• Arria wandte sich ihrem Onkel wieder zu und schüttelte missbilligend den Kopf.


    "Was denkst du dir eigentlich, Onkel? Glaubst du, mir macht es Spaß, mir jeden Tag anhören zu müssen, was ich falsch mache und wie ich zu sein habe? Und was ich nicht bin und was doch - zum Leid der anderen? Du sagst mir, das kleine Mädchen mit den Schmetterlingen wäre verschwunden? Schau dich doch mal an, Onkel! Du bist alt und verbittert geworden, und das, obwohl du eine wunderbare Frau hast! Was ist aus dem Onkel geworden, der mich auf den Schoß genommen hat? Mit dem Onkel, der mir zugehört hat und mit mir gespielt hat? Du hast dich ebenso verändert wie ich, Onkel, gib nicht mir die Schuld an allem", brach es aus ihr hervor und gleichzeitig mit ihrer Wut steigerte sich auch das Schwindelgefühl. Sie kniff die Augen zusammen und wartete darauf, dass das Gefühl, die Welt würde sich um sie drehen, verschwand. Dann sah sie ihren Onkel wieder an. "Ich arbeite den ganzen Tag an den Texten und lerne für die Prüfung zur Popa und du setzt dich auf die faule Haut und bemühst dich nicht einmal um eine Arbeitsstelle. Aber ich werde angemotzt...", fuhr sie fort, brach aber abrupt ab, als alles vor ihr langsam wie von Nebel verdeckt wurde. Die Schwärze, die schon vor einer kurzen Weile Einzug in ihr Blickfeld gehalten hatte, kam jetzt schneller und immer schneller vor ihre Augen... "Ich...", murmelte sie und spürte gar nicht, dass sie bereits in die Knie ging. Alles um sie herum war so sonderbar weich und warm, nichts war mehr von der Kälte zu spüren, die um sie herum gewesen war - der Jahreszeit entsprechend. Weich fiel sie, ganz weich in ein Meer aus Watte, bis sie mit einem dumpfen Ton auf dem Boden lag.

  • Turia fegte im hinteren Teil des Peristyls als Arria ohnmächtig wurde. Deswegen bekam sie das auch nicht mit. Allerdings war sie so unfreiwillig in der Nähe, sollte Cinna sie brauchen. Leise summend fegte sie weiter.

  • Varus und Alessa hatten Fortuna geopfert, wie er es ihr versprochen hatte. Alessa selbst hatte die kleine private Zeremonie geleitet; Varus hatte ihr stillschweigend geholfen und sie dabei immer wieder gemustert. Sie war erstaunlich sicher in den Dingen, die sie tat; und Varus konnte sich beinahe nicht sattsehen an ihr. Und genau das erschien ihm seltsam. Er wusste, dass es ihm egal sein konnte, was Arria darüber dachte. Trotzdem ertappte er sich immer wieder dabei, wie er sich fragte, was sie dazu sagen würde, wenn...


    Aber das stand auf einem ganz anderen Blatt. Es war vermessen, das von Alessa zu verlangen, das wusste Varus. Schließlich war ihr Verlobter vor kurzem verschwunden und Alessa sicher nicht dazu aufgelegt, auch nur an etwas in der Richtung zu denken, an die Varus dachte.


    Er führte sie nun durchs Peristyl in den Garten, der zwar kalt war zu dieser Tages- und Jahreszeit, in dem man sich aber wunderbar und in schönem Ambiente unterhalten konnte. Er hatte ihr ein Tuch um die Schultern gelegt, denn es war wirklich kühl, und ging mit ihr an seiner Seite langsam durch den Garten, die Hände auf dem Rücken verschränkt.


    "Und, wie fandest du den Abend?" fragte er mit einem Seitenblick auf Alessa.

  • Alessa zog das Tuch eng um sich, da es frisch war. Dennoch genoss die junge Frau die kühle Luft und das ruhige Bild, dass der Garten bot. In Varus' Gegenwart wirkte er gar verzaubert und nicht zuletzt war es der helle Mondschein, der seinen Beitrag dazu leistete.


    Als Varus die Stille brach und zu ihr sprach, sah sie zu ihm auf und lächelte. "Es war ein sehr schöner Abend und ich habe mich sehr gefreut, einen großen Teil deiner Familie kennen zu lernen.
    Arria ist ein wirklich hübsches Mädchen und klug.. du bist sicher sehr stolz auf sie." sagte sie.

  • "Ja, das bin ich. Ich fürchte nur, ich zeige es zu wenig. Ihr fehlt eine Frau, die der Mutter gleichkommt, die sie verloren hat", sagte Varus und schritt weiter neben Alessa her.
    Hier im silbernen Mondlicht sah sie aus wie ein Fabelwesen und Varus stockte der Atem, als er sie von der Seite musterte. Gern hätte er einen Arm um sie gelegt, doch das schien ihm unpassend angesichts der Begleitumstände.

  • Betroffen senkte die junge Frau ihren Kopf und griff nach Varus's Hand. Sie setzte sich und zog ihn mit sich.
    "Liebster Varus, sie versteht sicher, dass es auch dir nicht leicht fällt, dass ihre Mutter nicht mehr bei euch ist! Sie weis sicher, wie sehr du sie liebst, auch wenn du es ihr nicht richtig zeigen kannst. Aber sag mir, was ist mit deiner Frau geschehen?" fragte sie vorsichtig und sah zu ihm auf.

  • Varus ließ sich verblüfft mitziehen. Konnte es sein, dass er seiner Freundin nie erzählt hatte, was mit Sabina geschehen war? Jetzt wo er darüber nachdachte, wurde ihm klar, warum er das nie getan hatte. Zuerst war sie seiner Meinung nach noch zu jung gewesen und der Schmerz für ihn nch zu groß. Dann hatten sie sich aus den Augen verloren. Er setzte sich neben Alessa und sah auf die Hand herab, die sie in ihrer hielt, in Gedanken versunken. Dann hob er den Kopf und sah die hübsche junge Frau an.


    "Sie starb kurz nach Arrias Geburt im Wochenbett. Es ist lange her, mach dir keine Gedanken darüber", sagte er leise.
    Sein Daumen strich wie von selbst sachte über Alessas Handrücken.

  • Nachdem sein Daumen über ihren Handrücken streichelte, folgte bei Alessa ein wohliger Schauer, der über ihren Rücken lief und ein leichtes Kribbeln ihre Gedanken durcheinander warfen.


    Täuschte sie sich oder schlug ihr Herz in einem schnelleren Takt? Wie konnte das kommen, sie war doch verlobt und liebte ihren Verlobten, auch wenn er verloren war laut Maximus. Dennoch drückte sie Varus' Hand. "Es tut mir leid das zu hören, dennoch denke ich, dass es für Arria leichter ist als es für mich damals war, als meine Mutter starb."

  • Varus sah sie mit einem dankbaren Lächeln an.
    "Da hast du vermutlich recht. Doch sie wird bald heiraten, weißt du? Sie ist nicht mehr das Mädchen, das im Garten Schmetterlingen nachgejagd hat. Und sie ist begierig darauf, alles zu lernen, was man als Frau in ihrem Alter können sollte. Ich bat meine Schwägerin, sie zu lehren was sie erlernen möchte. Vielleicht kann ich so teilweise wieder gutmachen, was ich vernachlässigt habe. Aber genug davon, lass uns über etwas anderes reden. Es sind nicht deine Sorgen - und sie sollen dein Herz nicht schwer machen, meine Liebe."


    Varus hob nun seine Hand, die inzwischen Alessas hielt, und setzte einen kleinen Kuss darauf. Anschließend zwinkerte er ihr zu, scheinbar ungezwungen, aber ihn bewegten die Gedanken noch immer.
    "Wie geht es deiner Familie sonst? Dein Cousin ist Praefectus Cohortes Urbanae, nicht wahr? Vermisst du sie? Hier in Tarraco sind nicht viele Decima, scheint mir. Jetzt, wo ich darüber nachdenke...außer der Curatorin der Schola ist mir gar keiner bekannt?"

  • "Arria heiratet bald?" fragte Alessa überrascht und lächelte. "Das freut mich zu hören." fügte sie noch hinzu und schloss dann die Augen, als er einen Kuss auf ihren Handrücken hauchte. Es schien als wäre ihr Herz kurz stehen geblieben und dann mit einem kleinen Rumpeln weiterschlug, was sie am Leben erhielt.


    "Meiner Familie geht es gut und ja, mein Cousin ist Praefect der CU. Vor einiger Zeit hat er erst geheiratet, Didia Aemilia, eine sehr liebevolle und gute Frau. Naja und Meridius plant ja nun auch zu heiraten. Seine Verlobte ist hier in Tarraco, außerdem müsste der kleine Romanus und Maximian in der Casa sein.. ich bin ihnen allerdings noch nicht über den Weg gelaufen.. von daher weis ich es nicht sicher. Aber ja, du hast recht.. ich vermisse meine Familie immer, wenn ich sie nicht um mich habe. Vor allem Meridius und Livianus." erklärte sie.

  • "Einen Iulier", bestätigte Varus nickend, ehe er Alessa zuhörte, wie sie über ihre Familie sprach. Kaum einen kannte er von ihnen; lediglich Livianus und Meridius sagten ihm etwas.


    "Ah, stimmt - Meridius, der Feldherr, nicht wahr? Wie man hört, soll er ein ehrenwerter Mann sein."
    Varus nickte noch zwei-, dreimal, dann sah er eigentlich nur noch Alessa an. Ohne sein Zutun hob sich seine freie Hand und strich ihr eine Strähne hinter das Ohr. Beinahe erschrocken betrachtete er, was er da eben gemacht hatte. Die Geste war mehr als eine vertraute zwischen Freunden gewesen. Er schluckte und betrachtete Alessas Gesicht. Sie saßen hier wie Liebende. Aber waren sie es? Varus wusste es selbst nicht in diesem Moment. War es Alessa oder nur die Erinnerung an die Zeit mit Sabina? Doch im nächsten Moment schon beantwortete er sich diese Frage selbst. Nein, es war nicht die Erinnerung.
    Es war Alessa, wegen der sein Herz schneller schlug.
    Und es war Alessa, die er begehrte - aber genau das erschien ihm falsch in diesem Moment. Ihr Verlobter...dann ihr plötzliches Erscheinen...die Gewissheit, sich Jahre zu kennen, aber auch Jahre getrennt voneinander zu sein...

  • "Ja" stimmte Alessa auf die Frage mit Meridius zu. "Er ist zur Zeit in Germanien und ich komme jedesmal um vor Angst um ihm.. aber ich kann es ihm auch nicht verbieten, es ist seine Arbeit und seine Pflicht." erklärte sie etwas betrübt.


    "Weist du, ich will kein weiteres Familienmitglied verlieren.. vor allem nicht im Krieg.." vor ihrem inneren Auge sah sie den zerschundenen Körper ihres Bruders vor sich. Schnell schüttelte sie die schrecklichen Gedanken von sich und sah nun in Varus' Augen, die sie verliebt anhimmelten. Das zärtliche Streicheln seiner Hand, die ihre Wange berührte, als er ihr eine Strähne fort strich, lies sie ihre Augen erneut schließen und ihre aufkommende Trauer vergessen. Dennoch konnte sie es nicht vermeiden, dass wenige Tränen aus ihren Augen flüchteten.


    Konnte es sein, dass sie den Moment zu sehr genoss? Die Wärme.. die Nähe eines Mannes. Vor Avitus, hatte sie nicht einmal richtig gewusst, was dieses Gefühl bedeutete, aber durch ihn hatte sie es kennen gelernt. Nun war er fort, aber die Sehnsucht nach Nähe war da!

  • "Aber als Legatus Legionis ist er doch sicher nicht so gefährdet wie die Soldaten, die ihm unterstehen", sagte er in einem Versuch, sie zu trösten.
    "Du wirst sehen, Fortuna wird schützend ihre Hand über dich halten."


    Er musterte sie einen Moment besorgt und als sie schließlich begann zu weinen, machte er ein betrübtes Gesicht. Es tat ihm so leid, dass sie traurig war; und er konnte nicht anders, als sie zu umarmen. Also seufzte er ganz leise, ließ Alessas Hand los und legte einen Arm um sie, um sie zu sich heranzuziehen. Das Gesicht in ihrem Haar und den süßen Duft nach Blumen in der Nase, strich er ihr sanft über den Rücken und murmelte leise Worte der Beruhigung.


    "Schh....du wirst sehen, alles wird gut...ich passe auf dich auf..."

  • Kaum einige Sekunden waren vergangen, als Arria wieder erwachte und sich aufrappelte. Sie setzte sich, schüttelte den Kopf und erhob sich. Sie sah ihren Onkel an.


    "Ich lege mich hin", murmelte sie und eilte davon in ihr Cubiculum.

  • Eine Weile ging Andraste im Garten spazieren. Es war schön ruhig und der Garten sehr gepflegt. Trotz allem vergaß Andraste nicht, das sie eine Sklavin war und so war sie stetig auf der Hut, sollte ihr eine der Herrschaften begegnen.


    Schließlich wurde es ihr kalt und die schwarzhaarige Keltin kehrte ins Haus zurück. Sie beschloß, in der Küche nochmal vorbei zu sehen. Vielleicht konnte sie ja noch helfen, ihr war langweilig. Sie war es ja gewohnt, zu arbeiten.

  • ... schlenderte Arria durch den Garten, als ein Sklave ihr den Brief von Helena brachte.


    Petronia Arria
    Casa Petronia
    Tarraco
    Hispania



    Salve liebe Arria,
    ich habe nun von dir und Valeria einen Brief erhalten und habe ihr den Auftrag gegeben, sich um einen Priester zu kümmern, der für diese Bestattung erwählt wird. Er bist ein sehr zuverlässiger Mann namens Servilius Atticus. Es ist tragisch, dass ich gerade jetzt nicht anwesend sein kann, doch der Conventus dauert unverhofft lange an.
    Ich hoffe sehr, es geht dir gut. Deinem Liebsten jedenfalls geht es hervorragend und er ist sehr engagiert. Er hatsich sofort nach dir erkundigt. Doch mehr erzähle ich dir, wenn ich wieder daheim bin.
    Mit lieben Grüßen


    [Blockierte Grafik: http://www.rollenspiel-germanien.de/sammlung/Helena-Rediviva.jpg]


    Schnell überflog Arria die Zeilen und lächelte dann glücklich, dass Imperiosus gesund war und es ihm gut ging. Und dass Helena scheinbar bald wieder kam, war auch nicht gerade schlecht zu nennen.

  • Arria war mit Imperiosus' Brief in den Garten gegangen und las ihn immer und immer wieder. Sie wurde nach Rom gerufen. Wie viel musste sie da noch machen! Mit Helena reden, ihren Vater um Erlaubnis bitten, Andraste dazu anhalten, ihre Sachen zu packen.


    Sie seufzte leicht, dann streckte sie sich und ließ sich auf einer Bank nieder. Sie würde ihren Imperiosus wiedersehen! Endlich! Zu lange waren sie schon getrennt, hatten sich nur über Briefe erreichen können...


    Als sie es endlich glauben konnte, erhob sie sich und ging langsam, gesittet auf das Officium ihres Vaters zu, um mit ihm darüber zu reden.

  • Nachdem ich mich etwas umgesehen hatte und dann auch endlich den Garten fand, wartete ich auf Glabrio.
    Dann schüttelte ich mit dem Kopf, er sagte doch hinterher das ich im Atrium warten soll, also ging ich in das Atrium.

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