Der Scriba klopfte an die Tür und Venusia wartete mit ihm auf Einlass.
Gespräch mit Venusia Duccia Britannia
- Duccia Venusia
- Geschlossen
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Macer blickte von seiner Arbeit auf. "Ja, herein bitte."
Er erhob sich, um die Magistra Scriniorum zu begrüßen. "Salve! Was kann ich für dich tun?" Mit einer Handbewegung bietet er ihr einen Sitzplatz an.
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Salve. Ich habe mehrere Dinge auf dem Herzen.
Sie setzte sich.
Der Duumvir hat eine Spendenaktion ins Leben gerufen und ich unterstütze ihn mit allem was ich kann. Nun ist meine Frage, ob du dir vorstellen könntest, den armen Bewohner der regio Raetia auch zu helfen.
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"Ja, über die Spendenaktion wurde ich schon informiert. Sie wurde ja sehr gut vorbereitet und bekannt gemacht. Selbstverständlich werde ich mich auch daran beteiligen. Ich wollte den Duumvir zwar eigentlich persönlich aufsuchen, aber wenn Du deswegen schon hier bist, können wir ja schon einmal darüber sprechen."
Er bot der Magistra etwas zu trinken an und lehnte sich dann zurück.
"Inzwischen liegen mir einige Informationen aus Raetia vor und die Lage ist ja nun wirklich alles andere als erfreulich. Ist es richtig, dass die ersten Transporte schon unterwegs sind?
Finanziell könnte ich sicher in nicht unerheblichen Umfang beistehen. Was den Einsatz des Militärs angeht, muss ich etwas zurückhaltender sein. Gibt es Projekte oder Ziele, denen ihr besondere Aufmerksamkeit schenkt und bei denen ich kurzfristig behilflich sein könnte?" -
Sie nahm einen Becher Wasser, dankte dann und erzählte dann, was ihr am dringsten auf dem Herze lag.
Ja, es sind erste Transporte nach Raetia unterwegs, sollten auch bald ankommen. Wir haben and ie Classis bereits iene Anfrage geschickt, ob man uns dort Schiffe zur Verfügung stellen kann. Der Comes der Regio hat uns eine Liste geschickt. Er benötigt Lebensmittel, desweiteren um Häuser zu reparieren und wieder aufbauen zu können Ziegel und Ton. Im Grunde benötigen sie alles und alles kann helfen, was man erübrigt. Die Transporte müssen auch bewacht werden. Noch immer sollen dort Germanen verstreut sein. Einzelne Projekte gibt es in der Beziehung nicht. Wichtig ist es uns, den überfüllten Städten zu helfen und denen, die bei den Temperaturen in den Notunterkünften verharren müssen. Schön wäre es also, wenn du etwas zum Schutz der Transporte und vielleicht direkt etwas für den Transport zur Verfügung stellen kannst. Wagen um Fässer mit sauberem Wasser zu transportieren. Im Grunde Dinge des täglichen Gebrauchs, was für sie nicht mehr alltäglich ist.
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Macer nickte langsam, während er zuhörte. "Schwierige Sache. Da muss dann wohl doch die Ala ran, auch wenn die nur knapp über halber Sollstärke ist. Eine Turma für eine Eskorte. Das kann ich anordnen, aber mehr geht nicht, ohne den Schutz des Limes sträflich zu vernachlässigen."
Er machte eine Notiz auf einer Wachstafel."Transportgerät - auch das kann ich nur vom Militär nehmen. Gut, da müsste was zu machen sein. Auch die sind weit unter Sollstärke und können ohnehin nicht alle Geräte bewegen. Auch das kann ich anordnen.
Baumaterial müsste ich bei den weiter südlich stehenden Legionen anfragen. Bei der LEGIO II ist nicht viel vorhanden."
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Wenn du das veranlassen könntest, das wäre schon eine Menge geholfen. Dürfen wir, sollte uns nochmehr einfallen, dich wieder bemühen?
Sie kam sich bei der Frage etwas unverschämt vor, aber es war ja nicht für sie selbst, sondern für Leute, die es dringend brauchten.
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Macer nickte bekräftigend. "Selbstverständlich dürft ihr mich jederzeit wieder ansprechen. Es ist doch meine Aufgabe, mich um das Land hier zu kümmern! Ich werde mir auch vor Ort ein Bild von der Lage machen."
Er blickt kurz nachdenklich auf seinen Schreibtisch, dann nickte er noch einmal, weil er offensichtlich mit dem Ergebnis des nachdenkesn zufrieden war.
"Was kann ich noch für dich tun? Du sagtest eben, Du hättest mehrere Dinge zu besprechen."
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Dann wollte ich noch ankündigen, dass ich vor dem Wintereinbruch einmal durch die Regio reisen wollte. Wenn der Schnee erst einmal liegt, kommt man nur schlecht vorwärts. Es ist nur erst ein mal eine Information. Den genauen Zeitraum und wen ich mitnehme werde ich noch bekanntgeben.
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"Gut, das merke ich mir dann schon mal und warte auf deine nächste Mitteilung dazu."
Macer amchte sich eine Notiz auf einer der Wachstafeln auf dem Tisch. Es war zwar nicht unbedingt so, dass er die alle regelmäßig durchschaute, aber wenn er einmal etwas notiert hatte, dann behielt er es normalerweise auch besser im Kopf.
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Dann wollte ich dir noch berichten, dass ich aus den Städten der Regio die Rückmeldungen habe, dass alles soweit es ging winterfest ist und dass die Magistraten und Duumviri unbesorgt dem Winter entgegen sehen. Kleinere Sachen gibt es überall, aber die können bis nach dem Schnee warten. Ich werde auch in den nächsten Tagen einen schriftlichen Bericht dazu abgeben. Ich dachte nur, dass das vielleicht für dich von Interesse ist.
Sie trank etwas vom Wasser.
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"Ja, selbstverständlich ist das für mich von Interesse. Ich kann ja leider nicht selber überall sein, da bin ich auf solche Meldungen angewiesen. Es freut mich, dass wenigstens nicht ganz Germania Not leiden muss."
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Superior und auch Belgica sind mit einem blauen Auge davon gekommen. Die Angriffe waren meist gegen den Limes gerichtet. Wir hatten Glück. Dennoch könnte auch hier einiges besser sein, aber viele nehmen sich zurück. Dennoch gibt es auch hier eine Menge zu tun wenn es wieder Frühjahr ist. Mir liegen bisher lediglich Berichte vor. Ich möchte es jedoch gern selbst sehen, was es dort für Probleme gibt. Deswegen auch meine Reise noch vor dem Schnee.
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"Wohl war, im Frühjahr wartet eine Menge Arbeit auf uns. Ich hoffe, dass die militärischen Einheiten schon bald wieder an Stärke gewinnen, so dass wir sie für verschiedene Bauprojekte einsetzen können. Zu den üblichen winterlichen Schäden an Straßen und Wasserleitungen kommen ja nun die Folgen des Krieges noch verstärkend hinzu."
Eigentlich kannte Macer ja nur den Winter in Italien, aber auch dort war es im Norden schon höufig genug so gewesen, dass im Frphjahr die Legion Bautrupps losschicken musste, um vom Schnee, Schmelzwasser oder umgestürzten Bäumen beschädigte Straßen, Brücken und Wasserleitungen wieder instand zu setzen. Für Germania rechnete er mit noch sehr viel mehr Arbeit.
"Ich hoffe, bis dahin auch so viel wie möglich selber gesehen zu haben, um die zur Verfügung stehenden Kräfte wirklich sinnvoll einsetzen zu können.
Und zweifellos werden wir den Limes ausbauen und verstärken müssen. Ein zweiter Angriff dieser Art muss schneller und besser zurückgeschlagen werden."
Doch die weiteren strategischen Überlegungen interessierten die Magistra wohl eher weniger, dachte sich Macer und lächelte entschuldigend dafür, dass er immer wieder ans Militär dachte.
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Venusia lächelte zurück.
Da hst du Recht, der Winter wird noch einige Probleme verstärken. Aber ich denke, wenn wir alle gemeinsam anpacken, dann werden wir das bald alles im Griff haben. Doch wir müssen jetzt erst den Winter überstehen.
Sie überlegte einen Moment ob sie das sagen sollte, was ihr auf der Zunge lag. Doch sie war schon immer für Ehrlichkeit und würde es nun auch hier sein.
Ein verstärkter Limes mag vielleicht die Verteidigung leichter machen, aber irgendwann werden ihn die Germanen auch wieder durchbrechen. Sie werden sich von keiner Grenze einschüchtern lassen.
Abwartend schaute sie Macer an, da sie nicht wusste wir Macer darauf reagieren würde, dass sie so von den Germanen sprach. Aber es waren nun mal ihre Wurzeln dort und sie konnte diese nicht vergessen.
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"Das soll auch gar nicht seine Aufgabe sein, die Germanen einzuschüchtern. Meiner Meinung nach kann man eine Landgrenze sowieso nicht absolut sicher schützen. Eine Mauer müsste man bauen, und selbst die wäre nicht unüberwindbar.
Nein, in seinem aktuellen Zustand und auch in der Planung, die mir vorschwebt, dient er vor allem einer effizienten Kontrolle des Grenzverkehrs und dem Abfangen von kriegerischen Überfalltrupps."
Eigentlich war das einen gute Gelegenheit, mal mit einer langjährigen Bürgerin der Provinz, die seines Wissens nach germanische Vorfahren hatte, über die Germanen zu sprechen, dachte sich Macer. Also ordente er kurz seine Gedanken, bevor er fortfuhr.
"Weisst Du, es ist mir teilweise durchaus ein Rätsel, warum es diese Überfälle gibt. Die Zeiten einer aggressiven römischen Germanienpolitik, die Rachefeldzüge rechtfertigen würde ist doch schon seit Generationen vorbei. Inzwischen sind wir ja nicht einmal Militärbezirk hier, sondern reguläre Provinz. Wer in friedlicher Absicht über die Grenze kommt, wird hier gern willkommen geheißen. Händler, Handwerker, Bauern - sie alle sind uns willkommen. Und mit einigen Stämmen jenseits der Grenze leben wir ja auch in Freundschaft und mit guten Kontakten.
So komme ich natürlich nicht umhin, jeden weiteren Angriff auf unsere Grenzen als kriegerischen Akt zu sehen, der militärisch zu beantworten ist. Ein friedliches Zusammenleben wäre auch mir lieber."
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Ich möchte nicht indiskret sein, aber was weißt du von den Germanen? Hast du dich mit ihnen einmal etwas genauer beschäftigt? Mit ihrer Art, mit ihrem Denken?
Sie sagte das weder unfreundlich noch vorwurfsvoll.
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"Ich hatte bisher wenig Gelegenheit, mit Germanen in näheren Kontakt zu kommen, um mehr über sie zu erfahren. Darüber, wie sie denken, erhoffe ich mir ehrlich gesagt von Dir mehr zu erfahren.
Sie leben in Stammesverbänden meist an festen Siedlungsplätzen, wie es viele Völker rund um das römische Imperium tun. Sie leben hauptsächlich von Ackerbau und Viehzucht, aber sie sind auch geschickte Handwerker mit erstaunlichen Fähigkeiten und sie treiben auch weitreichenden Handel. Verwaltungsstrukturen und geplante Infrastruktur wie die unsrigen sind ihnen dagegen fremd. Dabei kennen sie, soweit ich informiert bin, durchaus mehr Mittel zur Konfliktlösung als den Krieg. Sie bilden Räte und wie wir ja nun auch erfahren konnten, sind sie organisatorisch problemlos in der Lage, zielgerichtet Verbünde aus mehreren Stämmen zu bilden. Ich gehe davon aus, dass diesen Räten oder einzelnen Männern dann auch kultische Bedeutung zukommt, denn auch wenn die Germanen wohl zum Teil anders mit den Göttern in Kontakt treten als wir, so sind sie ihnen doch auch stets präsent.
Soweit im Groben das, was ich weiss. Dass ich ihre Reitkünste schätze gehört vermutlich nicht zu den Dingen, die Du erfragen wolltest."
Er lehnte sich zurück und wartete ab, was die Magistra mit ihrer Frage bezweckte und wie sie auf seine Antwort reagieren würde.
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Venusia hatte auf solch Antwort gehofft und war beeindruckt, dass er so gut Bescheid wusste.
Ich freue mich, dass du doch einiges über die Germanen weißt. Wie du siehst sind sie in keinster Weise Barbaren, wie man sie oft bezeichnet. Sie wohnen gesittet in ihren Dörfern. Ihre Familie ist das wichtigste Gut. Wie du auch weiter sagtest, kennen sie andere Mittel als Krieg um Probleme zu lösen. Sie setzen sich zusammen und beraten sich meist bei gutem Met. Diese Räte, die du meinst, nennt man Things. Hier versammeln sich die Anführer, Richs, von Sippen oder Dörfern. Hier werden zum Beispiel die Nnführer von Heeren gewählt. Dieser trägt dann den Titel Kuningas. Doch sind die Germanen sich nicht immer einig und solch Bündnisse bestehen meist nur so lange bis das Ziel erreicht ist oder man aufgeben musste. Die Stämme unter einander bekriegen sich häufig. Nicht immer lebt sie friedlich miteinander. In der De origine et situ Germanorum hat Tacitus eine ganze Menge recht gut beschrieben, aber auch hier und dort stark übertrieben. Hast du dieses vielleicht gelesen? Du erwähntest noch, dass die Germanen anders zu ihren Göttern Kontakt aufnehmen als man zu den römischen Göttern. Die Germanen sind sehr naturverbunden und sehen ebend auch in Objekten der Natur die Heiligtümer der Götter. Nicht etwa in extra für sie gebauten Tempeln.
Sie machte eine kurze Pause.
Um nun aber zu deiner eigentlichen Frage zu kommen. Modorok hat es geschafft die Gemranen zu einen. Sie verfolgten alle das gleiche Ziel. Die Römer aus ihrem Land zu vertreiben. Viele Germanen sind über den Rhenus geflohen und mussten sich dort ein neues zu Hause suchen. Nicht alle sind dirt gut empfangen worden. Auch ist mir zu Ihren gekommen, dass es vor etwas einem Jahr eine Strafexpedition gegen die Chatten gab. Damit wurden sie bestimmt nicht zu Freunden Roms gemacht. Um so weiter man sich vom Limes und Rhenus entfernt um so geringer ist der Einfluss Roms. Fakt ist, dass es immer wieder solche Bündnisse geben wird, die das Ziel haben Germanien wieder zu befreien. Fakt ist, dass die Germanen durchaus geordnet kämpfen können und somit zu einem mächtigen Feind emporsteigen. Sie haben oft genug gegen euch gekämpft um einige der Schachzüge römischer Kriegsführung gelernt zu haben. Sie wissen, dass man in ienem großen Heer gemeinsam eine ganze Menge erreichen kann und sie haben es in dieser Schlacht gesehen. Ihr Pech und das Glück Roms waren die Mattiaker. Sie waren das Zünglein an der Wage.
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"Es gibt kein Germanien, was es durch die Germanen zu befreien gilt. Es gibt Germania Inferior und Germania Superior als Teile des römischen Reiches und es gibt Germania Magna, dessen Eroberung schon unter Augustus zu den Akten gelegt wurde außerhalb des römischen Reiches.
Das römische Reich ergreift nicht Besitz - es bringt. Es bringt Kultur, es bringt Verwaltung, es bringt Bildung, Sicherheit, wirtschaftlichen Aufschwung. Schau' nach Hispania: einst lag es außerhalb des Reiches und die Menschen dort kämpften gegen die Römer, die sie als Eindringlinge empfanden. Nun gehört es zum römischen Reich und niemand wird die Behauptung wagen, dass es den Menschen dort nun schlechter ginge als vorher. Und die Menschen, die dort ihre Wurzeln haben, stehen nun auch an unseren Grenzen hier, um unser gemeinsames Reich zu verteidigen. Oder schau' nach Gallien: die Menschen leben dort noch in den selben Siedlungen, in denen sie seit Jahrhunderten lebten. Sie bepflanzen die selben Äcker und fischen in den selben Flüssen. Und doch sind sie Teil des römischen Reiches geworden und wenn Du einen gallischen Jungen fragen würdest, warum sich seine Urgroßeltern gegen die Römer gewehrt haben, so wüsste er sicher keine Antwort.
Germanen werden in Rom gerne als Wilde dargestellt und das ist falsch, das weiss ich auch. Aber Römer werden offensichtlich bei den Germanen gerne als Räuber und Diebe dargestellt und das ist ebenso falsch. Sicher, wir nehmen, aber wir geben auch. Doch das was wir geben, ist von Nutzen, auch für Germanen. Und mir scheint, dass es durchaus viele Germanen gibt, die das genauso sehen. Es gibt Stämme, die freiwillig und gerne innerhalb des Reiches siedeln. Es gibt Stämme, die freiwillig und gerne unsere Grenzen verteidigen. Warum tun sie das?
Weil sie erkannt haben, welche Vorteile es hat, Teil des römischen Reiches zu sein. Und ich bin mir sicher, dass auch diejenigen, die uns Angreifen, es genauso sehen. Man überfällt niemanden, der ärmer ist. Man plündert keine Städte aus, die nicht schöner, strahlender, besser sind. Niemand braucht mir zu erzählen, dass auch ein Germane ein beheiztes Bad nicht einer kalten Holzhütte vorziehen würde. Sie würden uns vertreiben, aber alles behalten, was wir hinterlassen. Und das wäre nicht gerecht.
Zumal wir es ihnen sogar mit Freuden bringen würden."
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