• Theodorus zieht seinen Weg weiter über das Forum und grübelt über das Gespräch von gerade eben nach. Genauer gesagt: Er ärgert sich. Er ärgert sich über den Fassbewohner und seiner Sturköpfigkeit, die er mit allen Schülern und Nachfolgern des verdammten Zenon gemeinsam hat. Man merkt, dass Zenon kein Hellene war, denn seine Philosophie entstammt ganz klar der Auffassung des asiatischen Barbarentums, die Wahrheiten einfach als gegeben hinnehmen. Er weiß das zu gut, schließlich stammt er selbst aus so einen Volk.


    Sogar die Sophisten waren klüger, denn sie haben wenigstens die Dinge hinterfragt. Wahrheiten konstruieren ist einfach. Sie zu verwerfen schon schwieriger. Und darin den Faden der Erkenntnis zu suchen- eine Lebensaufgabe! So mauern Menschen ihren Verstand in kleine Höhlen ein und sehen nie das Tageslicht.


    Er muss schmunzeln. In ihre Höhlen oder in ein Fass.


    Bleibt nur noch die Frage, warum sich Theodorus so aufregt. Vielleicht kommt er mal wieder vorbei...

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • Ich richtete mich auf, verneigte mich in Richtung des Iupiter Tempels und murmelte folgende Sätze aus tiefstem Herzen:


    O Zeus, und du, allmächtiges Schicksal, führt mich zu jenem Ziel, das mir einst von euch bestimmt wurde. Ich werde folgen ohne Zaudern. Sträubt' ich mich, ein Frevler wär ich dann, ein Feigling, und müßte doch euch folgen! Doch wer dem unausweichlichen Schicksal sich in rechter Weise fügt, der gilt als weise und kennt der Götter Walten, sodaß es geschieht, was der Götter Willen ist und so mag es geschehen! Die Menschen können mich zwar töten und verachten, aber schaden können sie mir nicht.


    Ich richtete mich auf und ging erhobenen Hauptes zu Bett, denn es war spät geworden und erhängt hatte sich heute wieder keiner an meinem Baum. :(

  • Die Post war doch tatsächlich angekommen, auch wenn der Bote etwas staunte als er die Anschrift las und einige Zeit sich hilfesuchend umgesehen hatte, wo denn auf diesem Forum ein Fass sei, in dem auch noch jemand hauste. Natürlich konnte er es nicht glauben, bis er es tatsächlich gefunden hatte und den Brief ordnungsgemäß überbrachte.



    P Aelius Hadrianus
    Fass am Forum Romanum
    Roma



    Shalom alter Freund !


    Lange sind die Tage vorbei, als wir uns das letztemal begegneten. Es muß glaube ich während der Wahlen gewesen sein, denn Rom glich einem Bienenstock, emsig und umtriebig, na, du wirst schon wissen, wovon ich rede.


    Wie du dich vielleicht erinnerst, hatten wir damals einige tiefgehende Gespräche in puncto Sitte und Laterhaftigkeit des römischen Lebenswandels, und natürlich durfte auch der Wein nicht gefehlt haben, während unserer ausschweifenden Analysen.
    Wir verblieben bis dahin in Freundschaft und bedauerlicherweise ergab sich bis zum heutigen Tage nicht die Gelegenheit eines Wiedersehens.
    Daher würde ich dich gerne zu mir einladen, nach Alexandria, wo ich ein luxuriöses Anwesen mein eigen nennen, um dich als guter Gastgeber zu bewirten. Dort können wir dann auch unsere Gespräche fortführen, vorausgesetzt wir erinnern uns noch daran.


    Daher würde es mich erfreuen, dich in wenigen Wochen als meinen Gast begrüßen zu dürfen. Für deine Überfahrt über das mare internum will ich gesorgt haben, so daß es dir an nichts fehlen mag.


    vale


    Ioshua Hraluch


    Villa Tylusica,
    Alexandria - Prov Aegyptus

  • Ich war gerade bei der wöchentlichen Endreinigung meiner bescheidenen Behausung, als es urplötzlich klopfte und als ich meinen Kopf zum Eingang hinausstreckte ein mir unbekannter Mann gegenüberstand, welcher mir fast wortlos, nachdem er sich nach meinem Namen erkundigte, eine Nachricht übergab.
    Aufgeregt brach ich die Siegel und las. Noch aufgeregter wurde ich, als ich dem Absender die Bestätigung der Einladung aufsetzte und diese gleich dem Boten überab, damit er sie unverzüglich nach Ägypten weiterleiten konnte.
    Nach der herzlichen Verabschiedung des Boten ließ ich Reinigung Reinigung sein und verfiel den irdischeren Dingen. Ich brauchte Geld für die Reise und beschloß meinen Vater aufzusuchen.

  • Der Beschreibung nach sollte sich auf dem Forum ein Fass befinden, ich glaubte es ja nicht. Da war eines. Das gibts doch nicht? Wenn der, den ich aufsuchen sollte hier wohnt, ja, also, wo würde dann der Kaiser wohnen? In der Subura?


    Das schaute ich mir in jedem Fall näher an. Klopft man an ein Fass an? Eigentlich sticht man das ja eher an, oder?


    "Kuckuck, ist da wer?" Wie lächerlich war das denn?

  • Da ich gerade vom Einkauf zurückkam, sah ich schon von weitem, daß da irgendwer vor meinem Eingang stand und und sich so seltsam verrenkte.


    Er war auch anscheinend stark beschäftigt, machte Anstalten, ob er mal anklopfen wollte, es dann aber unterließ und überlegte anscheinend stark, wie er sich bemerkbar machen sollte, sodaß er mich auch nicht bemerkte.
    Wer wußte schon, was der Mann da wollte und so stellte ich mich hinter ihn und lugte ein wenig über seine Schulter bis er einen Kuckuck fragte, ob er da sei.


    Aber da schien kein Kuckuck zu sein, denn es kam keine Antwort. 8)

  • Irgendwie fühlte ich mich beobachtet. 'Kuckuck', wer sagt denn schon 'Kuckuck'. Nach einem kurzen Kinnkratzen schüttelte ich meinen Kopf und sah diesen Zausel mit seinen Utensilien unterm Arm. Eigentlich wollte ich ja noch mal in das Fass reinlugen, aber das ersparte ich mir, denn der komische Vogel machte keine Anstalten zu gehen.


    "Keiner zu Hause." Ich murmelte es eher vor mich hin und fühlte mich wie in einer Komödie von diesen Griechen, wo Männer in Frauenkleidern auftraten.


    "Tja..." 8)

  • Ich war in einer Komödie. Wäre der Zausel nicht so schmächtig gewesen und hätte er nicht so etwas Putziges am Leib gehabt, dann hätte ich ihn gerne in die Tonne getreten. So ging das nicht weiter, irgendwie musste ich diesen Hadrianus ja mal finden.

    "Sieht so aus, als wenn der Kuckuck ausgeflogen wäre. Gibt es hier noch mehr Tonnen dieser Art? In einer muss dieser schräge Vogel ja zu finden sein."


    Der, den ich suchte, konnte nicht in der Tonne wohnen. Dieser Wachmensch am Palast musste mir wirklich einen Bären aufgebunden haben. Na warte, Bürschlein.

  • Ich überlegte. Also Tonnen gibts in Rom viele. Könnten schon ein paar zehntausend sein, wenn nicht sogar noch mehr. Und einen Kuckuck mitten auf Roms Rostra? Hab ich hier noch nie gesehen. Aber schräge Vögel, ja, die gibts in Rom zuhauf. Ich zeigte in Richtung des Senatsgebäudes.


    Aber vielleicht kann ich dir ja noch anderweitig behilflich sein? fragte ich doch recht freundlich an diesem sonnenverwöhnten Tag.

  • Einige Tauben flogen von dem Dach weg, wo der Mensch hinzeigte. Ein Rabe war, glaube ich, auch dabei. Aber der schrägste Vogel schien eben neben mir zu stehen. Und ich hatte schon Angst, das bei dieser Fuchtelei etwas von seinem Gepäck runterfallen könnte. Mars liebt die Verrückten, was soll's, schlimmer kann es eh nicht kommen, auch wenn mir langsam die Zeit davon lief.

    "Kennst Du den, der hier in der Tonne wohnt? Eben diesen (Kuckuck) suche ich."

  • Das sollte ich dem hier sagen, damit er am Ende noch wie ein Vögelchen zwitschert und so der Vogel abgeschossen wird, der ich dann sein würde? Ich bin zwar braunhaarig, aber nicht blöd. Blond würde zwar schöner klingen, aber die Farbe war ja von den Damen eines bestimmtes Gewerbes belegt.

    "Nun, ich - ich habe etwas für ihn. Etwas Persönliches."


    Falls der da wirklich was wusste und nicht nur einen auf Neugierig machte, wollte ich gleich alle möglichen Ängste nehmen.


    "Also, was Nettes, nichts Schlimmes."


    Junge, Junge, sich harmlos zu stellen ist echt Arbeit.

  • Die Nettigkeiten kannte ich. Dem einen Senator schickte man einmal einen Centurio vorbei, der das Schwert überbrachte und irgendeinem Verwandten Gift, daß dann kein Aufsehen beim Pöbel erregte.


    Sollte das nun die Stunde sein, in der ich meine letzte Pflicht erfüllen sollte? Auf Geheiß des Kaisers mir einen ehrenvollen Tod geben?


    Ich ordnete meine Kleider und sagte betont ernsthaft und feierlich:


    Der..., den du suchst, er steht vor dir. Ich, Publius Aelius Hadrianus, Enkel des Quintus Aelius Pomponius und der Kaisergroßmutter Aelia Ulpia, Sohn des Publius Aelius Hadrianus Afer, Zögling und Vetter des Kaisers Lucius Ulpius Iulianus, bin bereit.

  • Erneut flogen Vögel von den Dächern, die mich kurz ablenkten. Ich hörte nur "Hadrianus" und dann eine Menge andere Namen, so dass ich mich instinktiv umdrehte und schaute, wen er da alles vorstellte. Da war keiner. Aber anerkennend nickte ich, noch immer abgelenkt, da eine dralle Deern vorbeikam.


    Moment mal, was? Der da? Ein Witz, oder? Die Beschreibungen waren ja ganz anders. Halt.


    "Du bist Hadrianus? Der Aelius Hadrianus?"


    Die hübsche Frau entschwand, aber nicht ohne ein Lächeln. Doch ich musste mich nun mal konzentrieren. Also, wie war das?

  • Ich zögerte kurz und ging in Gedanken mein Leben durch. Wenn mich nicht alles trog, dann rief man mich schon immer so.



    Ja, bei den Göttern, der bin ich und jeder andere, der diesen Namen benutzt, den soll Apollos Fluch treffen!


    Apollo war zwar nicht der Schwurgott schlechthin, aber einst weihte ich ihm mein Leben und wirkte als sein Priester, bis man seinen Tempel durch Huren entweihte und der Staat diese schützte.

  • Apollos Fluch solle bleiben wo er war.


    Aber, auch wenn es mir durchaus schwer fiel das zu glauben, das war er dann ja wohl. Das war mein 'Hadrianus'. Eine Last fiel mir von der Schulter und ich herzte und drückte ihn innigstlich.


    "Ach, Dominus. Du bist es wirklich? ich habe es sofort geahnt. Endlich finde ich Dich."


    Bei meiner Umarmung brachte ich seine Gewänder, wenn es welche waren, durcheinander. Doch in dieser freudigen Situation verstand er es bestimmt und freute sich ebenso. 8)

  • Öhm, Ähm? der Einkauf fiel zu Boden und der völlig unerwartete freudige Herzungssturm ließ mich überlegen, ob das so im Drehbuch stand. Immerhin ging ich bis jetzt davon aus, daß ich mich umbringen durfte, was anscheinend kurzfristig geändert worden war.Aber auch das brach mir nicht das Herz und ich bewahrte die Haltung, wie es sich für einen Mann meines Standes geziemte. Die Friedenstauben flogen am Himmel und setzten sich alsbald nieder, was ein gutes Omen war.

  • "Oh, Dominus, habe ich Dich zu sehr geherzt?"


    Anscheinend waren es seine Einkäufe, die er vor Freude fallen ließ. Ja, aber auch ich freute mich, so konnte ich verstehen, dass er sie fallen ließ. Ich bückte mich und sammelte sie emsig auf. Was auch immer es gewesen sein mag. Ich hätte das nicht essen wollen. Aber in der Großstadt gab es wohl nichts anderes. Die Parther-Krise hatte wohl auch hier Auswirkungen gezeigt.


    "Ist es nicht schön, das wir uns nun endlich sehen?" Ich drückte ihm seine Sachen in die Arme und umarmte ihn erneut.


    Eine weiße Taube landete neben uns, und ich drückte ihn erneut und heftiger. Wie war das schön.


    Sim-Off:

    LOL

  • Ja, laß mal gut sein. Du quetschst mir ja Eier!


    Mit Mühe versuchte ich mich von den kräftigen Armen zu befreien und gab dabei besonders Acht auf die Wachteleier von meinem Einkauf, daß ja keins zerbrach.



    Ich werd uns mal etwas zu Essen machen. quetschte ich noch hervor und hoffte, daß sich die Lage dadurch beruhigen würde.

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