Cubiculum Quintus Matinius Cicero

  • "Auf keinen Fall. Ich würde mich sehr freuen wenn du bliebest und... Es war auch nur ein Angebot, da ich ja nicht weiß wo es dich hinzieht. Viele Männer sind ja nur auf das Militär fixiert."


    Da war es wieder. Das Thema Militär und Germanien. In Gedanken schloss ich es ab, ich wollte und konnte davon nicht sprechen. Als er sich umdrehte lächelte ich ihm leicht abwesend zu. Als er von Valeria sprach zog ich eine Braue hoch.


    "Nein, ehrlich gesagt weiß ich nicht. Was meinst du denn?"

  • Hatte ich etwas falsches gesagt, es mochte wohl sein. Himmel!
    Ich setzte mich auf und blickte forschend in ihr Gesicht, das so unvermittelt einen überaus distanzierten Ausdruck angenommen hatte.


    "Es war nur so ein Gedanke, bitte vergiss das. Ich spreche manchmal einfach so drauflos..." Hatte sie es wirklich nicht verstanden oder war meine Frage unghörig - ja, ja, die fides bona.


    "Ja, ja, das ewig militärische zieht uns Männer hinan... na, ich jedenfalls habe kein großes Interesse daran, starr wie eine Tonfigur Befehle entgegenzunehmen... ad dextram, state, ad sinistram... etwas langweilig, wenn ich das mal so sagen darf. Bitte verstehe mich nicht falsch, vielleicht muss es sein, vielleicht... doch ich kann es heut nicht wissen."


    Ein letzter Schluck Wein würde mich nochmals befeuern, also herunter damit!

  • Ich musste schlucken. Er schien etwas zu vermuten, doch offensichtlich vermutete er falsch. Glaubte er ich wäre wegen Valeria so geknickt? Ich musste lächeln.


    "Bitte verrate mir doch was mit Valeria ist. Von wegen was du der Familia schuldig bist... Das verstehe ich nicht so ganz!"


    Ich lächelte aber eher freundlich denn erfreut.


    "Aber wegen dem Militär: Ich kann gut verstehen dass du nicht so erpicht darauf bist und ehrlich gesagt auch froh drum. Ich könnte es nicht ertragen wenn jemand... wegen des Dienstes im Militär... wenn ich jemandem Lebe wohl sagen müsste."


    Gekonnt, oder auch weniger gekonnt, vermied ich die Details warum ich so dagegen war.

  • Sie begann mir etwas rätselhaft zu werden, das Gefühl sie lange zu kennen, verflüchtigte sich allmählich, totzdem erfreute es mich, dass sie zumindest scheinbares Interess an meinen Vorlieben und Abneigung zeigte.


    "Weißt Du, schuldig bin ich der Familie, dass ich mich allmählich zivilisiere und ihr zur Ehre gereiche. Das war immer so, und es wird immer so sein. Welcher Rüpel ich auch sei, und, glaub mir, ich bin einer, wenns auch nicht so scheinen mag. ", versuchte ich zu scherzen aber es klang jetzt wie ein Baum dessen falbe Blätter im Winterwind wehen.


    "Natürlich bin ich darum gespannt, ob De.. Da... also Valeria wirklich etwas für mich tun wird. Aber auch das soll nicht wichtig sein, für heut."


    Ich nahm mich zusammen und fragte offen: "Sag bitte, habe ich Dich... ist Dir... wählte ich falsche Worte, Du bist verändert!"

  • "Natürlich wird Valeria sich deiner annehmen!"


    lächelte ich, wieder eine Spur wärmer. Ich mochte ihn, er war ein aufgeweckter junger Mann und vor Allem zeigte er Feingefühl. Mochte er ein Rüpel sein, so war er doch ein taktvoller Rüpel. Auch wenn ich ihm diese Bezeichnung wahrlich nicht recht abnehmen konnte. Ich musterte ihn eine kleine Weile, prägte mir seine Züge ein, als er seine Frage stellte. Ich schluckte kurz. Ich schuldete ihm eine Antwort, dass war mir klar noch ehe er fragte.


    "Nun... Das Thema Militär und Germanien ... Ich habe meinen Mann dort verloren. Damals bei den Aufständen hat er die Legio IX Hispania dorthin geführt... Er kam nie mehr zurück."


    Ich versuchte ruhig zu sprechen, was allerdings insofern misslang, dass meine Stimme und mein Atem leicht bebten und ich einen Moment die Augen schließen mussste. Erklärend fügte ich in einem ängstlichen und bemüht beherrschten Ton an:


    "Ich... Komme damit immer noch nicht ganz zurecht. Nicht zurecht, dass mir nicht einmal eine Nachricht, ein Zeichen gegeben war. Es ist lange her und ich dachte ich wäre drüber weg, aber es scheint... Naja."


    Ich wischte mir rasch eine Träne aus den Augenwinkeln fort, die sich noch vor seiner Frage begonnen hatte zu bilden, als ich an Maximus dachte. Ich hatte ihn mittlerweile aufgegeben, doch dies hatte eine alte Wunde geöffnet.

  • Ich nahm ihre Hände in die meinen.


    "Oh, entschuldige... Helena... ich wusste ja nicht... wie dumm ich sein kann..."


    Es war jetzt ganz still. Einige Momente saßen wir uns so gegenüber. Bis ich mich fragte, was sie eigentlich wirklich gesagt hatte...


    "Er ist verschollen?", flüsterte ich

  • "Ja und mittlerweile weiß ich nicht ob ich mir wünschen sollte, ob eine Leiche gefunden wird. Ich weiß nicht ob ich den Anblick ertragen könnte. Aber genausowenig weiß ich nicht, ob Gewissheit besser wäre als dieses Tappen im Dunkeln."


    Presste ich mühselig hervor, die Tränen weiterhin unterdrückend. Ich wollte keine Tränen mehr vergießen, ich tat es seit Ewigkeiten. Es war vorbei.


    "Es hat nichts mit Dummheit zu tun, Quintus. Woher solltest du es wissen? Ich hätte es dir sagen können. Oder mir nicht gleich alles so anmerken lassen brauchen. Nein, gib dir bitte keine Schuld an irgendetwas."


    Ich drückte seine Hände kurz und lächelte dankbar.

  • Ich nickte. "Vielleicht hast Du recht, doch hätte ich mehr -", ich brach den Satz ab, er würde nur alles noch schlimmer gemacht haben.


    Möglicherweise könnte ich sie auf andere Gedanken bringen


    "Sag einmal, hättest Du Lust mir die Gegend zu zeigen? Ein Ausritt hat mir schon immer die Stimmung gehoben! Was meinst Du?"


    Ich fand mich nicht gerade sehr originell... aber, ich sagte genau das und ich dachte genau das. So war es.

  • "Morgen früh können wir sehr gerne ausreiten. Heute Abend selbstverständlich auch, aber es wäre reichlich kurz da es schon beginnt zu dämmern. Heute Abend könnten wir vielleicht lieber noch zum Hafen oder durch weniger bedrohliche Gegenden von Tarraco. Was hältst du davon?"


    Ich versuchte meinen Kummer zu verbergen und sah ihn fragend an. Doch es fiel schwer, sehr schwer.

  • "Es ist schon spät, ich denke, der Hafen und Tarraco liegen bestimmt schon in tiefem Schlaf - würdest Du, liebe Helena, es mir nachsehen wenn ich sagte: morgen früh, es bleibt dabei, wir reiten aus?"


    Mir fielen fast die Augen zu, der letzte Tagesritt kostete den Gaul fast das Leben und mich meinen Hintern...

  • "Nein, um ehrlich zu sein bin ich dir eher dankbar. Ich selbst bin auch ziemlich geschafft von diesem Tag und außer der Mahlzeit am Abend werde ich nicht mehr viel zu mir nehmen. Und auch nichts mehr machen. Heute war allerhand zu tun."


    Plauderte ich mich von meinen traurigen Gedanken weg und schaffte sogar ein leises Lächeln.


    "Und gerade du musst erschöpft sein. Soll ich den Sklaven Bescheid geben, dass sie sich um die Thermen kümmern sollen?"

  • "Ist gut. Ich werde eine Sklavin hierhersenden die dir Bescheid gibt. Ich wünsche dir ebenfalls eine gute Nacht. Morgen zeige ich dir dann erst einmal deine alte neue Heimat!"


    Ich erwiderte die Umarmung lächelnd, nickte und wandte mich zur Tür.


    "Schlafgut und träum was Schönes!"


    Ich verschwand hinaus.

  • Auf Anweisung meiner Herrin klopfte ich an die Türe. Als ich hereingerufen wurde, trat ich ein wenig verschüchtert ein und lächelte den mir fremden Domins freundlich an.


    "Herr, das Bad ist bereit. Wenn du mir folgen möchtest?"


    Lächelnd machte ich eine Handbewegung und schritt voran um ihn zu den Thermen zu geleiten.

  • Gemeinsam mit dem jungen Herrn kam ich wieder ins Cubiculum, noch immer ein wenig verwirrt ob meines mir unbekannten Fehlers, doch mir noch immer nichts anmerken lassend.


    "Da wären wir!"

  • "Danke, Gaia! Bei Tageslicht werde ich diesen Weg auch ohne Dich finden.", sagte mit leerer Stimme.


    Sie war wohl nicht von hier. Verstand vielleicht meine Worte nicht; das lag vielleicht aber auch an meinem kaum zu unterdrückenden Dialekt. Zu lange war ich fort. Gleichgültig.


    "Ich komme jetzt auch ohne Dich zurecht. Nochamls Danke!", lächelte ich und machte mich daran das Licht zu löschen.

  • "Gaia?"


    fragte ich ein wenig verwirrt, doch um nicht unhöflich zu erscheinen, fragte ich nicht weiter und blieb an der Tür stehen, ehe ich mich noch einmal umdrehte und mit einem Lächeln in der Stimme sagte:


    "Ich wünsche dir eine gute Nacht. Auf dass du dich bis Morgen erholt hast!"

  • Ich hatte eine gewisse Zeit Aufenthalt im Atrium gehabt und dort auf Quintus gewartet, mehr seines Namens kannte ich ja bislang noch nicht. Doch ich beschloss, ihn gleich zu fragen. Allerdings war er einfach nicht gekommen und so bin ich hier heraus gekommen und klopfte nun sachte an die Tür. Geduldig wartend und leicht grinsend sah ich an die Fresken an den Wänden und betrachtete die Szenerien.

  • Was tat er! Es war nichts in Sicht! Wohin man blickte nichts als Weite! Und er - dieser Tor - nahm die Segel aus dem Wind!


    "Nauticus! Was soll dieser Unsinn!", rief ich erzürnt.


    Er schlug mit seiner riesigen Faust gegen den Mast und brüllte mich an: "Was glaubst Du denn wohl, wo Du hier bist, Du halbe Portion!"


    Unwillkürlich griff ich nach der Stelle, wo ich das Messer verbarg.


    "Was glaaaauuuubst DU!", schäumte er und beugte sich über mich, dunkelblau, und grün in seinem nassen Gesicht. Sein Speichel tropfte und er brüllte wie ein Sturm, ein endloses gewaltiges Rauschen...meine Hände krallten sich irgendwo ein...

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