Titus Petronius Varus

  • Arria blickte ihm entgegen, als er sie an sich zog und brauchte einen Moment, seine Worte zu verstehen. Kalt? Sie war kalt? Leicht schüttelte den Kopf, was wieder zu einem stechenden Kopfschmerz führte.


    "Mir ist nicht kalt, Vater, eher schwitze ich", antwortete sie, völlig vergessend, dass sie bis vor kurzem noch bibbernd in ihrem Zimmer gesessen und nicht gewusst hatte, wie sie sich aufwärmen sollte. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, überlegten, wie sie sich verhalten musste, damit ihr Vater sie akzeptierte, dass er sie wieder liebte. Aber irgendwo in ihrem Kopf wusste sie jedoch, dass sie ihm seinen größten Wunsch nicht erfüllen konnte: Einen Nachkommen von seinem Blute, der der nächste Pater Familias werden würde. [i]"Bitte verzeih, dass ich... eine Frau bin",[/b] murmelte sie leise, blieb aber aufrecht sitzen, obwohl ihr viel mehr danach war, sich irgendwohin zu legen und so klein wie eine Maus zu werden, um nichts mehr von der Außenwelt mitzubekommen. Sich einfach zu einer Kugel zusammen rollen und den Tränen freien Lauf lassen, einfach darauf warten, dass es vorbei ging. Anmerken ließ sie sich davon nichts, sondern saß mit fast schon steifem Rücken und fein vor sich gefalteten Händen auf der Kante des Sessels, blickte ihrem Vater entgegen und versuchte, die Kopfschmerzen, die mit jeder Minute stärker zu werden schienen, zu vergessen.

  • Varus schüttelte entschieden den Kopf und fühlte an Arrias Stirn und im Nacken, an Händen und Armen.
    "Du bist kalt wie ein Stein, nur deine Stirn ist heiß, Arria. Du warst doch nicht zu leicht bekleidet draußen? Wirst du denn krank werden, Kind?"
    Er musterte sie besorgt, ließ sie dann jedoch los, um auf ihre Worte einzugehen.
    "Es gibt nichts zu verzeihen, Arria. Auch wenn mir deine Mutter nie einen Sohn geschenkt hat, so liebe ich dich trotzdem. Vielleicht war es meine Erziehung, die ich falsch machte, indem ich mir stets einen Knaben wünschte und beinahe einen in dir sah. Ich hätte dir von Anfang an eine Anstandsdame zur Seite stehen lassen müssen, aber dazu ist es nun zu spät. Und meine Befürchtung, dass dich aufgrund deines Verhaltens niemand liebenswert finden könnte, haben sich schließlich auch nicht bestätigt, schließlich gibt es da einen gewissen Iulier."
    Varus zwinkerte seiner nicht gut aussehenden Tochter zu.
    "Es ist also meine Schuld, dass du so bist, wie du bist, wenn man es so sieht. Ich möchte dich nicht bitten, dich zu ändern, dafür ist es zu spät. Ich möchte dir lediglich ans Herz legen, dich wie eine römische Dame zu verhalten, wenn Cinna und Marcia in der Nähe sind. Es gibt sicherlich schon genug Spannungen zwischen ihm und mir; ich möchte nicht noch eine weitere hinzufügen, weil du deine Worte nicht im Zaum hast."

  • Arria schloss die Augen und konzentrierte sich auf seine Worte, versuchte, deren Sinn zu entschlüsseln. Als sie ihn endlich begriffen hatte - ihr Gehirn wollte einfach nicht richtig arbeiten - nickte sie vorsichtig.


    "Ich werde schon nicht krank, Vater, du kennst mich doch", versuchte sie, ihn aufzumuntern. Seine Worte machten ihr ein wenig Mut, aber dennoch hörte sie auch deutlich die Missbilligung für ihr Verhalten heraus. Er sagte zwar, er wolle sie nicht ändern und er wäre Schuld, aber es schien ihr nicht ehrlich, sondern nur leere Worte, die ihr Vater sagte, um sie nicht zu entmutigen. Nur vor Cinna und Marcia wie eine römische Dame? Sie würde die beste römische Dame werden, die ihr Vater je gesehen hatte. Seine Worte bestätigten ihren Entschluss nur noch einmal. "Ich werde mich bemühen, Vater, bitte verzeih mein unrühmliches Verhalten", antwortete sie deswegen fest und blickte ihn wieder an. Doch das Bild schwankte immer wieder, aber Arria widerstand dem Drang immer noch, sich an die Schläfe zu fassen.

  • "Ja, eben weil ich dich kenne, mache ich mir Sorgen", meinte Varus nur und nickte zu ihren weiteren Worten. Wenn Arria an sich halten wurde, hatte er keine Zweifel daran, dass sich ihr Verhalten bessern würde. Er hob die Hand und strich ihr über den Kopf.
    "Gut. Und du gehst jetzt am besten in dein Cubiculum und legst dich hin. Jemand wird dir heißen Wein bringen und eine zusätzliche Decke. Ich kümmere mich um einen Medicus."
    Varus erhob sich und sah Arria auffordernd an.

  • "Es geht mir gut, Vater, wirklich. Ich werde noch ein wenig arbeiten und die Schriftrollen weiter lesen. Mach dir keine Umstände meinetwegen", lächelte Arria und blickte ihren Vater aufmunternd an, konzentrierte sich direkt auf sein Gesicht, damit das Bild nicht wieder schwankte.

  • Arria straffte ihren Rücken wieder und blickte ihn geradewegs an, konzentrierte sich so gut es ging.


    "Ich bin nur müde, ich werde ein wenig schlafen, dann geht es wieder, mach dir bitte keine Sorgen, Vater. Du hast schon ohne mich genug zu tun, es ist wirklich nichts schlimmes", antwortete sie lächelnd.

  • Arria nickte ihm zu und lächelte noch kurz, ehe sie aus dem Zimmer ging. Vor der Tür blieb sie erst einmal stehen und lehnte sich an die Wand, bis das Schwindelgefühl vergangen war, dann lief sie weiter ins Atrium.

  • Die beiden kamen endlich zur Ruhe und Iason wurde bewusst, dass er mit Ria Händchen hielt. Zugegebenermaßen hielt sie ihm mehr als er sie, aber trotzdem...Es war ein schönes Gefühl und für einen Augenblick vergaß er, warum sie hier waren...

  • Varus, der aus dem Schlaf gerissen und deswegen leicht verärgert war, riss die Tür auf und blinzelte Ria und Iason verschlafen und missmutig an.
    "Ich hoffe, es ist was wichtiges", knurrte er unwillig.
    Er hasste es, zu früh geweckt zu werden.


    Sim-Off:

    Okay, schießt mal schnell los - wir müssen ja Miriam langsam mal als vermisst melden... Und ich muss Samstagabend nach Rom...

  • Iason ließ Rias Hand los und öffnete die Tür. Seine Anspannung kehrte wieder zurück, als er Varus' unwillige Antwort hörte.
    Dann platzte er frei heraus
    "Miriam ist verschwunden!"
    Es würde keinen Sinn machen, drumherum zu reden...

  • In Iason kam nun auch wieder etwas von der Panik auf, die ihn vorhin befallen hatte. Würde der Herr vielleicht wütend werden und sie bestrafen?


    "WEG! Sie ist einfach verschwunden! Nicht mehr da! Ihr Bett ist leer!"

  • Varus runzelte die Stirn und starrte von Iason zu Ria und wieder zurück.


    "Ich nehme an, ich muss dich nicht fragen, ob das alles ein Missverständnis ist", meinte er steif. Dann nickte er grimmig.
    "Gut. Ich werde einen Aushang vorbereiten. Ihr zwei geht Miriam innerhalb Tarracos suchen und verteilt die Aushänge. Und wenn ihr sie findet, dann bringt sie hierher und sorgt dafür, dass sie in der Unterkünft bleibt, bis ich aus Rom zurück bin. Mein Schiff geht in ein paar Stunden; ich gehe nicht davon aus, dass sie auftaucht, ehe ich fort bin. In allen Angelegenheiten wird Cinna mich vertreten, bis ich zurück bin."


    Varus musterte die beiden und wandte sich dann um, um zu Pergament und Feder zu greifen und Aushänge anzufertigen. Wenige Augenblicke später händigte er ihnen mehrere Bögen Papier mit einer Skizze von Miriams Gesicht und einer Beschreibung von ihr aus.
    "Hier. Na dann mal los. Und ich wünsche ausdrücklich, dass Miriam in der Unterkunft bleibt, bis ich zurück bin. Solltet ihr sie nicht binnen zwei Tagen finden, geht zum Regionarius und erzählt ihm alles was ihr wisst."

  • Iason nickte rasch.
    Cinna war also nun der Herr. Das konnte ja heiter werden.
    Er nahm die Zettel. Iason konnte zwar nicht lesen, aber das Gesicht Miriams war unverkennbar.
    Dann sah er Ria an "Gehen wir!"
    und zu seinem Herrn "Vale, Domine!"
    Dann nahm er Ria an der Hand und zog sie in Richtung Vestibulum.

  • Iason horchte kurz an der Tür. Kein Geräusch. Dann öffnete er und trat ein: Der Herr war nicht da.
    "Gut, hier kannst du anfangen! Besen sind in der Sklavenunterkunft oben. Viel Spaß"
    Er grinste schelmisch.

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