Porta - Der Eingang der Villa Claudia

  • Rom war groß. Den Aushang auf dem Markt hatte Caius selbst nicht gesehen, doch hatte ihm zufällig ein Sklave davon berichtet, und er hatte Gefallen gefunden an der Vorstellung, einen eigenen Töpferladen zu besitzen. Noch wusste er nicht, in welchem finanziellen Rahmen sich dieses Verkaufsangebot bewegte, doch war er entschlossen, es herauszufinden. Er ließ also einen der beiden ihn begleitenden Sklaven an der patrizischen Tür klopfen und trug sein Anliegen vor, als der ianitor öffnete.


    »Salve. Ich bin Caius Aelius Archias, und ich würde gern mit Claudia Aureliana Deandra sprechen, es geht um ihr Angebot bezüglich des Töpfers, den sie zu verkaufen gedenkt.«

  • Caius räusperte sich vernehmlich. Bei diesen Türöffnern konnte man nie sicher sein, dass sie einen auch wirklich verstanden hatten. Argwöhnisch beäugte der Aelier den Kerl.
    »Claudia Deandra?« half er nach.

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    Nach einer Weile wurde die Tür endlich geöffnet. Sharif, der Ianitor der Villa Claudia, blickte den Fremden misstrauisch an. Dieser trug auch gleich sein Anliegen vor. Es dauerte einen Moment bis Sharif verstand, worum es ging. Schließlich war er nicht der Allerhellste. "Gewiss, mein Herr, tritt ein." Er führte ihn ins Atrium, wo er von dort aus von der Herrin empfangen werden konnte.


    Sim-Off:

    Entschuldige bitte, dass sich noch niemand um dich gekümmert hat!

  • Es dauerte wirklich nur einen kurzen Moment, bis geöffnet wurde.


    "Salve Gnaeus Postumius Rufus vom Cursus Publicus. Laut meinen Tabulae existiert eine Wertkarte der Gens Claudia bei uns. Da diese aber den Wert zero aufzeigt bin ich hier zu erfahren, ob die Familie jene Karte auffüllen möchte oder einstellen."

  • Gelbe Blumen sprossen neben dem Weg, den Hannibal entlang schritt. Immer langsam und alle paar Schritte abwartend. Auch aus dem Boden hatten sich schon die Frühlingsblumen gekämpft, nach all den Monaten des Winterschlafes unter gefrorener Erde. Mit jedem Tag entfalteten sie mehr von ihren zarten, manchmal duftenden Blumen. Mit der Fingerkuppe strich Hannibal über die Blüten hinweg und ging zielstrebig auf die Porta zu, die am Ende jenes Weges lag und den Eingang zu der Villa der Claudier darstellte. Erneut wartete Hannibal mit einem flüchtigen Lächeln auf den Lippen. Den Blumen schenkte er eigentlich nur beiläufig einen Blick, er dachte an gänzlich anderes und war ein wenig zerstreut an diesem Frühlingstag, der von der Sonne mit zahlreichen warmen Strahlen beschenkt wurde. Der Kies knirschte unter seinen Schuhen. Dann trat er auf glatten Stein, vorbei an Säulen, Zierrat und sonstigen Prachtstücken, die die Villa zeigte. Wie alt die Villa war, das wusste auch Hannibal nicht. Aber sie hatte bestimmt noch die Glanzzeit der Claudier miterlebt. Zu schade, dass es mit jener alten Familie immer mehr den Berg herunter ging und sie eigentlich schon lange die Talsohle erreicht hatten, selbst wenn es immer noch sehr würdevolle Vertreter dieser Gens gab. Vor der Tür blieb Hannibal stehen und warf einen Blick über seine Schulter. Er nickte und drehte sich zu der Tür, um seine Hand zu heben und kräftig gegen die Porta zu klopfen. Dann senkte Hannibal seine Faust wieder und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Hinter der dunkelgrünen Tunika, die er an dem heutigen Tage trug. Diese wurde an seiner Taille mit einem schlichten braunen, breiten Ledergürtel gehalten. Geduldig und mit ruhiger Miene wartete Hannibal auf das Öffnen der Porta.

  • Selbst die kurze Strecke von der Sänfte bis hin zu dem Tor der villa Claudia erschöpfte Marcus sehr. Mit den Krücken humpelte er über den Kiesweg und stöhnte und ächzte, übersah dabei völlig, wie es überall blühte und sproß, wie der Frühling der Stadt einen lieblichen Hauch gab, welcher sonst ein seltener Anblick in dieser pulsierenden Metropole war, wo zahlreiche Völker zusammen kamen, als Sklaven, peregrini oder Menschen, die durch die Gnade des Senates oder Kaisers die Würde des Bürgerrechtes erhalten hatte. Aber natürlich machte sich Marcus heute wenig Gedanken darum. Sorgfältig eingekleidet, gewaschen und poliert hüpfte Marcus hinter seinem Sklaven her, der immerhin - selbst wenn dieser etwas sehr abwesend wirkte – noch daran dachte, auf ihn zu warten. Mit einem lauten Ächzen blieb Marcus stehen und verbarg sich noch hinter einer Statue, um den Sklaven nicht gleich seine Anwesenheit zu verraten, dem Sklaven, der die Tür öffnen und den Besuch melden würde. Denn Marcus hatte vor, seine Verlobte heute zu überraschen. Er hoffte natürlich, daß sie da war und nicht gerade auf den Märkten oder was sonst junge Frauen an solchen schönen Tagen taten.

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    Auch an Sharif, dem oftmals schwerfälligen und schwerenötigen Ianior der Villa Claudia, war der Einzug des Frühlings nicht spurlos vorbeigegangen. Was doch ein paar wenige Sonnenstrahlen bei einem Menschen, wie Sharif bewirken konnten, der Tag ein Tag aus an der porta der Villa wachte und nur selten längere Zeit dem Tageslicht ausgesetzt war! Der Duft der blühenden Pracht, allenortes ströhmte in seine Nase und betörte ihn regelrecht. All diese Komponenten trugen an jenem Tage dazu bei, seine Arbeit mit einem Lächeln zu verrichten. So war es nicht verwunderlich, als er freudig ausprang und schwungvoll die Tür öffnete, nachdem er ein Klopfen vernommen hatte. Er musterte kurz sein Gegenüber und sprach den Mann dann freundlich an."Hallo mein Freund! Wie kann ich dir helfen?"
    Im Hintergrund erblickte er auch sogleich eine Sänfte mit dem Wappen der Flavier darauf.

  • Angenehm warm schien die Sonne auf Hannibals Rücken. Herrlich waren jene Tage, an denen die Sonne langsam an Kraft gewann. Aber in jenen Wochen und Monaten war sie noch nicht stark genug, um die Gräser zu verbrennen und den Menschen den Tag zu einer heißen Qual zu machen. Hannibal liebte den Frühling, genauso wie er den Herbst mochte, aber auch dem Winter etwas abgewinnen konnte. Nur den Sommer, den mochte Hannibal nicht. Auf jeden Fall nicht in Rom, wo die Hitze sich wie eine erstickende Glocke über Täler und Berge legte, die es doch so zahlreich hier gab. Ein mildes Lächeln umspielte die Lippen von Hannibal. Seine Finger berührten eine zart weiß blühende Blume, die wohl ein sinnreicher Sklave oder einer der Herrschaften hier liegen gelassen hatte. Am Abend schon würde die Blume braun und welk sein, doch noch blühte sie, selbst ohne ihre Wurzeln. Und schon öffnete sich die Tür. Hannibal blinzelte und riss sich von seiner Gedankenwelt los, die ihn mehr gefangen hielt als der Anblick der Blume. Mein Freund?, dachte Hannibal. Freundliche Sitten in diesen gestrengen Gemäuern, denn Hannibal hatte das grobe Gebaren von Acanthus vor Augen, der äußerst barsch wirkte, wenn er die Tür an der Porta der Villa Flavia öffnete. "Salve und einen schönen Tag wünsche ich Dir! Ich bin Hannibal, der Sklave von Marcus Flavius Aristides. Ich bringe Kunde von meinem Herrn für die Herrin Claudia Epicharis. Wärst Du so freundlich mich und meine Begleiter zu ihr zu führen?" Ein freundliches Lächeln auf den Lippen, damit hoffte Hannibal etwaiges Misstrauen sofort zu zerstreuen.

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    Sharif staunte nicht schlecht, als er vernommen hatte, wie der Sklave sich ihm vorstellte und seinen Auftrag erläuterte. "Soso, du bringst Kunde für die Herrin, Claudia Epicharis, von ihrem Verlobten!" Ach ja, mußte Liebe schön sein, dachte sich Sharif und schaute plötzlich ganz verklärt. Als er jedoch noch die Blume in der Hand des Mannes erblickte, war es ganz um ihn geschehen. Ist die für mich?, wollte er schon fragen. Doch diese Frage blieb unausgesprochen und dies war auch besser so! :D
    "Einen Moment, bitte!" Sharif räusperte sich kurz und war wieder zurückgekehrt, ins hier und jetzt. Er wandte dem Besucher kurz den Rücken zu und pfiff einem Sklavenjungen herbei, der auch sofort zur Stelle war. "Bring den Mann hier und seine Begleiter ins Atrium und unterrichte die Herrin Claudia Epicharis davon, daß ein Bote mit Kunde von ihrem Verlobten auf sie wartet!" Der Jung nickte kurz.
    Gleich darauf wandte sich Sharif wieder an Hannibal. "Folgt bitte dem Jungen! Er wird euch ins Atrium geleiten!"
    Der Junge setzte sich sogleich in Bewegung und führte den Sklaven samt den Begleitern ins Atrium.

  • Die Tücken des Frühlings, auch Hannibal erwachte langsam und konnte selber ein Grinsen nicht verkneifen bei der Miene, die der Ianitor offenbarte. Die Blume, die er eben neben dem Eingang gefunden hatte, drehte Hannibal zwischen seinen Fingern und spürte dabei die weichen Haare, die auf dem Stil der Blume wuchsen. Vorsichtig legte er die Blume an den Platz zurück, wo er sie gefunden hatte. Wer weiß? Vielleicht vermisste sie sonst noch jemand für ein Stell-Dich-Ein oder ein kleine Vase blieb sonst noch leer, womöglich sogar in der Sklavenunterkunft der Villa Flavia. Dankbar neigte Hannibal den Kopf. "Hab' Dank!", wiederholte er auch verbal diese Gestik. Seine Augen schweiften noch einen Moment über den durchaus attraktiven Ianitor, dunkelhäutige Männer würde Hannibal nicht von der Bettkante stoßen, wenn sie derart adrett und angenehm anzusehen waren. :] Er sah sich zu seinem Herrn um, wartete bis dieser heran kam und half ihm die Stufen hinauf. Schließlich ging ihm Hannibal voraus, um in die Villa Claudia zu treten und dem Jungen zu folgen.

  • Was für eine Wucht diese Stadt! Ich hatte schon vor der Stadtmauer geglaubt, dass es intensiver nicht mehr geht, dass nicht mehr Töne und Gerüche in die Luft passen, doch was mich im Inneren Roms erwartete, übertraf dies bei weitem. Geschrei sauste zwischen den Vorhängen der Sänfte hindurch, Rufe von Fußgängern und Sänftenträgern, Gezeter alter Weiber, kreischende Kinder, fluchtende Alte, plappernde Frauen, politisierende Männer, feilschende Käufer, anpreisende Verkäufer, vor mir, hinter mir, an den Seiten und manchmal sogar über mir aus irgendeinem Fenster einer Insula heraus. Dazu der Dampf aus Garküchen, nach allerlei Essensorten, die ich nicht einmal zuordnen konnte, wahrscheinlich auch einiges darunter, was kein Essen war, ich aber trotzdem nicht zuordnen konnte, der Geruch jeden Handwerks der Welt dazwischen, in einem breiigen Wust aus dem nichts einzelnes mehr zu riechen war. Die Wucht der Sinneseindrücke erdrückte mich beinah unter sich, wie benebelt lag ich in den Kissen der Sänfte und ließ mich bereitwillig unter ihnen platt walzen - ich liebte diese Stadt jetzt schon!


    War sie früher auch so gewesen? Ich erinnerte mich nicht mehr. Alles, was mir geblieben war, war die Erinnerung an die Geborgenheit einer Villa, still und sicher. Wahrscheinlich war es nicht einmal eine Erinnerung, sondern nur ein Trugbild, ein kindlicher Wunsch. Tatsächlich näherten wir uns jedoch bald dieser Stille an, die Hektik um uns ebbte ab. Die Geräusche und Gerüche wurden weniger, unterscheidbarer, Schritte guten Schuhwerks auf gutem Pflaster gefolgt von nackten Sklavenfüßen, ein Tuch, das aus einem Fenster geschüttelt wurde, eine Decke vermutlich, ein blühender Forsythienbusch rechterhand, eine Sänfte linkerhand, vier Träger auf schnellen Füßen insgesamt, der eine Wolke aus Pfirsichwasserduft folgte. Dann wurden die Männer um mich herum langsamer.


    "Wir sind da, njaatigi."


    Da waren wir also. Ich hatte mir vorgenommen, völlig unbefangen und ohne Zögern an die Tür meines Zuhauses zu klopfen - oder beim Klopfen zuzuhören. Trotzdem schob ich die Vorhänge der Sänfte nur langsam zurück, setzte langsam meine Füße auf die unbekannte Straße und suchte langsam Tuktuks Schulter vor mir. Ich hatte es auf einmal nicht mehr eilig. Eigentlich könnten wir uns erst noch ein bisschen die Stadt ansehen, Tuktuk würde mir die großartigen Bauwerke, von denen ich so viel gehört hatte, mit prächtigen Worten beschreiben, wir würden über die Märkte schlendern und Eindrücke in uns aufsaugen wie ausgedörrte Schwämme. Doch Tuktuk setzte sich schon in Bewegung und ich, ohne darüber nachzudenken, hinterher.


    "Zwei Stufen."


    Zwei Stufen, dann stoppte er schon wieder. Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, ihn abzuhalten, doch Tuktuk klopfte schon an die Türe. Also schwieg ich.

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    Sharif, der missmutige Ianitor der Villa Claudia, hatte sich mittlerweile von seinem merkwürdigen Anfall von guter Laune, die er in den letzten Tagen gehabt hatte, wieder erholt. So plötzlich wie der Anflug an Heiterkeit über ihn gekommen war, so schnell war seine Freundlichkeit auch schon wieder verschwunden. Daher trabte er heute wie gewohnt schlecht gelaunt zur Porta, als er ein Klopfen am schweren Holz der Tür vernommen hatte. Als er öffnete, erblickte er zunächst den Sklaven und gleich darauf seinen Herren, der unweit hinter ihm stand. Ein flüchtiger Blick zur Sänfte und Sharif beschloss lieber einen höflichen Ton anzuschlagen anstatt sein sonst so mürrisches Auftreten an den Tag zu legen. Auf ein übertrieben lang gedehntes "Salve." folgte schließlich ein ebenso übertrieben freundliches "Womit kann ich dienen?"

  • Als sich die Tür öffnete, schlich sich ein zarter Duft nach Rosmarin aus dem Inneren der Villa nach draußen und an meiner Nase vorbei. Ros marinus, der Tau des Meeres. Ich mochte nicht nur seine schmalen Blätter, die an den Rändern nach unten gerollt sind und auf der Unterseite mit einem weichen, filzigen Pelz behaart, sondern auch seinen intensiven Duft, der mich nicht nur an ein Bad oder eine Massage mit duftenden Ölen erinnerte, sondern auch an einen knusprigen Wildschweinbraten.


    Die Stimme des claudischen Sklaven war tief und freundlich. Meine Hand lag noch immer auf der Schulter meines Sklaven Tuktuk, der zum Glück immer einen Kopf kleiner als ich geblieben war, so dass ich spüren konnte, wie er sich ganz leicht nach vorne neigte, bevor er mich vorstellte.


    "Salve, mein Herr ist Nero Claudius Tucca. Er möchte zu seinem Vetter Claudius Menecrates."


    Obwohl Tuktuk weit aus dem Süden der Länder hinter Africa stammte und, wie mein Onkel mir gesagt hatte, schwarz wie die Nacht war, war seine Sprache mittlerweile beinahe völlig frei von jeglichem Akzent. Er stand immerhin schon ziemlich lange an meiner Seite.

  • [Blockierte Grafik: http://i173.photobucket.com/al…20stuff%20x/sharifds4.jpg]| Sharif


    Sharif war ein klein wenig erstaunt darüber, in welch exzellentem Latein der fremdländische Sklave vor ihm sprach. Anschließend blickte er zu dem Römer auf und nickte ihm zu. Ein Claudier also. Darüber hinaus ein Verwandter des Hausherren. Als der Ianitor das vernahm, wusste er: hier musste er besonders freundlich sein. Also fackelte er nicht lange, sondern zog gleich darauf die Tür weit auf und machte mit weit ausgebreiteten Armen eine einladende Geste. "Willkommen in der Villa Claudia, mein Herr. Wenn du mir bitte folgen würdest..." Kaum hatte er gesprochen, wandte er sich um und begleitete den Claudier und seinen Sklaven ins atrium.

  • Ich folgte ihm ohne ein Widerwort. Immerhin war ich ein Patrizier und wir leisten keine Widerworte gegenüber Sklaven. Eine andere Wahl hatte ich nun sowieso nicht mehr, nachdem Tuktuk unseren Weg schon beschritt.


    Die ganze Reise über hatte ich mir ausgemalt wie diese Villa wohl sein würde. Als ich sie nun betrat, bekam ich kaum etwas davon mit. Die wohlige Wärme in ihrem Inneren umringte uns, doch meine Gedanken waren am Boden, zählten die Schritte bis zum Atrium.

  • Ein Tag der Ankunft hätte nicht schöner sein können, ebenso der reizende Anblick, der sich jenen bot, welche einen kurzen Blick auf die junge Claudierin an diesem Tage erhaschen konnten. Schlicht und dennoch elegant, nicht zu viel und nicht zu wenig, stetig war das Erscheinen der Patrizierin von ihrem natürlichen Äußeren geprägt. Ein helles Türkisblau zierte die aus Seide bestehenden Stola, umspielt von zarten goldenen Verziehrungen. Priscilla verzichtete überdies auf eine Palla, weil es am besagten Tag herrlich warm war. Es wurde, nein, es war bereits Frühling in Rom. Wie lange musste sie diese wundervolle Stadt schon missen? Zwei Jahre? Drei Jahre? Für Priscilla war es eine schier unendlich lange Zeit gewesen, in welcher man sie zu ihrer Tante geschickt hatte.


    Die claudische Sänfte schwankte beharrlich hin und her, während sich Priscilla an die weichen Kissen lehnte und die Augen dabei schloss. Diese Stadt ist laut. Nicht beunruhigend laut. Aber laut. Dies waren ihre ersten Gedanken, als sie in Rom selbst ankam und jene Meinung änderte sich bis zur Villa Claudia hin auch nicht. Ab und zu lugte sie durch die roten Vorhänge der Sänfte, um schon bei ihrer Anreise etwas von der Stadt sehen zu können.


    Priscilla schob den Vorhang zur Seite, als die Sänfte anhielt. Von der Sonne geblendet kniff sie die Augen zusammen, der exquisite Eindruck der Villa entging ihr allerdings keineswegs. "Thalia?" Es war kein Rufen, sondern vielmehr eine Aufforderung, so dass die Sklavin auch sogleich zur Porta trat um die Ankunft ihrer Herrin kundzugeben.


    Thalia, die aus Griechenland stammende Frau, besaß das große Privileg, die bevorzugte Sklavin der Patrizierin zu sein, ihre Leibsklavin, ihre Lieblingssklavin, ja gar ihre Freundin. Als bevorzugte Sklavin hatte man es bei Priscilla wahrhaftig sehr gut. Anders als die anderen Sklaven, die Priscilla prinzipiell nur wie Dreck behandelte, zog Thalia genau so elegante Kleidung wie auch ihre Herrin selbst an. Thalia war definitiv eine wunderschöne Frau. Sie machte einen zierlichen, beinahe schwächlichen Eindruck und höflich war sie selbstredend auch, zweifelhaft war allerdings, ob sie diese Tugend wirklich besaß oder nur ihrer Herrin wegen diesen Eindruck vermitteln sollte.
    Zweimal klopfte die Sklavin an die Tür. Dreimal wäre zu aufdringlich gewesen. Bei einem Mal hingegen würde es den Eindruck vermitteln, als ob dieser Besuch belanglos wäre, Priscilla allerdings war von ihrer eigenen Wichtigkeit unsagbar überzeugt!
    "Salve. Meine domina, Claudia Priscilla, bittet um Einlass und wünscht den Hausherren zu sprechen." Thalia beherrschte perfektes Latein und in ihrer Stimme fand man nicht die Spur irgendeinen Dialektes wieder, anders als bei ihren Sklavengenossen, die die meiste Zeit nur langsam vor sich hinstammelten. Priscilla hasste es, wenn man so langsam zu reden versuchte und dann auch noch stammelte, das erforderte schlicht weg zuviel Geduld. Vielleicht war es die Eloquenz Thalias, welche Priscilla einfach dazu veranlasste, die Sklavin zu mögen.

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