Unser zweier Cannae?

  • Wir hatten uns munter schwatzend bis zum Forum durchgearbeitet. Aber noch waren es nicht gar so schreckliche Massen wie ich es erwartet hatte. Und doch ausreichend um einen Nervenzusammenbruch zu bekommen, wenn man erst einmal in diesem Strudel war. Noch ein wenig aus Entfernung blieben wir stehen und sahem dem Treiben zu. Ich blickte ihn an.


    "Hm!"


    kam es mit einem Grinsen aus meiner Kehle.

  • Wie ein großer Ameisenhaufen war das. Ein scheinbar planloses Gewirr und großes Geschrei.


    "Größer als ich's in Erinnerung habe. Wollen wir da wirklich rein? Wir werden uns dann an den Händen fassen müssen, um uns nicht zu verlieren - wie Brüderchen und Schwesterchen...", grinste ich zurück

  • "Ach, ganz so schlimm ist's eigentlich nicht!"


    lachte ich ihn an, doch irgendwo hatte er recht. Und in diesem Fall war es ohnehin etwas anderes als damals mit Metellus. In ihm sah ich tatsächlich etwas wie meinen kleinen Bruder.


    "Naja, ist ja soweit auch richtig, nicht wahr? Auch wenn ich nur dein adoptiertes Schwesterchen bin!"


    Ich reichte ihm schmunzelnd meine Hand.

  • ...und ich nahm und drückte sie kurz:


    "Also dann! Ich schlage vor, wir unternehmen einen Scheinangriff über den linken Flügel.", ich wies nach links, wo sich etwas weniger Menschen tummelten.


    "Gibt es hier eigentlich auch soetwas, wie die Rostra in der Hauptstadt?"

  • "Hmmm ich schließe mich einfach Mal deinem Rat an, es wird schon stimmen!"


    lachte ich und zog los, ihn hinter mit drein ziehend.


    "Auf in die Schlacht!"


    rief ich äusserst gut gelaunt. Der Wind war recht frisch, selbst hier im Zentrum, doch gerade das tat gut, auch wenn es mir leicht fröstelte. Ich hätte vielleicht doch eine dickere Tunika anziehen sollen.


    "Aber ja doch! Dort habe ich meine Rede gehalten!"


    wies ich mit meiner Hand in eine Richtung, doch für mich als recht kleinen Menschen war es schwer über die Köpfe hinwegzublicken.

  • Sie hatte auf dem Forum eine Rede gehalten? Das war ja mehr als interessant! Sie schien ja jemand ganz besonderes zu sein.


    "Wirklich? Was für eine Rede? Du betätigst Dich etwa politisch? Bei uns, also in Caesariensis, versteh mich bitte nicht falsch, haben Frauen soetwas nicht gemacht - das hätte wohl niemand akzeptiert...", blinzelte ich und versuchte in ihrem Gesicht zulesen.

  • "Na, eigentlich ungewöhnlich! Mittlerweile ist es zu etwas recht normalem geworden. Im Cursus Honorum wollte ich meinem Vater nachgehen, als er bereits verstorben war. Aber der Aedil war dann auch das Ende, ich habe es nicht zuende gebracht."


    lächelte ich, während ich mich mittlerweile mit meinem freien Ellenbogen vor den Massen zu schützen versuchte.


    "Die Rede die ich hier in Tarraco hielt war für die Curienwahl. Die sich allerdings Mangels an Kandidaten erübrigt hatte. Ich glaube ich werde auch nie mehr in den Cursus Honorum gehen. Mir reicht es hier in der Provinz der Pontifex für Rom, den Kaiser und das Volk zu sein!"

  • Ich erschrack. Und ließ prompt ihre Hand los.


    Jemand stieß mir eine Gurke in den Rücken und rief mir irgendetwas unfreundliches zu. Ich wich nach links aus und zwischen mir und Helena drängelten sich sofort ein Paar mit Körben beladenen Bauern. Einer rief "Söhnchen, schlaf nicht ein!", und lachte seinem Kameraden zu.


    Wenn ich nicht aufpasste, würde ich hier verloren gehen. Entschlossen bahnte ich mir meine Weg zurück zu Helena.


    "Pontifex?", rief ich entgeistert.


    Ich konnte ja wohl kaum händchenhaltend mit dem Pontifex Hispanias übers Forum schlendern. Das ging entschieden zu weit. Möglicherweise machte ich mich auch noch strafbar, woher sollte ich das wissen.


    Meine Miene war entschieden verdüstert...

  • Ich sah ihn verdattert an: Was war denn nun los? Da plötzlich verschwand er auch schon aus meinem Sichtfeld und ich stellte mich auf die Zehenspitzen um ihn wieder zu finden. Ich sah ihn und wie er scheinbar bespöttelt wurde. Ich runzelte die Stirn. Hm, warum passierte mir das nicht? Das sollte einer bei mir wagen, dem würde ich was husten.


    Da kam er endlich zurück, ich war mittlerweile ein wenig an den Rand des Geschehens zurückgewichen. Als er mich so fassungslos ansah musste ich schmunzeln, aber ich war auch ein wenig verunsichert.


    "Pontifex."


    bestätigte ich mit den Augen blinkernd. Warum war er denn so sauer? Hatte ich etwas falsch gemacht? Besorgnis schlich sich in meinen Blick.

  • Ich deute ganz leicht eine Verbeugung an ... und kam mir gelinde gesagt recht ,bescheuert' vor...


    "Pontifex also...", wiederholte ich sprachlos


    Ein gequältes Lächeln zeigte sich auf meinem Gesicht. Ich wußte nicht, wie ich mich angemessen verhalten sollte. Darauf hatte mich niemand vorbereitet, in meinem schönen exilium.


    "Kannst du denn einfach so hier mit mir herumspazieren?", fragte ich und blickte zu Boden, wie so oft in letzter Zeit...


    So sah es also auf dem linken Flügel aus. Wir hätten den rechten wählen sollen...

  • Ich hob eine Braue und begann langsam zu verstehen, worin sein 'Problem' lag, oder liegen könnte. Ein leichtes Schmunzeln huschte über meine Lippen.


    "Warum solte ich denn nicht? Glaubst du etwa ich als pontifex darf keine Freunde oder gar Verwandten haben, mit denen ich etwas unternehme? Ich bin doch nicht unantastbar. Ich bin Priestern und ja, ich leite den Cultus Deorum für Rom in Hispania. Aber deshalb bin ich noch lange eine Matinia und deine Schwester!"


    Ich piekste ihn an die Schulter und grinste.


    "Und jetzt Kopf hoch! Du brauchst dich doch jetzt nicht anders benehmen. Gestern war ich genauso Pontifex wie heute. Wenn mir etwas an unserem freundschaftlichen Verhältnis nicht passen würde, dann hätte ich es dir schon gesagt!"

  • Das klang ja ganz plausibel, doch so ganz geheuer war mir das nicht. Da piekste sie mich in die Schulter und ich musste lachen...


    "Hättest Du mir gestern gesagt, welch hohe Würdenträgerin Du bist, wär' ich wohl erblasst und auf die Knie gefallen, oder so ähnlich... Ich meines Teils bin der Großimperator der Fischteiche meines Oheims und hoffe, Du wirst jetzt nicht allzu verschüchtert sein. Sei nur ganz entspannt!"


    ...und piekste ich zurück.


    Währenddessen bahnte sich ein kräftiger Kerl den Weg zu uns; mit seinen Armen schob er diejenigen, die ihm im Weg waren einfach beiseite und hielt seine kalten Augen unverwandt auf uns gerichtet.


    "Ein weiteres Familienmitglied, Helena?"

  • Sim-Off:

    Sorry mein Freund war eben hier :)


    "Ach, ich bin ja niemand aus dem Collegium Pontificium sondern wurde nur von diesem eingesetzt um ein Auge auf die Provinz zu haben und eben in dieser für Ordnung zu sorgen."


    Ich zog eine Schnute als er mich zurückpiekste und machte einen Schritt seitwärts, wie um weiteren Attacken ausweichen zu können.


    "Aber du... Das ist nun wirklich ein großes Amt. Ich hoffe du möchtest weiterhin überhaupt mit mir zu tun haben? Man, ich kann richtig stolz sein eine solche Person zu kennen."


    Ich machte große Augen und deutete eine unterwürfige Verbeugung an. Da bemerkte ich den Riesen und sah fragend zu ihm auf.


    "Nein, Quintus, ich fürchte nicht..."


    raunte ich zurück, ehe ich den Mann ansprach. Dies bei seinem Blick noch in einem möglichst freundlichen Tonfall und doch nicht ohne Würde.


    "Was möchtest du?"


    Edit: Dem Edit angepasst :D

  • Das sah aber gar nicht gut aus was der Kerl da machte. Er schob auch Helena beiseite und dann stand er vor mir. Er war deutlich älter als ich, sonnenverbrannt und roch, als hätte er in frischem garum gebadet. Seine tunica war fleckig und zerschlissen, er trug einen Siegelring und sein ganzes Gebaren lag zwischen Fischhändler und Senator eines fremden Reiches... Mir schlotterten zwar nicht die Knie, aber ich fühlte mich durchaus unbehaglich als er seinen Arm hob...


    "Was möchtest Du", fragte ich ihn laut und deutlich


    Doch er schob mich mit seinem stinkenden Arm beiseite und ging stracks weiter. Er machte einen Satz mit seinem massigen Körper und packte einen harmlos aussehenden jungen Mann. "Hab' ich Dich Du elender Mistkerl!" Er schlug ihm mit der Faust ins Gesicht, doch der jüngere Stand - und machte einen Konter mit dem Ellbogen, unfreundlicherweise ebenfalls ins Gesicht.


    Sofort hatte sich ein Halbkreis gebildet und das Volk johlte. "Mach ihn fertig, ja! Gib's ihm!" Und der eine gab's dem anderen...


    Ich atmete tief durch und mit hochgezogenen Augenbrauen wandte ich mich zu Helena, nahm ihre Hand und fragte:


    "Wo waren wir stehengeblieben, Liebste?"

  • Ebenfalls mit zunehmendem Unbehagen beobachtete ich den Mann der sich vor Quintus aufbaute und ich wollte gerade etwas sagen, als er nach jemand anderem griff. Ich starrte wie gebannt auf die Szenerie, fühlte mich wie gelähmt. Eine Schlägerei, eigentlich sollte dies nicht geduldet werden. Doch würde man auf mich hören? Ich sah Quintus an.


    "Such Hilfe, such jemanden der die beiden auseinander bringt... Schnell. Ich glaube nicht, dass ich sie mit bloßen Worten zum Schweigen oder gar zum Frieden bewegen kann."


    Ich versuchte ruhig zu sprechen, doch ich war ziemlich nervös. Ich kannte durch meine ehemaligen Kreise dieses Verhalten zwischen Menschen kaum und konnte das alles kein bisschen nachvollziehen. Ich ging nun schnurstracks auf die Streithammel zu und sprach mit klarer und entschlossener Stimme:


    "Schluss!"


    Doch mein Herz in der Brust pochte heftig.

  • Ich bekam es mit der blanken Angst, warum begab Sie sich in Gefahr?


    "Helena! Tu das nicht!", rief ich und fasste ihren Arm. Ich versuchte sie fortzuziehen.


    "Tu das nicht, Helena! Ich beschwöre Dich!", versetzte ich nachdrücklicher. "Lass das die Cohortes regeln. Bring dich nicht in Gefahr. Schau Dir die Fratze des Pöpels an! Willst Du Dich mit bloßen Händen dagegen stellen? Ernsthaft?"


    Was für ein wunderbarer Auftakt für den ersten Tag meines neuen Lebens in Hispania...


    "Komm jetzt weg von hier!", sagte ich in einem bald befehlenden Ton.


    Die Menge jauchzte und jetzt floß auch das Blut aus den Nasen und Mündern, Bald lag der Alte oben, bald der Junge. Sie ächzten und schrien. Eine wirklich sehr häßliche Szene war das.


    Wie zu mir selbst murmelte ich: "Wenn der Pöbel Blut sieht, entdeckt er seine hündische Seele."

  • Ich sah entsetzt drein als ich das Massaker beobachtete und dem einen bereits Blut aus der Nase lief. Dann hörte ich in dem Gejubel die Rufe von Quintus und ich wandte mich zu ihm. Durch den Geräuschpegel drangen nur Wortfetzen bis zu mir durch, doch sie klangen plausibel. Aber... konnte ich die beiden wirklich sich selbst überlassen? Das war ein furchtbarer Anblick.


    "Aber..."


    murmelte ich ein wenig leiser, dann sagte ich in einem entschlossenen Tonfall:


    "Niemand wagt es einen Priester zu verletzen, derjenige würde den Zorn der Götter auf sich ziehen. Und ich glaube kaum, dass der Pöbel so dumm ist..."


    Ich sah wieder zu den Kämpfenden zurück, als ich abermals die Aufforderung hörte, dass wir fliehen sollten. Ja, ich war eine Frau und ja verdammt ich war Priesterin. Aber ich konnte doch nicht einfach...

  • "Auf den Alten!", rief einer "Fünf Sesterzen auf den Alten!" Ein anderer schrie: "Der Fettwanst wird eher aufgeschlitzt, als dass die Kohorten hier sind!" Die Leute lachten. Dreckig, böse und dumm, das war der ewige Charakter der Masse. Dumm und Böse.


    "Acht, ich setze acht! Heh! Acht, du Schwachkopf, hörst du schlecht!"


    "Der Junge wirds nicht machen, hat keine Erfahrung, wie man mit Bullen fertig wird, seht seine zarten Hände!", rief ein verhärmtes Bäuerlein.


    Helena zögerte. Und ihre Stimme drang nicht wirklich durch. Bis auf das Gesindel, das um sie herum stand, nahm niemand sie war. Und diese wenigen machten ungute Bemerkungen und blickten sehr grimmig, ob der Störung ihrer brutalen Unterhaltung...


    Ich musste etwas tun. Ich war gezwungen, das war klar: Ich griff Helena - ob sie das nun wollte, oder nicht - um ihre Taille und versuchte uns beide rückwärts aus dieser bösen Affaire zu ziehen...


    "Helena, sie erkennen Dich nicht. Du musst hier weg! Wir müssen hier sofort weg!", rief ich als ich sie trug.

  • Mein Entsetzen minderte sich nicht als ich von den Wetten mitbekam und ich musste arg an mich halten um diese Personen in meiner Nähe nicht arg anzufahren. Doch in mir begann Wut aufzusteigen. Ich war in diesem Kampf nicht parteiisch, doch er war ungerecht.


    Ich fühlte wie sich Hände um mich legten und spürte leichten Druck, wollte er mich hier fortbringen? Ich wandte mich mit einem fast verzweifeltem Gesichtsausdruck zu ihm um.


    "Aber... Nein. Am Ende stirbt jemand und..."


    ...wir sind Schuld. Doch ich drängte den Gedanken beiseite als ich einen lauten Schrei hörte. Was war geschehen? Ich stemmte mich gegen Quintus' Griff und begann mich nach vorn zu drängeln, ehe ich zorniger Stimme sagte:


    "Ich glaube kaum dass der Proconsul dies dulden wird! Geht! Verschwindet wieder und tut eure Arbeit, das hier ist nicht eure Angelegenheit..."


    Ich hatte nicht mehr laut gesprochen, sondern laut und voller Selbstsicherheit in die Masse geschriehen. Gehört haben mussten sie mich, soviel war sicher. Und irgendwer würde mich als Pontifex erkennen, sodass auch mein Rang mich deckte...

  • Ich war der Verzweiflung nahe. Was konnte ich jetzt tun? Mein Ornat war noch immer meine ramponierte Reise-Tunica; niemand würde mich ernst nehmen, wenn ich mich jetzt Helena zur Seite stellte - aber ich könnte vielleicht...



    Ein besonders unschönes Menschenkind brüllte "Aus dem Blick! Zurück in deinen Lupanar!" Das Wetten ging weiter nur einige zögerten und bekamen jetzt möglicherweise Zweifel an ihrem tun, da sie das Wort Proconsul hörten - hilfesuchend blickten sie einander an.


    "Ach was, der Proconsul! Lass ihn mal kommen den Proconsul, der läßt sich gerade bearbeiten im 'dolce vita'; oder säuft, oder pennt; der Proooconsul, hahaha!", kam es aus einer anderen Ecke.



    Ich zog einen Jungen beiseite und sagte "Hohl die Cohortes, hier hast du 5 Sesterzen; weitere 5 - hier, siehst du, da sind sie - bekommst, du nachdem du mit den Bewaffneten zurückgekommen bist! Ich werde hier sein. Beeil Dich!" Dann mischte ich mich unter das Pack und feuerte die Streitenden an...

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