[Officium] Pontifex Hispania

  • Helena war noch immer sehr blass, doch sie hatte sich schon nach kurzer Zeit wieder aufraffen können, ihrer Arbeit nachzugehen. Den Göttern zu dienen war eine hohe Ehre, an der ihr viel lag. Und sie wollte weder die Götter noch Rom durch ein weiteres Versagen enttäuschen, auch wenn sie diesmal keine Schuld trug.


    "Herein!" kam es mit dünner Stimme aus ihrem Mund. Dieses Mal stand sie nicht auf, aber wer auch immer dort draußen war, würde der bleichen Helena ansehen, warum.

  • Ich trat in das Officium und trug dann gleich mein Anliegen vor.

    "Salve Helena, ich brauche deinen Rat. Calpurnia und ich möchten demnächst heiraten. Verlobt sind wir schon, eingetragen ist die Verlobung auch schon. Doch welche Schritte nötig sind, das eine solche Ehe vor den Göttern bestand hat, da wollte ich dich um Rat fragen..."
    sprudelte es aus mir heraus.


    Dann erst viel mir auf, wie blass Helena war und wie schwach ihre Stimme war.

    "Helena ? Fehlt dir etwas ?"

  • Helena lächelte leicht, als sie sah, wer da eintrat. Ein zuweilen guter Freund, der ihr in alten Tagen einmal sehr suspekt gewesen war. Doch er hatte sich geändert - und sie sich wohl auch. "Crassus! Es ist schön dich zu sehen." meinte sie leise, ehe sie sich sein Anliegen anhörte. Die Worte zauberten ein weiteres Lächeln in ihre übermürdeten Züge. Es freute sie sehr, dass es zwischen ihren beiden Freunden offensichtlich doch zu mehr reichte, woran sie aber seltsamerweise nie gezweifelt hatte. Gerade wollte sie zu einer Antwort ansetzen, als er sie fragte, ob ihr etwas fehlte. "Kommen wir später zu mir. Erst einmal seid ihr beide wichtiger." sagte sie vorsichtig und deutete auf den Stuhl, der ihr Gegenüber stand, um ihn mit dieser Geste zum Setzen einzuladen.


    "Wie groß wollt ihr eure Hochzeit denn gestalten? Ich nehme doch an, ihr werdet sine manus heiraten, nicht wahr?" stellte Helena die erste für seinen Besuch relevante Frage.

  • Etwas skeptisch sah ich sie an.

    "Nun, wenn du meinst, kommen wir später zu dir."


    Ich setzte mich, doch bevor ich fortfuhr hatte ich noch eine Bitte.

    "Helena, bitte, nenn mich Lucius. Crassus konnte ich noch nie wirklich leiden."


    Dann antwortete ich auf ihre Frage.

    "Auch wenn es in unseren Tagen nicht mehr üblich ist, wünscht sich Calpurnia eine Manus-Ehe, aus familiären Gründen."

  • Es kam Helena recht befremdlich vor, ihn Lucius zu nennen, aber wenn er dies so wünschte, würde sie sich daran halten. Selbst mit Metellus hatte sie noch Probleme den Cognomen wegzulassen. Als er dann aber von der Manusehe erzählte, entgleisten ihre Züge völlig. Ernst und skeptisch sah sie ihn an, ehe sie langsam begann: "Es ist nicht nur nicht mehr üblich, es ist schlichtweg verpöhnt. Zumal Calpurnia ohnehin sine manus und dazu noch patrizisch ist. Es ist absolut unvorstellbar, dass eine Frau sich sämtliche Rechte nehmen lassen möchte, die sie hat." Helena versuchte, gefasst zu wirken, aber anhand ihres Blickes bemerkte man gut, dass sie schon beinahe entsetzt war. Sie schüttelte den Kopf. "Das verstehe ich nun gar nicht. Ein etwas übertriebener Vergleich wäre ja beinahe, wenn sich jemans aus Lust an der Sklaverei in jene begeben würde - einfach so. So zumindest die Sicht einer Frau." Helena legte den Kopf schief.

  • Ich hatte schon mit entsprechendem Wiederstand gerechnet.

    "Liebe Helena, mir sind die Folgen dieser Eheform für meine angebetete Calpurnia sicherlich bekannt. Und auch Calpurnia ist sich dieser Folgen bewusst."


    Natürlich war es nicht mehr üblich und auch verpöhnt. Doch viele in Calpurnias Familie würden unsere Ehe an sich schon verpönen.

    "Ich war selbst erstaunt, als Calpurnia den Wunsch äusserste diese Eheform zu wählen."

  • Nun fasste sich Helena doch an die Stirn. Es war für sie einfach nur unbegreiflich. Selbst wenn jemand unter einer patria potestas stand, war die manus - Ehe sehr ungewöhnlich. Aber Calpurnia war zu alledem auch noch sui iuris. Sie suchte ein paar Minuten der Ruhe, ehe sie etwas gelassener fortfuhr: "Warum muss es denn unbedingt manus sein? Mit ihrer Familie muss sie ohnhein nichts mehr zu tun haben, es ist doch nur die reine Form und der Name der sich ändert." Helena konnte sich kaum vorstellen, dass sich eine Frau freiwillig in die manusehe begab. Nein, sie konnte es sich gar nicht vorstellen.

  • Ich erinnerte mich daran, wie erstaunt ich gewesen war und konnte so schon Helenas erstaunen verstehen, aber es war Calpurnias Wunsch gewesen.

    "Helena, es ist Calpurnias Wunsch. Sie möchte voll und ganz zu unserer Familie gehören, eben auch dem Namen nach. Und wer meinen Vater kennt, weiss, das es nichts schlimmes ist, unter seiner Pater Potestas steht."


    Etwas bedenken hatte vor Helena die Gründe zu äussern, welche ich auch dahinter vermutete.

    "Vielleicht ist es am besten, das Calpurnia dir ihre Gründe selbst erläuter. Sie hatte auch vor mich heute zu begleiten, aber leider ist sie zur Zeit Gesundheitlich etwas angeschlagen."

  • "Ich weiß nicht ob ich mit mir selbst eine Manusehe vereinbaren könnte. Mir wäre es in der Tat sehr lieb, wenn ich Calpurnia vorher noch einmal sprechen könnte - so ihr mich überhaupt für die Trauung vorgesehen habt. Wenn nicht, entschuldige ich mich natürlich für die Einmischung." meinte sie schmunzelnd. Aber sollte jemand anderes die beiden trauen, dann hätte wahrscheinlich Crassus jemand anderen aufgesucht. "Und warum in Sevycius patria potestas und nicht in die deinige? Ich glaube in beiden Fällen nicht an böse Absichten, aber dennoch wirst du verstehen müssen, dass manus einfach... völlig unüblich ist."


    "Kommen wir erst einmal zu anderen Formalitäten. " meinte Helena abschließend. "Ich nehme an, ihr werdet die Eheschließung in Form von der Coemptio, dem Kaufakt wählen, nicht? Oder zieht ihr Confearratio vor?"

  • Fragend blickte Helena ihren Bittsteller und Freund an. Er schien noch ein wenig in Gedanken versunken zu sein. Vielleicht hatte sie doch ein wenig überreagiert, als sie so heftig wiedersprach? Sie legte den Kopf schief und fragte mit leiser und feinfühliger Stimme: "Crassus? Ist alles in Ordnung?" wobei sie allerdings sanft lächelte.

  • Helenas worte rissen mich aus meinen Gedanken an Calpurnia und ihren Gesundheitszustand.

    "Verzeih,... ich war in Gedanken..."


    Ich lächelte.


    "Ja, in der Tat, uns schwebt die Form der Coemptio vor. Ich glaube nicht das Confearratio angemessen wäre,"

  • "Also gut. Coemptio und Manus. Wisst ihr schon, wer eure Trauung vornehmen soll? Vielleicht Fausta?" ging Helena nachdenklich zum nächsten wichtigen Gedanken über, den man sich machen sollte. "Wisst ihr auch schon, wie groß die Feier werden soll?"

  • Bei dem Gedanken daran, das Fausta uns trauen sollte, musste ich einfach kurz auflachen.

    "Fausta ? Nein, das glaube ich kaum. Sie ist gegen dieses Ehe. Ich bin froh, das sie sich soweit beruhigt hat, das sie das Glück ihrer Schwester soweit akzeptiert hat und diese Ehe toleriert. Aber ich glaube nicht,das sie uns trauen würde."


    Ich lächelte freundlich.

    "Es wäre uns allerdings eine Freude, wenn du uns trauen würdest. Meine kleine Schwester Veronia könnte dir ja assistieren... Und die grösse der Feier ist eine gute Frage. Ich dachte an die wichtigsten Bewohner Hispania, Mitglieder der Gens Didia aus dem ganzemn Imperium, meinen Patron... Von den Flaviern werden wohl nur wenige kommen."

  • "Ja, das glaube ich aber auch. Ich nehme an, dass die Flavier das mit äußerst viel Missgunst betrachten, was sich zwischen auch angebahnt hat. Aber die Liebe geht eben häufig jene Wege, die sich viele nicht vorstellen können. Und wenn die Liebe berücksichtigt wird, freut es mich auch." meinte Helena mit sanfter Stimme und einem eben solchen Lächeln. Ihrer eigenen Worte sollte sie sich besser öfter erinnern. "Und wäret es nicht ihr, würde ich gewiss gegen eine Trauung auflehnen, aber ihr seid es nun einmal. Euch gebe ich meinen Segen. Ich fühle mich geehrt, dass ich die Trauung vollziehen darf."


    Helena zog kurz ein Pergament hervor, auf welchem sie die Namen Crassus' und Calpurnias verewigte. Ihren ersten Schock hatte sie soweit überwunden und nun notierte sie sich alles wichtige. "Wollt ihr auch ein größeres Opfer vollziehen oder lieber im kleinen Rahmen die Gunst der Götter erbitten?"

  • Callidus machte sich auf dem Weg zu dem Officium seiner Schwester. Ihm war langweilig. Er hatte einige Zeit auf der Baustelle verbracht und beim Bau seiner Arbeitsstätte zugesehen. Das befriedigte ihn aber nicht. So klopfte er an das Officium seiner Schwester.

  • Hätte Helena geahnt, wer dort unter welchen Umständen vor der Tür wartete, hätte sie sich vermutlich aus dem Fenster gestürzt um nicht als Opfer dienen zu müssen. Aber sie ahnte nicht, dass dort ihr kleiner Bruder stand und so ließ sie ein freundliches "Herein" erklingen.

  • Callidus trat in das Officium ein und erblickte seine Schwester. Sie sah heute wieder besonders hübsch aus.


    "Hiho! Sag mal, du hast nicht zufällig eine Aufgabe für mich? Ich war beim Capitol, habe mir die Bauarbeiten angesehen, habe am Schrein geopfert und nach Kundschaft ausschau gehalten..."


    Callidus sah seine Schwester erwartungsvoll an.

  • Als sich die Tür öffnete, musste sie stark an sich halten um nicht lauthals aufzuseufzen. Hätte sie es doch nur geahnt. Offensichtlich war ihm langweilig und er suchte nach einer Beschäftigung. "Nun, ich hätte eine Aufgabe für dich..." sagte sie, ohne eine weitere Höflichkeitsformel aufzuwenden. Aus wachen Augen beobachtete sie ihn, ehe sie fortfuhr. "Du könntest eine Liste von Waren für die Feierlichkeiten der Einweihung erstellen, die wir dann gemeinsam abhandeln. Außerdem steht noch aus, dass wir geeignete Opfertiere haben. Auch hernach kannst du schon Ausschau halten." überlegte Helena.

  • Er überlegte kurz, was sie meinte. Dann war ihm klar, dass es sich ja nur um das Capitol handeln kann.


    "Du meinst für die Eröffnung des Capitols, oder? D.h. wir opfern der Trias. Wie machen wir denn das? Einzeln jeder Gottheit oder allen gleichzeitig in einem Opfer?"


    Er überlegte weiter.


    "Gibt es Händler die du bevorzugst?"

  • Sie nickte sachlich und war froh, dass sie nun einen Popa hatte, der ihr helfend unter die Arme greifen konnte. "Ich habe vor, jeder Gottheit einzeln zu huldigen, vielleicht wirst du bis dahin auch so weit sein und dies tun können." erklärte sie mit sanfter Stimme und räiumte in einer fahrigen Geste sämtliches Papier zur Seite.


    "Und ich wüsste nicht, dass ich einen Händler bevorzuge. Ich möchte dich einfach darum bitten, ein paar Namen, die zudem gute Referenzen vorweisen können, zu sammeln und diese dann mit mir durchzugehen." defnierte Helena ihre Aufgabe an ihn.

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