Cubiculum | Livia, Hungaricus

  • Noch schlechter gelaunt als zuvor, falls das überhaupt noch möglich war, kommt Livia in ihrem Cubiculum an. Sie tritt ein und lässt sich direkt auf einem der Korbstühle nieder. Dann sieht sie, ohne ihm einen Platz anzubieten, auffordernd zu ihrem Verlobten auf.


    "Nun sprich und fasse dich kurz."

  • Hungis Laune war um keinen Deut besser als die seiner Verlobten.


    Ich werde mich so kurz oder so lang fassen, wie ICH es für nötig halte. Verstanden?


    Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und schaute sie mißmutig an.


    Mein Tribun meinte, du hättest dich unfreundlich verhalten. An sich nichts Neues. Freundlichkeit ist ja nicht gerade einer jener Tugenden, mit denen dich die Götter gesegnet haben. Dein Verhalten veranlasste ihn zu der Annahme, du hättest etwas mit dem Attentat auf unseren Kaiser zu tun.

  • Trotz ihrer Wut bleibt Livia ruhig sitzen und sieht zu ihm auf. Der Befehlshaber sitzt. Der Untergebene steht.


    "Spiel dich nicht so auf, mein Lieber. Ich bin keiner von deinen... Soldaten."


    Sie macht mit der Hand eine kleine, wegwerfende Bewegung. Während er von seinem Tribun erzählt, verzieht sie verächtlich das Gesicht.


    "Hat er sich bei dir ausgeweint, oder wie soll ich diese Beschwerde nun deuten? Seit wann ist es die Pflicht eines römischen Bürgers zu einem rüpelhaften Gesetzeshüter freundlich zu sein? Haben alle unfreundlichen Menschen nun etwas mit Attentaten auf den Kaiser zu tun? Ich bitte dich, das ist doch lächerlich. Wenn ich die Art und Weise bedenke, in der er die Bewohner dieser Villa regelrecht zusammentrieb, dann müsste er nach deiner Logik einer der Hauptverschwörer sein."


    Inzwischen hält Livia das ganze Aufhebens für reine Schikane und Zeitverschwendung.

  • Dieses Weib mußte direkt aus der Hölle entsprungen sein, oder diese hat dieses Frauenzimmer ausgespuckt. Wenn sie zu Crassus auch nur halb so giftig war, wunderte Hungi sich nicht, warum dieser ihn rufen ließ.


    Seit wann es Pflicht ist, freundlich zu sein? Seit eine deiner Verwandten versucht hat, den Kaiser zu töten! Also ein bißchen mehr Respekt solltest du schon aufwenden können. Das sollte sogar DIR nicht schwerfallen.

  • Livia verdreht genervt die Augen und schlägt die Beine elegant übereinander.


    "Nun reg dich bitte nicht künstlich auf, Marcus. Wenn die Lage ernst ist, dann dürftet ihr für solche Spielchen und tiefgehende Diskussionen über höfliche Umgangsformen wohl kaum noch Zeit haben. Was willst du nun von mir wissen?"


    Ungeduldig beginnt sie, ein wenig mit ihrem Fuß zu wippen.


    "Eine meiner Verwandten hat also versucht den Kaiser zu ermorden. Sprich es doch endlich aus. War es Messalina? Was hat sie getan? Und vor allem: Was willst du dazu nun von mir wissen?"

  • Hungi glaubte seinen Ohren nicht zu trauen.


    Künstlich aufregen? Spielchen? Bist du dir der Lage überhaupt bewußt?


    Ungläubig hob er die Arme, fast daß er sie nicht über seinem Kopf zusammenschlug.


    Messalinas Sohn will den Kaiser erdolchen und die gnädige Frau da sitzt seelenruhig da, wie wenn es sie nichts angehen würde. Wozu auch, wen interessierts, wer wie mit ihr verwandt ist. Wen interessierts, ob der Kaiser den Prätorianern befohlen hat, die Familie zu durchleuchten und zu eruieren, ob jemand von diesem mißratenem Patrizierpack da mit ihr oder ihrem Sohn unter einer Decke steckt. Wen interessierts...


    Er konnte es nicht fassen, sie saß da, wie wenn kein Wasserl sie trüben könnte. Unglaublich.


    Mal davon ausgehend, daß deine degenerierte Verwandtschaft nichts damit zu tun hat, glaubst du nicht, daß irgendjemand eurer politischen Feinde die Situation nicht ausnützen könnte? Es wäre dem jetzt ein leichtes, dir oder von mir auch aus euch etwas unterzujubeln.


    Seine Stimme wurde jetzt spöttisch.


    Und DEIN Verhalten heute, Schatz, hat nicht gerade den besten Eindruck bei meinen Leuten gemacht, Schatz. Und die Einstellung von "mein Verlobter wirds schon richten", Schatz, erst recht nicht, Schatz. Ist das in deinem hübschen Kopferl reingegangen, Schatz?

  • Mit versteinerter Miene hört Livia sich seinen Vortrag an. Ihre Wut ist mittlerweile so groß, dass die darin gemachten Enthüllungen ihre äußerliche Fassade nicht mehr bröckeln lassen. Als er endlich geendet hat, atmet sie einmal tief durch, erhebt sich nun doch in aller Ruhe von ihrem Platz, geht langsam auf ihren Verlobten zu und bleibt aufrecht direkt vor ihm stehen. Zwar ist sie etwas kleiner als er, sieht ihm jedoch unverwandt mit drohendem Blick in die Augen. Den darin funkelnden Zorn kann sie kaum mehr verbergen. Trotz allem ist ihre Stimme beherrscht und ruhig, fast leise, jedoch gut für Hungaricus vernehmbar. Ein unterschwellig warnender Ton ist deutlich herauszuhören.


    "Hältst du deine Taktik eigentlich für besonders klug? Glaubst du tatsächlich allen Ernstes, du bekämst interessante Informationen aus mir heraus, indem du mich in einem so unfassbaren Ausmaß unentwegt beleidigst? So läuft das nicht, mein Lieber."


    Livia muss einen Atemzug lang inne halten, um sich weiter so gut unter Kontrolle zu behalten. Dann fährt sie jedoch ruhig fort.


    "Bis zu deinem gerade erlebten -wirklich unheimlich eindrucksvollen- :rolleyes: Wutausbruch ist mir nicht ein einziges Detail dieser Zusammenhänge zu Ohren gekommen. Weder du noch deine Schergen hatten die Güte oder die Freundlichkeit, mich von den Umständen in Kenntnis zu setzen, zu denen ich mich äußern sollte. Wie... in Apollos Namen, mein lieber Marcus,... wie hätte ich das bitteschön erraten sollen?"


    Sie sieht ihn kurz fragend an, lässt ihm jedoch nicht wirklich Zeit für eine Antwort. Der Ton in ihrer Stimme wird wieder schärfer.


    "Aus diesem Grunde, mein Freund, verbitte ich mir ab sofort derartig haltlose Vorhaltungen über mein Verhalten. Es ist mir absolut egal, was für einen Eindruck ich bei deinen Leuten hinterlasse. Es interessiert mich nicht, was sie von mir halten. Verstanden, Schatz?"


    Aus einem Impuls ihrer Wut heraus, dem Ganzen einen Gipfel aufzusetzen, reckt Livia sich kurz nach oben und betont das zuletzt gesagte Wort durch einen sanften Kuss auf seinen Mund. Mühsam beherrscht wendet sie sich wieder von ihrem Verlobten ab, geht zu ihrem Korbsessel zurück und setzt sich wieder. Insgeheim wird Livia allmählich bewusst, dass die Umstände durchaus vernünftiges Handeln erfordern. Mit einem gezwungenen und nicht sonderlich gelingenden Lächeln wendet sie sich erneut an Hungaricus.


    "Also gut. Könntest du dann bitte die zahllosen Beleidigungen wieder zurücknehmen, auf dass wir uns anständig und wie zivilisierte Menschen über die Angelegenheit unterhalten können?"

  • Hungi schüttelte nur mehr den Kopf. Kurz ärgerte er sich über den Kuss, warum genau aber, wußte er selber nicht und war ihm auch äußerst egal.


    Du hast recht. Ich werde mich beruhigen, wenngleich das eine schiere Unmöglichkeit darstellt angesichts deiner politischen Kurzsichtigkeit.


    Beleidigungen zurücknehmen? Sicherlich nicht. Jedes einzelne Wort würde er von ihm aus vor Gericht jederzeit wiederholen. Egal.


    Wenn also Prätorianer - welches Kosewort du auch immer für sie verwenden willst - in die Villa kommen, dabei nach einer bestimmten Person fragen im Zusammenhang eines Mordversuches, denkst du dir dann was dabei oder schaltest du auf Durchzug?


    Nein, es ging wirklich nicht ohne Beleidigungen. War sie tatsächlich ein politischer Trampel oder hatte sie heute zu oft im Tempel am Weihrauch geschnuppert?

  • "Wunderbar. Wenn du dich jetzt beruhigt hast, dann kannst du gerne Platz nehmen"


    Großzügig deutet Livia auf einen weiteren Stuhl. Dabei fällt ihr Blick auf den auf einem Tisch stets bereitstehenden Wein und sie beschließt, dass sie genau das jetzt gut gebrauchen kann. Mit wenigen Handgriffen schenkt sie zwei frische Becher verdünnten Wein ein und serviert ihrem Verlobten den einen, während sie selbst einen Schluck aus dem anderen trinkt. Wieder einigermaßen gefasst sieht sie dann zu Hungaricus und fährt ruhig fort.


    "Wenn du deine unverschämten Beleidigungen schon nicht zurücknehmen willst, dann unterlasse es doch bitte zumindest endlich, mich ständig mit immer wieder neuen Schöpfungen deiner Kreativität zu belästigen. Ich glaube... oder viel mehr hoffe, dass ein solcher Umgangston deiner nicht würdig ist.


    Nun, zur Sache. Dein Tribun scheint dir die Angelegenheit aus einem ganz eigenen Blickwinkel dargelegt zu haben. Für ein annehmbares Bild der tatsächlichen Situation möchte ich dir nun den meinigen schildern. Zuerst unter falschem Vorwand, anschließend ohne Angabe von Gründen drang eine größere Gruppe einfach gekleideter Männer in die Villa ein, trieb jeden der Bewohner aus seinen Räumlichkeiten heraus und scheuchte uns regelrecht in dieses Arbeitszimmer. Hier angelangt wurden wir nicht etwa über die Situation aufgeklärt, sondern vorerst komplett ignoriert. Der vermeintliche Anführer dieser Truppe stellte dem Hausherrn eindringliche Fragen. Bitte beantworte mir nun ehrlich eine Frage: Hättest du in einer derartigen Situation und mit einem derartigen Wissensstand ruhig und gelassen reagiert, den fremden Eindringlingen jegliche Fragen zu deiner Familie und deinem persönlichen Privatleben beantwortet, sie in deinem Hause vielleicht noch freundlich auf einen Becher Wein eingeladen und bewirtet? -.^


    Bis zu diesem Zeitpunkt, mein lieber Marcus, wussten wir weder, dass es sich bei den Männern um Prätorianer handelte, noch dass ein Mordfall, welcher Schwere auch immer, geschehen war. Erst nachdem ich andeutete, diese ungewisse Situation nicht weiter ertragen zu wollen, und mich nach den genaueren Umständen erkundigt hatte, geruhte dein werter Tribun, uns von seiner Identität zu unterrichten. Von meinem Mordfall sprach er auch zu jenem Zeitpunkt noch keineswegs, sondern ergang sich wohl in der Auslebung seiner Machtposition, die Informationen zurückzuhalten. Erst nachdem ich zwei Mal nachgefragt hatte, hat man mir den wahren Grund dieses Einsatzes enthüllt. Mein lieber Praefectus, wenn ihr so viel Freundlichkeit und Entgegenkommen von euren Opfern erwartet, dann solltet ihr ihnen vielleicht auch einfach mal mit etwas mehr Respekt gegenüber treten..."


    Kopfschüttelnd greift sie noch einmal zu ihrem Weinbecher und trinkt ein paar Schluck

  • Wer bist du, daß du mir Vorschriften machen willst? Das sehe ich mir an, daß ich nicht einmal mehr meine Meinung kundgeben darf. Außerdem sind Beleidigungen oftmals die Wahrheit von einem anderen Standpunkt aus.


    Was meinen Tribun angeht, liebste Livia, das kann jetzt stimmen oder auch nicht. Wem soll ich glauben, meinem Tribun oder einer womöglich vermeintlichen Hochverräterin bzw. Mittäterin? Und wenn es stimmt, was du sagst: Kommt es denn so oft vor, daß jemand zu euch kommt und euch Fragen stellt? Na also... In Zukunft tu mir, ich bitte dich wirklich darum, den Gefallen und verhalte dich vorsichtiger.


    Hungi rieb sich seine Schläfen. Dieses Teufelsweib würde sein letzter Sargnagel sein, das spürte er. Mit Drohungen würde er nicht weit kommen, Schläge gegen eine Bürgerin... nein, das wollte er nicht. Auf der anderen Seite glaubte er auch nicht, daß Livia mit dieser Aktion zu tun haben könnte. Zu dilletantisch und zu überhastet war das Attentat ausgeführt. Allerdings, was wenn doch ein patrizisches Komplott gegen den Kaiser geschmiedet wird? Und dieser ganzen Baggage traute er nicht weiter, als er spucken konnte. Noch immer die Schläfen reibend, erhob er wieder seine Stimme.


    Also gut. Sei so nett und erzähle mir von Messi. Hast du sie des öfteren gesehen oder ihre Bälger... äh Kinder? Hatte sie ein Geschäft in Rom? Eine Lieblingstaverne?

  • Resignierend stellt Livia fest, dass es ohnehin keinen Sinn hat mit ihm. Hungaricus ist einfach ein Plebejer, wie er im Buche steht. Lächerlich, diese Versuche seine Ausbrüche zu rechtfertigen. Sie beschließt, seine Beleidigungen für heute zu ignorieren. Anderenfalls würde sie wohl niemals mehr aus diesem Zimmer herauskommen. Was er dann jedoch ausspricht, bringt Livia von einem Moment auf den anderen in äußerste Rage. Nichts hält sie mehr auf ihrem Platz. Sie stellt ihren Weinbecher abrupt ab, steht wutentbrannt auf und ist in wenigen Schritten bei ihm. Ohne vorher noch ein Wort zu verlieren, gibt sie Hungaricus mit voller Kraft eine deftige Ohrfeige und funkelt ihn anschließend zornig an.


    "Das nimmst du auf der Stelle zurück! Auf der Stelle! Deine ständigen Beleidigungen sind schon schlimm genug, aber das hier, mein Lieber, das geht eindeutig zu weit! Du weißt genau, dass meine Loyalität zum Kaiser mindestens ebenso groß ist wie deine! Wenn du mich..."


    Vor Zorn versagt ihr beinahe die Stimme. Livia atmet tief durch.


    "Wenn du mich noch ein einziges Mal in einer solchen Art und Weise als mögliche Hochverräterin hinstellst, dann sind wir geschiedene Leute! Das ist... Das ist..."


    Die erste Energie ihres Zornausbruchs beginnt langsam zu versiegen und sie fühlt sich von zunehmender Enttäuschung erfüllt, mit der sie ihren Verlobten nun auch anblickt.


    "...unfassbar. Ehrlich gesagt... Das hätte ich nicht von dir gedacht. Dass du mir soetwas zutraust... Ich weiß, dass wir uns nicht gerade lieben. Im Gegenteil... Aber soetwas..."


    Sie mustert ihn eindringlich, sein Gesicht, seine Miene, als suche sie darin nach einer Erklärung. Noch immer sichtlich schockiert wendet sie sich dann von ihm ab und geht zurück zu ihrem Korbsessel. Kraftlos lässt Livia sich dort nieder, um das Gehörte erst einmal zu verdauen. Sie legt die rechte Hand an ihre Schläfe und starrt nachdenklich vor sich hin.

  • Hungi, der sie kurz vorher kaum angesehen hatte, war ganz perplex, als er ihre Hand auf seiner Wange spürte. Was bei den Göttern... Doch nicht einmal den Gedanken konnte er zu Ende spinnen, schon fing seine Verlobte mit ihrer Tirade an. Vollkommen entgeistert starrte er sie an, daß sie solch eine Reaktion auf seine Worte aufweist, erstaunte und verwirrte ihn. Was war denn jetzt los? Erst nach und nach realisierte er, was da grade passierte und warum sie einen Zornesausbruch hatte.


    Ah... begann er jetzt gewohnt souverän.


    Ahm... ging es ebenso eloquent weiter.


    Bevor er noch weiter seine rhetorische Begabung unter Beweis stellte, entschied er, erstmal sich am Kopf zu kratzen. Zeit gewinnen. Nachdenken. Freilich konnte diese Pause nicht ewig währen, daher versuchte er sich seine eigenen Worte so gut wie möglich in Erinnerung zu rufen. Vermeintlich. Womöglich. Nein umgekehrt. Und in Kombination. Ja, jetzt kam wieder seine Sicherheit zurück.


    Das habe ich auch nicht gesagt. Ich meine, ich habe nicht behauptet, daß du eine Hochverräterin wärst. Aber es ist nun mal mein Beruf, vom Schlimmsten auszugehen.

  • "...vom Schlimmsten auszugehen?" echot Livia und sieht wieder zu ihrem Verlobten auf. Sie staunt über sich selbst, aber aus irgendeinem Grund tut es ihr weh, dass ihr Verlobter ihr in dieser Beziehung so wenig traut.


    "Ich bin Senatorin. Ich habe einen Eid abgelegt. Ich habe feierlich auf alle Götter geschworen, dass ich immer zum Wohle des Kaisers handeln werde."


    Sie steht wieder auf und geht verstört einige Schritte umher.


    "Mir fehlen die Worte. Glaubst du mir nicht? Glaubst du mir wirklich nicht, dass ich diesen Eid auch einhalten werde, bis an mein Lebensende?"


    Livia bleibt vor Hungaricus stehen und sieht ihm ernst in die Augen.


    "Hiermit schwöre ich von ganzem Herzen, bei allen römischen Göttern, meiner Familie und meinen Ahnen, dass ich nichts mit diesem Attentat zu tun habe und mich auch darüber hinaus an keinerlei Verschwörung oder sonstigen Intrigen gegen den Kaiser beteiligt habe, mich beteilige oder je beteiligen werde."

  • Diese Frau verursachte Kopfschmerzen. Er hoffte, die Götter würden gnädig sein zu ihm sein, auf daß sie zumindest im ehelichen Bette nicht gar so anstrengend und kompliziert sei.


    Livia, liebste... Jetzt echauffiere dich nicht so. Deine Schwurbeteuerung ist völlig fehl am Platz. Ich bin kein kaiserliches Gericht.


    Außerdem: auch Messalina hatte einen Eid abgelegt, was sie wohl nicht daran hinderte, ihr Gfrast... entschuldige diesen Ausdruck, ich meinte natürlich ihrem Sohn Hass auf unseren Imperator einzuimpfen. So alt war der Junge noch nicht, als daß er völlig frei vom Willen seiner Mutter agieren konnte.


    Er setzte sich nieder und nahm einen Schluck von dem ihm vor einiger Zeit dargebotenen Wein.


    Wenn du so nett wärst, würdest du jetzt bitte meine Fragen beantworten? Hatte Messalina ein Geschäft in Rom? Freunde, die sie zu Besuch hatte?

  • Livia atmet tief durch. Inzwischen ist sie wieder einigermaßen ruhig.


    "Bist du nicht? Gerade eben warst du noch mit jeder Faser deines Körpers der mächtige Praefectus Praetorio, den es nur einen kleinen Wink kosten würde, mich in den tiefsten und dunkelsten Kerker Roms werfen zu lassen."


    Sie schüttelt enttäuscht den Kopf.


    "Du setzt meine Treue zum Kaiser also mit ihrer gleich. Hast du mich in all der Zeit, die wir nun schon verlobt sind, die wir in der gleichen Factio waren, die wir einander auf der Rostra begegnet sind, wirklich so wenig kennengelernt?"


    Nun muss sie sich doch wieder setzen.


    "Tut mir leid, dann habe ich das wohl falsch eingeschätzt. Verzeih..."


    Sie besinnt sich kurz wieder und beginnt ihm dann seine Fragen zu beantworten, ton- und emotionslos.


    "Ich weiß nicht, ob sie ein Geschäft hier in Rom hatte. Vermutlich wirst du das über deine Leute ohnehin zuverlässiger herausbekommen können. Sie hat während ihres Aufenthalts hier stets in der Casa Flavia Fimbria, in Ostia gewohnt. In dieser Villa habe ich sie erst ein einziges Mal angetroffen, was allerdings schon lange her ist. Wir haben damals lediglich einige Floskeln der Höflichkeit ausgetauscht, nichts außergewöhnliches. Sie war mit einer jungen Dame namens Octavia Jentia hier. Diese allerdings machte auf mich nicht den Eindruck, als sei sie zu einer gefährlichen Verschwörung in der Lage. Sie schien auch mehr an der Bekanntschaft des Hausherrn interessiert zu sein, als an irgendwelchen Intrigen..."


    Fragend sieht sie ihn an, ob er noch etwas wissen will.

  • Es hämmert, es hämmert, es hämmert...


    Livia, liebste, du weißt ganz genau, daß die Anklage nicht dem Gericht gleichzustellen ist...


    Sein Gusto auf Wein wurde immer größer, doch seinen Wunsch, alles hier in Wein zu ersäufen konnte er sich selber nicht erfüllen.


    Liebste, ich frage mich, ob du mich auch kennst. Wir sehen uns äußerst selten, und ich kann kaum behaupten, daß das irgendjemanden von uns großartig stört. Andernfalls würdest du mich wohl besser verstehen... ach egal.


    Octavia Jentia? Sagt mir nichts. Hast du sie einmal besucht in Ostia oder in Hispania noch? Oder sonst außerhalb des Senats getroffen?

  • "Selbstverständlich kennen wir einander nicht in dem Sinne, Hungaricus..."


    Livia seufzt innerlich. Sie bekommt so langsam den Eindruck, ihr Verlobter verstehe sie mit voller Absicht immer nur falsch.


    "Zumindest besa... besitze ich mittlerweile einen gewissen Respekt vor dir. Das war nicht immer so. Wie dem auch sei - wenn du tatsächlich glaubst, ich wäre schon so weit dich verstehen zu wollen..."


    Die Absurdität dieser Annahme treibt Livia ein kleines Lächeln ins Gesicht und sie wechselt eilig das Thema.


    "Nein, ich kenne diese Frau nicht und habe sie nur dieses eine Mal gesehen."


    Sie seufzt und wendet sich nun endlich dem Klopfen an der Tür zu.


    "Was gibt es denn? Herein!"

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