(alt) Casa Iulia

  • Diese Frage. Constantius kannte diese Art der Fragen nur zu gut. Es war eben jene Art, die er all zu oft verwendet hatte, wenn er, trotz des Verbotes seines Vaters, versucht hatte das Pferd Argentum zu reiten. Argentum zeichnete sich nämlich dadurch aus, dass der weiße Hengst für einen 12 jährigen bei weitem zu temperamentvoll war. Was wiederum in erschreckender Regelmäßigkeit in blutenden Schrammen und einem entlaufenen Pferd endete. Wenn es dann Zeit zum Abendessen war und das Pferd noch nicht eingefangen war, hatte Constantius eben diese Fragen gestellt. Ob sein Vater leider noch nicht zum Essen anwesend sei. Aus großen braunen Augen und mit einem liebevollen Lächeln hatte er seine Mutter stets bedacht, um so jeglichen Hinweis auf einen Hintergedanken zu verbergen. Doch ein Blick auf den Jungen hatte stets seiner Mutter gereicht. – denn meiste blieb Constantius keine Zeit sich den Schmutz abzuwaschen, den er beim Sturz vom Pferd aufgesammelt hatte – und so erlaubte sie ihm lächelnd vom Essen fern zu bleiben.


    Ebenso hätte ein Wolf mit lieblicher Stimme ein Schaf fragen können, ob der Hirte heute Abend nicht anwesend sei. Um dann zu versichern, dass er nur ein guter Freund des Hirten sei und ihn besuchen wollte. Egal wie liebevoll und beiläufig man diese Art der Frage stelle, Constantius kannte ihre Intention - und hoffentlich das Schaf ebenfalls -


    Und so antwortete er in einem höflichen reservierten Tonfall, doch stets das sachte Lächeln auf seinen Lippen behaltend:


    „Es wird sich heute niemand mehr zu uns gesellen. Zudem bin ich selbst noch unverheiratet.“


    Constantius war sich sicher, dass diese praktische nutzlose Antwort seinen Gegenüber entweder frustrieren oder zu einem größeren Schritt verleiten musste.


    "Nun bin ich aber ebenfalls neugierig was sich in diesem Geschenk verbirgt."


    Constantius richtete den Blick auf die Kiste, ein wohlwissendes Lächeln auf den Lippen.

  • Wenn zum Zeitpunke dieser Unterhaltung das Schachspielen schon erfunden gewesen wäre hätten Sullas Gedanken die Situation sicherlich plastisch als "Nach abgeschlossener Eröffnung begannen die Gegner zu Lavieren um die Intentionen des anderen zu erkennen."
    Da dies allerdings bis auf die Eröffnung auch jetzt ganz gut passte dachte Sulla ähnliches.


    Es handelt sich um den von meinem Ahnen Sergius Catilina in Auftrag gegebenen Schrein mit dem er Iulius Caesar für dessen Worte im Senat danken wollte. Die Taube der Iulier ziehrt ihn und es ist mir eine Ehre ihn der Familie der Iulier zu überreichen.



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  • Im Grunde hatte Constantius mit allem gerechnet, doch nicht mit einem derart geschichtsträchtigen Geschenk. Ein Geschenk, das an die einstigen ruhmreichen Zeiten seiner Familie erinnerte. An eben jene Zeiten, an die Constantius anzuknüpfen wünschte. Der Grund für seine Reise nach Rom, das Ziel, dass er sich in seinem Leben gesteckt hatte und als höchstes auserkoren hatte. – Es war das Ziel seiner Jugend. Das Ziel, dass er sich damals setzte, als er Helena mit ihrem Ehemann hatte fortgehen sehen müssen, während der 12 jährige Constantius zurück blieb. –


    Auch wenn die Blicke seines Gegenübers immer noch anhimmelnd auf seiner Schwester ruhten, so empfand Constantius tiefe und ehrliche Dankbarkeit. Auch wenn dies an seiner Wachsamkeit nichts änderte.


    „Eques Spurius Sergius. Ich danke euch aufrichtig und von Herzen für dieses kostbare Geschenk. Möge es uns stets an bessere Zeiten erinnern und Ansporn sein für eine neue diplomatische Zusammenarbeit.“


    Dann deute Constantius in Richtung des Atriums.


    „Auch wenn es nicht viel ist, so geniese doch bitte nun den besten Wein unseres bescheidenen Hauses.“

  • Nicht viel? Ich bitte euch! Ein in Freundschaft und gemeinsamer Gesinnung geteilter Wein ist mehr als sie mancher Kaiser wünschen konnte! So denn... ich erhob meinen Becher


    Auf Aeneas und Sergestes

  • Auch das Schaf - respektive Iulia Helena hob ihren Becher leicht an, um den Trinkspruch zu erwiedern, doch ihr Blick lag dabei auf den Gesichtern der beiden Männern. Aleae iactae sunt, überlegte sie mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen, dass der Sergier daran interessiert war herauszufinden, wo ihr Gemahl weilte, hatte sie sich inzwischen halbwegs zusammengereimt, auch, dass ihr Bruder ihn darüber noch im Unklaren lassen wollte. Sie beschloss, das Spiel noch ein wenig mitzuspielen, aber letztendlich hatte auch Sergius Sulla ein kleines Entgegenkommen verdient, mühte er sich doch recht offensichtlich, Eindruck zu machen.


    Der Stein glänzte durch schlichte Eleganz, und genau wie der edle Mut des Stifters ihn wohl inspiriert haben musste, verdiente dieser besondere Beachtung. "Wäre es nicht eine schöne Geste, diesen Stein gemeinsam öffentlich zu errichten, auf dass das Andenken unseres großen Ahnen auch von allen anderen einmal mehr geachtet wird? Es wäre sicherlich auch für Deinen Ahnen eine Mehrung seines Ruhmes, würde man seinen Namen in Verbindung mit dieser Gabe nennen."

  • Wäre es nicht eine schöne Geste, diesen Stein gemeinsam öffentlich zu errichten, auf dass das Andenken unseres großen Ahnen auch von allen anderen einmal mehr geachtet wird? Es wäre sicherlich auch für Deinen Ahnen eine Mehrung seines Ruhmes, würde man seinen Namen in Verbindung mit dieser Gabe nennen.[/quote]


    Mir wäre es eine Ehrung ohne gleichen wenn wir dies so machen würden, doch bei der letzlichen Entscheidung sollte, so gern wir drei es alleine festlegen würden, das Wort des Caius Iulius Seneca als Pater Gentis der Gens Iulia mit in der Waagschale liegen.


    Waagschalen, ich sah sie vor Augen. Zwei. Rund, Fest. Meine Gedanken gingen auf Wanderschaft, wurden von meinem Willen kaum gebremst und erreichten...

  • „Vielleicht habe ich ihn doch falsch eingeschätzt,“ rang Constantius mit sich selbst und nahm einen kurzen Schluck aus dem Kelch, welcher den süßlichen Wein enthielt.


    „Vielleicht…,“ setzte der er an um dann im Worte inne zu halten. Starrte dieser Sulla seine Schwester nun offen und unverblümt an? Hatte der Wolf nun doch seinen Schafsfell abgelegt? Hatte Constantius doch die richtige Ahnung gehabt?


    „…sollten wir tatsächlich mit unserem Pater Gentis darüber sprechen,“ vollendete Constantius den Satz immer leiser werdend. Ja er war sich nun sicher, dass Sulla Helena anstarrte. Die Finger des jungen Constantius schlossen sich um den Weinkelch. Immer fester wurde sein Griff. Bis sich schließlich seine Knöchel weiß unter der Haut abzeichneten.


    Die Hand, die sich gerade noch mit aller Kraft um den Kelch gelegt hatte, öffnete sich urplötzlich und gab den Kelch frei. Starr ruhte Constantius blick auf Sulla. Als hätten die Götter die Zeit angehalten, so kam es Constantius jedenfalls vor, senkte sich der Kelch nur sehr langsam dem Boden entgegen. Noch bevor der Kelch sich endgültig seinem Schicksal beugte, rief Constantius mit lauter Stimme:


    „NIGERIUS!“


    Für einen Moment zuckte der schwarze Kater, der sich unschuldig auf der anderen Seite des Atrium aufhielt zusammen und man konnte aus der Ferne ein unschuldiges –miau- vernehmen.


    Dann erschüttere der Klang eines auf den Boden aufprallenden Kelches die Stille des Atriums.


    Sekunden verstrichen. Sekunden in denen Constantius nicht den Blick von Sulla nahm. Erst dann blickte er entschuldigend zu Helena.


    „Verzeih mir. Nigerius lief mir durch die Beine und brachte mich beinahe zu Fall.“


    Mit einem gespielt höflichen Lächeln entließ er Helena aus seinem Blick und wendete sich ein weiteres mal Sulla zu.

    „Wünscht ihr noch etwa zu trinken? Oder lieber etwas zu essen? Ihr seht hungrig aus. Vielleicht etwas frisches Obst?

  • Obwohl die Vitamine noch nicht entdeckt waren hatte Sulla sich doch stets gern an Obst gelabt und die wohltuende Wirkung der Vitamine genossen. Stets dankte er den Göttern für diese Gaben, lebte er doch in einer Zeit in der die Frömmigkeit und die Demut vor dem guten und schönen noch nicht von Technokratie überdeckt war.


    Obst! Welch Wonne, Speise der Götter, das wäre jetzt genau das richtige. Genau wie ein Rat allerdings den Ihr, werter Constantius, mir vielleicht geben könnt und wollt da wir in ähnlicher Lage sind. Ich habe nämlich einer Katze zwei Schwestern die ich genauso zärtlich liebe wie ihr die eure...

  • „Wonga. Etwas Obst für unseren verehrten Gast“, rief Constantius durch das helle Atrium.


    Nachdenkliche Falten bildeten sich auf der Stirn des jungen Mannes, als er Sullas Reaktion beobachtete und seine Frage vernahm. War sein Gegenüber so gerissen und abgebrüht, dass ihn nichts aus seiner selbstgefälligen Ruhe bringen konnte?
    Es war eben dieser Zeitpunkt, in dem im Inneren des jungen Mannes ein Feuer entzündet wurde. Ein Feuer, dass über kurz oder lang das Blut des temperamentvollen Mannes zum kochen bringen musste.
    Doch noch obsiegte der Verstand und mit ruhiger Stimme erwiderte er schließlich.


    „Einen Rat wünscht ihr von mir? Was könnte ich einem erfolgreichen, an Lebenserfahrung deutlich reicheren Mann raten?“


    Er legte eine beruhigende Pause ein, die jedoch nur dazu führte, dass seine Stimme einen unheilschwangeren ernsten Tonfall annahm.


    „Mit der Familie ist es wie mit Rom. Sie bedürfen beide des stetigen Schutzes wachsamer Augen. Denn sonst kann es passieren, dass dem einem oder dem anderen Schaden zugefügt wird. So, wie ein jeder ehrbare Bürger Roms zur Verteidigung des Reiches eilen würde, so wird auch ein jeder Bruder zum Schutze seiner geliebten Familie bereit sein einzutreten. Für beides, für Rom und meine Familie, bin ich bereit das Äußerste zu geben.“


    Wieder fügte er eine kleine Pause ein.


    „Wie du sicherlich auch.“


    Daraufhin nahm die Stimme wieder den Tonfall der diplomatischen Höflichkeit an.


    „...und mit Katzen...Nun sie können Fluch und Segen sein. Doch haben sie ihren eigenen Willen. Sie gehorchen einfach nicht und so manches Mal sorgen sie deshalb für Aufregung.“

  • Hatte er ihr wirklich auf die ... gestarrt? Oder war es ein Irrtum einer allzu bereiten Phantasie gewesen? Dass Constantius allerdings reagierte, als sei es tatsächlich geschehen, enthob Iulia Helena ihrer Unsicherheit und sie betrachtete ihren Besucher in einem gänzlich neuen Bild. Wie konnte er es wagen?! Dass die Sergier ein recht loses Verhältnis zur Moral zu haben schienen, war ihr schon in der Casa Sergia aufgefallen, aber eine Frau gar so offen anzustarren, gehörte eher in ein lupanar denn in das Domizil einer Familie mit so weit zurück reichender Geschichte. Er musste doch wissen, dass er mit dieser Art Verhalten nur eher gegen eine Wand laufen würde denn zum Ziel seiner Wünsche ... langsam nahm die Iulierin einen Schluck aus ihrem Becher und beobachtete die beiden Männer.


    Constantius hatte seinen Standpunkt überdeutlich klargelegt, fast schon die Grenze der Unhöflichkeit berührend, und Sulla saß da, als beträfe dies alles nicht ihn, sondern jemand anderen - letztlich würde es spannend bleiben, deutlich spannender als jedes Wagenrennen. Ein höflicher, aber nichts desto trotz gefährlicher Tanz auf einem ausgesprochen heissen Feuer. "So geht es deiner Schwester nach ihrem Sturz nun hoffentlich wieder gut? Sie schien nicht ernstlich verletzt, aber so manches Mal bemerkt man Verletzungen erst später."

  • Nachdem meine Augen nach nur kurzem Verweilen den Rückweg angetreten hatten wandten sie sich nun wieder Constatius zu


    Wie Ich sicherlich auch. Natürlich sogar. Doch habe ich noch nicht so lange eine, jetzt ja sogar zwei Schwestern in der Obhut da mein Vater kürzlich verstarb und sowohl Seia als auch Messalina bei Verwandten im Ausland waren. Die eine, Messalina, erprobt nur zu gern die Wirkung ihrer weiblichen Reize auf Männer was Iulia ja schon kennenlernte. Passiert ist ihr übrigens nicht das geringste und der zufällige Unfall war wohl auch alles andere als zufällig.


    Ich hatte inzwischen Iulia nur kurz zugelächelt als ich sie erwähnte, mich aber gezwungen sie gerade bei der Erwähnung von "Reizen" nicht anzusehen.


    Manchmal möchte ich verzweifeln mit den beiden. Ihnen fehlt die Mutter, ihnen fehlt der Vater, keine Tante und keine Matrone zur Hand um mal mit ihnen zu reden. Ich erfahre da kaum was sie denken und vorhaben. Wenn doch nur jemand mit ihnen reden könnte, jemand wie...


    Nun ruhte mein Blick freundlich und hilfesuchend kurz auf Iulia


    Nein, das kann ich nicht erwarten...

  • Die Augen eines Adlers mochten nicht schärfer sein, als die Augen des jungen Constantius in diesem Augeblick. Jedes Wort, jede Bewegung und jeden Blick versuchte er zu beobachten und zu deuten.


    Nigerius, der sonst so unbekümmerte Kater, machte einen großen Bogen um Constantius, als er auf die andere Seite des Atriums wechseln wollte. Entweder war er eingeschnappt, dass man ihn zum Sündenbock gemacht hatte, obwohl dieses eine Mal nicht einmal die Vorbereitungen für sein Unterfangen abgeschlossen hatte, oder aber, er spürte die Anspannung des jungen Iuliers.


    „Mich betrübt es zu hören, welches Schicksal euren Schwestern widerfahren ist. So sie Rat in diesem Hause suchen sollten, so wird ihnen die Tür nicht verschlossen bleiben“, sprach Constantius.


    War dies nun eine neue Strategie seines Gegenübers? Wollte er nun Helena in sein Haus locken unter dem Vorwand, dass seine Schwestern Hilfe benötigen würden? Wollte er die Hilfsbereitschaft und das Mitgefühl Helenas ausnutzen um weiterhin lüsterne Blicke auf sie zu werfen? Constantius wusste, dass er dies zu verhindern wissen würde.

  • Zitat

    Original von Caius Iulius Constantius
    So sie Rat in diesem Hause suchen sollten, so wird ihnen die Tür nicht verschlossen bleiben


    Euer hochherziges Angebot will ich gerne annehmen wenn Iulia Helena denn ebenfalls bereit ist sich mit meiner Schwester zu unterhalten. erwiderte ich mit froher Mine doch da kam mir ein Gedanke


    Versteht mich nicht falsch werter Constantius. Nicht läge mir ferner als den Kuppler zu spielen, doch wundert es doch euch unverheiratet zu wissen. Kam noch nicht die richtige?


    Doch ich werde wohl zu neugierig, verzeiht.


    Wo würdet ihr den Stein denn errichten wollen? Der Ruf meines Ahnen ist ja leider nicht der beste und ich möchte nicht das der Ruf der Gens Iulia gefährdet wird.

  • „Ja ich verzeihe euch“, erwiderte Constantius kurz und bündig. Womit er das Gespräch über seine Ledigkeit beendete, bevor es überhaupt begonnen hatte. Nicht, dass er das Gefühl der Zuneigung zu einer Frau nicht schon empfundne hatte, doch dies wollte er seinem Gegenüber nicht darlegen. Auch nicht, dass sein Leben im Moment alleine dem Wohl seiner Schwester gewidmet war. Constantius betrachtete seine Schwester einen Sekundenbruchteil. Noch immer vermochte er Sulla nicht richtig einzuschätzen. War er einfach nur so gerissen? Suchte er nach weiteren Ansatzpunkten? Versuchte er die Schwächen seines Gegners auszuspionieren? Würde er gar die höfliche Floskel ausnutzen und nun seine Schwestern täglich an die Türe der Casa klopfen lassen? Oder würde nur ein Schlag vor den Kopf helfen, um ihn von Helena fernzuhalten?


    Auf die Frage, wo der Stein aufzustellen sei, schossen Gedankenfragmente durch Constantius Geist. „In einem tiefen Keller, in einem tiefen Loch“, dachte der junge Mann. Der Teil von Constantius, der durch seine Mutter wohlerzogen wurde, hob drohend den Zeigefinger und maßregelte ihn für solche Gedanken. Doch der andere Teil, der temperamentvolle, ungezügelte Geist musste bei diesen Gedanken schmunzeln.


    Und so erwiderte Constantius mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen:


    „Wo jener Stein aufzustellen sein wird, wird sicherlich unser pater gentis entscheiden. Alleine ihm obliegt diese Entscheidung. Sobald ich ihn benachrichtig habe, werde ich dir seine Entscheidung mitteilen.“


    „Den Götter sei dank, ist der Weg nach Hispania weit und gefahrvoll“, dachte sich Constantius

  • Dies wäre also geklärt. Sollen wir nun ein wenig den vergangenen Adel unserer Familien beweinen? Wie die Sergier ihren verloren ist bekannt, aber was war mit euch? Stammt ihr nicht vom Zweige der Caesares ab? Ist nicht sogar die Kaiserin eine Iulierin? Was ist geschehen? Oder wichtiger: Wie ändern wir es?

  • Sie wartete ab, bis die beiden Männer das Thema des Steins abgeschlossen hatten - der Pater Gentis würde sicherlich am besten wissen, wohin er zu stellen war, immerhin repräsentierte er die Gens Iulia nach aussen hin, seine Entscheidung durfte nicht übergangen werden, so fern er auch sei mochte - und erhob dann wieder die Stimme, nachdem sie eine Weile über die Bitte des Sergiers nachgedacht hatte.


    "Ich werde Deinen Schwestern gern erklären, was es bedeutet, als römische Frau aus gutem Haus leben zu wollen und sich auch entsprechend zu benehmen, aber es gibt dafür eine wichtige Voraussetzung: Sie müssen es beide wollen!" Dass sie zumindest im Fall der Messalina sehr deutlich bezeweifelte, dass hier noch allzu viel zu retten war, stand dabei ziemlich deutlich in ihrem Blick, aber sie hielt sich nicht allzu lange mit Betrachtungen auf.


    "Wenn beide lernen möchten, worauf es in der Haushaltsführung, im Benehmen und im Auftreten nach aussen hin ankommt, bin ich gerne bereit, Dir und Deiner Familie zu helfen, Sergius Sulla, aber so sie unwillig sind, ist es eine Zeitverschwendung sondergleichen. Du weisst vielleicht, dass ich nun als Scriba in Ostia arbeite, und dass dort meine Pflichten ebenso liegen wie hier - die Zeit, die mir übrig bleibt, möchte ich nicht mit zwei Mädchen vergeuden, die mir vielleicht zuhören, aber dann doch weitermachen wie bisher. Denn diesen Teil der Erziehung musst Du übernehmen, Du bist der älteste Sergier hier in Rom, sie unterliegen Deiner Verantwortung. Und damit meine ich auch, dass Du beide niemals alleine mit einem Mann lassen solltest, mit dem sie nicht verwandt sind. Du solltest beizeiten beginnen, passende Ehemänner für beide zu suchen." Es klang ernst, aber dass sich zumindest eine Schwester Sullas aufführte wie eine Hure aus einem Lupanar, konnte kaum zum Ruhm der Familie beitragen.

  • Ich danke euch für eure Bereitschaft werte Iulia. Ich werde mit beiden sprechen und ihnen die Ernsthaftigkeit der Situation klarmachen. Ich wäre selbst froh wenn ich für beide passende Ehemänner finden könnte. Gute Menschen, treue Seelen, wahre Römer. Ja das wäre schön. Ich kenn allerdings nur sehr wenig Leute, das ist die Auswahl nicht sehr groß...

  • Sie hob etwas zweifelnd die Brauen an und legte den Kopf schief. "Ich kann kaum glauben, dass ein einflussreicher und erfahrener Mann wie Du keine jungen Römer kennen will - warum nimmst Du Deine Schwestern nicht beide mit auf die nächsten Spiele? Ich bin mir sicher, es dürfte nicht schwer fallen, Interessenten zu finden, die sich von Schönheit locken lassen - und dann liegt es bei Dir, die Kandidaten alle in Ruhe einzuladen und anzuschauen. Oder Du feierst ein Fest und lädst den Nachwuchs der hohen, alten Familien ein, etwas ungezwungenes ..." Sie überlegte kurz, wie sie damals zu ihrem Gemahl gekommen war - irgendwie war das deutlich leichter gewesen als heutzutage, da junge Frauen mehr und mehr einen eigenen Willen entwickelten.

  • Ich ziehe da die Idee ein Fest zu geben bei weitem vor. So kann man eine gewisse Vorauswahl treffen. sagte ich mit kurzem Seitenblick auf Constantius und sah Iulia ganz kurz fragend an und lächelte Wir werden das dann wohl so machen...


    Doch nun zur Wiedererringung alter Glorie...

  • Bei dem Ernst in Helenas Stimme wurde Constantius nachdenklich. Wenn er Helenas Worte richtig deutete, dann mussten die Schwestern Sullas die Manieren ihres Bruders im negativen Sinne noch übertreffen. Constantius rang noch mit sich selbst, ob ihn dieser Umstand nun verwundern sollte oder nicht, als er den kurzen Blick Sullas bemerkte.


    „Die Götter mögen mich davor bewahren, dass ich jemals zu einem dieser Feste eingeladen werde“ dachte, ja flehte Constantius innerlich.


    Doch die letzten Worte Sullas erregten wieder Constantius Aufmerksamkeit. Still wartete er ab, was sein Gegenüber zu „alter Glorie“ und vor allem zur Restauration eben jener zu sagen hatte. Es war wohl auch besser, dass er einen Moment lang schwieg. Es half Constantius das Gefühl zu unterdrücken, seinen Gegenüber aus der Tür dieses ehrbaren Hauses zu werfen.

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