• Ich hatte schon länger an der Sache zu beißen und wollte endlich Klarheit.


    So ging ich in den Tempelbezirk um Iuno zu opfern. Dummerweise gab es keinen Tempel für sie. Also dauerte es eine Weile, bis ich einen mobilen Altar fand und einen Händler, der mir eine kleine Statue der Iuno verkaufte.


    Ich wollte die Zeremonie selber durchführen. Das Thema war einfach zu heikel, dass ich mich jemanden anvertrauen konnte. Die Göttin wußte wohl schon eh, worum es ging.


    Wie konnte ich Antwort auf meine Frage bekommen, wie konnte ich die überzeugen?


    Ich hatte Weihrauch, Falerner, einen Opferkuchen und etwas von meinem Honig und meinem Öl mitgebracht!


    Ich platzierte die Gegenstände auf dem Altar und zog mir den Zipfel meiner Toga über den Kopf - capite velato -


    Dann entzündete ich den Weihrauch und richtete meine Hände in die Richtung der Statue.


    "Oh Iuno! Höre meine Worte! Wo du dich auch gerade befindest und welchen Namen du auch gerade trägst. Ich Metellus spreche zu dir, mit einer Frage und einer Bitte!"


    Ich betrachtete die Statue und fuhr dann im Stillen fort.


    "Ich liebe eine Frau vom ganzen Herzen und bin mir sicher in dieser Liebe. Doch soll es alleine nicht bei der Liebe bleiben, sondern ich will mit dieser Frau mein restliches Leben auf dieser Welt verbringen. Ich will sie ehelichen und ihr ein guter Mann sein. Auch ihre Kinder möchte ich als die meinen annehmen und für sie sorgen.


    Doch zu meiner Bestürzung musste ich feststellen, dass sie anscheinend meine Cousine ist, welche mein Vater in unserem Hause aufgenommen hat, nachdem ihr Mann verschwand und sie in Trauer lebte.


    Wir können so glücklich zusammen sein und sie hat die Freude an ihrem Leben wiedergefunden durch die Liebe und durch den Halt, den ich ihr neben den eurigen geben kann.


    So bitte ich dich, oh große Göttin, zeige uns einen Weg! Lass diese Bindung nicht enden und gebe der Liebe eine Chance..."


    Ich rückte die Opfergaben zurecht und schnitt den Kuchen für die Göttin an.


    "Bitte lass diese Bindung bestehen und gebe uns deinen Segen. Möge das Glück uns helfen, dass diese Bindung doch Bestand haben kann. Zeige uns den Weg und deinen Willen, oder beende die Beziehung durch deine Hand, so dass wir nicht mehr mit Zweifeln leben müssen!


    So schwöre ich dir hier und jetzt, dass ich dir einen Altar errichten werde, wenn du dieser Bindung deinen Segen und die Möglichkeit des legalen Bestandes gibst. Dann schwöre ich dir auch, dass ich ein Projekt vorantreiben werde, dass dir und deinem Manne ein festes Dach über den Kopf hier in Hispania beschert!"


    Ich war fertig und sah die Statue an.

  • Schau an. Er schlägt einen Handel vor? Tempel gegen Hilfe? Hmmm....


    Die Opfergaben zumindest ließ sie vollständig verbrennen, als Zeichen, dass sie ihn gehört hat.

  • War dies ein Zeichen? Sicher war es das! Auch wenn ich es nicht deuten konnte! Aber sie hatte mich erhört.


    "Ich danke dir, oh große Göttin für dieses Zeichen und hoffe auf deine Unterstützung!"


    Ich hoffte wirklich, dass sie mir und Helena beistehen würde. Ich nahm die Statue, packte sie Sorgfältig ein. Sie würde einen Platz im Hause bekommen, wo sie gut sichtbar war.

  • Ich war optimistisch und doch ein wenig nervös als ich den foculus errichtete. Heute würde ich der Iuno für ihre Gnade danken, ihre Gnade welche sie mir und Metellus erwiesen hatte. Ich hatte in einem Flechtenkorb einiges an Opfergaben mitgeführt und stellte diese nun auf dem Altar, zuzüglich einer Iunostatue. Es zählten darunter Falerner, Datteln, Brot, Weintrauben und Gebäck. Ich wollte kein blutiges Opfer darbringen, wobei es nicht die Mühe war, die mich davon abhielt, sondern der Anlass. Ich kniete nieder und schloss meine Augen, hob die Hände hingegen gen Himmel und Richtung der Statue. der von mir entzündete Weihrauch breitete sich aus und stieg mir in die Nase.


    "Oh große Iuno! Ich möchte dir mit diesem Opfer meine Dankbarkeit aussprechen. Das einzige Hindernis was zwischen mir und meinem Liebsten stand, scheint aus der Welt geschafft, Metellus und Ich müssen keinen Hehl mehr aus unserer Liebe zueinander machen. In Tarraco wird ein Tempel zu deiner Ehren, zu jener deines Mannes und zu Minervas Ehren errichtet: Ich plane den Bau eines Kapitols. Bitte nimm diese Gaben an, die ich dir untertänigst darbiete. Meine Dankbarkeit für deine Gnade kennt keine Grenzen. Und ich möchte dich um Vergebung bitten, dass erst jetzt dieses Projekt ins Leben gerufen wurde. Doch nun soll dem nichts mehr im Wege stehen. Ich danke, oh große Iuno!"


    Ich hatte dem ritus patrius entsprechend während meines Gebetes meinen Kopf bedeckt um ungestört zu sein. Als das Gebet beendet war, erhob ich mich und wandte mich nach rechts. Ich küsste die Statue der Iuno und lächelte leicht. Ich würde nicht nur für das Vorangehen des projektes sorgen, sondern auch für das schnelle und zugleich sorgfältige Vorangehen.

  • Arria kam an den Ort, wo schon zuvor ihre Lehrerin und ihr Freund der Iuno geopfert hatten. Normalerweise betete sie zu Ceres, doch noch war sie nicht verheiratet und von dem her war "ihre" Göttin nicht zuständig. Doch sie hatte lange gezweifelt, ob sie nun Iuno - diejenige, die die Braut zum Altar führte und über die Familie wachte - oder Venus - die Göttin der Liebe und der Leidenschaft - opfern sollte. Letztendlich hatte sie sich aber doch für Iuno entschieden, die Göttin, die im neueren Göttertrias neben Iuppiter und Minerva saß, zu ehren.


    Die Popa Cerealis baute den foculus auf und nahm eine Statue hervor, die sie sich geliehen hatte. Sie stellte beides vor sich und verneigte sich kurz vor der Statue, ehe sie kurz verschwand, um die Opfergaben, die sie nicht mehr gleichzeitig hatte tragen können, zu holen.


    Zurück kam sie mit etwas Weihrauch - leider keinen Opferweihrauch, den man beim Orakel benötigte, dennoch hoffte sie inständig, dass dieser für die hohe Göttin genügte -, einige Trauben, eine Feige und einige Oliven.


    Arria war nervös. Sie hatte zwar bereits zu Mercurius gebetet, einmal unter Imperiosus' Anweisung und einmal alleine. Aber der Ablauf war genau derselbe gewesen. Jetzt war es anders. Sie hatte noch nie an einem foculus gebetet, hatte hier noch nie ein Opfer dargebracht und sie war sich auf einmal nicht einmal sicher, dass sie bereits alleine opfern durfte.


    Arria atmete tief durch, versuchte, ihre Nervosität zu unterdrücken und sich zu beruhigen. Langsam aber sicher gelang ihr das auch, während sie vor dem tragbaren Altar stand. Mit bedächtigen Bewegungen breitete sie die Opfergaben aus und hoffte, bis dahin alles richtig gemacht zu haben.


    Wie sie es im Unterricht gelernt hatte, zog sie einen Zipfel ihres Gewandes über ihren Kopf - capite velato. Sie atmete noch einmal tief durch und konzentrierte sich, wollte nichts falsch machen, als sie die Hand hob und den Weihrauch entzündete, der einen angenehmen aber sehr intensiven Geruch verströmte.


    Weiterhin schweigend verharrte sie, bis sie sicher war, dass genug Weihrauch verbrannt war, um Iuno auf sich aufmerksam zu machen. Sicherlich hatte die Göttin vieles zu tun und konnte nicht sofort auf eine kleine, schüchterne Popa wie Arria aufmerksam werden.


    "Iuno, du Schutzgöttin Roms und der Frauen, du große Göttin! Ich bitte dich, erhöre meine Worte."


    Wieder hielt Arria inne, wartete, bis ein wenig mehr des Weihrauchs verbrannt war.


    "Oh große Iuno! In Rom, in deiner Stadt weilt mein geliebter Imperiosus, er dient den Göttern, dem Gott Mercurius vor allem, wie auch ich eines Tages euch Göttern dienen werde. Bitte halte deine schützende Hand über ihn und lass ihn mich nicht vergessen. Ich liebe diesen Mann und wünsche mir, endlich wieder an seiner Seite zu sein, denn ich weiß, dort gehöre ich hin."


    Und noch einmal stoppte Arria ihr Gebet, um ihre Gedanken zu ordnen. Sie wusste nicht genau, wie sie sich ausdrücken sollte, ob die Göttin verstehen würde, was sie wollte und worum sie bat. Aber letztendlich beruhigte sie sich damit, dass Iuno sicherlich in ihr Herz sehen konnte und so wissen würde, was die junge Frau bewegte.


    "Oh große Iuno! Meine Liebe zu diesem Mann ist so stark, dass mein Herz zu zerfließen scheint, wenn ich nur an ihn denke. Ich möchte ihm eine gute Frau sein, eine Frau, auf die er stolz sein kann. Bitte hilf mir, dass ich eine solche Dame werde, bitte hilf mir, Vater davon zu überzeugen, dass ich würdig bin, seine Tochter zu sein. Bitte hilf mir, bald an Imperiosus' Seite zu weilen und mich seine Frau nennen zu dürfen, die Frau die er liebt."


    Eigentlich hätte Arria jetzt gerne geseufzt, doch sie hielt sich zurück. Sie wusste nicht, was das für einen Eindruck machen würde und so sammelte sie noch ein letztes Mal ihre Gedanken.


    "Oh große Iuno! Ich bitte dich um deine schützende Hand, bitte dich darum, mich als Braut zu Imperiosus zu führen und mich zu seiner Frau zu machen", beendete sie ihr Gebet und verharrte stumm, ehe sie sich nach rechts wandte.


    Anschließend nahm sie die Opfergaben und verbrannte diese Stück für Stück, ehe sie wartete. Sie wollte nicht einfach gehen, sondern ihre Gedanken waren so schön gesammelt, dass sie dies noch ein wenig genießen wollte.

  • Iuno hörte sich geduldig an, was die junge Frau für Sorgen und Bitten hatte. Die Sorge um ihren Geliebten war wirklich rührend. Und so sollte es sein, dass sich ein Gedanke der Göttin nach Rom aufmachte ...

  • Valeria betrat mit einigen Opfergaben den Schrein und arrangierte alles. Weihrauch räucherte leise knisternd vor sich hin, während Valeriasich vor den Ara kniete und die Tunika über den Kopf zog. Der Babybauch war nicht mehr zu kaschieren und bereitete ihr Probleme beim knien und aufstehen. So hockte die junge Decima nun vor dem Altar.


    "Große Juno! Steh mir bei! Ich habe mich für dich entschieden. Dir will ich ehren, dir will ich dienen. Die Prüfung zu Sacerdos Iunonis werde ich bald absolvieren und dafür erbitte ich deinen Segen. Du, die größte aller Göttinnen, wache über das ungeborene Kind in mir. Zum Dank werde ich dir eine weiße Gans darbringen, sobald ich die Prüfung bestanden habe und nicht mehr lernen muss. Oh große Iuno, steh mir bei und halte deine schützende Hand über Maximian, das Kind und mich...."


    Nach dem leise gsprochenen Gebet erhob sich Valeria langsam und verbrannte Opferkuchen, Blumen und noch einiges mehr in der dafür vorgesehenen Schale. Wie Arria Wochen zuvor, ging sie nicht sofort sondern verbrachte noch einige Zeit im Tempel, wartend.

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