[Ausbildung] Waffentraining

  • Schnell erhob sich Quintus und nahm vor dem Präfekten Haltung an.


    Quintus Duccius Eburnus, Herr, Probatus der Ala II Numidia.


    Verzweifelt versuchte er den Schweiß zu ignorieren, der ihm von der Stirn in die Augen rann. Die Gedanken rasten durch seinen Kopf. Der Präfekt der Ala stand vor ihm, umringt von Offizieren. Er war viel zu zielstrebig auf ihn zugekommen, um nur zufällig hier zu sein. Was hatte Quintus getan? Hatte er sich irgend etwas zu Schulden kommen lassen? War vielleicht aufgefallen, dass er Dinge in weiterer Ferne nicht klar sehen konnte? Hatte man gar beschlossen, ihn deswegen aus der Ala zu entlassen? Selbstverständlich wäre das eine unehrenhafte Entlassung, denn er hatte bei seiner Rekrutierung nichts davon erwähnt. Warum auch, auf dem Schlachtfeld standen die Gegner schließlich nahe genug vor ihm.
    Quintus mied den Augenkontakt mit dem Präfekten. Er straffte sich noch ein wenig mehr und blickte starr geradeaus.

  • Quintus schluckte.


    Ich...


    Er räusperte sich.


    Ich denke, dass ich einen Moment unaufmerksam war, Herr. Die Wucht des Schlages hat mich aus dem Gleichgewicht gebracht.


    In einer Schlacht hätte das meinen Tod bedeutet, dachte er. Der junge Germane schluckte abermals. Worte seines Vaters ertönten in seinem Kopf: Sei stets aufmerksam, trainiere bis der Kampf durch deine Adern fließt, reagiere ohne denken zu müssen, denn wenn du erst nachdenken musst, was du tun sollst, dann bist du tot...

  • Balbus vollendete am Ende von Eburnus' Antwort eine komplette Umrundung und stand nun direkt vor dem Probatus. Er schaute ihn an.


    "Du warst also einen Moment lang unaufmerksam?" fragte er und setzte einen skeptischen Blick auf.


    "Weisst du, was passiert wenn du in einem echten Kampf nur den Bruchteil eines Momentes unachtsam bist?"

  • Ja, Herr. Der Feind wird mich töten, Herr. Ein Soldat darf niemals unaufmerksam sein! Er muss den Kampf sehen, hören, riechen und schmecken. Er muss das Gefecht atmen und die Angriffe des Gegners voraussehen, ehe sie ihn treffen.


    Quintus konnte nicht glauben, dass er das gerade gesagt hatte. Er rezitierte seinen Vater, den einfachen Legionär, vor dem Präfekten der Ala. Wie konnte er solches nur wagen? Der Präfekt wusste all dies und sicherlich noch vieles mehr. Schließlich war er der Kommandant hier, und diese Position erforderte doch garantiert wesentlich mehr Wissen als sein Vater Evax es ihm je beigebracht hatte...

  • Balbus fand zwar, dass der Probatus mit seinen Ausführungen ein klein wenig übertrieb, aber dennoch nickte er.


    "Doch vor allem solltest du bedenken, dass du nicht nur für dich die Verantwortung trägst." Er hob die Stimme. "Das gilt für euch alle. Jeder von euch trägt Verantwortung für seine Kameraden. Wenn einer von euch im Kampf unachtsam ist, wird der Feind nicht nur diesen einen töten, sondern auch jeden eurer Kameraden. Also denkt immer daran: ihr seid hier nicht allein, sondern ihr seid eine Einheit, eine Familie, und jeder hat auf den anderen aufzupassen."

  • Jawohl, Herr.


    Quintus entspannte sich innerlich ein wenig. Er hatte das Gefühl als holte er zum ersten mal wieder Luft seit der Präfekt aufgetaucht war. Seinem Übungspartner war inzwischen das hämische Grinsen vergangen. Quintus nahm sich fest vor, in der nächsten Runde der Überlegene zu sein. Besser als dieser eher schmächtige Gallier focht er allemal...

  • Sim-Off:

    Als ob ich's nicht geahnt hätte... 8o


    Ungläubig sah Quintus den Präfekten an. Wie sollte er einen erfahrenen Offizier...? Aber da fiel ihm etwas anderes ein, das sein Vater stets gesagt hatte:


    Es macht keinen Unterschied, wer vor dir steht, ob Offizier, Soldat oder Zivilist, alle bergen zunächst dasselbe Risiko. Es gibt Zivilisten, die wesentlich gefährlicher sind als langgediente und erfahrene Soldaten!


    Quintus sah die Haltung seines Gegenübers abschätzend an. Der Präfekt hatte eine niedrige Verteidigung gewählt, die ihm erlaubte, seinen Körper und seine Beine gleichermaßen zu schützen. Kopf und Hals waren momentan ohne Deckung, aber je nach dem wie schnell der Offizier war, konnte er das Holzschwert auch hochreißen, um einen Angriff auf diese Stellen abzuwehren.
    Quintus ließ die Waffe um seine Hand kreisen, einmal, zweimal. Die ursprüngliche Übung hatte einen Kampf auf engem Raum oder im späteren Verlauf einer Schlacht simulieren sollen und hatte daher ohne Schild stattgefunden.
    Der junge Germane ging schließlich mit einem "Jawohl, Herr!" in eine Angriffsposition, die dem Gegner das Schmale seiner linken Seite zuwandte. Sein Gewicht verteilte sich gleichmäßig auf beide Beine, mit denen er ein wenig in die Knie gegangen war.


    Er stieß nach vorn, fintierte links oben im Bereich der Schulter des Präfekten an, ließ dann blitzschnell die "Klinge" der Übungswaffe unter seinem eigenen Arm durchkreisen, um letztlich den rechten Oberschenkel anzugreifen...

  • Sim-Off:

    Irgendwie muss ein Praefect doch auch mal Spass haben ;)


    Als Eburnus zustiess, machte Balbus mit dem linken Bein einen kleinen Schritt zurück, so dass seine Schulter aus der Stosslinie war, da er vermutete, dass diese Stelle nicht unbedingt das wirkliche Ziel war, brachte er gleichzeitig sein Schwert vor seine rechte Hüfte um eventuelle dort platzierte Schläge abzuwehren. Die Klinge schnellte nach unten und vor sein Bein.

  • Mit einem lauten Knacken trafen die Holzklingen aufeinander. Von beiden Seiten war viel Kraft und Wucht in diese erste Aktion gelegt worden.
    Quintus federte zurück, der Präfekt war gut im Training. Wenn er einen Treffer landen wollte, musste er schnell, präzise und unerwartet sein. Dies ließ sich am ehesten bewerkstelligen, indem er das Tempo erhöhte. Dies wiederum würde aber zulasten seiner eigenen Verteidigung ausfallen. Der Weg der Mitte sollte wohl der weiseste sein.
    Mit schnellen aber nicht hastigen Bewegungen stieß der Probatus erneut vor, ließ die Klinge hierhin und dorthin zucken, fintierte, wirbelte die Übungswaffe mal oberhalb und mal unterhalb seines eigenen Armes entlang, um deren Richtung schnell und plötzlich zu ändern.
    Er hoffte durch eine Vielzahl von Stichen und "Schnitten" wie ein Hornissenschwarm auf den Offizier einzudringen, vernachlässigte dabei aber seine eigene Deckung nicht.
    Langsam erhöhte Quintus das Tempo, während das Klacken der aufeinander treffenden Holzschwerter über den Übungsplatz schallte und stetig lauter wurde...

  • Hätte der Probatus sich im Vorfeld ein wenig mit dem Werdegang seines Praefecten beschäftigt, hätte er gewusst, dass Balbus ein altgedienter Infanterist und daher im Umgang mit dem Schwert durchaus geübt war. Doch natürlich war Balbus auch der Ältere und würde daher sicherlich auch schneller schlapp machen.
    Doch bisher sah es danach nicht aus. Die meisten Schläge und Stiche des Probatus wehrte Balbus mit seinem Schwert ab oder wich ihnen aus. Natürlich steckte er dabei auch den einen oder anderen kleinen Stoss ein, doch waren die von minderer Bedeutung.
    Er hielt sich vorerst nur in der Defensive und bewegte sich nur hin und wieder ein oder zwei Schritte in die eine oder andere Richtung. Der Grossteil seiner Aktionen beschränkte sich darauf Schläge abzuwehren. Doch wer wusste schon, wie lange sich das noch so verhalten würde, schliesslich konnte Balbus jederzeit zum Angriff übergehen.

  • Sim-Off:

    Ich hab mir den Werdegang angeschaut, sehr beeindruckend, aber Quintus kann das alles ja nun nicht wissen, oder? Also wird der arme Kerl sein Bestes geben, nur um am Ende dann doch wieder auf dem Hosenboden zu landen... ;)


    Quintus wusste nicht, ob die Leichtigkeit, mit welcher der Präfekt die Mehrheit seiner Attacken abwehrte, nun gespielt war oder ob es für den Offizier tatsächlich so einfach war, wie es den Anschein hatte. Der Probatus erhöhte den Druck weiter und zwang den Präfekten nun in eine Bahn, auf der die beiden Kontrahenten einander langsam umkreisten.


    Irgendwo am Rand seiner Wahrnehmung konnte Quintus das Johlen der Männer hören, die ebenfalls noch hier auf dem Übungsplatz waren. Eine dunkle Wand im Hintergrund des Präfekten verriet ihm, dass sie einen Ring um die beiden Streiter gebildet hatten. Auch meinte er das Klimpern und Klingeln von Münzen wahrzunehmen.


    Der junge Germane trieb nun auch den viel erfahreneren Römer vor sich her, nur um gleich darauf zurückgetrieben zu werden. Das Hin und Her war wie das Wogen einer Brandung, genauso kraftvoll und ebenso unberechenbar. Gerade schien es, als könne Quintuns endlich die Oberhand gewinnen - mit einer geschickten Kombination aus einem Aufwärtshieb, einer Klingenkehre unter seinem Arm hindurch nach innen und einem festen Seiten hieb war es ihm gelungen, eine Lücke in der Deckung des Römers zu öffen - als der Präfekt einfach einen Schritt entgegen der Drehrichtung der beiden Kämpfer machte und so den Ausfall des Probaten ins Leere laufen ließ...

  • Sim-Off:

    Hab ich auch net gesagt, oder? Wobei unter Soldaten sicherlich auch mal darüber gesprochen wird, wodurch sich der Kommandant den Posten verdient hat ;)


    Balbus gefiel es zwar eigentlich nicht, dass der Probatus ihn in eine Kreisbewegung hinein zwang, doch gab es sicherlich schlechtere Situationen. Eine solche Situation ergab sich dann auch für den Probatus als dessen Stoss ins Leere ging. Balbus beschloss, an diesem Punkt seine Taktik zu ändern und in die Offensive zu gehen.
    Er nutzte die Gelegenheit und brachte sich mit einem etwas grösseren Schritt an die Seite des Probatus. Ein schneller Vorstoß des Schwertes touchierte den Probatus an seiner Seite und wurde von einem ähnlich schnellen Hieb auf den Arm gefolgt.

  • Der Ausfall war ins Leere gegangen, und gleich darauf spürte Quintus einen harten Schlag gegen seine Seite, dem ein weiterer Treffer am Arm folgte. Beinahe hätte er das Gleichgewicht verloren, aber im letzten Moment konnte er sein Gewicht verlagern und blieb stehen.
    Der Germane keuchte, er hatte den Präfekten eindeutig unterschätzt. Noch war aber nicht alles verloren. Geschickt fing er den nächsten Stoß seines Gegners mit der Holzklinge ab, drehte sich in den Bewegungsraum des Präfekten hinein und stieß mit dem freien Ellbogen nach hinten. Er hatte es auf den Körper des Offiziers abgesehen, erwischte aber nur dessen freie Hand, mit welcher dieser den Ellbogenstoß abgefangen hatte.


    Die umstehenden Männer johlten nun immer lauter. Man hätte meinen können, in einer Gladiatorenarena zu sein und nicht auf dem Übungsplatz der Ala II Numidia. Immer wieder wurden den Kämpfern Aufforderungen und Hinweise zugerufen, die Stimmung war ausgelassen.


    Quintus hätte aus seiner Position nach hinten nachsetzen und den Präfekten so vielleicht zu Fall bringen können, stattdessen drehte er jedoch seine Waffe über den Arm des Offiziers weiter, um diesen so zu entwaffnen. Im selben Moment aber stieß jener den Probatus von sich. Die Übungswaffen verhakten sich und wirbelten im hohen Bogen in die Luft.
    Quintus aber strauchelte und fiel nach vorn. Im allerletzten Moment warf er sich zu einer halbherzigen und verunglückten Rolle herum und blieb direkt vor den Füßen des Decurio Tubero liegen, der ihn sofort anbrüllte wieder aufzustehen.
    Quintus blickte zum Präfekten herüber, der gerade beide Holzschwerter auffing...


    Sim-Off:

    Ich hoffe mal, das ist dann jetzt nicht zuviel Action für Balbus, aber ich denke, er ist ganz froh mal von seinem Schreibtisch wegzukommen, oder? ;)

  • Sim-Off:

    Der arme alte Kerl *g*


    Balbus war mit sich selbst zwar nicht ganz zufrieden, merkte er doch, dass er ein klein wenig aus der Übung war, konnte sich einen kurzen Moment des Siegesgedanken jedoch nicht verkneifen.
    Wie er da stand, mit den beiden Übungsschwertern, schaute er kurz zu den Umstehenden Männern und dann zu seinem Gegner, der gerade vom Decurio angebrüllt wurde. Mit einer Handbewegung brachte er Tubero zum Schweigen, was dieser natürlich sofort tat. Balbus übergab die beiden Übungsschwerter einem in der Nähe stehenden Mann und ging einige Schritte auf Eburnus zu.


    "Wäre dies ein Kampf gegen einen Germanen gewesen, so könntest du jetzt deinen Frieden mit den Göttern schliessen." sagte er an Eburnus gerichtet.
    "Was glaubst du, warum du erneut verloren hast?"

  • Langsam rappelte sich Quintus auf. Obwohl er es zu verbergen versuchte, konnte man ihm doch die Schmach ansehen, die ihm das jähe Ende des Kampfes bereitete.
    Schwer atmend nahm er Haltung an.


    Du warst mir weit überlegen, Herr. Hinzu kam, dass mein letztes Manöver nicht den erwarteten Ausgang hatte.


    Nicht den erwarteten Ausgang... pah! Er hatte sich vor versammelter Mannschaft blamiert, so sah es aus. Es wäre sinnvoller gewesen, zunächst die eigene Position so zu verändern, dass er dem Gegner einen stabileren Seitenstand zugewandt hätte. Dann wäre immer noch genug Zeit gewesen, den Präfekten zu entwaffnen.
    Innerlich scholt sich Quintus selbst ob seiner Ungeduld...


    Sim-Off:

    Tja, man kann halt nicht alles haben. Aber ein Sieg gegen Balbus wäre doch auch höchst unrealistisch gewesen. Auf diese Weise ist es wenigstens nur peinlich und nicht vernichtend... hehe... ;)

  • Sim-Off:

    lol :schwert:


    Balbus nickte leicht. "Überlegenheit allein ist allerdings nicht ausschlaggebend. Man kann auch einen überlegenen Gegner besiegen, wenn man aufmerksam genug ist und seine Schwächen findet. Denn jeder Mensch hat Schwächen."


    Balbus richtete seine Aufmerksamkeit auf die Männer, die noch immer gaffend auf dem Platz rumstanden. Nach einem kurzen Handzeichen an die auf dem Platz verantwortlichen Offiziere bellten diese sofort Befehle über den Platz und trieben die Männer zurück zu ihren Übungen. Nur Eburnus konnte noch nicht aufatmen, denn er musste erstmal hier bleiben.


    Balbus wandte sich wieder an den Duccier. "Probatus, du hast Glück dass du hier bei der Reiterei bist, denn da hast du noch ein Pferd unter dem Hintern dass dir zum Vorteil gereichen kann."

  • Eigentlich hatte Quintus immer gedacht ein recht guter Kämpfer zu sein. Sein Vater hatte ihm von Kindesbeinen an alles beigebracht, was er selbst im Dienst der Legionsreiterei erlernt hatte, und mit zunehmendem Alter war der junge Germane stets geschickter und stärker geworden, bis er zuletzt seinem Vater ebenbürtig gewesen war. Und hatte der Kampf mit dem Duplicarius Romanus während der Lagerübung im letzten Herbst nicht gezeigt, dass er es auch mit einem jungen Soldaten, der im Training und unter Waffen stand, aufnehmen konnte?
    Quintus straffte sich, als der Präfekt ihn wieder direkt ansah. Selten hatte er einen Mann so ernst dreinblicken gesehen. Eine gewisse Aura dunkler Geheimnisse legte sich um den Offizier, was diesen noch einschüchternder und ehrfurchtgebietender erscheinen ließ.


    Jawohl, Herr!


    Oh ja, ein Pferd war eindeutig ein Vorteil, denn das hatte Quintus schon immer am besten gekonnt: reiten. Der Umgang mit Pferden war ihm fast mehr vertraut als der mit Menschen. Aufgewachsen auf einem Pferdehof mit Schmiede, hatte er schon als Säugling in den Ställen gespielt...


    Aus diesem Grund bin ich zur Ala gekommen, statt zur Legion zu gehen, setzte er halblaut hinzu. Vom Rücken eines Pferdes aus macht man einfach weniger Fehler.

  • Balbus hörte den leise dahin gesagten Satz und musste Lachen. "Eine wirklich gesunde Einstellung." sagte er. Dann wandte er sich an Tubero, der nach einer kurzen Wiederholung des Gesagten auch anfing zu lachen. Sie lachten nicht über den Duccier sondern eher mit ihm.


    Balbus hörte auf zu lachen und fast zeitgleich verstummte auch der Decurio.


    "Probatus, wenn du dir die Ala gezielt aus solchen Gründen ausgesucht hast, dann kannst du mir doch bestimmt auch sagen, wo die Unterschiede zwischen der Ausrüstung eines Eques und der eines Legionarius ist?"

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