(alt) Casa Iulia

  • Als mein Kindeslater endete machte ich mich von Italia nach Hispania auf, von dort reiste ich über Gallien auf nach Germania und kehrte dann wieder nach Italien zurück. Natürlich mit einigen längeren Aufentalten auf der Reise.


    Doch dann hatte ich genug von reisen und wollte hier im Zentrum des Imperiums den Claudiern und dem Kaiser dienen.

  • Imperiosus schüttelte leicht den Kopf.


    "Nein, solch eine Expedition könnte ich mir nicht leisten. Leisten im Sinne von Zeit. Ich unterrichte und führe dann noch einen Tempel, dies ist zeitlich sehr aufwändig und ich kann es mir nicht erlauben. Du deutest es aber an, wirst du reisen?"

  • Sim-Off:

    Ja, das reicht vollends. =)


    "Vale."


    Sprach er zu Constantius und begab sich wieder ins Triclinium. In sich vertieft dachte er über die Zukunft nach, über seine Familie, Arria.


    Und dann stand auch plötzlich sein Sklave vor ihm, übergab ihm einen Brief.
    Überrascht und zugleich interessiert las Imperiosus, las ihn ein zweites Mal und drückte den Brief leicht gegen sein Brust. In dieser einsamen Zeit der Trauer, des Verlusts und der Irrwege, die Imperiosus so plagten gab es doch einen Lichtschimmer. Seine Arria war immer noch da und seine Liebe zu ihr unverändert. Fast jede Nacht plagte es ihn, er konnte nicht schlafen, dachte nur an sie. Diese ewigen Fragen was sie gerade wohl machte, wie es ihr erginge...
    Doch nun hatte er Einsicht in ihr Leben. Sie war krank, vermisste ihn und hatte schon die Prüfung abgelegt. Vieles erfreute ihn sehr, doch die Tatsache, dass sie krank ist und er nicht bei ihr schmerzte immens.

  • Constantius verschränkte die Arme vor der Brust und späte durch ein nahes Fenster in die Gasse.


    Rom. Stadt des Aufstiegs und Stadt des Untergangs. Stadt der Sieger und Besiegten. Stadt des Lichts und des Schattens. Wie lange hatte er sich gewünscht in das Herz des Reiches heimzukehren. Was hatte er sich ausgemalt, was er alles machen würde, wenn er erst einmal hier sein würde. Als Kind hatte er geträumt eine stolze Legion Roms anzuführen. Ruhm und Ehre für das Reich zu erringen, um eines Tages den Einfluss und das Recht seiner Familie wiederherzustellen.


    Constantius musste schmunzeln als Bilder einer guten, längst vergangen Zeit an seinem inneren Auge vorbeihuschten. Sie zeigten ihm, wie er mit seinem Gladius aus Holz spielerisch gegen seinen Vater ankämpfte. Und stets war sie dort gewesen. Seine große Schwester. Helena. Wie ein Engel, so kam sie ihm immer vor. So wunderbar und kostbar.


    Und jetzt, jetzt waren sie gemeinsam in Rom. Nach ihrem tragischen Verlust, hatte Constantius sich geschworen, sie nie wieder Weinen sehen zu müssen. Doch dies verlangte, dass er seinen Traum, den Traum vom großen Legionär, aufgab. Er musste in ihrer Nähe bleiben. Sie war das was alleine wichtig war. Ihr Glück und ihr Wohlbefinden waren seine Ziele von nun an.


    Auch wenn er sich so viel Löbliches einredete, so musste er zugeben, dass Rom nicht der schlechteste Ort für diese Entscheidung ist. Die Frauen dieser Stadt waren bei weitem hübscher als die Frauen in Germanien, wie gerade in diesem Moment feststellen musste, als er die enge Gasse hinab blickte.


    Constantius vergaß einen Moment, dass er seine schwerste Entscheidung noch nicht getroffen hatte. Ohne Arbeit würde er kein Geld verdienen. Ohne die richtige Arbeit konnte er den Einfluss seiner Familie in der wichtigsten Stadt nicht mehren. Ohne Arbeit konnte er Helena nicht das bieten was sie verdiente. Doch die Arbeit die er sich auserkoren hatte, forderte ebenfalls einen Tribut.


    Constantius seufzte schwer. Und leise flüsterte er vor sich hin.
    „Mars hasst jene die zaudern“
    „Eine Entscheidung muss gefällt werden“


    Er erhob seine Stimme zu einem lauten Ruf


    „Helena! Ich möchte mit dir sprechen!“

  • Sie war gerade dabei gewesen, den kleinen Innenhof streng zu inspizieren - die Dienerinnen im Haus hatten schon getuschelt, die neue Herrin hätte eine geradezu magisch wirkende Sicht für herumliegende Blättchen oder Unkraut und schimpften insgeheim nicht wenig darüber, dass sie schlampig gejätete Beete in der Mittagshitze neu jäten ließ - und trat in den Raum hinein, in dem sie ihren Bruder vermutete, das Gesicht etwas erhitzt von der Sonne des hellen Tages.


    "Möchtest Du auch ein wenig Unkraut jäten, Constantius?" scherzte sie lächelnd und stellte den Korb mit verschiedenen Pflanzenteilen auf einem Tischchen ab, um sich ihm ganz zuzuwenden. An den Händen klebte etwas Erde, anscheinend hatte sie selbst mit Hand angelegt. "Was gibt es denn Wichtiges?" Eine Haarsträhne hatte sich aus ihrer Frisur gelöst und hing ihr in die Stirn.

  • Als er Helenas Stimme vernahm wandte er sich um. Er lächelte. Er musste eigentlich immer zunächst lächeln, wenn er Helenas Antlitz erblickte. Nun ja. Eigentlich lächelte Constantius fast immer. Es war eine seiner Angewohnheiten. Es sei denn, jemand versuchte sich seiner Schwester zu nähern.
    Und wie ein Mensch viele Angewohnheiten besitzt, so war es eine Zweite, dass er sich bemühte, wenn er seine Nervosität verbergen wollte, eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Und auch diese zweite Angewohnheit legte er in diesem Moment an den Tag.


    „Er blickte auf ihre Hände. Können das nicht die Sklaven erledigen. Du musst nicht im Dreck wühlen, Helena!“


    Ohne eine weitere Antwort abzuwarten machte er einen Themenwechsel. Die Worte schienen wohl überlegt zu sein. Oder, man bezeichne es besser als: lange zu Recht gelegt und dann auswendig gelernt.
    So sprudelte es förmlich aus ihm heraus.


    „Liebte Helena“
    „Rom ist eine wundervolle Stadt. Du weißt, dass unsere Familie viel Einfluss in dieser Stadt hatte. Diesen Einfluss möchte ich wiederherstellen. Ich möchte, dass wir schon bald in einem angemessenen Haus wohnen können. Zudem sind unsere Mittel im Moment sehr begrenzt. Es wird nicht lange dauern bis es zu Schwierigkeiten kommt. Vielleicht müssen wir dann sogar einen Sklaven verkaufen. Und deshalb werde ich eine Arbeit annehmen. Ich werde versuchen den Cohortes Urbanae beizutreten.
    Obwohl ich vielleicht die Nächte in der Kaserne verbringen muss, brauchst du keine Furcht zu haben. Dir wird trotzdem nichts in dieser Stadt geschehen. Das schwöre ich.

    Er blickte sie daraufhin stumm an. Wie ein kleiner junge, der befürchtete, dass er seinem Vater in falschen Moment mitgeteilt hat, dass er eine Vase zerbrochen hat.

  • Seltsam, auch nach Jahren noch so sehr aneinander zu hängen, überlegte Helena und während sie den Worten ihres Bruders lauschte, kehrte das vertraute Gefühl des gegenseitigen Verstehens zurück, das sie sehr oft beschlich, wenn sie ihre Zeit mit Constantius verbrachte. Sie waren als Kinder gemeinsam ausgerissen und der Amme entwischt, und er hatte ihr immer geholfen, der langweiligen Handarbeitsstunde im Haus der Eltern zu entwischen, genauso wie sie ihm oft aus der Küche Süssigkeiten geklaut hatte. Solche Dinge verbanden einfach, und auch nach ihrer Ehe, während der sie sich nicht oft hatten sehen können, weil ihr Gemahl viele Posten in den Provinzen bekleidet hatte, hatten sie sich doch stets geschrieben und den Kontakt gehalten.


    Dass er sie nun anblickte, als würde er Schelte erwarten, rührte sie tief im Inneren an, aber sie war klug genug, es ihm nicht zu deutlich zu zeigen - man durfte Männern eben niemals solche Mittel in die Hand geben, sie pflegten sie zu nutzen, und das erbarmungslos. "Und Du hast Dir diese Sache sehr gut überlegt, Constantius?" fragte sie schließlich nachdenklich. "Die Cohortes sind sicher kein schlechter Ort, aber es gäbe doch auch andere Möglichkeiten, für ein Einkommen zu sorgen? Vielleicht als Scriba personalis für einen einflussreichen Mann oder etwas in der Art? Ich fände es schrecklich, würdest Du diesen Dienst nur antreten, weil Du fürchtest, unser Lebensstil könnte leiden."

  • Da war es wieder. Kaum hatte sie ihre Worte ausgesprochen, trat das übliche sachte Lächeln auf seine Lippen. In seinen Augen blitze ein warmer Ausdruck der Dankbarkeit auf.


    „Ja Helena. Ich habe es mir gut überlegt. Vater wäre sicherlich stolz wenn ich der Legion beitreten würde, doch vielleicht wird ihm diese Stellung ebenso gefallen.“


    Er löste sich vom Fenster und ging einen Schritt auf sie zu.


    „Der Dienst für Rom und das Reich ist ehrbar. Vielleicht, so die Götter wollen, werde ich uns, aus eigener Kraft, Rum und Einfluss erringen können..“


    „Und…
    .. ich kann hier in Rom meinen Dienst versehen.“
    Nur kurz senkte er den Blick. Doch lange genug um das, was er nicht aussprach, klar und deutlich zu formulieren.

  • Manche Dinge mussten nicht gesagt werden zwischen Constantius und seiner Schwester, und so lächelte sie einfach nur, warm und offen, von einer zärtlichen Freude erfüllt. Dass er seine Zukunft auch von ihr abhängig machte, hatte sie geahnt, aber es so deutlich bestätigt zu wissen, erfüllte sie doch mit einer warmen Freude und einem kaum zu unterdrückenden Gefühl der Zuneigung.


    "Du wirst doch sicher nicht immer auch in der Kaserne essen müssen, oder?" Wie so oft dachte sie zu allererst praktisch. Als Gemahlin eines Offiziers hatte sie oft genug den kleinen Haushalt allen Widrigkeiten der jeweiligen Umgebung zum Trotz organisieren müssen und auch jetzt war sie fest entschlossen, der Tatsache mangelnder Sesterzen den eisernen Willen der Iulier entgegen zu setzen. "Wer weiss, was sie euch dort zu essen geben, ich möchte nicht, dass Du dort hungerst oder irgendwelche seltsamen, alten Körner in Breiform essen musst."


    Eine Weile nach dieser Überlegung blickte sie ihn nachdenklich an, forschend, sinnierend - und wie durch düstere Wolken kehrte wieder der Lichtstrahl eines Lächelns zurück auf die geschwungenen Lippen der Iulierin. "Du wirkst so ... zuversichtlich. Ich glaube fast, es ist wirklich die richtige Entscheidung, den Namen unserer gens wieder nach Rom zu tragen."

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