Casa Germanica - Atrium

  • "Wer weiß wer weiß...." brummte er in seinen Bart und schweifte ab, um sich vorzustellen, wie es wäre, wenn sie einfach da bliebe. Ihre flinken Hände ließen ihn aber sehr schnell zurückkehren und auch er nahm sich eine der doch recht teuren Datteln.


    "Mußt du ja auch nicht, wozu gibt es Sklaven... wieviele nennst du eigentlich persönlich dein Eigen, also ich meine nicht all die, die in der Casa Decima dafür Sorge tragen das es Warm, Sauber und gut gelüftet ist und auch nicht die, die so Tag ein Tag aus den Tisch voll halten, sondern jene, die ganz allein dir gehören und somit irgendwann auch hier sein werden. ?"

  • "Da gibt es nur einen, Ambrosius. Er ist ein fantastischer Sklave und ihn werde ich auch um nichts in der Welt hergeben. Er kann wunderbar massieren, kennt die Rezepte aller Peelings und Cremes dieser Welt, schafft es, das Badewasser genau mit der richtigen Temperatur einzulassen, weiß genau, welche Kleider mir stehen, weiß, welche Schuhe und Farben in Mode sind, sagt es offen und ehrlich, wenn etwas nicht gut aussieht und erinnert mich dazu noch an alles, was ich nicht vergessen darf." fängt sie an zu schwärmen.


    "Er war ein richtiger Glücksgriff, nicht gerade billig, wenn auch nicht so teuer, wie er eigentlich wert ist. Wahrscheinlich konnte ich ihn mir nur leisten, weil er in Hispania auf den Markt gekommen ist. Und Ambrosius reicht mir auch. Mehr brauche ich normal nicht."

  • "Nur ein Sklave?" er blickt sie ungläubig an. "Das ist doch nicht genug für eine Frau wie dich. Wie lange wird er wohl brauchen, dich für einen Empfang mittleren Status herzurichten?"


    Und wieder findet eine dieser leckeren Datteln den Weg in seinen Mund.

  • Sie blickt ihn aus zusammengekniffenen Augen an. "Du meinst also, man bräuchte so lange und so viel Aufwand, um mich herzurichten?" Kurze Zeit schafft sie es noch, ihren Blick beizubehalten, dann fängt sie leise an zu kichern.


    "Es ist ja nicht so, dass Ambrosius der einzige wäre, dem diese Aufgabe zufällt. Ich hatte noch nie ein Problem damit, die gesamte Sklavenschaft des Hauses für mich einzuspannen, wenn es nötig ist. Aber du fragtest nach den Sklaven, die ganz allein mir gehören und dies ist nuneinmal nur Ambrosius."


    Kurz denkt sie daran, wie oft sie Meridius früher gebeten hatte, ihr eine Sklavin zu schenken. Doch es ist einer der wenigen Wünsche, die ihr Bruder ihr bis heute abgeschlagen hat, aus welchen Gründen auch immer.

  • "Na du weißt ganz genau wie und was ich meine, schon unsere Toga ist so unhandlich, das man sie nur mit drei bis vier Sklaven über den Körper gelegt bekommt, wie soll sich dann ein so edles Kleid über deinen anmutigen Körper mit nur einem Sklaven legen lassen? Aber du hast Recht ich hab dich nach deinem Leibsklaven gefragt."


    Nimmt sich etwas von dem Huhn, was soeben aufgetragen wurde. Auch die Scheiben vom Knoblauchbrot duften lecker.


    "Du kommst sicher öfter als ich über den Markt, hast du bereits etwas von den Spielen der jetzigen Aedile gehört oder angeschlagen gesehen? Mir schwant es gar, das sie ihr Versprechen wieder zu den Urtypischen Spielen zurückzukehren vergessen haben und statt dessen garnichts veranstalten."

  • Bedauernd den Kopf schüttelnd nimmt sich Lucilla ein Stück Brot. "Nichts, nichteinmal eine Ankündigung. Mir scheint es, dass eine Amtszeit zu lange geht. Was sie zuvor auf der Rostra versprochen haben, das haben sie am Ende ihrer Aedilität schon längst vergessen. Man sollte den Cursus Honorum umkrempeln und die Spiele als Voraussetzung zur Kandidatur machen. Alle Aedil-Kandidtaten veranstalten Spiele und denjenige, der die Prächtigsten und Besten bietet, den wählen wir dann hinterher. Das währe wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, wie das Volk zu seinem Recht kommen würde."


    Sie isst das Brot, während sie weiter über die Sache nachdenkt. Schließlich blickt sie auf. "Versteh mich nicht falsch, die Kontrolle der Wirtschaft ist natürlich sehr wichtig. Ich profitiere schließlich auch davon, wenn Preise, die den Markt ruinieren, mit hohen Strafen belegt werden. Und trotzdem, wenn ich es mir nicht leisten kann, Spiele auszurichten, dann sollte ich nicht zum Aedil kandidieren." Lucilla ist ihrem Bruder heute noch böse, dass auch er sich ohne Spiele durch das Aedilen-Amt hindurchgeschmuggelt hatte. Wenigstens hat ihr Cousin Livianus die Familienehre anschließend noch halbwegs mit den Spielen retten können, die er gemeinsam mit Tiberia Livia veranstaltet hatte.


    "Wer kandidiert für die nächste Amtszeit? Zum Aedilis Curulis irgendein Aurelier, nicht wahr? Sein Name sagt mir leider gar nichts. Kennst du ihn? Und zum Aedilis Plebeii Senator Helvetius Geminus. Bei ihm kann ich mir gut vorstellen, dass er genügend Sesterzen für große Spiele bei Seite gelegt hat. Ich hoffe es zumindest, es gab schon zu lange keine guten Gladiatorenkämpfe oder spannende Wagenrennen mehr." Seufzend greift sie zu ihrem Weinbecher.

  • "Naja aus welchem Grunde hat man denn die Spiele eingeführt, ich meine zu denken, es war ein Kalkühl das Volk damit zu beeindrucken und sie Tage vergessen zu lassen, an denen die Horden der Urbaner angeführt von den amtierenden Aedilen die Straßen nach kleinen und größeren Gaunern durchkämmten. Stellt sich nun ein Aediles vorerst nichtmehr zur Wahl auf, oder hat es auch nicht in Zukunft vor wird er sicher sein gerafftes Geld beisammen halten und das Volk schmachten lassen, sicher zieht es ihn zudem in einen entfernte Provinz fort. Ich denke das wäre ein möglicher Grund, warum unsere beiden Aedile sich nicht mehr an ihre großartigen Reden erinnern wollen."


    Beißt erstmal in das Huhn und schweigt für den Moment, bis er das Stückchen gut gekaut und hinunter geschluckt hat.


    "Senator Helvetius Geminus hat sicher aus seiner Palastzeit die eine oder andere Sesterze beiseite geschafft, ich wundere mich ja immer ihn in den neusten Kleidern zu sehen... und das als unterbezahlter Staatsankläger. Die Wege des Geldes sind zu unergründbar, wie die Ideen, die manche Kandidaten hegen, denn auch ich kenne diesen Aurelier nicht, weder hab ich ihn vorher in der Quästur glänzen sehen, noch erinnere ich mich daran, das er ein großes Amt ausfüllte. Aber einige Patrizier gehen ja davon aus, das der Schlüssel ihrer alten Abstammung jede Türe öffnet, dabei haben sie sich den Rang Patrizier einst selbst gegeben und schon das zeugt von Hochmut... der immer kurz vor dem Fall kommt." :D


    Knappert an einer Olive herum, um dann nochmals auf Geminus zurück zu kommen.


    "Wer weiß, was Geminus sich diesmal einfallen läßt, um die Amtszeit ohne ein wirkliches Zeichen an Arbeit zu überstehen. Aller guten Dinge sind ja drei Auftritte..." 8)

  • Ebenfalls ein Stück von dem knusprigen Huhn verzehrend grübelt Lucilla eine Weile vor sich hin.


    "Welche Spiele hast du eigentlich ausgerichtet? Ich kann mich gar nicht an deine Amtszeit als Aedil erinnern. Das war sicher vor meiner Zeit in Rom..." Sie spült mit einem Schluck Wein nach.


    "Ich denke gerade Prudentius Commodus wird als strenger Aedil in den Köpfen der Menschen bleiben. Ob man ihn wieder wählen würde? Daran scheiden sich wohl die Geister, müsste ich mir doch selbst auch überlegen, was für mich mehr Gewicht hat: Preisstabilität und kontrollierte Wirtschaft oder große Spiele." Wahrscheinlich wäre es nichteinmal so schwer zu entscheiden, hängt Lucillas Wohl doch nicht von ihren Einkünften ab, welche sie über die Betriebe erwirtschaftet. "Flavius Felix Amtszeit wird man dagegen wohl einfach nur vergessen. Er hat sich geschickt im Hintergrund gehalten. Und wird er eines Tages im Cursus Honorum fortfahren, so wird man sich nur noch daran erinnern, dass er die erforderliche Laufbahn vorweisen kann."


    Eine Olive später fährt sie fort. "Gar nicht so ungeschickt, wenn man so darüber nachdenkt. Mir scheint es fast, dass man den Cursus Honorum heutzutage recht einfach durchlaufen kann. Vielleicht sollte ich mir doch noch einmal überlegen, in die Politik einzusteigen." Sie grinst breit und greift zu einer weiteren Olive.

  • Die Stelle die sie mit dieser Frage traf war bereits seit vielen Jahren verheilt und so sagte er nur:


    "Ich war jung, arm und gierig auf das Amt, ich konnte es mir nicht leisten und habe den Weg des "bösen" Aediles gewählt. Naja danach pausierte ich sehr lange, so das man meine Taten wohl vergaß, denn immerhin erinnerte man sich nicht wieder daran, sondern gab mir genügend Stimmen für die Praetur." Er grinste sie an und trank einen Schluck.


    "Es wird immer so sein, das es einen Aedilen mit Tatendrang und einen weiteren im Schattendasein gibt. Das war schon immer so und ist bei den höheren Ämtern eigentlich nicht anders. Nur leider hat in den letzen Jahrzehnten die Begeisterung für die Politik etwas nach gelassen. Man läßt sich zum Senator erheben und verschwindet dann auf eine vorgewärmte Kliene... naja sollte man mir das Vertrauen geben Consul zu werden, sehe auch ich ersteinmal einen Gipfel erreicht und wüßte nicht, ob ich erneut für ein Amt im Cursus Honorum antreten würde.


    So ist es eben das römische Reich, uns fehlen einfach die jungen Wilden mit Geist und Verstand."

  • Lucilla schmunzelt vor sich hin. "Dann scheint es ja tatsächlich zu funktionnieren. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass auch ich unserem Praetor meine Stimme gegeben habe, ohne weiter nachzuforschen, ob er seine Spiele zuvor gewissenhaft ausgerichtet hatte." Sie seufzt übertrieben theatralisch und zuckt mit den Schultern. "Ich bin wohl keine gute römische Bürgerin und ich fürchte, ich werde nie eine gute sein."


    Sie nimmt sich noch ein Stück Hühnchen, beißt genüsslich hinein und denkt über Avarus Worte nach.


    "Und du glaubst, die jungen Wilden mit Geist und Verstand könnten etwas ändern? Man würde sie doch nicht wählen. Niemand würde sie kennen, sie hätten für die Wohlhabenden unbequeme Vorschläge und in ihren Köpfen Gedanken, wie sie den Senat schwächen und das Volk stärken können." Sie schüttelt den Kopf. "Von diesen gab es schon genug. Und selbst wenn sie gewählt wurden, am Ende landen sie doch in der Senatorentoga auf einer Kliene. Nein, ich fürchte das System an sich birgt einen Fehler, einen Fehler, der letztendlich schon in unserem Leben begründet ist. Sind wir jung, voller Tatendrang und voller Ideen, fehlen uns die Weisheit, die nötige Besonnenheit und die notwendigen Mittel. Sind wir dann alt und weise, ruhen wir uns auf unserem Leben aus und sehen keine Notwendigkeit mehr für Veränderungen."

  • "Hm das System krankt also daran, das man das Leben lang schuftet, um sich dann auf seinem erwirtschafteten Geld auszuruhen?
    Nein ich glaube nicht, das es daran liegt vielmehr fehlt es an Burschen, die den Traditionen gewachsen sind. Nur mit Vorschlägen zu kommen, die ihrer eigenen Situation angepasst sind reicht einfach nicht, man würde sich auf den Foren rhetorisch auseinander setzten und doch nichts ändern, weil der Mensch ein Wesen ist, das Reichtum und Ruhm dem Allgemeinstatus des einfachen Wesens vorzieht. Rom hat schon seit Anfangszeiten wenige Größen hervor gebracht, diese haben das Reich von dato geführt und vergrößert, ausgebaut und wirtschaftlich stark gemacht. Die jungen Wilden könnten etwas ändern, jedoch nur, wenn sie sich dem System unterordnen und es nicht neu erfinden wöllten. Genau das ist das Problem, mit dem Rom seit einigen Monaten kämpft.


    Ein simultaner Aufbruch sollte es sein, doch ist es vielmehr ein ruckartiges Wenden und Hervorbrechen. Kontinuität erreicht man dadurch nicht, genauso wenig wie Ansehen und Glaubwürdigkeit.


    Wenn ich persönlich die Kraft dazu hätte, würde ich versuchen dem Senat und dem Kaiser die Macht zurückzugeben, die sie einbüßten in den letzten Monaten oder gar Jahren. Überall spriest ein neues Gesetzchen, eine Verordnung oder eine Weisung und in jeder gibt man dem kleinen Provinzbeamten, Vorsteher, Bürgermeister, Magistrat ein wenig mehr Verantwortung und entzieht es dem Senat. Dieses Kleinbürgertum wird uns das Genick brechen, sollte es einmal perfektioniert sein. Ansich haben die Provinzbeamten genug mit der Verwaltung zu tun, vorallem die ganzen unbequemen Arbeiten werden nicht oder nur ungenügend bedient. Anstatt sich dessen zu widmen, legen sie sich lieber eine neue Verordnung auf und säuseln dazu solange die Ohren ihrer Senatoren voll, bis diese nach Rom kommen und den Senat durcheinander wirbeln.


    Am Ende will ich diese Kraft garnicht aufbringen... sondern naja Mensch sein." :D


    ... und greift bestätigend zum Wein.

  • Lucilla lacht. "Wie recht du doch hast. Ich erinnere mich noch gut an meine Zeit in der Verwaltung und der Provinzcurie in Hispania. Vor lauter Selbstverwaltung kam man nicht zum eigentlichen Arbeiten, jede Aktion musste abgestimmt werden und wenn man nicht selbst etwas in die Hand nahm, dann verlief es im Sand. Das war einer der Gründe, warum am Ende ich für den Bau der Bibliothek verantwortlich war - als Scriba. Daher schätze ich das Amt des Praefectus Vehiculorum so sehr. Wenn Handlungsbedarf besteht, dann handle ich - und lasse es mir hinterher absegnen und wenn es nicht gut war, dann trage ich eben die Konsequenzen."


    Sie seufzt ein wenig. "Ich fürchte jedoch, auch die jungen Wilden, die sich dem System unterordnen, könnten wenig gegen diese Situation ausrichten. Denn wieder bestünde das Problem darin, dass sie nicht gewählt werden würden. Wer von den Provinzbeamten, Vorstehern und Magistraten würde sie wählen, wenn am Ende für sie eine Einschränkung ihrer Befugnisse stünde?"

  • "Naja sie könnten sich zumindest an den Patron wenden, wenn dieser ein Staatsmann voll Ehre und Kalkühl ist, würde er schon dafür sorgen.


    Alles Andere, wie die Geschichten mit den Volkstribunalen beendet wohl nur den Erfolgsweg bevor er begonnen hat, als das der junge Mann sich wirklich einbringen kann.


    Die Sache mit dem Senat sollte dieser selbst regeln, wenn er es nur täte. :(
    Was nützt ihm eine Senatorenscharr in der Provinz? Sollte es nicht ausreichen, wenn die LAPP's und Proconsulis dem Stand des Senats angehören? Reicht es nicht das sie ihn informieren und seine Weisungen weiter tragen? Was nützen uns Senatoren, die in Germanien jagen gehen? Nein ein römischer Senator hat in Rom zu wohnen, genau dort, wo er dem Senat dienen kann."


    Greift zu den Trauben...


    "Sind diese Probleme einmal gelöst, ist es dem Provinzlern nicht mehr möglich sich in die Geschäfte des Senats einzumischen und es sollte ein Leichtes sein, die Spreu vom Weizen zu trennen, also den wirklich guten Römern eine ausreichende Chance zu geben, ROM zu dienen."

  • Lucilla ist froh, dass sie kein aufstrebender Politiker ist und sich weder um Stimmen noch einen Patron kümmern muss. Alles in allem wäre ihr das alles viel zu aufwendig und sie bleibt viel lieber 'Mensch'.


    Eine Weile sinniert sie über die Senatoren, welche in Germania jagen gehen, doch es fällt ihr nur einer ein, der damit gemeint sein könnte. Um in keine Zwickmühle zu geraten, übergeht sie das Thema großzügig und nimmt sich ebenfalls ein paar Trauben um die entstandene Stille auszufüllen.


    Schließlich, nachdem die Trauben genüsslich verzehrt worden sind, nimmt sie das Thema doch noch einmal auf. "Ich befürchte, was den Senat angeht, kann ich nicht mitreden. Bis auf das, was in der Acta steht, bekomme ich nicht wirklich viel davon mit. Dennoch würde ich dir zustimmen, dass der Senat sich auf seine Aufgaben hier in Rom besinnen sollte, wenn er dies denn nicht tut."

  • "Naja der Senat muß sich nicht besinnen meine Liebe, die Senatoren müssen es. Aber mich macht diese müßige politische Diskussion müde, lass uns von erfreulicheren Dingen reden, als dem alltäglichen Verdruss."


    Sein Becher wird nachgeschenkt, während er noch etwas vom Hühnchen nimmt.

  • "Gerne." Auch Lucilla greift sich noch ein Stück Hühnchen und überlegt sich erfreulichere Dinge. So recht will ihr jedoch nichts in den Sinn kommen. Über Spiele hatten sie bereits gesprochen, über die Acta-Erhebung ebenfalls, die Arbeit empfand Avarus nicht als erfreulich, die Politik ebenso wenig. In der Familie gab es keine besonderen Vorkommnise, die letzten Preise auf dem Markt waren nicht spektakulär gewesen und eigentlich ist in letzter Zeit auch nichts Besonderes in Rom vorgefallen.


    "Worüber würdest du gerne reden?" :D

  • Er läßt sich das zarte Fleisch auf der Zunge zergehen, eigentlich könnte er froh sein in Rom zu leben, doch irgendwie beschleicht ihn bei diesem Überfluss immer das Gefühl der Heimat und ihren Eigenheiten, was auch ein leerer Tisch bedeuten konnte.


    "Wie sieht es mit uns aus? Die Zukunft und die Wünsche, die du hegst mit der Verbindung in ein römisch-germanisches Geschlecht."


    Durchaus belustigt hatte er Mühe seine ernste Miene aufgesetzt zu lassen, doch es gelang.

  • Ein Funke von Schalk schleicht sich in ihren Blick. "Ich bin noch dabei herauszufinden, was ein römisch-germanisches Geschlecht von einem rein römischen unterscheidet. Ist es die Mischung aus imperialer Hochkultur und germanischem Barbarentum? Oder ist es der wilde Germane, der in jedem von euch steckt? In diesem Fall muss ich mir wohl nicht allzu viele Sorgen machen, dein Auftreten lässt nicht zu wünschen übrig und den römischen Staatsmann mimst du sehr gut." Sie verkneift sich ein Lachen und kichert nur leise.


    "Aber im Ernst, ist es so ein großer Unterschied zu einem römischen Geschlecht sein?Wie sehr fühlst du dich der germanischen Kultur verbunden, wenn man überhaupt von Kultur sprechen kann?"


    In Lucillas Vorstellung herrscht das Bild eines düsteren, dunklen Germaniens vor. Der Himmel ist dort immer dunkelgrau, die Sonne kommt kaum einmal hinter den Wolken hervor. Die Farbe der Wälder ist fast Schwarz, ebenso die der Flüsse. Die römischen Siedlungen sind kleine Hochburgen der Kultur, doch außerhalb ihrer Stadtmauern tobt noch immer das Chaos, streifen die Barbarenhorden umher und opfern ihren blutrünstigen dunklen Göttern.


    Nachdenklich schaut sie Avarus an. Sicherlich prägt es einen Menschen, in solch einer Umgebung aufzuwachsen.

  • "Alles hat seine Vor- und Nachteile, die germanischen Wälder mögen in den Südländischen oder Hispanischen Augen dunkel und furchterregend sein, ist man aber lange dort gewesen, aufgwachsen oder wohnhaft, findet man durchaus seine Reize daran. Im Sommer hält man es in Rom kaum aus, auf den germanischen Weinhängen hingegen braust immer ein kühles Lüftchen durch. Auch sind die Wiesen grüner und das Wasser der Berge schmeckt besser, als diese Plämpe hier in Rom. Warum trinken die römischen Mannen wohl mehr Wein als Wasser? Um Baccus den Gefallen zu tun, oder weil man das normale Quellwasser nur bedingt geniesen kann?


    Sicherlich ist die Kultur bei weitem nicht so fortgeschritten wie in Rom, doch kann sich Mogontiacum zum Beispiel glücklich schätzen eine Gens Germanica über viele Jahre zu haben. So bekam es weitreichende Tempelanlagen, ein Theater, die Thermen am Forum und sogar eine Markthalle.
    Nicht alles ist schlecht, was außerhalb Roms liegt und doch braucht es viel Anstrengung mehr Städte wie Rom zu schaffen. Glücklich könnte man sich dann schätzen, wenn man die ganzen mitkommenden negativen Bestandteile einer Großstadt ausgrenzen könnte. Wofür man aber mehr sein müßte, als ein Mensch..." ;)

  • Aufmerksam lauscht Lucilla Avarus Worten. Sie mag es, wenn er von seiner Heimat erzählt, denn sein Beschreibungen der Landschaft vermischt mit dem Klang seiner Stimme lassen die Provinz nicht ganz so düster wirken, wie die Schilderungen, die man sonst im Imperium hört.


    "Anscheinend haben die Menschen in Germania die gleichen Träume wie die in Hispania. Seit ich ein Kind war versucht man schon aus Tarraco ein zweites Rom zu machen. Ich glaube jedoch nicht daran, dass dies gelingen kann. Keine Stadt wird je so werden wie Rom, denn mag es noch so stickig und verworren sein, es wird immer das Zentrum der Welt bleiben."


    In Gedanken im fernen Tarraco weilend nimmt sich Lucilla noch ein Stück Huhn. Wenn Martinus nach Hispania zurückreist, müsste er ihr unbedingt einen Brief schreiben, ob mit der Hühnerzucht noch alles glatt läuft.


    "Um nochmals auf deine Frage bezüglich meiner Wünsche, die Verbindung in ein römisch-germanisches Geschlecht betreffend, zurückzukommen... über die Familie hatten wir ja bereits gesprochen. Von dir erwarte ich, dass du den Pflichten eines römischen Ehemannes nachkommst." Wenn nicht, dann würde ihm Meridius Beine machen, doch dies erwähnt sie lieber nicht, da es leicht nach einer Drohung klingen könnte, anstatt nach Besorgnis. "Aber ich habe wenig Zweifel, dass du dies nicht eh tust." Sie mustert ihn lächelnd.

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