• Als ich zum Palast kam sah ich eine grössere Anzahl Bürgern vor der Porta stehen. Sie schauten immer wieder auf das Tor und redeten leise mit ernsten Gesichtern. Irgendwie hatte ich das Gefühl sie wussten selbst nicht so genau was sie sich hier von erhofften, aber es wirkte sehr gewichtig.
    Ungefähr so wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen.


    Wahrscheinlich war eine Abordnung von ihnen beim Proconsul und sie warteten nun darauf das sie wieder herauskamen.
    Ganz wichtig eben. Wie Plebejer eben so waren wenn sich eine Kriese abzeichnete.

    Einen Moment überlegte ich mir, ob es nicht besser wäre wieder den Rückzug anzutreten.


    Dann verwarf ich den Gedanken. Ich hatte mir auf dem Weg zum Palast ein Pergament besorgt und etwas Siegelwachs. Meine Überlegung war, das ich am einfachsten zu meinem Bruder dem Proconsul kam, indem ich eine private Botschaft brachte. Eine Nachricht seiner Familie. Das war nicht einmal gelogen und ich brauchte auch kein Siegel zu fälschen. Immerhin hatte ich ja meinen Ring mit meinem Siegel. Und ich bezweifelte das einer der Milies die Wache standen die feinen Unterschiede der verschiedenen flavischen Familiensiegel kannte.
    Oder sie ihn auch nur interessierten.


    Das leere Pergament faltete ich und siegelte es.


    Wie ich aber nun so dastand, kam ich mir wirklich ziemlich verschoben und kindisch vor. Bei näherer Betrachtung hatte ich das Gefühl, das ich das Ganze ein wenig übertrieb. Wahrescheinlich könnte ich einfach reinspazieren, hallo sagen, und mich dann in die Villa Flavia hier in Taracco zurückziehen. Und niemand würde davon groß Notiz nehmen. Vielleicht hatte mein Kopf doch mehr gelitten als ich vermutete. Insbesondere weil ich mir eingestehen musste: das Ganze machte mir einen riessigen Spass. Und ich mich wahrscheinlich lächerlich.


    Ich atmete kurz durch, nahm die Nachricht in die Hand, und warf mich in Pose. Nach ein paar Schritten war ich wieder im festen, harten Schritt der Cohortes, hatte mein "Ich weiß alles, sehe alles, und krieg euch alle." Gesicht, mit dem ich durch die Strassen Roms patrouliert war, aufgesetzt. Und mit fester befehlsgewohnter Stimme scheuchte ich die Bürger etwas zur Seite und blieb mit militärischem Gruß vor der Wache stehen.


    Ich machte mich definitiv lächerlich. Aber es machte ebenso definitiv Spass.



    "Salve, Miles.


    Ich bringe eine Nachricht für den Proconsul.


    Privat.


    Von seiner Familie.


    Lass ihm Bescheid geben und mich zu ihm bringen.


    Und lass mir einen Becher Wein bringen.


    Verflucht heiß hier in Hispania."



    Ich hoffte ich hatte es nicht zu sehr übertrieben. Aber ich hatte den Tonfall meines ehemaligen Ausbilders ziemlich gut getroffen. Einen Tonfall, den ich wohl nie in meinem Leben vergessen würde.

  • Der wachhabende Soldat verzog kurz die Augenbraue nach oben, hatte aber nichts zu beanstanden. Es war ja auch üblich, dass sich die feinen Herren so Briefe zukommen liessen anstatt den Cursus Publicus zu bemühen.


    "Geh durch. Deinen Wein bekommst du beim Proconsul, wenn er gnädig ist."


    Gab er ihm barsch zu verstehen. Dies hier war ja auch keine Schenke.
    Begleitet von einem Soldaten, wurde der Mann in das Officium des Proconsuls geführt.

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