Wiedersehen zwischen Bruder und Schwester

  • Ich kam mit Gracchus in mein Arbeitszimmer, wo ich normalerweise Gäste empfing, hier hatten auch Männer Zutritt, das es klar vom privaten Bereich des Atriums abgesondert war.


    Wir setzten uns auf die zwei Korbsessel neben einem kleinen Tischchen und ich goss uns Wasser in zwei mit Vestabildern verzierte Becher.

  • Vollkommen überrumpelt war Gracchus der Vestalin, welche seine Schwester war, gefolgt. Schon bei ihrer Umarmung war er nicht mehr aus dem freudigen Lachen herausgekommen und als er ihr nun gegenübersaß und sie musterte, war die Freude noch lange nicht verflogen. So leicht war sie dahin, die lange eingeübte patrizische Ruhe.
    "Es scheint mir, als wäre es erst gestern gewesen, als wir uns trennten. Und doch..."
    Noch immer leicht fassungslos schüttelte Gracchus den Kopf. Aus dem jungen Mädchen war eine wunderschöne Frau erwachsen, die ihn schmerzlich an ihre Mutter erinnerte.
    "Du bist gewachsen, Schwester."
    Er hob eine Hand zum Mund und knetete seine Unterlippe, während er sie weiterhin musterte. Dann schüttelte er wieder den Kopf.
    "Verzeih, bitte. Du siehst mich überwältigt von Gefühlen. Am nächsten Morgen, nachdem du die Familie verlassen hattest, sagte eine der Küchensklavinnen, du wärst nun für die Welt verloren. Ich habe damals nicht begriffen, was sie damit meinte und es noch geglaubt, als unsere Eltern mich nach Achaia schickten."
    Es waren die einfältigen Gedanken eines kleinen Jungen, der nicht verstand, dass es ein Unterschied war, ob die Götter die Lebenden zum Dienst in ihre Tempel holten oder aus dem Leben in die Unterwelt. Und doch hatten diese Gedanken Gracchus nie losgelassen, wie viele Jahre auch vergangen waren und wie viel Wissen er darin angehäuft hatte.
    "Mir kommt es vor, als würde ich erst heute wirklich begreifen, dass du eben nicht verloren bist."

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  • Auch ich war von Freude erfüllt.
    Ja, es könnte gestern gewesen sein, du hast recht.
    Bei den Worten über die Küchensklavin kamen mir fast die Tränen vor Rührung. Und ich sagte fast schluchzend.
    Aber nun sehen wir uns wieder, Bruder. Ach, ich freue mich so sehr. Du hast mir gefehlt. Weisst du, nachdem Mutter gestorben war, haben wir so gut füreinander geschaut.
    Ich machte eine Pause.
    Ich bin noch da, man denkt häufig falsch über den Dienst an Vesta. Ich war ausser mir vor Freude und wir beide genossen die Momente, die wir so sehnlichst erwartet hatten und die nun endlich gekommen waren.

  • Ein sanftes Lächeln kräuselte Gracchus Lippen.
    "Dass du noch da bist wird mir mit jedem Augenblick mehr und mehr bewusst, liebste Schwester. Ich habe die Familie sehr vermisst, als ich in Achaia war. Und auch wenn sich sehr viel verändert hat, so bin ich dennoch froh, wieder hier in Rom zu sein."
    Vor allem nach dem, was in der Ferne alles passiert war.
    "Sag, weißt du Neuigkeiten über unseren Bruder Animus? Außer, dass man schon lange nichts mehr von ihm gehört hat, hatte auch unser Vetter Felix nichts anderes gehört."
    Vielleicht war dies besser so. Gracchus wusste die Christen nicht recht einzuschätzen. Ein weiterer Gott mehr oder weniger störte ihn nicht, doch dass die Christen behaupteten, es gäbe die römischen Götter nicht, dies konnte nach Gracchus Meinung nicht ohne weiteres geduldet werden. Daher war er doch hochgradig entsetzt gewesen, als er den Brief erhalten hatte, dass sein Bruder zum christlichen Bischof von Rom geworden war. Und so sehr er ihn auch mochte, dass er nicht in Rom weilte bedeutete so gesehen auch, dass er nicht für Aufsehen sorgen würde.

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  • Ich lächelte wieder.
    Ja, wir müssen uns einfach öfter sehen, es verbindet uns noch immer so viel.


    Ich hielt inne, ja Animus, er...


    Gracchus, ich möchte unser Wiedersehen nicht trüben, aber, ich muss es dir sagen, Animus ist gestorben.

  • Augenblicklich wandelte sich Gracchus Miene zu einer starren Maske. Sein Blick richtete sich auf eine unsichtbare Welt in weiter Ferne und seine Stimme wurde tonlos.
    "Wann ist das passiert? Und wie?"
    Mit seinem Bruder hatte ihn nicht unbedingt viel verbunden, ihre Ansichten waren öfter gegenteilig gewesen, als dass sie sie geteilt hatten. Und doch, von seinem Tod zu erfahren war wie ein Schlag in den Magen.

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  • Ich war ebenfalls sehr traurig wüber Animus Tod gewesen, auch wenn ich mit seinem Glauben total unzufrieden gewesen war.
    Es passierte im Aprilis des Jahres 102, er wird, wie diese Christen sagen in das Reich ihres merkwürdigen Gottes gekommen sein. Naja, für mich ist er im Elysium, auch wenn er nicht daran glaubte.

  • Gracchus nickte.
    "Ich bin sicher, dass er im Elysium auf uns wartet."
    Und wenn Gracchus selbst einmal soweit sein würde, dann würde er seinem Bruder mit tadelndem Blick entgegentreten um ihm sagen, was für ein Dummkopf er doch war.
    "Doch weder der Tod noch die Christen sind ein angemessenes Thema für diesen Tag."
    Sein Blick wurde wieder sanfter, als er auf Agrippina zur Ruhe kam.
    "Erzähle mir von dir, Schwester. Wie ist es dir ergangen? Geht es dir gut?"

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  • Ja, du hast recht, reden wir von den schönen Dingen des Lebens.


    Ich wartete kurz.


    Würde mich jemand Fragen, was mir an meinem Lben nicht gefalle, so wüsste ich nciht, was ich ihm antworten sollte. Ich bin sehr glücklich, Vestalin zu sein und der Göttin zu dienen. Und wie geht es dir Gracchus, was hast du in der langen Zeit alles erlebt?

  • "Ich bin sehr froh, dass es dir im Dienst der Göttin gut geht und du hier glücklich bist."
    Gracchus nahm den Becher auf, trank einen Schluck Wasser, und betrachtete dann das Bild der Vesta darauf. Eine vorzügliche Arbeit.
    "Anfangs tat ich, was von mir erwartet wurde. Ich vertiefte meine lateinischen Fertigkeiten, lernte Griechisch. Ich lauschte den Ausführungen meines Lehrers über Mathematik, Astronomie und Geschichte. Ich studierte die Schriften der Rhetorik und der Philosophie und ich lernte die Grundlagen des Umgangs mit der Waffe. "
    Er hatte noch andere Dinge mit seinem Lehrmeister vertieft, doch dies brauchte nicht erwähnt zu werden.
    "Achaia gefiel mir. Der vergangene Geist von Weisheit und Größe ist dort noch immer zu spüren, auch wenn das Volk nichts mit den Helden der Sagen oder den alten Denkern gemein hat. Da jedoch auch die heutige Politik dort minderwertig ist, habe ich mich dazu hinreißen lassen, ein wenig in Waren zu investieren. Ein Fehler. Es ging schief, was nur schief gehen konnte."
    Wieder sah er das Bild des toten Sklaven im Garten. Sciurus. Er machte eine wegwerfende Handbewegung und begann seine Unterlippe zu kneten. Die Details wollte er aussparen, denn er wollte seiner Schwester nicht unnötig Sorgen bringen.
    "Zuletzt sah ich keinen Ausweg, als mich in die Hände der Götter zu begeben. Ich legte dem Vater Iuppiter ein Gelübde ab. Würde er mich zurück nach Rom zu meiner Familie bringen, so würde ich den Dienst in seinen Tempeln aufnehmen."
    Seine Lippen kräuselten sich in einem Lächeln.
    "So bin ich nun hier. Zuhause bei der Familie und im Dienst des Iuppiters. Wenn auch zur Zeit noch in Ausbildung im Tempel des Mars."

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  • Es freut mich sehr, dass du ein gebildeter junder Mann bist, Bruder und auch, dass du dich in den Dienst unserer Götter stellst, das ist sehr wichtig.


    Ich nahm auch einen Schluck Wasser.


    Wo wohnst du eigentlich genau?

  • "In der Familienvilla, bei unserem Vetter Felix. Erst war ich ein wenig skeptisch, ob des mir bis dato Unbekannten. Doch er ist ein angenehmer Zeitgenosse und wahrhaft ein echter Flavier."
    Ein kurzes Zögern ließ Gracchus innehalten.
    "Im Übrigen hat er bereits eine Heirat für mich arrangiert. Ich werde eine Claudia heiraten, Claudia Antonia, um die Verbindung zwischen unseren Familien zu bestärken. Die Planungen gehen dahin, dass die Sponsalia noch vor Ende des Monats bekannt gegeben wird. Natürlich werde ich dir eine Nachricht zukommen lassen, wenn es soweit ist."

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  • Das freut mich sher, Bruder, dass du eine Frau gefunden hast, mit der du dein Leben teilen willst.


    Ja, Felix, er war schon immer einnetter Zeitgenosse, schon als wir klein waren....


    Ich schwebte in den wunderbaren Erinnerungen.

  • Von wollen würde Gracchus in diesem Zusammenhang eher weniger sprechen, doch er vermutete, dass seine Schwester es auf die Pflicht gegenüber der Familie bezog.
    "Ich habe sie bereits kurz kennen gelernt. Sie ist eine intelligente, hübsche, tugendhafte junge Frau. Es wird unseren beiden Familien zum Vorteil gereichen. Und ich bin sicher, dass wir uns arrangieren können."
    Bei dem Gedanken kommt ihm der Gedanke, dass die Verlobung schon bald ins Haus steht.
    "Die Verlobung wird im Übrigen am ANTE DIEM XV KAL FEB DCCCLVI A.U.C. (18.1.2006/103 n.Chr.) in der Villa Flavia sein. Ich würde mich sehr freuen, wenn du auch erscheinen würdest."

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  • Ich werde es mir selbstverständlich einrichten, dass ich auch kommen kann.


    Ich sah in Graccus Gesicht ein kleines Zögern. Ich war verunsichert, hatte ich etwas falsches gesagt?


    Gracchus, ist etwas nicht so, wie es sein sollte?


    Ich war etwas besorgt.

  • "Aber nein, es ist alles bestens, Schwester."
    Er blickt sie beruhigend an.
    "Es ist ein einfach ein bedeutendes Ereignis in meinem Leben und ich kann nicht leugnen, dass der Gedanke daran nicht spurlos an mir vorrüber zieht. Ich frage mich natürlich was geschieht, wenn ich ihre Erwartungen nicht erfülle. Was geschieht, wenn ich meine Pflicht nicht erfüllen kann, wenn ich kein guter Ehegatte sein werde?"

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  • "Ich danke dir, Schwester."
    Er nahm den Becher zur Hand, trank und leerte ihn.
    "Es ist Zeit, aufzubrechen, ich werde die Abendstunden mit Studien verbringen. Es war mir eine große Freude, dich wieder zu sehen, Agrippina. Und ich verspreche dir, dass bis zu unserem nächsten Zusammentreffen nicht wieder Jahre vergehen werden."
    Er zog die Mundwinkel leicht nach oben.

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  • Ja, das verspreche ich dir auch Bruder, machs gut in deinem Leben, viel Erfolg, mögen die Götter mit dir sein.
    Wir umarmten uns zum Abrschied, dann sah ich Gracchus noch lange nach, als er fortging. Ich kehrte erst ins Atrium zurück, als seine Gestalt hinter den Tempeln des Forum Romanums verschwunden war.

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