Arria brauchte wieder einen Moment, bis sie alles begriffen hatte.
"Was wollte sie nicht machen?"
Arria brauchte wieder einen Moment, bis sie alles begriffen hatte.
"Was wollte sie nicht machen?"
"Ich weiß nicht genau. Als ich kam, hat Herr Varus sie gerade gewarnt. Ich hatte Geschrei gehört. Nach dem, wie es aussah, hatte sie einen Krug fallengelassen. Dann hat sie sich scheinbar mit ihm angelegt und schließlich rannte sie weg und warf einen Krug zum Abschied. Daraufhin packte sie Cinna und mit Herrn Varus' Erlaubnis "bestrafte" er sie! Ich kann leider nicht sagen, was genau sie falsch gemacht hat!"
"Schon gut, Iason", antwortete Arria müde und seufzte leicht. "Wie geht es ihr? Ich hoffe, sie kommt wieder auf die Beine", antwortete die junge Frau und erhob sich, setzte sich an die Bettkante und blickte den Rücken Miriams an, schüttelte den Kopf. "Es gibt so viel effektivere Dinge als Schläge. Jetzt muss er nur damit klar kommen, dass sie Tage, vielleicht Wochen nicht arbeiten kann."
Turia stand hiner Iason und knetete mit noch immer weißem Gesicht ihre zierlichen Hände, Miriam anstarrend. Kein Wort brachte sie hervor. Sie wagte es nicht einmal zu blinzeln.
Iason sah mit einem missbilligendem Blick zu Arria hinüber.
Es gab noch sehr viel triftigere Gründe , eine wehrlose Sklavin nicht zu schlagen, als dass ihre Arbeitskraft verlorenging. Und nicht, dass er sie nur bestrafte...er bestrafte auch ihn und Turia mit ihrer Anwesenheit bei der Bestrafung, die wahrlich nicht schön anzusehen gewesen war.
Offensichtlich hatte Arria doch weniger Humanitas, als er angenommen hatte...
Arria blickte Iason müde an und erhob sich, ging zum Fenster und blieb daran stehen.
"Sieh mich nicht so vorwurfsvoll an, ich habe Miriam nicht geschlagen!"
Nein, das hatte sie nicht...aber sie schien es auch nicht zu bedauern!
"Nein, Herrin"
Arria drehte sich um und blickte Iason an, ehe sie zur Kommode ging, auf der auch eine Schüssel mit Waschwasser, so wie ein weiches Tuch lag. Beides nahm sie mit zu Miriam ans Bett, stellte es auf dem kleinen Tisch, auf dem sie sonst Pergamentrollen, die sie noch abends las, stapelte und tauchte das Tuch ein.
"Sieh mal, Iason, ich heiße nicht gut, was mein Onkel getan hat. Egal, wie aufmüpfig Miriam ist, sie ist dennoch eine treue Dienerin mit einem etwas losen Mundwerk. Aber wirklich etwas dagegen machen, außer, Miriam einigermaßen zu versorgen, wie es mein spärliches Wissen mir ermöglicht, kann ich auch nicht. Wäre ich mein Vater, dann vielleicht, aber ich bin nur eine Frau, noch dazu mit 21 unverheiratet."
Langsam begann sie, die Wunden im Gesicht Miriams zu säubern und die Blutergüsse zu kühlen. Wie lange würde die Sklavin wohl bewusstlos bleiben? Und wie lange würde es dauern, bis sie hier jemand fand?
Arria hob den Blick und sah zu Turia, die verängstigt herum stand.
"Turia... Kannst du deiner Arbeit normal nachgehen? Wenn uns hier jemand findet, haben wir alle vier ernste Probleme und ich kann nicht für euer Leben garantieren, vor allem, wenn mein Onkel kommt. Und so könnten wir vielleicht die Aufmerksamkeit vom Fehlen Iasons ablenken..."
Turia wunderte sich ungemein, dass Arria sich so um Miriam scherte. Es war ihre eigene Schuld, fand sie, auch wenn sie Miriam eigentlich sehr mochte. Sie hatte ihr schon oft versucht ans Herz zu legen, sich nicht immer so aufzuführen, doch Miriam hatte es immer mit einem Kopfschütteln abgetan.
Rasch nickte sie und ging zur Tür, ehe sie sich noch einmal umwandte und zuerst einige Worte an Arria, dann an Iason richtete.
"Es war dein Vater, Herrin, der Cinna die Bestrafung überließ. Es wird ein Unheil geben, wenn man sie hier findet." sagte sie leise. "Und Iason: Im Keller...vergiss das Blut nicht." Dann verschwand sie.
Oh ja, das Blut. Um ein Haar hätte er es vergessen. Naja, wie auch immer...
Dann überlegte er, ob Arria vielleicht tatsächlich fast so unfrei war wie er selbst...nunja, trotzdem kein Grund, so etwas zu sagen...sollte er jemals freikommen, würde er seine Sklaven besser behandeln...
Plötzlich realisierte er, dass Miriam ja noch immer völlig nackt vor ihnen lag"Sie braucht ein Hemd...später!"
"Ich werde sehen, ob ich etwas unter meinen Sachen finde, das nicht zu sehr auffällt", antwortete Arria und legte das Tuch beiseite, da das Gesicht, soweit sie es erreichen konnte, wieder einigermaßen sauber war. "Sag einmal, Iason, wenn du frei bist, wirst du dann selbst Sklaven haben?"
Iason hielt inne.
Wenn er frei war...aus Arrias Mund klang das, als sei es in naher Zukunft...
"Sollte ich eines Tages frei werden und es mir leisten können, würde ich vielleicht auch Sklaven haben - wir hatten einst schon Sklaven - vor Vaters Hinrichtung..."
Miriam hatte nichts mehr mitbekommen was man mit ihr nach der Geschichte im Keller angestellt hatte. Ihr Rücken war schlimm und ihr Gesicht war einfach nur noch geschwollen und grün und blau. Cinna hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Jedoch würde sich nie etwas an ihrer Einstellung der Herrschaften gegenüber ändern. Sie würde ganz sicher auch weiterhin gegen sie aufbegehren und es auch wagen eines Tages einen Fluchtversuch zu unternehmen.
Zwar hatte Arria weitesgehend das Gesicht der Sklavin gereinigt aber die Platzwunde die der Ring ihr zugefügt hatte blutete immer wieder nach und auch an der Lippe wollte die Wunde nicht klein bei geben.
Irgenwann drangen Stimmen zu ihr hindurch, die bgleitet waren von ungeheuren Schmerzen. Leise stöhnte sie auf und evrsuchte ihre Augen zu öffnen. Sie konnte sich nicht an alles erinnern was passiert war. Langsam bewegte sie ihre Finger und die Hand die sie neben ihrem Gesicht liegen hatte. Bewegen ansich konnte sie sich rein gar nicht und nur ganz wenig bekam sie ihre AUgen etwas geöffnet konnte aber nichts erkennen. Ein Schmerzschwall nach dem anderen brach über sie rein und kleine Schweißperlen tanzten auf ihrer STirn.
Arria blickte aufmerksam auf Miriam, die wach wurde.
"Sch... Miriam, bleib ruhig, du musst dich auskurieren", meinte sie sanft und wischte den Schweiß weg, tupfte das Blut aus der Wunde an ihrer Stirn. Als Miriam langsam wieder ruhiger wurde, aber dennoch unter den Schmerzen gepeinigt stöhnte, wandte sich Arria wieder an Iason, während sie Miriam beruhigend über den Kopf strich.
"Und dann? Wirst du ein Herr sein wie Cinna?"
Es klopfte leise. Varus wollte sehen, ob es seiner Tochter auch wirklich an nichts fehlte, denn sie hatte ihm doch einen recht großen Schrecken eingejagd, wie sie so kalt gewesen war und zugleich heiß.
Arria schreckte auf, legte das Tuch schnell zur Seite, warf Iason einen warnenden Blick zu und trat an die Tür, öffnete sie leicht und kam - als sie ihren Vater erkannt hatte - heraus. Sie lächelte ihn an und lehnte sich an die Tür.
"Kann ich irgendetwas für dich tun, Vater?", fragte sie und lächelte gequält.
Varus runzelte die Stirn und sah Arria verwundert an.
"Ein einfaches 'herein' hätte deinem alten Vater auch gereicht", meinte er.
"Wie geht es dir? Aber...willst du micht nicht hereinbitten?"
Aus großen Augen sah er sie an.
Diese Stimmen machten sie fast wahnsinnig und es pochte unerträglich in ihrem Kopf. Angenehme Kühle legte sich auf ihre Stirn aber sie hielt nur kurz an und verwandelte sich dann wieder in etwas warmes und schmerzendes. Das Klopfen an der Türe nahm sie nicht weiter wahr, aber die Stimme dahinter erschreckte sie zutiefst. Und nun fiel ihr auch ein was geschehen war und nahm alle Kraft zusammen und versuchte auf zu stehen was natürlich nicht gelang und stöhnte lauft auf, als ihr Rücken zu bersten schien vor Schmerzen.
Arria lächelte ihren Vater an.
"Eine Überraschung", antwortete sie und zwinkerte leicht. Eine kleine Notlüge... Aber wenn er herein käme, wäre es wirklich eine ziemliche Überraschung.
"Und es geht mir gut, Vater, ich bin nur etwas müde", wiederholte sie wie schon mehrfach an diesem Tage.
ZitatAus großen Augen sah er sie an.
--> Als ich das gelesen hab, musste ich an eine meiner Schülerinnen heute denken, die mich auch aus großen Augen angestrahlt hat, als ich sie gelobt hab
Varus' Stirn kräuselte sich, als er aus Arrias Cubiculum ein lautes Stöhnen vernahm. Er sah seine Tochter an - sein Blick verhieß nichts Gutes - und schob die Tür zu ihrem Zimmer einfach auf. Drinnen erblickte er Iason. Und Miriam, wie sie Arrias Lager vollblutete. Seine Sorge war dahin. Er wandte sich zu Arria um und allein sein Blick erwartete eine Antwort von ihr.
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!