Auf dem Platz vor dem Gebäude der Officia

  • Valeria war heute früh dran. Sie saß auf einer Steinbank und sagte sich leise die Rituale vor, in denen Helena sie heute prüfen würde. Mit geschlossenen Augen und sehr konzentriert war sie bei der Sache.


    "....Tänze der Salier im März.....Agene? Age!.......litatio....."

  • Arria lief gedankenverloren aus dem Officium. Immer und immer wieder wiederholte sie, was sie sich über Ceres einzuprägen hatte und auch das Datum: 19. April, noch wusste sie es. Ihr Kopf schwirrte völlig von den vielen Informationen, die er zu verkraften und verarbeiten hatte, doch ein Lächeln lag auf ihren Lippen.


    Wie durch Zufall gelangten einige Wortfetzen an ihr Ohr und drangen sogar bis in ihr Bewusstsein vor, so dass sie die junge Frau auf der Steinbank sah. Sie musterte sie einen Moment. Sie war hübsch, aber irgendwie erinnerte sie an wen... Und wer sie wohl war?


    Ganz gegen ihre sonst so schüchterne Art ließ sie sich neben Valeria nieder und lächelte sie an. "Salve", begrüßte sie und musterte die Frau. Irgendwie musste ihr doch einfallen, an wen sie sie erinnerte.

  • Valeria schreckte hoch und blinzelte. Sie hatte sich so sehr konzentriert, dass sie die junge Frau dort gar nicht hatte kommen sehen. Irgendwie...erinnerte sie Valeria an jemanden, ohne dass sie hätte sagen können, an wen.


    "Salve", sagte sie höflich.
    "Ich bin Decima Valeria. Du bist nicht zufällig im Cultus Deorum tätig?"


    Valeria zog die Augenbrauen fragend zusammen und musterte die Frau. Ihr Haar war ziemlich wirr, auch wenn man erkennen konnte, dass sie es zu bändigen versucht hatte. Freundlich lächelte sie die andere an.

  • Arria lächelte erfreut. Endlich einmal jemand innerhalb des Cultus Deorum, der ihr freundlich gegenüber trat.


    "Ich bin Petronia Arria. Und ja, man könnte wohl sagen, dass ich im Cultus tätig bin, ich habe heute meine Ausbildung zur Sacerdos Cerealis begonnen", meinte sie sofort fröhlich. "Du bist eine Decima? Du bist nicht zufällig mit einem..." Sie dachte kurz nach. Was hatte Imperiosus doch gleich gesagt, wer sich verloben würde? "Decimus Meridius verwandt? Mein... Künftiger will mich auf dessen Sponsalia mitnehmen," fügte sie erklärend hinzu.

  • "Oh", machte Valeria und sah erstaunt drein.
    "Da hat Helena ja eher etwas zu tun, als sie dachte. Ich bin Discipula Fortunae, auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich nicht doch eher Iuno dienen sollte...
    Und ja, Meridius ist mein Halbonkel. Oder zumindest sowas in der Art.."
    murmelte sie hinterher.
    "Wer ist denn dein Verlobter?" fragte sie, denn für Valeria war ein Künftiger ein schon akzeptierter Ehemann.

  • Arria wurde rot und knetete ihre Finger ineinander.


    "Nun ja... Wir sind noch nicht verlobt, weißt du... Vater will mich nicht gehen lassen, aber er ist nicht wirklich abgeneigt... aber... naja...", druckste sie herum und grinste verlegen. "Titus Iulius Imperiosus heißt er. Wenn du willst, stelle ich ihn dir auf der Sponsalia vor", schlug sie vor, dann jedoch fügte sie schnell ein "natürlich nur, wenn du da bist" hinzu.

  • Valeria hob die Augenbraue. An Arrias Stelle hätte sie dann nicht von ihrem Zukünftigen geredet... Das konnte man ganz arg in den falschen Hals bekommen. Und wenn ihr Vater wirklich nicht abgeneigt war, dann würde sich das alles doch von selbst klären und sie konnte wohl bald offiziell von ihrem Verlobten reden. Laut sagte sie nur:
    "Ahja."


    Zu Arrias weiteren Worten nickte sie.
    "Ja, warum nicht. Ich muss schließlich da sein, ob ich nun will oder nicht. So ist das eben."

  • Arria lächelte Valeria freundlich an. Irgendwie schien sie die Erklärung nicht zufrieden zu stellen, aber nunja, daran konnte sie wohl nichts mehr ändern. Was ihre Aufmerksamkeit viel mehr auf sich zog, war, dass die junge Frau ganz und gar nicht davon erfreut schien, bei der Sponsalia anwesend zu sein.


    "Hast du Streit mit deiner Familia?", fragte sie deswegen vorsichtig nach.

  • "Nein. Nicht wirklich."
    Valeria war kurz angebunden und seufzte. Streit hatte sie keinen. Sie wollte nur ihren Cousin nicht verlieren, von dem sie schwanger war. Das beeindruckte den Pater Familias nicht sonderlich; und wegen ihrer letzte Unterredung war sie auch nicht sonderlich scharf drauf, auf dessen Sponsalia mit der Mutter ihres Geliebten anwesend zu sein. Aber nun ja.

  • Arria blickte sie eine Weile stumm von der Seite an und wieder vielen ihr diese markanten Züge auf, die sie kannte. Aber von wem, wollte ihr immer noch nicht einfallen. Was ihr aber auffiel, war, dass sie nicht darüber zu reden wollen schien und so sprach sie ein völlig anderes Thema an.


    "Wie bist du darauf gekommen, den Göttern zu dienen?"

  • Valeria hob den Blick und rollte gedankenverloren die Religionsfibel zusammen, die Helena ihr gegeben hatte. Fein, da war Arria ohne es zu wissen noch stärker auf das Thema zu sprechen gekommen, das Valeria vermied.
    "Sagen wir so: meine momentanen Lebensumstände haben es gefordert, dass ich etwas in der Richtung mache. Ich hoffte, damit einige Wogen zu glätten. Ob ich das geschafft habe, wird sich wohl erst in ein paar Jahren herausstellen. Noch dazu halte ich Fortuna für eibe sehr, sehr wichtige Göttin, ebenso wie Iuno. Außer einer Discipula bin ich noch Curator der Schola Hispaniae. Hmm...verzeih, wenn ich für dich in Rätseln spreche, aber...ich kenne dich kaum und weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann."

  • Arria nickte leicht. Irgendwie hatte sie das Gefühl, bei dieser Frau von einem Fettnäpfchen ins nächste zu geraten. Sie war nicht unfreundlich, aber wirklich erzählen tat sie auch nichts. Die Erklärung jedoch leuchtete Arria mehr als nur ein.


    "Das macht doch nichts. Nachdem wir wohl beide hier ausgebildet werden, haben wir alle Zeit der Welt, um einander kennen zu lernen. Und vielleicht fällt mir irgendwann auch ein, an wen du mich erinnerst", zwinkerte sie lächelnd.

  • Valeria sah die Fremde verwundert an.


    "Ich...also....mir kommst du auch irgendwie bekannt vor. Vielleicht sind wir uns ja schon mal über den Weg gelaufen, erinnern uns nur nicht mehr daran? Bist du schon immer hier in Tarraco gewesen? Ich nämlich nicht. Ich habe vorher in Rom gelebt, bei meiner Mutter. Als sie dann verstarb, bin ich zu mei......hierher gekommen."


    Warum sollte sie lügen? Warum sollte sie Arria vorlügen, dass Praetorianus ihr Vater gewesen sei? Sie würde noch genug Beleidsbekundungen auf der Sponsalia entgegenenehmen, fälschlicherweise.

  • Arria lächelte Valeria freundlich an. Endlich schien sie ein Thema gefunden zu haben, das die andere nicht sofort abwies.


    "Ich habe bis heute in Rom gelebt. Nur hat mein Vater eine Stelle als Praefectus Vehiculorum bekommen hier in Tarraco und alleine wollte er mich nicht in Rom lassen", antwortete sie frei heraus. "Es könnte also durchaus sein, dass wir uns schon einmal gesehen haben."

  • Arria schüttelte den Kopf.


    "Ich habe weder etwas gegen Tarraco, noch hier zu wohnen. Nur... Imperiosus ist Priester in Rom und muss dorthin zurückkehren. Ich will mich nicht von ihm trennen und muss es doch tun, das ist es, was mich stört", antwortete sie ruhig und ehrlich, seufzte leicht. Der Abschied stand viel zu nah bevor.

  • "Naja, aber wenn du von diesem Mann doch als dein Zukünftiger redest, dann muss dein Vater doch sicher schon angedeutet haben, dass er einer Hochzeit zustimmt? Und Tarraco hat auch Tempel, warum bleibt er nicht, wenn er dich wirklich liebt? Er ist doch ein Iulier, die wohnen doch hier und nicht in Rom...dachte ich. Welchem Gott hat er sich denn verschrieben?"


    Es erschein ihr fast lächerlich, dass sie sich nicht von ihm trennen konnte. Gegen ihre eigenen Probleme waren Arrias sehr gering; zumindest dachte sie das, wenn sie Arrias Umstände mit ihren eigenen verglich. Wer wusste schon, ob sie sich vielleicht anfreunden würden? Dann erst konnte Valeria von ihren ganzen Problemen erzählen.

  • Arria nickte leicht. "Vater meinte, dass er mit dem Pater Familias der Iulier reden möchte. Ich glaube nicht, dass er wirklich etwas dagegen hat", antwortete Arria unsicher und blickte auf ihre Hände. "Warum er nicht hier bleiben will, weiß ich nicht. Er ist erst seit kurzem in Rom und war davor in Hispania. Vielleciht hat er sich mit seiner Familia zerstritten oder so, er hat mir nur gesagt, dass er nicht hier her ziehen will, aber so oft es geht, kommt, um mich zu besuchen. Es ist alles irgendwie auf einmal gekommen."

  • "Welchem Gott hat er sich denn verschrieben?" fragte Valeria noch einmal.
    "Und was seinen Unwillen angeht, in Hispania zu bleiben... Da würde ich noch einmal mit ihm reden. Zumindest, wenn für dich keine Aussicht besteht, ihm bald nachzureisen nach Rom."


    Die Frau vor ihr kam ihr recht jung vor, also fragte sie sie nach ihrem Alter.

  • "Oh", meinte Arria bei der Wiederholung der Frage. Da hatte sie doch tatsächlich etwas nicht beantwortet. "Er hat sich Mercurius verschrieben. Ich denke, ich werde noch einmal mit ihm reden. Ich wäre ja in Rom geblieben, aber Vater wollte mich nicht alleine dort lassen. Ich wäre sogar von Tiberia Claudia selbst ausgebildet worden, aber Vater vertraut Imperiosus wohl nicht genug, dass er mich bei ihm gelassen hätte", seufzte sie, lächelte dann aber wieder. "Ich bin 21, seit ein paar Tagen."

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