gedacht, dass sie viel zärter besaitet war, als sich jetzt herausstellte.
    Also ihm war das Herumgewühle in dem Schwein schon nicht mehr so sympathisch. Er brauchte doch eigentlich nur zu wissen, wo das Herz lag, damit er schnell töten konnte und nicht, welche Kammer warm oder kalt war - die Drecksarbeit würden andere erledigen.
    Aber weil alle an Apollonius hingen, als wäre er der Kaiser und ihn auf Schritt und Tritt verfolgten, als er gleich das Herz aufschneiden wollte, ging Maximian, das zweibeinige Herdentier, brav mit und tat so, als würde es ihn unheimlich interessieren, ob das Herz gleich verbrannte, wenn Apollonius es aufschnippelte oder es der gleiche lila-rötliche Klumpen blieb, der es jetzt noch war.

  • Sim-Off:

    Sorry.


    Weder das Töten des Schweines doch das systematische Zerlegen seines Körpers bereiteten Sica sonderliche Probleme und schon garkeine Gewissensbisse. Ungerührt führte er die Anweisungen des Medicus aus. Einzig und allein der Umstand, dass dabei seine Tunika über und über mit Blut besudelt wurde, ärgert ihn. Es würde ewig dauern, das ganze Zeug wieder herauszuwaschen. Kommentarlos fuhr er jedoch fort und nahm das tote Tier auseinander, während er gleichzeitig den Erläuterungen zu folgen versuchte. Das Aufsägen des Brustkorbes erforderte überraschenderweise einiges an Kraft und Sica musste sich einigermaßen damit abmühen.


    Während der Medicus sich nun mit dem Herz beschäftigte, blieb Sica etwas Ruhe. Mit blutüberströmten Armen und einer Tunika voller roter Blutspritzer bleibt er abwartend neben dem Studienobjekt stehen und versucht den Ausführungen des Lehrers zu folgen, während er sich von der körperlichen Anstrengung einstweilen erholt.

  • Sim-Off:

    Kein Problem, wenn Du mir verzeihst, dass ich immer annehme, dass Sica meine Anweisungen ausführt :)


    "Sehr gut, Cicero!" Er deutet kurz mit seiner blutigen Hand auf Cicero und nickt. "In der Tat werden wir die Kennzeichen der Poren in der Herzkammer finden. Die Poren sind für den Übertritt des Pneumas, der Wärme und des Blutes wichtig."


    Während seiner Rede, schneidet er sorgfältig das Herz auf. Dabei schneidet er jedoch nicht einfach in der Mitte durch, sondern mit einem schrägen Schnitt von oben links nach unten rechts.


    "Auf eine gewisse Weise trennt das Septum durchaus das warme und kalte Blut, aber nicht so klar. Das Blut wird im Herzen zum Kochen gebracht, ständig durch das Atmen mit Pneuma versorgt. Dadurch entsteht das wichtige Pneuma zootikon, das den Grundstoff für das Seelenpneuma bildet. Aber nicht das Septum selber erhitzt das Blut, sondern tatsächlich ein Herzfeuer."


    Apollonius sieht zu Seneca. "Nein, das Septum ist nicht die Trennwand zwischen Herz und Brusthöhle. Sondern die Trennwand zwischen den beiden Kammern. Die äußere Haut wird auch das Perikard genannt." Er nickt ihm freundlich zu, wohlwollend, dass Seneca sich zu Wort gemeldet hat.


    Apollonius klappt das Herz auseinander und etwas warm dampfendes Blut läuft ihm über die Hand. Geduldig taucht er das Herz in eine Waschschüssel und zieht es nach einigem hin und her schwenken wieder hervor.


    "Hier seht ihr, dass es im Inneren keine glatte Wand gibt, sondern eine Art Reliefstruktur. Zwischen den Mustern sind die haarfeinen Poren für die Hitze und den Übertritt des Blutes." Er hält es allen fast unter die Nase, damit jeder sich die 'Poren' genauer anschauen kann. "Aber genug zum Herzen!" meint er schließlich. "Sehen wir uns noch die Lungen an, dann wenden wir uns praktischen Dingen zu!"


    Er geht mit seinen Schülern zum Schwein zurück und zieht wieder die Rippen auseinander. Mit etwas Gewalt macht er sie auseinander. Darunter sieht man eine große Höhle mit den eingefallenen Lungen. "Wie Ihr seht, ist der Lungensack eingefallen, sobald der Körper aufgeschnitten wurde und keine Luft mehr hineinströmt. Wie ein Ledersack ohne Inhalt. Von der Lunge gehen mehrere große Gefäße zum Herzen, damit das Pneuma direkt in die Herzkammer gelangt!"


    Er dreht sich zu seinen Schülern um und greift nach einem Leinentuch, um sich seine blutigen Hände abzuwischen. "Wir hätten damit die groben Grundzüge der Anatomie. Grob, weil man sich wirklich noch viel Intensiver damit beschäftigen kann. Besonders die Neurae, die das Pneuma transportieren. Aber das erfordert dann Euer eigenes privates Studium, wenn es Euch interessiert!"


    Aufmerksam sieht er von Einem zum Anderen. "Fragen?"

  • Ich freute mich sehr über das Lob, doch etwas peinlich war es schon vor den Anderen! Und kaum mochte ich nochamls auf meine Frage zurückkommen...


    Mir geröteten Wangen wandte ich mich dem Meister zu: "Ich sah wohl Dampf, doch bin ich überrascht, dass nicht einmal ein Flämmchen oder Glimmen aus der Kammer trat, als Du sie öffnetest. Steht das in Verbindung mit diesem Lungensack, der jetzt leer ist?"


    Ich machte eine kurze Pause des Nachdenkens


    "Was, wenn man ihn aufbliese? Ich meine: wenn man das Herz noch nicht rausgeschnitten hat, bläst man den Sack auf und schneidet dann in die linke Kammer - würde das Feuer austreten?"


    Ich war ganz Feuer und Flamme für dieses kleine magische, rote Kämmerlein...

  • Apollonius sah zu Cicero und dachte über seine Frage nach. Sein Hand rieb sein Kinn und zwirbelte Gedanken verloren die Barthaare. "Hmm! Ein durchaus interessantes Experiment. Es gibt jedoch zwei Hauptprobleme. Zum Einen können die Lungen nicht so einfach aufgeblasen werden. Wie willst Du das technisch bewerkstelligen? Außerdem ist die allgemeine Lehrmeinung, im Moment, dass das Herzfeuer erlischt, sobald das Leben aus dem Körper verschwindet, wie auch das Seelenpneuma entweicht. Aber ehrlich gesagt, habe ich noch nicht von diesem Experiment gehört. Vielleicht magst Du Dich daran wagen?" Er nickte und dachte noch einmal einige Schläge seines lebendigen Herzens über diesen Vorschlag nach, den er durchaus interessant fand. Doch schließlich riss er sich von schon den ersten Gedankengängen, wie man das bewerkstelligen konnte, los und widmete sich wieder der Lehre.


    "Wenn noch Fragen bezüglich der Anatomie bestehen, könnt Ihr sie jederzeit stellen, auch alle anderen Fragen, die zur Medizin gehören! Aber kommen wir doch zu unserer praktischen Aufgabe. Und zwar widmen wir uns jetzt dem Handwerk. Heute werden wir uns dem Nähen, dem Richten von Knochen und dem Einrenken von Gelenken widmen! Alles Dinge, die sich sehr schwierig anhören, in Wahrheit jedoch sehr einfach sind."


    Er klatschte in die Hände. "So, fangen wir an. Jeder nimmt sich bitte von dem großen Tisch eines der Nähbestecke- eine Nadel, Faden aus Katzendarm, ein Skalpell und ein Stück Leinen! Auch Du, Maximian!" meinte er an den Sohn des Senators gewandt. Er wartete bis jeder sich das gewünschte holte.


    Währenddessen wandte er sich an Sica. "Schneide bitte sieben große Stücke mit der Haut aus dem Schwein!" Nachdem alles so erledigt war, die Schüler ihre Instrumente hatten und wieder bei ihm waren, sah Apollonius zufrieden in die Runde. "Jeder von Euch bekommt so ein Stück Schweinefleisch mit Haut. Daran könnt ihr dann Eure Nähversuche machen! Ich zeige Euch, wie ihr das macht, dann übt ihr an Eurem Stück." Er winkte die Schüler näher und legte ein großes Fleischstück auf einen Tisch. Auch sah er zu Sica. "Nimm Dir auch ein Nähbesteck, Sica. Ich möchte, dass Du das ebenfalls übst!"


    Dann wandte er seinen Blick wieder der zahlenden Kundschaft zu. "Wenn ihr eine Wunde wie diese habt..." Er nahm ein Messer von dem Tisch und stach brutal in das Fleischstück. Grob vergrößerte er den Schnitt und legte das Messer wieder zur Seite. "Dann habt ihr eine sehr unsaubere Wunde!" Er sah auf und in jedes der Gesichter, ob sie ihm auch folgten.


    "Deswegen müsst ihr die Wunde manchmal etwas säubern, damit der Nahtrand schön glatt ist. Dafür verwendet ihr das Skalpell! Aber mit sauberen Händen bitte!" fügte er mit gerunzelter Stirn an. Er nahm das Skalpell und fing an, ganz sorgfältig und sehr sparsam etwas von der Haut am Wundrand wegzuschneiden. "Habt Ihr dieses erledigt, kommen wir zu der eigentlich Naht. Natürlich reinigt ihr die Wunde zuerst. Essigwasser oder Kräuterwasser sind dafür besonders geeignet. Danach fädelt ihr Faden auf die Nadel. Katzendarm ist am besten geeignet, da der Faden sehr geschmeidig ist."


    Er fädelte sorgfältig den Faden auf. "So, es gibt zwei Techniken die Haut zusammen zu nähen. Die einfachste und auch stabilere Technik ist das Zusammennähen der Haut von Außen. Er nehmt die Hautlappen zusammen und näht sie so zu. Die andere Technik ist von unten zu nähen. Sprich, ihr näht die Haut auf der Unterseite bis zum Unterrand der Wunde zusammen. Damit wird die Narbe kleiner und nicht so unschön, aber die Wunde hält in der Heilungsphasse nicht ganz so gut. Deswegen werden wir heute auch die erste Technik üben."


    Er nimmt die Nadel fest in seine Hand. "So,zuerst führt ihr die Wundränder zusammen, dann stecht ihr in die Haut von oben hinein und auf der anderen Seite durch. Ganz wie bei einem Stoff. Dann nehmt ihr den Faden und verknotet ihn mit einem Doppelknoten. Nach dem das getan ist, schneidet ihr den Faden mit dem Skalpell ab. Etwas danben wiederholt ihr das bis die Wunde zu genäht ist." Er machte es ihnen vor. Seine Bewegungen waren sehr geübt dabei und in einer eleganten Bewegung verknotete er den ersten Nahtstich. Dann schnitt der den Faden ab und setzte weiter an, verknotete wieder, schnitt ab und machte weiter, bis die Naht zu war.


    Er sah auf und blickte fragend herum. "Fragen? Sonst nehmt Euch ein Stück des Schweines und übt selber. Die Wunden könnt ihr selber beifügen!"

  • Ich hatte das blutige Stück Fleisch in der Hand, es war noch Warm. Mit einem Messer versuchte ich die Haut zu durchstoßen, sie gab jedoch nach und es entstand keine Wunde, eher ein Kratzer.


    Mit etwas höherem Kraftaufwand durchstieß jetzt das Messer die zähe Haut, und etwa an dieser Stelle wurde mir schlecht. :(


    Die Wunde war hergestellt, und blutete sogar etwas. Man konnte mehrere Schichten unterscheiden: Die Haut, eine Dünne Schicht darunter, das Fett und dann das Fleisch.


    Mit leicht verzogenem Mund fragte ich "Muß man die Häute zusammenfügen und was darunter ist nicht? Oder muß man das gelbliche Fett auch vernähen?"


    Währenddessen durchbohrte ich die Haut mit der Nadel, die schnell durchs Fett glitt und sogleich im Fleisch stecken blieb. Meine Technik war etwas brutal... nur gut das das hier kein Mensch war...


    Sim-Off:

    Äh, Sica, offenbar war ich voreilig...

  • Sim-Off:

    Selbstverständlich. Kein Problem.


    Wortlos gehorchte Sica dem Medicus, zerteilte das Schwein wie gewünscht und wusch sich anschließend gründlich die Hände. Er nahm sich ebenfalls einen Satz dieser Gerätschaften und sah sie sich -vor allem das Skalpell- genau an, bevor er wieder zum Lehrer aufblickte und dessen Erläuterungen folgte. Als dieser geendet hatte, wandte sich Sica seinem eigenen Übungsobjekt zu. Das Zufügen einer ansehnlichen Wunde bereitete ihm wenige Probleme. Mit wenigen Zügen erzeugte er gekonnt einen tiefen und ziemlich ausgefransten Schnitt. Dann folgte der weniger amüsante Part. Wie er es bei Apollonius beobachtet hatte, nutzte er das Skalpell um die Ränder zu 'begradigen'. Dabei bereute Sica recht bald, dass er sich mit dem Zufügen der Wunde so viel Mühe gegeben hatte. Zwar besaß er einiges an Fingerspitzengefühl, doch war diese Arbeit ungewohnt und Sica brauchte lange, bis er die Narbe als perfekt genug anerkannte um fortzufahren.


    Das Skalpell, ein wie Sica anerkennen musste gut in der Hand liegendes, praktisches Messer, legte er beiseite und griff zu Nadel und Faden. Als Allzweck-Sklave war er irgendwann auch mal zu Näharbeiten eingeteilt gewesen, doch diese spärliche Erfahrung schien ihm nichts zu nützen. Er fädelte den Faden in die Nadel ein und begann dann, die Wunde zu vernähen. Sica hatte dabei einen hohen Anspruch an die Perfektion und ging sehr systematisch vor. Dies führte jedoch dazu, dass er recht lange für die gesamte Aufgabe brauchte und am Ende trotz allem doch nicht ganz zufrieden war.


    Nachdenklich musterte er sein vollbrachtes Werk und verglich es mit dem des Meisters, während er darüber nachdachte, was an seiner Arbeitsweise noch zu verbessern war.

  • Mit seinem Stück Fleisch ging Seneca an den Tisch und legte es ab.


    Es war zwar wiederlich, aber er war durch seinen Beruf solche Anblicke gewohnt.


    Er nahm ein Skalpell und ritzte die obere Haut an. Dann drang er tiefer ins Gewebe ein und zog einen Schnitt.


    Nun holte er sich eine Nadel und einen Faden.


    Mit der einen Hand drückte er die beiden Wundränder zusammen, mit der anderen stach er dann die Nadel durch die beiden Ränder hindurch.
    Er nahm den Faden und machte einen Doppelknoten hinein.
    Er legte die Nadel beiseite und nahm das Skalpell, mit dem er nun den Faden durchtrennte.


    Wieder drückte er die zwei Wundränder zusammen, durchstach sie mit der Nadel, machte einen Doppelknoten in den Faden und durchtrennte ihn anschließend am Ende.
    Diesen Vorgang wiederholte er, bis die Wunde koplett zugenäht war.


    Er begutachtete sein Werk. Perfekt war es
    nicht, aber er war ja zum Üben hier.
    An einer anderen Stelle ritzte er geschickt einen weiteren Schnitt in das Stück Fleisch und begann es wieder zu vernähen.

  • ...etwas neidvoll nahm ich Notiz von der Kaltblütigkeit des Legionärs. Er war geschickt und zeigte kein Zögern. Ich versuchte es ihm gleichzutun.


    "Ich bewundere dein Können, Iulius Seneca! Du hast Bestimmt in mancher Schlacht dem Feldscher über die Schulter geschaut, wie?"

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