Casa Germanica - Bibliothek

  • Auf’s neue fasziniert von der würdevollen Ruhe, die das Gemäuer ausstrahlte folgte Antias dem großem Germanen, genauer gesagt schlich er ihm vorsichtig hinterher. Seine Caligae hallten bei jedem Schritt peinlich laut von den Wänden wider. Auf der steilen Treppe, die in’s Obergeschoss führte, wurde das Gepolter so ohrenbetäubend, dass Antias sich verfluchte, auf dem Markt nicht auch ein Paar weicher Calcei erstanden zu haben. Den Sklaven schien das Geklapper nicht weiter zu stören, gemessenen Schrittes führte er den Besucher über einen langen Gang an einer Reihe von Fenstern entlang, die den Blick auf den Innenhof freigaben, vorbei an der Tür zu jenem Cubiculum, in dem Antias einmal eine Nacht hatte verbingen dürfen, bis sie schließlich einen großen Raum erreichten, an dessen Wänden mit säuberlich geordneten Schriftrollen und Tabulae bestückte Borde und Regalspinde bis unter die Decke reichten. Wieder einmal blieb ihm der Mund offen stehen. Dieses Gebäude schien ausschließlich zu dem Zweck errichtet worden zu sein, ihn zu beeindrucken.


    Es kostete ihn einige Beherrschung, den Blick von dem hier angesammelten Wissensschatz zu lösen. Wo war der Senator? Ah, dort drüben hinter einem Lesepult verborgen. Hatte ihn der Germane bereits gemeldet? Wenn ja, war es Antias entgangen. Der Anblick all der Schriften hatte ihn für ein paar Augenblicke völlig aus der Fassung gebracht. Mit einem freudigen Lächeln setzte er behutsam sein schweres Bündel ab und ging etwas unsicher auf den Senator zu.
    „Salve Senator Germanicus Sedulus. Vielleicht erinnerst du dich noch an mich, Germanicus Antias. Es ist mir eine große Freude, dich wiederzusehen.“

  • Sedulus hatte die etwas lauten Schritte bereits vernommen. Er konnte sich noch recht gut an seine Zeit bei den CU erinnern als er auch mit diesem Schuhwerk unterwegs war. Allerdings fragte er sich, was machte jemande mit diesem Schuhwerk in seinem Hause? Vorsichtig blickte er auf und erblickte ein ihm bekanntes Gesicht.


    Salve Germanicus Antias. Ja ich erinnere mich noch an dich. Ich freue mich auch dich wieder zu sehen. Du wolltest doch damals zu den CU nicht wahr? Doch nimm doch erst einmal platz.


    Sedulus deutete erleichtert auf den Stuhl vor dem Pult. Es hätte ja auch sonst wer sein können.


    So sage mir, wie ist es dir bei den Cohortes Urbanae ergangen? Oder hat es dich am Ende doch zu einer anderen Einheit hingezogen?


    Fragend und neugierig zugleich sah Sedulus seinen Gegenüber an.

  • „Danke, Senator .. und entschuldige bitte den Lärm.“ entgegnete Antias schuldbewusst, legte den Mantel ab, drapierte ihn ordentlich auf die Stuhllehne und setzte sich schließlich.


    „Ähm .. nein, Senator .. selbstverständlich habe ich damals deinen Rat beherzigt und mich bei den CU gemeldet. Anfangs war es nicht gerade einfach, aber wem erzähl’ ich das. Nach eher stumpfsinnigem Drill in den ersten Wochen wurde unserer Einheit ein fähiger junger Optio als Ausbilder zugeteilt, und von diesem Augenblick an ging es langsam bergauf. Vor wenigen Tagen schließlich ist mir angeregt durch Tribunus Iulius Dives neben der Verleihung einer Phalera die Ehre einer vorzeitigen Beförderung zuteil geworden, und so sitze ich also als recht frischgebackener Miles vor dir, um mich noch einmal für deinen Rat und die mir erwiesene Gastfreundschaft zu bedanken. Da ich an jenem Morgen so früh aufgebrochen bin, war mir ein persönliches Dankeswort nicht möglich, das wollte ich nun nachholen.“


    Lächelnd nickte Antias dem Senator über den Pult hinweg zu. „Ich hoffe , es ist dir in den verstrichenen Monaten wohl ergangen und du erfreust dich bester Gesundheit.“

  • Lärm? I wo, dass macht doch nicht! Ich kenne ihn ja. Allerdings war ich etwas beunruhigt was den Lärm anging.


    Lächelte Sedulus erleichtert.


    Ah sehr gut! Dann bist du also mein Nachfolger was die Gens Germanica bei den CU angeht, freut mich. Ja, am Anfang hat man es nicht leicht, allerdings ist das wohl in jeder Einheit so. Man muß sich eben erst an den Trott und die rauen Sitten dort gewöhnen. Wenn man sich aber dann erst einmal eingelebt hat, so geht es dann schon. Ach schau an, Tribunus Dives. Du mußt wissen, er ist ein guter Freund von mir. Allerdings bin ich mir sicher, dass die Phalera und deine Beförderung nicht von meiner Freundschaft zu ihm abhängt.


    Vielleicht hätte er dies jetzt nicht erwähnen sollen.


    Auf alle Fälle meinen Glückwunsch Antias! Für was hast du die Phalera eigentlich erhalten?


    Fragte Sedulus neugierig und interessiert nach.


    Ach doch nicht dafür. Außerdem gehörst du doch zur Familie, dass versteht sich dann von selbst.


    Lächelte Sedulus seinem Gast entgegen.


    Nun ja es ging so. Gesundheitlich ist aber alles in bester Ordnung wie man sehen kann. Verzeih dass ich dich noch nicht gefragt habe ob du etwas zu Trinken möchtest. Wasser oder vielleicht gar Wein? Schließlich gibt es ja etwas auf das wir anstoßen können.


    Irgendwie war Sedulus stolz auf Antias obwohl er ihn gar nicht mal richtig kannte.

  • Antias entspannte sich zusehends. Es tat gut, sich jenseits der Castra einmal in aller Ruhe mit einem kultivierten Menschen unterhalten zu können, der einst selbst seine Erfahrungen bei den CU gemacht hatte und daher auch verstand, wovon Antias sprach.
    „Hm .. also erhalten habe ich die Phalera wohl, weil ich beim Außeneinsatz etwas Geschick beweisen konnte .. zumindest dachte ich das bislang. Offen gestanden, der Gedanke, das könnte aus Gefälligkeit dir gegenüber geschehen sein, bringt mich jetzt schon ein wenig in’s Grübeln.“ Nachdenklich kratze sich Antias am glattrasierten Kinn. War es wirklich wichtig, warum er letztlich ausgezeichnet worden war? Ja, war es.


    „Naja, andererseits .. auch wenn dem so wäre, muss ich mich dieser Ehre nun würdig erweisen, das kann mir niemand abnehmen. Jede Möglichkeit einer versteckten Protektion durch Iulius Dives hätte sich nach dessen jüngst erfolgtem Wechsel in die zivile Ämterlaufbahn ohnehin erledigt. Eine Entwicklung, die ich eigentlich bedaure, denn ich habe den Tribunus als recht anständigen Kerl in Erinnerung, der auch Tirones die Möglichkeit gegeben hat, sich zu bewähren.“


    Die freundlichen Worte des Senators waren Balsam auf seiner manchmal schon ziemlich verlorenen Seele, vor allem die Bemerkung, er gehöre doch zur Familie, löste ein seltsames Gefühl bei Antias aus. Was war das denn jetzt? Er war doch nicht etwa gerührt? Ein wenig schon, musste er sich eingestehen, verdrängte das verschüttete Gefühl aber sofort mit einem belegten Räuspern. In der Tat hatte er jetzt ein paar Schlucke nötig.


    „Danke, Senator, Wasser wäre mir sehr recht ...“ Moment! Getränke? Schlagartig fiel ihm sein Gepäck wieder ein. „Ach Götter, das hab ich ja völlig vergessen! Wenn du entschuldigst ...“ flink erhob er sich, huschte zu seinem Bündel, wühlte die Strohpolsterung zur Seite und hievte schließlich eine versiegelte und noch in im Holzsteg steckende Amphore heraus. „Natürlich habe ich dir auch etwas mitgebracht .. das ist ein Weißer, ein Massiker aus dem Süden.“


    Er stellte die fixierte Amphore ab und gleichzeitig fest, dass nun doch etwas Stroh auf den Boden gerieselt war. Verflucht, er benahm sich mal wieder wie ein Bauer! „Ähm .. zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich von gehobenen Weinen nicht all zu viel Ahnung habe, aber sowohl der Händler als auch Kunden und befragte Passanten haben mir entweder zu einem Caecuber oder eben einem Massiker geraten.“


    Etwas unentschlossen betrachtete Antias die abgestellte Amphore, machte sich dann wieder über sein Bündel her und förderte noch einen allerdings deutlich kleineren Krug zutage, den er lächelnd auf das Pult stellte. „Das hier habe ich allerdings selbst verkostet.“grinste er und nahm wieder Platz. „Met. Süß und würzig. Sozusagen ein Symbol für die Verbindung zu Germania, die wir zweifellos beide haben.“

  • Sedulus lächelte bei den Worten Antias.


    Dann wird dem wohl auch so gewesen sein. Ich würde an deiner Stelle nichts auf mein eben Gesagtes geben. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Tribunus Dives aus Spaß an der Freude Auszeichnungen verteilt.
    Eben, so ist es.
    Nun, es muß jeder sehen wo er bleibt, und der Tribunus Dives hatte diesen Posten eben nur auf Zeit. So ist das eben in der Politik.


    Erklärte Sedulus und sah dabei kurz auf eine recht kunstvoll bearbeitete Vase mit lauter nackten Amazonen und machte sich so seine Gedanken über dieses Kunstwerk.
    Dann sah er wieder hin zu Antias und bemerkte dabei, dass seine Worte bei diesem Wirkung gezeigt hatten.
    Als Antias dann aufsprang, sah Sedulus diesem verwundet nach. Als er dann noch eine Amphore zum Vorschein brachte, er der Senator sichtlich überrascht.


    Für mich? Womit hab ich diese Ehre verdient? Einen Massiker also. Ich denke den sollten wir gleich probieren oder was meinst du Germanicus Antias?


    Sedulus fackelte nicht lange rum und machte auch sogleich zwei Gläser voll und reichte eines davon seinem Gast.


    Auf deine Auszeichnung und Beförderung würd ich sagen.


    Und hob sein Glas.
    Met... Sedulus mußte kurz überlegen wann er diesen das letzte mal getrunken hatte. Eine kleine Weile war es bestimmt schon her.


    So ist es.


    Lächelte Sedulus, auch wenn es schon sehr lange her war.

  • Antias nickte freudig. Hervorragende Idee, den Massiker sogleich zu verkosten. Offenbar war der Senator ebenfalls gespannt, wie die weiße Rebe munden würde. Blieb nur zu hoffen, dass der Weinhändler Antias’ durchaus ernst gemeinte Ankündigung, ihm die Ohren durch den Anus zu ziehen, sollte sich dieser Tropfen bestenfalls zum Abbeizen von Holztruhen eignen entsprechend rezipiert hatte. Auch Antias ergriff sein Glas.


    „So sei es denn, Senator Sedulus. Auf meine Beförderung und deine Gesundheit. Bene tibi sit vita!“


    Ein vorsichtiger Schluck. Den Göttern sei es gedankt, die Ohren des Händlers würden unversehrt bleiben, der Massiker schmeckte frisch und fruchtig. Überaus erleichtert nahm Antias einen weiteren Schluck, ließ ihn sich genussvoll durch die Kehle rinnen und gab sich ein paar Augenblicke der erhabenen Stille der Bibliothek hin. Welche Lust musste es sein, hier die verschiedensten Texte zu studieren ohne Ablenkung durch die gesamte Klangvielfalt an Körpergeräuschen mit der eine vollbesetzte Urbanerbaracke aufzuwarten hatte. Hier ließ sich sicher konzentriert arbeiten und das Wissen vertiefen. Wissen bedeutete immer einen Vorsprung, und was das betraf, lag Antias leider noch weit zurück.


    „Wenn ich dir eine Frage stellen darf, Senator ..“ riss er sich aus seinen Gedanken. „.. weißt du vielleicht jemanden, der sich mit den rechtlichen Aspekten der Sklavenfreisprechung auskennt oder womöglich sogar schon als Adsertor Libertatis vor dem Magistrat tätig war?“

  • Bevor Sedulus seinen Schluck nahm, verspritze er zuvor einige Tropfen auf den Boden, als Opfer für die Götter.


    Auf unsere Gesundheit!


    Dann trank er und ließ den Wein in seinem Munde vorallem auf der Zunge wirken.


    Nicht schlecht für einen Weißen.


    Kommentierte Sedulus den Trunk mit einem Lächeln.
    Aha, daher wehte der Wind. Es hätte Sedulus auch gewundert wemm Germanicus Antias nur auf einen Höflichkeitsbesuch vorbeigeschaut hätte.
    Schließlich legte er seine Stirn in Falten und überlegte nach ob er jemanden in seinem Bekanntenkreis hatte, der sich mit dieser Sache auskannte. Dann fiel ihm auch prompt wer ein. DEr Consul Duccius müßte sich doch mir solchen Sachen auskennen.


    Du hast Glück Germanicus Antias, ich kenne in der Tat wen, der sich mit dieser Materie auskennen sollte.
    Verzeih mir die Frage, warum möchtest du das überhaupt wissen?


    Neugierig streichte sich Sedulus über sein Kinn und blickte seinen Gast mit festem Gesichtsausdruck an. Was mochte da wohl dahinter stecken, fragte sich Sedulus. Eine wage Ahnung hatte er schon, nur ob sie auch zutraf?

  • Zwar hatte Antias versucht, seine Frage in eher beiläufigem Tonfall zu formulieren, aber das hätte er sich ebensogut sparen können. Er saß hier einem klugen weltgewandten Menschen gegenüber, keinem tumben Provinzhammel. Natürlich musste der Senator nun annehmen, der Besuch sei aus purer Berechnung erfolgt. Dem war aber nicht so. Antias empfand große Sympathie und tiefste Hochachtung für das Familienoberhaupt, und das konnte er wohl nur beweisen, in dem er so ehrlich wie möglich zum Senator war. Ohnehin hatte Sedulus es nicht verdient, mit irgendwelchen haarsträubenden Lügengespinsten abgespeist zu werden.


    Dass er nicht die ganze Wahrheit preisgeben konnte, lag allerdings auf der Hand. Senator Sedulus hatte die Patria Potestas über einen umfangreichen Haushalt inne und musste die Frage der Sklavenfreisprechung schon naturgemäß aus einem anderen Blickwinkel betrachten als Antias dies tat. Immerhin waren neben Handel und Expansion vor allem Sklaven der Wind in den Segeln der römischen Prosperität. Entlaufenen Sklaven konnte ein Mann in Sedulus' Position selbstredend keinerlei Verständnis entgegen bringen. Obgleich ihm nicht ganz wohl dabei war, beschloss Antias, den Senator mit diesem delikaten Detail nicht zu belasten.


    „Es ist so, Senator Sedulus ..“ begann er vorsichtig. „.. allen Einsätzen, an denen ich bislang teilgenommen habe, war eines gemein: Früher oder später wurden all unsere Nachforschungen von Sturheit, verstocktem Schweigen und schlichten Vorbehalten gegen die Ordnungsmacht gehemmt. Was hinter den Kulissen von Trans Tiberim oder der Subura wirklich vorgeht, bleibt unseren Augen weitgehend verborgen. Egal, welche Schwierigkeiten die Einwohner jener Viertel ansonsten miteinander haben, wenn die Urbaniciani auftauchen, sind sie plötzlich in Schweigen und Begriffsstutzigkeit vereint. Servi und Libertini dagegen sind in diesen Kreisen unverdächtig und bewegen sich darin wie Fische im Wasser. Informationen, die wir mühsam und oft vergeblich zutage zu fördern versuchen, werden ihnen in Hinterhöfen, Nebengassen, Märkten und Lupanaria einfach so zugetragen.“


    Antias Mund war so trocken wie ein Feuerschwamm. Hatte er die Sache richtig angefangen? Leidlich beherrscht griff er zum Glas, trank einen Schluck Massiker und fuhr fort.


    „Ein geschickt positionierter Servus, der für uns arbeitet, könnte der Urbs unermessliche Dienste leisten. Dienste, die – wenn ich recht informiert bin – bei entsprechender Leistung mit einer verfügten Freisprechung von staatlicher Seite vergolten werden können. Über ebenjene Form der Freisprechung beziehungsweise deren genaue Anforderungen und Voraussetzungen möchte ich mich eingehender informieren.“


    Beim den drei Rachen des Cerberus! Seine Zunge klebte ihm am Gaumen wie altbackenes Honiggebäck! Noch ein kurzes Nippen, dann stellte er das Glas entschlossen auf das Pult zurück und sah den Senator offen an.
    „So viel zum uneigennützigen Teil des Vorhabens. Wie du sicher bereits vermutest, habe ich bei alldem tatsächlich eine Kandidatin im Sinn, die für diese Aufgabe geradezu prädestiniert wäre und an der mir einiges liegt. Eben darum soll sich das alles auch auf einer trittfesten rechtlichen Grundlage bewegen.“ So. Am liebsten hätte er jetzt die ganze Amphore leergesoffen, riss sich aber zusammen und hielt Sedulus’ Blick stand. „Was hältst du von der Sache, Senator Sedulus?“

  • Sedulus hörte sich das Anliegen seines Gegenübers gespannt und interessiert an. Hin und wieder kratze er sich am Kinn und betrachtete die Amazonen Amphore welche ihn hin und wieder ablenkte.


    Tja so sind die Leute in diesen Vierteln. So war es schon zu meiner Zeit und so wird es auch noch so sein, wenn du deinen Dienst bei den CU beendet hast Germanicus Antias. Wenn es drauf ankommt sind sie stumm wie Fische und man bekommt absolut nichts aus ihnen heraus. So ist Rom, aber das wirst du auch noch verstehen.


    Lächelte Sedulus kurz um wieder ernst zu werden.


    Was die Servi angeht, so ist dies schon eine komische Sache. Sie bekommen alles mit ohne auch nur irgendwie war genommen zu werden.
    Allerdings frage ich mich, was dich veranlasst über so etwas nachzudenken. Sollten dies nicht eigentlich deine Vorgesetzen tun?


    Fragend sah Sedulus Antias an.


    Eine Kandidatin, auch noch. Hat sie auch einen Name und warum gerade sie?


    Wieder sah Sedulus Antias fragend an und griff dabei nach seinem Glas und hätte es fast dabei verschüttet.

  • Antias’ Ohren begannen langsam zu glühen, der Massiker hatte offenbar weit mehr Schub als man ihm auf den ersten Schluck zutraute. Zudem war er beseelte Getränke nicht mehr gewohnt, hatte er doch seit jenem nebulösen Abend in Rufo’s Elysium seinen Durst ausschließlich mit Wasser oder bis an die Grenze zur Ungenießbarkeit verdünntem Posca gelöscht. Gemach mit dem edlen Nass! flüsterte seine innere Stimme, während er aufmerksam Sedulus’ Worten lauschte.


    „Du hast recht, Senator ..“ nickte er schließlich und sah dabei seine Hand wie von fremden Mächten gesteuert schon wieder nach dem Weinglas fischen. „ .. natürlich sollten sich meine Vorgesetzten über derlei Maßnahmen den Kopf zerbrechen, nicht ich. Vielleicht tun sie das auch ..“ Einen kleinen Schluck noch, dann musste aber erstmal gut sein. „ .. vielleicht aber auch nicht. Jedenfalls ..“


    Nun hatte er doch tatsächlich den Faden verloren. Was zog da eigentlich immer wieder des Senators Aufmerksamkeit auf sich? Antias ließ seinen Blick schweifen und entdeckte eine mit äußerst wohlgeformten und selbstverständlich splitternackten Kriegerinnen verzierte Vase. Hach ja, die schönen Künste und die atemberaubende Perfektion der menschlichen Anatomie, dachte er träumerisch. Aber genug der triebhaften Gedanken, wo war er stehen geblieben?


    „ .. jedenfalls spukt mir dieses konspirative Instrument bereits seit meinem ersten Einsatz im Kopf herum. Nun gut, dass ich die Möglichkeiten zur Freisprechung jener ... Kandidatin ... sondieren möchte, hatte ursprünglich nichts mit der Idee der verdeckten Ermittlung zu tun.“ Da wollte er dem Senator gar nichts vormachen. Irgendjemandem musste er ja schließlich vertrauen. Abgesehen davon hatte Sedulus den Braten sicher schon gerochen. Einen Augenblick starrte Antias nachdenklich in sein Glas, nahm dann einen entschlossenen Schluck und erklärte sich:


    „Diese Kandidatin ist eine Serva, der ich die Freisprechung ermöglichen möchte. Aus – wie du dir bereits denken wirst – persönlichen Gründen. Aber in jedem Fall unter Wahrung der legitimen Mittel. Ein erfolgreicher Einsatz zur inoffissi .. äh .. inoffiziellen Informationsbeschaffung wäre wohl solch ein Mittel.“ Verdammt. Seine Ohren schienen in Flammen zu stehen. Er konnte nur hoffen, dass seine überschaubare Eloquenz ausgereicht hatte, den Sachverhalt einigermaßen nachvollziehbar darzustellen. „Nichts ehrenrühriges, versteht sich.“ schickte er sicherheitshalber noch hinterher. „Schließlich bin ich Urbaner und ein Germanicus obendrein.“

  • Sedulus verstand nicht, warum Antias dieses Problem nicht einfach seine Vorgesetzten überließ. Er hatte am Ende eh nichts davon und womöglich würde es gar schon praktiziert was er als frischgebackener Miles ja nicht wissen konnte.


    Bevor ich an deiner Stelle in dieser Richtun etwas unternehmen würde, würde ich mich an deiner Stelle an deinen Vorgestzten wenden. Er wird dir dann schon sagen was Sache ist.


    Schlug Sedulus von daher vor und er mußte feststellen, dass der Wein Antias wohl recht gut schmeckte. Er selbst nahm auch einen Schluck.


    An den Wein könnte man sich fast schon gewöhnen nicht wahr?


    Lächelte Sedulus und folgte den Blicken seines Gastes welche sich nun ebenfalls auf die Vase hefteten.


    Ein schönes Stück diese Vase. Allerdings frage ich mich schon die Ganze ob sie schon immer hier gestanden hat. Es kommt mir gar nicht so vor.


    Dabei zuckte er leicht mit den Schulten und widmete sich wieder Antias und seinen Problemen.


    Hätte mich auch schwer gewundert.


    Gab Sedulus zu.


    Was ist das genau mit dieser Serva und dir? Ich meine, einfach so lasse ich doch keine Sklavin frei. Auch nicht als kleines Dankeschön. Da steckt doch noch mehr dahinter.


    Anrüchig oder nicht, irgendwie stimmte hier was nicht. So kam es Sedulus zumindest vor.

  • Versonnen vor sich hin nickend folgte Antias Sedulus’ Ausführungen. Der Senator hatte natürlich recht. Nicht umsonst gab es einen Dienstweg. Als gemeinem Miles stand es ihm nicht zu, mit solcherlei Konstrukten vorzupreschen. Abgesehen davon musste eine derartige Vorgehensweise von höchster Stelle abgesegnet werden, um auch nur die geringsten Erfolgsaussichten zu gewärtigen. Ohne offizielles Einverständnis konnte er Apolonia ebensogut selbst frei sprechen. Gut gemeint, aber vollkommen sinnlos.


    „Das sehe ich ein, Senator Germanicus Sedulus.“ gab Antias nach einem erquickenden Schluck Massiker schließlich zu. „Es wird sicher das Beste sein, erst einmal mit meinem Optio darüber zu reden. Ich fürchte, die Beförderung hat mich etwas übermotiviert.“


    Vielleicht war das Thema damit vom Tisch. Hoffnungsvoll lächelnd lehnte sich Antias zurück, um abermals eingelullt von der inspirierende Ruhe der Casa seine Gedanken neu zu ordnen. Nur die verhaltenen Stimmen der Bediensteten klangen leise vom Untergeschoss herauf in seine rotglühenden Ohren, gedämpfte Schritte, Hufgetrappel – sonst nichts. Moment, Hufgetrappel? Erschrocken starrte er auf sein Glas und stellte es fahrig weg. Bei den Pforten des Orcus! Welch heimtückischer Rebensaft! Genug des süffigen Massikers! Ausgesprochen dankbar stellte er fest, dass Senator Sedulus sein Interesse wieder der anmutigen Vase zugewandt hatte. Die Erleichterung währte jedoch nicht lange, denn Sedulus hakte noch einmal nach.


    Nun blieben Antias nur noch zwei Möglichkeiten. Er musste das Thema entweder abrupt beenden oder Sedulus schlicht die Wahrheit sagen. Die dritte Möglichkeit, sich mit einer zusammengesponnenen Mär aus der Affäre zu ziehen, kam für ihn nicht infrage. Anlügen würde er den Senator nicht, schließlich hatte Antias dem Familienoberhaupt nicht viel mehr zu bieten als seine Loyalität und Aufrichtigkeit. Vertrauen gegen Vertrauen. Also was? Flüchten oder sich der Situation stellen? Mit ein paar tiefen Atemzügen versuchte sich Antias die kreisenden Weinnebel aus dem Hirn zu blasen.


    „Ja, Senator. Wie du ganz richtig vermutest, steckt noch etwas mehr dahinter.“ begann er endlich mit fester Stimme. „Diese Serva ist ihrem Besitzer davongelaufen, schon vor einer ganzen Weile. Ich wusste lange nichts davon. Weder von ihrer Flucht noch von ihrem Stand. Als ich ihr bei einem Einsatz begegnet bin, ging ich davon aus .... ach, ich weiß auch nicht, wovon ich damals ausgegangen bin ... jedenfalls ist es nun mal wie es ist. Sie liegt mir sehr am Herzen, und seit ich die Wahrheit kenne, suche ich nach Wegen, um ihr auf rechtskonforme Weise die Freisprechung zu ermöglichen. Der naheliegendste Schritt, mich mit ihrem Besitzer in’s Einvernehmen zu setzten, erscheint mir angesichts ihrer Flucht als nicht sehr weise.“ Nun gut, es war also ausgesprochen. Der Senator hatte die Wahrheit verdient. Was Antias in Sedulus’ Augen verdient hatte, würde sich wohl alsbald herausstellen.

  • Sedulus nickte zustimmend.


    Ja so sehe ich das auch. Tja, dass ist schon möglich.


    Fast hätte er noch mein Sohn gesagt doch dies konnte er sich gerade noch so verkneifen.
    Allerdings hatte Sedulus sich nicht ganz auf die Vase konzentriert sondern nur kurz. Für Antias wohl zu kurz. So wie es schien, wäre es ihm lieber gewesen, wenn Sedulus nicht noch einmal mit der Serva angefangen hätte. Tja, Pech gehabt. :D


    Hmm und wie lange kennst du diese Serva schon und vorallem wie sehr liegt sie dir am Herzen?


    Das die Serva ihrem Besitzer davon gelaufen war, war ja schon schlimm genug.


    Gesetzlich gesehen ist das nicht so einfach. Kennst du denn ihren Besitzer bzw. hat sie den Namen genannt? Vorallem aber, warum ist sie ihrem Herren davon gelaufen?


    Fragen über Fragen...
    Auch Sedulus kam es so vor, als hätte er irgend etwas gehört, was hier nicht her gehörte.


    Hast das auch gehört, so was wie Hufe?


    Wollte er von daher von Antias wissen.

  • Die unaufgeregt sachliche Art, mit der Sedulus auf die heiklen Fakten reagiert hatte, ließen Antias’ Ohren allmählich wieder auf Raumtemperatur abkühlen. Seine Intuition hatte ihn also nicht getrogen. Der Senator war ganz offensichtlich kein impulsiver Choleriker, der seine Energie mit unbeherrschten Wutanfällen zu vergeuden pflegt, sondern ein analytisch denkender Mensch mit Interesse am Detail. Entsprechend nachvollziehbar gestalteten sich seine weiteren Fragen. Wie lange Antias Apolonia schon kannte? Nicht sehr lange und doch schon ewig wie es schien.


    „Also .. das erste mal begegnet sind wir uns im letzten Sommer, an den Kalenden des Sextilis. Einige Tirones – darunter auch ich – hatten damals die Ehre, Tribunus Iulius Dives auf eine Patrouille in die Subura zu begleiten.“ Mit einem sanften Lächeln erinnerte sich Antias an ihr erstes Aufeinandertreffen in jenem Hinterzimmer. „Nun, Senator ... wenn du mich fragst, wie sehr sie mir am Herzen liegt, kann ich nur sagen: Sehr. Ein Ovidius Naso oder ein Horatius Flaccus hätte dafür gewiss klingende Verse gefunden, mir ist deren Wortgewandtheit leider nicht gegeben.“


    Nachdenklich fuhr er sich mit den Fingern durch’s kurze Haar. Wie sollte er dieses Gefühl der Verbundenheit erklären? Senator Sedulus war noch kein alter Mann, wenn es die Götter gut mit ihm gemein hatten, war ihm im Laufe seines Lebens vielleicht schon ähnliches widerfahren. Etwas verlegen schielte Antias nach dem Weinglas, ließ es aber wohlweislich unberührt und hörte dem Senator weiter aufmerksam zu.


    „So ist es ... die Gesetzte geben da – soweit mir bekannt ist – nicht viele Möglichkeiten her. Die Patria Potestas ist wohl nicht ohne weiteres übertragbar, schon gar nicht ohne entsprechende Willenserklärung des Eigentümers, es sei denn von staatlicher Seite. Zumindest entspricht das meinem bescheidenen Wissensstand. Die Tatsache, dass ich den Besitzer der Serva nicht einschätzen kann, macht das ganze noch zusätzlich kompliziert. Ich weiß nur, dass es ein Claudier ist, genauer gesagt ein gewisser Claudius Menecrates.“


    Plötzlich war da wieder dieses Klappern. Antias versuchte es zu ignorieren, ohne großen Erfolg. Nur leidlich konzentriert redete er weiter. „Warum sie dem Claudius letztendlich davongelaufen ist, weiß ich nicht ... vermutlich hat sich einfach eine Gelegenheit ...“ Da! Schon wieder! Es kam doch ganz klar aus dem Geschoss unter ihnen. Oder doch nicht? Gerade als Antias begann, sich ernsthaft um seinen Geisteszustand zu sorgen, gab Senator Sedulus zu erkennen, dass er das Geräusch nun ebenfalls vernommen hatte. Gepriesen seien die Götter. Maßlos erleichtert blickte er den Senator lauschend an, dann zur Tür, dann wieder zu Sedulus.


    „In der Tat, Senator Sedulus .. ich höre es auch. Also ... wenn der Gedanke nicht so absurd wäre, könnte man fast meinen, im Atrium treibe irgendein behufter Vierbeiner sein Unwesen.“ Für den Senator musste das ein recht seltsamer Tag sein, erst Antias’ lärmende Caligae und jetzt das.

  • Sedulus hörte aufmerksam und entspannt zu, noch... Eigentlich konnte es ja auch mehr oder weniger egal sein, Antias war ja nicht mal sein Klient. Aber egal. Sedulus nippte hin und wieder an seinem Glas Wein und hörte weiterhin seinem Gast zu.


    Also mit anderen Worten du liebst diese Serva.


    So kam es Sedulus zumindest vor. Denn warum sollte Antias sonst so ein Tärä um eine Serva machen? Er schloß kurz seine Augen und ließ sich die Sache durch den Kopf gehen. Doch als er dann den Namen des Herren der Serva hörte schnellte er ruckartig auf.


    Hab ich das eben richtig gehört, sagtest du Claudius Menecrates?


    Entsetzt blcikte Sedulus Antias an.


    Wie mir scheint weißt du nicht wer Claudius Menecrates ist. Er ist einer der einflußreichsten Senatoren Roms! Wenn dir dein Kopf lieb ist, so läßt du die Finger von dieser Serva!


    Kopfschüttelnd sah Sedulus Antias an, was ein Schlamassel! Hätte es nicht ein Händler aus Pisae sein können? Nein, es mußte die Serva des Claudius Menecrates sein. Bei allen Göttern...
    Schließlich erhob sich Sedulus von seinem Platz.


    Entschuldige mich Germanicus Antias, irgendetwas stimmt da unten im Atrium nicht, ich werde kurz nachsehen müssen was da los ist. Wenn willst kannst du gerne mitkommen, wir sprechen dann später weiter.


    Er wartete nicht lange und machte sich auf den Weg nach unten.

  • Antias war gelinde ausgedrückt perplex. Die verzögerte aber dafür um so heftigere Reaktion des Senators hatte ihn völlig unvorbereitet erwischt. Während er selbst mit der Person des Claudius Menecrates bislang nicht das geringste hatte anfangen können, schien die Erwähnung dieses Namens auszureichen, um bei Germanicus Sedulus das Blut in Wallung zu bringen. Einem Senator war er also in’s Gehege gekommen, zudem nicht nur irgendeinem, sondern einem der einflussreichsten Senatoren Roms. Das wollte erst einmal verdaut sein.


    Mehr als eine vage Geste des Bedauerns brachte Antias für den Moment nicht zustande. Seufzend ließ er sich in seinem Stuhl zurücksinken. Nun gut, zumindest wusste er jetzt, mit wem er es zu tun hatte. Die hohe Stellung dieses Claudiers machte die Sache gewiss nicht einfacher, an Antias’ Gefühlen Apolonia gegenüber änderte das allerdings rein gar nichts, im Gegenteil. Insgeheim war er sogar ziemlich stolz auf sein kleines Luder. Apolonia war ihm in mancherlei Hinsicht sehr ähnlich. Wenn es sich schon nicht vermeiden ließ, in die Gülle zu treten, dann wenigstens da wo es am tiefsten ist. Nur mühsam gelang es ihm, ein anerkennendes Lächeln zu unterdrücken. Im Grunde aber lieferte die Sachlage keinerlei Anlass zum Frohsinn.


    Während Antias sich noch das Hirn zermarterte, wie er nun weiter vorgehen sollte, stand Senator Sedulus unvermittelt auf und strebte mit ein paar entschuldigen Worten der Tür zu. Das Geklapper aus dem Atrium. Richtig. „Äh .. ja, Senator .. selbstverständlich ..“ entgegnete Antias verwirrt. Sollte er den Senator begleiten oder hier auf ihn warten? Immerhin, Germanicus Sedulus war hier der Herr im Haus, Antias nur ein unangekündigter Gast, den die internen Vorgänge in der Casa nicht all zu viel angingen. Andererseits, was wenn irgendwelches Pack sich Zugang zum Haus verschafft hatte? Alarmiert sprang Antias von seinem Stuhl auf und stürzte dem Senator hinterher.

  • Mehr als nur beeindruckt von den Entwicklungen der letzten Stunden hielt Antias auf dem Treppenabsatz inne, um Germanicus Sedulus aufschließen zu lassen. Ob der Senator wohl auf Unwägbarkeiten wie unerwarteten Genszuwachs gefasst gewesen war, als er am Morgen seine Bibliothek betreten hatte? Das vermutlich nicht, aber Antias war inzwischen klar geworden, dass Sedulus durch seine Stellung ein hohes Maß an mentaler Flexibilität und Entschlusskraft abverlangt wurde. Schweigend folgte er dem Senator durch den Flur in die Bibliothek, wo noch immer Metkrug, Massikeramphore und Amazonevase ein pittoreskes Stillleben bildeten.

  • Als Sedulus und Antias in der Bibliothek angekommen waren wurde Sedulus ernst und sogar ein wenig besorgt.


    Wegen dieser Sache. Wie gedenkst du nun in dieser Hinsicht vorzugehen?


    Hier stand schließlich ein wenig mehr auf dem Spiel. Jeder Schritt sollte von daher gut durchacht sein. Fehler wären vielleicht sogar lebensgefährlich.
    Dieses mal fiel Sedulus` Blick nicht auf die Vase mit den Nakedeien sondern er sah Antias mit festem Blick an.

  • Das hatte er befürchtet. Der Senator hatte nichts von Antias’ Offenbarungen vergessen. Konnte er auch gar nicht. Es ging hier schließlich nicht nur um die privaten Probleme eines entfernten Familienmitgliedes. Senator Sedulus musste natürlich vor allem Sorge dafür tragen, dass das Ansehen der Gens keinen Schaden nahm. Schon gar nicht durch das unvorsichtige Vorgehen eines einfachen Miles. Mit offenem Blick sah er Sedulus an und zuckte matt mit den Achseln. „Das ist eine wirklich gute Frage, Senator Sedulus.“ Etwas ratlos blickte er zum Fenster als berge das milchige Mittagslicht irgendeine Form von Erleuchtung.


    „Nun, Senator ..“ seufzte er nachdenklich. „.. da mein erster Plan wohl etwas zu ambitioniert angelegt war, wie du mir dankenswerterweise aufgezeigt hast, muss ich die verbliebenen Optionen neu abwägen, viele sind es nicht.“ Sein Blick wanderte vom Fenster über das Pult zu seinem abgestellten Bündel. Fünfhundert Sesterzen waren da drin, nahezu alles was er besaß. „Am unkompliziertesten wäre es natürlich, diesem Senator Menecrates seine entlaufene Sklavin einfach abzukaufen. Nur kann ich den Mann, wie schon gesagt, nicht im mindesten einschätzen. Mir an seiner Stelle wäre es immer noch lieber, etwas Gewinn an einer Sache zu machen, die ihm ansonsten rein gar nichts mehr einbringt. Wenn er sie suchen ließe, wovon ich nicht ausgehe, würde das nur neue Kosten verursachen. Wenn nicht, welchen Nutzen hätte er von einer abhanden gekommenen Sklavin?“


    Aber Antias war nicht an Menecrates' Stelle. Er konnte sich wohl kaum in die Gedankenwelt eines einflussreichen adligen Senators hineinversetzten. Im Grunde wusste er nichts, rein gar nichts, von den feinen Mechanismen hinter der römischen Gesellschaft. Er war nichts weiter als ein unbedarfter junger Spinner aus der Provinz. Götter, er wusste nicht einmal, welcher Preise für einen durchschnittlichen Sklaven als angemessen galt. „Ich weiß auch nicht, Senator Sedulus.“ gab er kopfschüttelnd zu, „Aber sei unbesorgt, ich werde versuchen, jeden Zusammenhang mit der Gens zu verschleiern. Ein unverdächtiger Mittelsmann wäre da wohl eine Möglichkeit.“ Nur wer? Wen kannte er schon in der Urbs außer den Kameraden? So kam er für den Moment nicht weiter. „Was meinst du, Senator?“ fragte er daher um etwas Ablenkung bemüht. „Kann ich da mit fünfhundert Sesterzen etwas bewirken? Ich kenn die Preise nicht.“

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