"In der Tat."
Gracchus nickte erfreut.
"Flavius Felix ist mein Vetter."
Damit waren die Familienzusammenhänge hoffentlich zur Genüge geklärt. Auch, wenn seine Verknüpfungen zur ungeduldeten Verwandtschaft äußerst weitläufig waren, es war dennoch höchst unangenehm, sie erwähnt zu finden. So fuhr Gracchus direkt fort.
"Es wäre sicherlich nicht nachteilig, wenn ich selbst den Stier beschauen und wählen würde. Ich versichere dir, dass nur das beste Tier seinen Weg in die Castra finden wird, ebenso die Voropfer, welche äußerst sorgfältig gewählt sein wollen."
Gracchus wertete dies als stillschweigende Übereinkunft. Es erfreute ihn, wenn solcherlei ohne viel Aufhebens geschah. Er blickte einen Moment lang sinnierend zur Statue des Mars hinauf und nannte Crassus dann einen Preis. Eine fachkundige Person konnte diesem Preis durchaus zustimmen, er war nicht übertrieben, ließ jedoch durchaus auf sehr ausgewählte Opfergaben schließen, oder darauf, dass ein kleiner Obulus demjenigen zukam, der die Eingeweide lesen würde.
"Dies sollte genügen, um alle Ausgaben zu decken. Vorausgesetzt, die Herden Italias fallen nicht plötzlich einer Seuche anheim und das Stiervorkommen wird knapp. Doch keine Sorge, dies geschieht höchst selten."
Ein unscheinbares, zufiedenes Lächeln kräuselte Gracchus Lippen bei diesen Worten.
Vor der Kultstatue des Mars
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Crassus überlegte: Wenn er so eng mit Felix verwandt war, so wohnte er sicherlich bei ihm in der Villa hier in Rom. Dann hatte Crassus ihn sicherlich schon damals nach dem Attentat von Messalina auf den Kaiser gesehen, als Crassus in deren Villa kam, um sie zu befragen. Allerdings konnte Crassus sich nicht mehr an die genauen Gesichter erinnern, weshalb er den Gedankengang verwarf. Um sich aber nicht eingestehen zu müssen, dass sein Gedächtnis auch nicht mehr so gut wie früher war, erklärte er sich den Umstand des nicht wiedererkennens des Gesichts damit, dass Gracchus erst kürzlich aus einer Provinz oder Studienreisen zurückgekehrt war und somit damals noch meilenweit weg von Rom war.
So soll es sein. Dann kümmerst du dich darum und ich werde mich schnellstmöglich um das Geld kümmern. An welches Konto soll ich es überweisen lassen? An dein Privates?
Die Summe klang akzeptabel für ein Opfer dieser Größenordnung. Crassus hätte von sich aus änhlich viel dafür ausgegeben.
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Beinahe unbeteiligt winkte Gracchus ab.
"Kein Konto, der Cultus Deorum versinkt ohnehin bereits in zu viel Bürokratie. Lasse es direkt hier in den Tempel bringen, ein Commentarius wird es entgegennehmen und ordnungsgemäß verzeichnen. Immerhin soll alles seine Richtigkeit haben, nicht wahr? Jener Commentarius wird auch dafür Sorge tragen, dass du am Ende eine Abrechnung erhälst über die getätigten Käufe."
Jener Commentarius war Gracchus gut bekannt und er würde dafür Sorge tragen, dass er tatsächlich jede Summe sorgfältig verzeichnen würde, die er ihm nannte. Große, bedeutende Opfer funktionnierten nach genau diesem Prinzip, jeder, der dies bestreiten wollte, war in Gracchus' Augen ein Dummkopf oder ein naiver Träumer, oder gar beides. Es galt genau zu differenzieren zwischen Realität und Unwirklichkeit und es galt danach zu handeln, was es zu beeinflussen galt. Das Opfer des Praefectus fiel eindeutig in die Kategorie der Realität und durch sein Handeln in dieser konnte ihm der Effekt bereits sicher sein.
"Wenn der Zeitpunkt feststeht, so sende mir zwei bis drei Tage vorher eine Nachricht. In diesem Zeitraum sollte alles nötige zu besorgen sein." -
Crassus war es ja letztenendes egal, wie nun das Geld den Besitzer wechseln würde. In Gedanken plante er schon einmal, wie er das Geld hierher bringen würde. Ja, eine Prätorianereskorte wäre wohl notwendig...
So soll es sein. Bedarf eine weitere Sache Klärung?
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Nach einer recht kurzen Denkpause schüttelte der Sacerdos langsam den Kopf.
"Nein, ich schätze damit wäre alles geklärt."
Und dabei war alles bestens. Caecilius Crassus würde für seine Männer ein großes Opfer bekommen, Mars würde einen prächtigen Stier bekommen, und Gracchus selbst... er würde auch nicht leer ausgehen.
"Es sei denn, du bedarfst meiner Hilfe noch bei deinem heutigen kleinen Marsopfer?"
Er blickte zur Statue des Mars hin und dann auf den Foculus davor, auf welchem zu dieser Tageszeit noch recht viel Platz für Opfergaben war. -
Schön, ich werde dich dann rechtzeitig informieren.
Als der Priester zur Marsstatue aufsah, sah auch Crassus zu ihr. Und wieder durchfuhr ihn ein wohliger Schauer.
Nein danke, ich werde das Opfer alleine durchführen.
sprach Crassus dann zu Gracchus, nachdem er es endlich geschafft hatte, wieder seinen Blick von dem Gott abzuwenden.
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Gracchus nickte mit einem wissenden Lächeln.
"Dann werde ich dich nun mit ihm alleine lassen. Vale, Caecilius Crassus, mögen die Götter dir gewogen sein."
Er verließ die Cella des Tempels um jenen Commenatrius aufzusuchen, mit welchem er noch sprechen wollte. -
Ich danke dir für die Hilfe und die Wünsche. Vale Flavius.
Crassus sah noch einen Moment lang dem Sacerdos hinterher, bevor er wieder zu Mars empor sah. Er brauchte einige Momente, um seine Gedanken wieder zu ordnen und sich auf das Opfer gedanklich vorzubereiten.
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So, nun hatte er seine Gedanken geordnet und sein Sklave hatte inzwischen auch die Opfergaben gebracht. Noch einen letzten Blick sandte Crassus die Marsstatue empor, bevor er ein Stück Aloeholz in die Räucherschale legte. Sofort legte sich der Geruch in die Luft und Crassus atmete ihn tief ein. Seine Handbewegungen waren langsam und bedächtig, aber trotzdem zielgerecht. Er stellte die Amphore Wein auf die Mensa und betrachtete sie einen Moment. Sie war die teuerste die er hat finden können, nicht ein mal sich selber gönnte er sich so einen teuren Wein, aber er selber war auch nicht Mars. Und überhaupt dachte er in diesem Moment gar nicht an das Geld. Er hob seinen Blick von der Amphore und blickte wieder die Marsstatue hoch. Crassus murmelte einige Wörter des Dankes und betete dafür, dass er weiterhin den Segen des Mars erfahren würde.
Als er nach einigen Minuten geendet hatte, nahm er er die Amphore, öffnete sie und füllte die Opferschale mit dem Rotwein. Ihm entfährt noch ein "Danke", bevor er den Rotwein aus der Amphore in andere Schalen verteilt hatte. Als dann die Amphore leer war, sah er wieder zu Mars hoch und harrte so einige Minuten und hoffte auf ein Zeichen. -
Bei all dem Stress mit den Diebstählen in seinen Häusern hätte Mars den guten Wein fast übersehen. Genüsslich nahm der Kriegsgott den guten Tropfen entgegen und gönnte sich ein paar Minuten Entspannung. Der neue Praefectus Praetoriae konnte sich seiner Dankbarkeit sicher sein.
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Plötzlich stellte sich bei Crassus ein gewisses, ungewohntes Gefühl ein. Es war ihm neu, aber nicht fremd. Es war auch nicht unangenehm. Deshalb deutete es Crassus als positives Zeichen von Mars. Er sah noch ein mal die Statue hinauf und nickte langsam mit dem Kopf. Dann verließ er den Tempel und er war sich sicher, dass er ab sofort wieder öfters hier vorbeischauen würde.
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Wenn er schon einmal in Roma war, so plante er auch einen Besuch im Mars Ultor Tempel ein. Immerhin war dies der größte Tempel des Mars im ganzen Imperium. Zuerst dachte er, daß er sich (mal wieder!) verlaufen hatte. Der Tempel war zwar groß, aber spontan erweckte er bei Plautius den Gedanken an eine renovierungsbedüftige Bruchbude. Nicht aber Gedanken an den erhabensten Tempel seines verehrten Gottes. Auf ein vorsichtiges Nachfragen hin wurde ihm aber bestätigt, daß er im Tempel des Mars war.
Matinius Plautius betrat den inneren Tempelbereich und stand schließlich vor der großen Statue von Mars. Welch ein erhabener Anblick! Was man von dem abblätternden Putz an der Wand nicht sagen konnte. Und sah er dort hinten in der Ecke etwa eine feuchte Wand? Immerhin war die Statue von Mars geputzt und sauber. Bei Mars! Was Mars wohl für eine Sandalengrösse hatte?
Plautius betrachtete ergriffen einen Moment die Statue und ließ alles auf sich wirken.
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Während ich meinen neu aufgenommenen Tempeldienst versah - der momentan daraus bestand, die Besucher zu kontrollieren, darauf acht zu geben, dass Opfergaben für den Gott nach einem privaten Opfer von der mensa abgeräumt wurden und niemand zuviel Dreck im Tempel hinterließ, einfach auch Ansprechpartner zu sein, falls jemand Beistand brauchte - bemerkte ich einen sich der Statue nähernden Mann, der sich im Tempel mehrfach umblickte, dann natürlich vor dem ehrfurchtgebietenden Standbild des Mars Ultor, des rächenden Mars, stehen blieb, um auch dieses zu betrachten. Ich beobachtete ihn eine Weile aus der Ferne, die traditionelle Kleidung der Priester angelegt, und gestand ihm so manchen Moment für stille Gedanken zu, bevor ich mich langsam in seine Richtung bewegte und ihn freundlich grüßte:
"Salve und sei willkommen im Haus des Mars Ultor. Kann ich Dir behilflich sein?" Dass ich dabei aussah wie eine leibhaftige Verkörperung des Kriegsdienstes im eher erfolglosen Fall, damit musste ich leben, die Blessuren des Überfalls auf dem Weg zur Feierlichkeit der Artorier waren eben noch nicht wirklich abgeklungen, eine deutliche Schramme zog sich noch immer über meine Stirn, auch das blaue Auge rechts wollte noch nicht ganz abheilen. Dennoch hielt ich mich so aufrecht, wie es meine geprellten Rippen zuließen.
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Plautius wandte sich dem Priester zu. Bei Mars Schwertarm! Im größten Tempel von Mars sahen selbst die Priester aus, als ob sie einer Wolfsmeute entkommen waren. War der Kerl etwa Statist bei den Ludi gewesen? Oder versuchte er genauso abgewrackt auszusehen, wie das Gebäude?
"Ja! Du kannst mir zunächst einmal eine Frage beantworten. Wieso ist der größe und bedeutenste Tempel von Mars eigentlich so herunter gekommen? Selbst die Tempel in Mantua und CCAA und Mogontiacum sehen besser aus! Dieser Zustand ist eine direkte Beleidigung an Mars."
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"In diesem Tempel wird zumindest weder geraubt noch gefrevelt, und jeder Bürger, der sich mit einem Anliegen an Mars oder einen der Priester wendet, erhält Aufmerksamkeit und Unterstützung - das ist etwas, was Mantua, Mogontiacum und andere Städte nicht unbedingt behaupten können," stellte ich mit gerunzelter Stirn fest und blickte mich an den Wänden um. Was hatte dieser Kerl für ein Problem? Eine feuchte Stelle an der Wand war kein Weltuntergang, man würde Handwerker beauftragen und die Sache wäre wieder geregelt. Eine gewisse Nachlässigkeit konnte immer passieren, auch wenn sie nicht passieren sollte. Ich würde nachher dahinter her sein, dass diese Zeichen der Schlamperei verschwinden würden, damit nicht der nächste Besserwisser glauben würde, er könnte sich hier aufführen wie die kaiserliche Tempelprüfungskommission.
"Aber diesem Zustand wird abgeholfen werden," stellte ich ruhig fest und blickte ihn an, sinnierend, ob ich ihn irgendwo schon vorher gesehen hatte oder nicht. -
Sim-Off: noch eine stelle, die mir durch die Finger geglitten ist.
"Dieser Tempel sollte bereits seit den Militärspielen vor einigen Jahren renoviert sein. Und in Sachen Unterstützung und Aufmerksamkeit konnte ich mich in Germania und Mantua bislang nicht beklagen. Hm, die sache sollte vielleicht mal wieder zur Sprache kommen. Wir sehen uns wieder, priester. Vale!"
Nachdenklich und Selbstgespräche führend verließ Plautius den Tempel.
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"Natürlich. Dir einen ruhigen Tag noch, vale!" sagte ich höflich und blickte ihm nach, um dann leicht den Kopf zu schütteln. Was waren denn das für Sitten, in den Marstempel kommen, ohne zu opfern, und ansonsten nur um zu stänkern? Ein wenig genervt wandte ich mich in Richtung der ehrfurchtsgebietenden Statue des Mars und blickte zu ihm hinauf.
"Wo er Recht hat, hat er Recht, Mamarce, wir müssen für Deinen Tempel wirklich dringend einen Architekten auftreiben, sonst sieht es hier irgendwann aus wie bei den Germanen unterm Bett. Ich denke, das werde ich gleich mal in die Hand nehmen und mich erkundigen, welche Mittel dafür zur Verfügung stehen und ob wir demnächst sammeln gehen müssen .." Ich nickte der Statue noch ruhig zu und machte mich auf den Weg, jemanden zu suchen, der sich mit sowas auskennt.
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Es war spät in der Nacht, und wahrscheinlich war das auch gut so. In der Nacht sind alle Katzen grau, und ein Patrizier sieht aus wie jeder andere Mann auch, die teure Kleidung sah man im Halbschatten der spärlichen Beleuchtung Roms deutlich weniger und einen Betrunkenen ließen die meisten Diebe auch in Ruhe, wenn er genug nach Wein stank und man keinen zu großen Ertrag erhoffen konnte. Vielleicht war es das, was mir meine körperliche Gesundheit bewahrt hatte, aber in diesem Augenblick, in dem ich in den Tempel des Mars Ultor torkelte und den einzigen Ort aufsuchte, an dem in Rom die Stimmen der Umgebung verstummten, der einzige Ort, an dem ich das Gefühl hatte, als der akzeptiert zu sein, der ich war, ohne irgendeinem Familienstolz nachjagen zu müssen, der durch die derzeitigen Mitglieder der Familie ohnehin meist nicht widergespiegelt wurde.
"M...mmamarce! Ichhabdir ...was m...mmmitgebracht!" Meine Hand hob die Amphore mit dem billigen Fusel, von dem ich nicht einmal mehr wusste, woher ich ihn hatte, und eine gute Menge der blutroten Flüssigkeit schwappte bereits auf den Marmorboden, ein mehr als angemessener Teil für ein Trankopfer. Mein schwankender Gang wurde schließlich durch den Sockel der Marsstatue gebremst und ich blieb gleich daran gelehnt stehen, legte einen Arm um den riesenhaften Fuß des Gottes und stöhnte leise vor mich hin. "Mm..mamarce, das Leben is' einfach nur .. Misst. Nichmal selbst umbringen darf man ssich, verstehste? Nichmal einfach gehn, wenn man nimmer mag." Ich nahm einen Schluck des Weins, der mir im nüchternen Zustand wahrscheinlich die Zehennägel aufgerollt hätte, momentan durch den Grundpegel an Alkohol allerdings schmeckte wie süßer Falerner, dann goß ich Mars auch nochmal einen guten Schluck hin.
"Jemanden lieben is einfach nur Mist, der größte Dunghauf'n der Welt, des Impeeeeriums!" verkündete ich und war der Ansicht, eine ultimative Weisheit erkannt zu haben. Liebe war einfach nur Mist. "Weisste, ich lieb den ja schon lange und immer wars gut wies war, aber neiiin, er muss ja heiratn. Scheissweiber! Hasse mit Venus auch immer son Driss? Aller Ärger auffer Welt kommt immer nur durch die Weiber! Prost Mamarce!" Schwapp, da hatte er den nächsten Schluck des Subura-Gesöffs, das irgendwer mit viel Phantasie als Wein deklariert hatte, und ich nahm die doppelte Menge, allein um meine seltsamerweise sehr schnell trocken werdende Kehle zu befeuchten. "Ich weiss nichmehr was ich tun soll, Mamarce, das is alles einfach nur ..." Ich überlegte, und dann wusste ich es wieder: "Das is alles einfach nur Mist! Fühl mich wie tot und als hätt' mir wer den größten Tritt meines Lebens gegebn ... mit vollem Anlauf mitten rein und dann nochmal danach ...ach Mamarce."
Langsam sackte ich zu Boden und blieb da sitzen, knapp neben der letzten Weinlache, den Kopf an den Sockel seiner Statue gelehnt. "Ach Mamarce. Das is alles so ungerecht, ich kann doch nich einfach aufhörn, ihn zu lieben. Was soll ich nur machn ..?" Meine Weinamphore kippte um, und glücklicherweise gab es nicht mehr viel zu opfern, sodass der letzte Schluck für Mars ein großzügiger wurde, dann fielen meine Augen zu und ich verbrachte den Rest der Nacht an seine Statue gelehnt sitzend und mit dem Kopf in irgendeiner sehr verchwommenen Welt, in der es zumindest nicht mehr ganz so furchtbar wehtat, dass die Stimme des Menschen, den ich auf dieser Welt als einzigsten wirklich liebte, mir befohlen hatte, ihn zu verlassen.
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Wie immer, wenn ihm geopfert wurde, nahm Mars etwas von dem Wein. Doch schon nach einem Schluck entschied er sich, seinen Durst bei anderer Gelegenheit zu stillen und sich umso intensiver um die Sorgen des Priesters zu kümmern.
Praktischerweise schlief der Mann rasch ein, nachdem er seine Qualen artikuliert hatte und Mars konnte ihm seine Antwort in Form eines Traumes ausdrücken. Eines Traumes voller seltsamer Gestalten, die die verschiedensten Gefühle erlebten.
Mars persönlich kam darin vor, wie er mit Venus glückliche Tage verbrachte, an die dieser immer gerne dachte und die ihm gleichsam Kraft und Milde gaben, wenn er seinem Tagwerk als Rächer nachging.
Ein junger Mann kam darin vor (der auch auf den zweiten Blick nichts mit Mars zu tun hatte) und der nach wenigen schönen Tagen von einer jungen Frau von sich gewiesen wurde, die auf den ersten Blick zwar keine Venus war, aber den Träumen des jungen Mannes wohl zumindest ziemlich nahe kam. Es kam ihm vor, als fehle ihm sein Herz, doch er weigerte sich, daran zu sterben und verlor nie die Hoffnung, es würde wiederkommen.
Ein anderer junger Mann kam auch darin vor, der den ersten kannte (was überhaupt keine Rolle in der Aussage des Traumes spielte, aber irgendwie gerade passte...), der den Namen eines großen Feldherrn trug und der die Männer liebte und nicht die Frauen. Doch anders als die Armeen, die er mit Leichtigkeit verschob, scheiterte er immer wieder, ein Herz zu erobern und kassierte Niederlage um Niederlage. Und sich selbst erobern zu lassen, das kam ihm in seinem Stolz des großen Feldherrn nicht in den Sinn.
Und noch ein junger Mann kam darin vor, der auch die Männer liebte (obwohl ihn auch alle Frauen mochten) und der seinen Schatz gefunden hatte. Von dem er sich nur trennte, wenn er wusste, wenn sie sich wiedersehen würden und dem er guten Wein mitbrachte, wenn er von einer Reise zurück kam (auch wenn es passieren konnte, dass sein Schatz den Wein gar nicht mochte).Alle diese Gestalten wirkten unglaublich real und doch so fern und alle hatten sie auf ihre Art eine Botschaft für den armen Kerl am Fuß der Statue. Und selbst wenn dieser nach dem Aufwachen nichts von diesem Traum verstanden haben sollte - die Kopfschmerzen würde ihm zumindest die Erkenntnis bringen, nie wieder billigen Wein zu kaufen.
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An meinen letzten Besuch vor dem Fieber erinnerte ich mich nur dunkel, aber es hatte mit Wein zu tun, mit Schmerzen, mit Ereignissen, die so tiefschürfend gewesen waren, dass ich mich gefühlt hatte, als würde mir das Herz zerbrechen müssen. Heute kam ich als einfacher Mann, mit dem von der Sonne ausgebleichten Haar eines Menschen, der die letzten Wochen und Monate an frischer Luft verbracht hatte. Auch meine Haut war brauner geworden, die Hände rauher von der beständigen Arbeit auf einem kleinen Fischerboot, und der Kampf mit diesen verdammten Räubern, die geglaubt hatten, eine einfache Fischersfamilie berauben zu können, hatte mir zwei dünne Narben auf dem rechten Arm eingetragen, als ich mein Zuhause verteidigt hatte. Schnell korrigierte ich mich gedanklich: Es war nicht mein Zuhause gewesen, ich hatte es nur geglaubt, nachdem das Fieber mich so lange gefangen gehalten hatte.
Und Orestilla ... sie hatte mir zu lange ihr Wissen vorenthalten. Jene kleine Kette mit dem Zeichen eines Patriziers hatte sie vor meinen Augen versteckt, damit ich mich nicht erinnern würde, nahm ihr meine Erinnerung doch alles.Ich trug nur eine einfache Tunika, zerschlissen an manchen Stellen, und so einige der frühen Besucher an diesem Tag warfen mir abfällige Blicke zu, aber es kümmerte mich nicht. Sollten sie doch alle zum Orkus gehen, die fetten bleichgesichtigen Stadthocker, die noch niemals einen Handschlag hatten selbst tun müssen, um karg zu überleben. Sollten sie doch alle zum Orkus gehen, der einzige, der wirklich hier zählte, würde vielleicht verstehen können, warum ich ihm so lange fern geblieben war. Meine kümmerlichen Ersparnisse hatte die Reise nach Rom fast aufgebraucht, aber es reichte noch für Weizenkuchen und einen Krug Wein, nicht einmal den billigsten, aber eben das teuerste, was sich ein Fischer ohne Geld leisten konnte zu opfern. Die letzte Münze wurde in wohlriechendes Duftholz investiert, das ich hier in der Opferschale zu verbrennen begann, um dann meine einfachen Gaben zu opfern.
"Mamarce, Ewiger. Ich weiss, Du hast mich in den letzten Wochen und Monaten begleitet, sonst hätte ich diesen Kampf nicht überlebt, hätte nicht das Fieber überlebt, das mich auf der Suche nach Rutger und meiner kleinen Nichte überfiel. Ich weiss, Du hast Deinen Diener nicht vergessen, und dafür danke ich Dir. Ich habe vieles gesehen, vieles gelernt, und ich habe Blut vergossen, wie es jeder Mann tun sollte. Auch wenn mein Wunsch, eine Frau und ihre Eltern zu verteidigen, aus einer Lüge geboren war, damals war ich der Mann im Haus, und es musste geschehen, um ihre Leben zu retten. Ich weiss nicht, wie es weitergehen wird, aber ich weiss, dass Du bei mir bleiben wirst, wohin auch immer ich gehe. Und das ist ein gutes Gefühl."
Ich, der ehemalige einfache Fischer, der ehemalige Patrizier, war im Grunde ein neuer Mann geworden, einer, der seinen Weg aufs Neue würde finden müssen. Aber einen guten Teil dessen hatte ich bereits wiedergefunden, symbolisiert in der Statue des kriegerischen Mars vor mir.Mein Blick folgte dem aufsteigenden Rauch meiner Opfergabe, der sich zuerst um die muskulösen Beine des Mars zu kräuseln begann und dann aufstieg, um die Götter zu erfreuen, und ebenso verloren sich meine Gedanken. War es gut, wieder zu wissen, wer ich war, oder hätte das Vergessen, die Liebe einer einfachen Frau, vielleicht geholfen, ein besseres Leben zu führen? Ich wusste es nicht, und ich ahnte gleichermaßen, dass ich diese Antwort wohl niemals finden würde.
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