• Auch wenn Valerian sicher war, daß seine Ausrüstung in Ordnung war, so wurde er trotzdem ein wenig nervös, als der Centurio seinen Kontrollgang machte. Schließlich gab es auch Centurionen, die so lange suchten, bis sie doch noch ein Stäubchen gefunden hatten, nur um eine Rüge erteilen zu können. Doch zu dieser Sorte schien der Caecilier ja glücklicherweise nicht zu gehören.


    Die Befehle machten keine Probleme, die kannten die Neuen bereits von der Legio II. Und so sortierten sie sich problemlos innerhalb weniger Augenblicke um, nahmen scutum und pilum auf und warteten darauf, losmarschieren zu können.

  • "Milites, state! Aequatis passibus, pergite!"


    Decius gab den Marschbefehl, und an der Spitze der Kolonne führte er seine Centurie vom Exerzierplatz auf die Straße in Richtung des Tores zur Via Tiburtina Vetus. Der Optio bildete den Abschluss, gab den Marschtakt an und wachte wie ein Luchs darüber dass die Männer im Tritt blieben. Wer das nicht schaffte, bekam es mit seinem Optiostab zu tun!


    Als sie das Tor der Castra passierten, salutierten die dortigen Wachen pflichtgemäß und ließen sie ohne weiters passieren.

  • Nun, es waren keine Probati, die hier losmarschierten. Für Valerian war der Gleichschritt bereits derart in Fleisch und Blut übergegangen, daß er schon kaum noch anders konnte. Es war nichts, worüber man auch nur eine Sekunde nachdenken mußte. So konnte er sich ganz der Vorfreude hingeben, endlich mal wieder die Straßen seiner Heimatstadt zu sehen und zu durchschreiten. Gut gelaunt marschierte er daher als Teil der wohlgeordneten Kolonne hinter seinem Centurio her zum Tor.

  • FÜNFTE KOHORTE, VOLLSTÄNDIG AN-TRE-TEN!


    rief ein Optio, auf dem Exerzierplatz stehend, laut. Natürlich würde trotz der an sich hohen Lautstärke nicht die gesamte fünfte Kohorte diesen Befehl hören, doch breitete sich dieser schon kurz nach dem ersten Ausruf wie ein Lauffeuer aus. Sodass der Präfekt, der in einigem Abstand zum Optio stand, sicherlich nicht sehr lange warten müsste...

  • Es war ein geradezu vom Sturm getriebenes Lauffeuer, das durch die Castra brandete. Fünfte Kohorte! Das war seine! Valerian hatte sich immer noch nicht so ganz daran gewöhnt, doch natürlich sorgten schon seine Kameraden dafür, daß auch er prompt reagierte.


    Tatsächlich mußte der Praefect nicht lange warten. Es war schon erstaunlich, wie schnell eine Kohorte sein konnte, selbst wenn ihre Mitglieder über die ganze Castra verteilt und mit verschiedenen Dingen beschäftigt waren. In Windeseile sortierten sie sich zu Centurien und jeder Mann hatte mit schlafwandlerischer Sicherheit seinen Platz gefunden und ordnungsgemäß Haltung angenommen.


    Auch wenn der Praefect etwas entfernt stand, so bemerkten die Männer ihn natürlich sofort. Und damit wurde ihnen auch spätestens klar, daß etwas außergewöhnliches im Gange war, denn sonst erschien der Praefect erst, wenn die Männer versammelt waren. Dementsprechend gab es keine Unruhe, sondern nur gespanntes Schweigen.

  • Noch während sich die fünfte Kohorte auf dem Exerzierplatz sammelte, stieß der Tribun der Fünften, neben den Tribunen der Ersten und der Dritten, zu Crassus und wechselten mit ihm einige Worte. Schon kurz darauf, etwa zeitgleich wie die fünfte Kohorte vollständig angetretren und ausgerichtet war, kam ein größerer Reiterverband durch das Tor der Kaserne und stellte sich neben den Fußtruppen auf.


    Nachdem das Scharen der Hufen und das Klappern der Rüstungen verstummt war, trat Crassus vor die Männer:


    Prätorianer!
    Wir haben lange darauf gewartet, jetzt endlich ist es soweit: der Kaiser ist Rom nahe! Ihr sollt die ehrenhafte Aufgabe haben, ihn im Namen der Garde hier auf italischem Boden, hier in Rom willkommen zu heißen. Ich hoffe ihr beweist mir, dass ich mit euch die richtige Wahl getroffen habe.


    Wir werden sofort los marschieren, er wartet schon auf unser Eintreffen.


    Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin wurde Crassus, wie auch den Stabsoffizieren, die Pferde gebracht. Gemeinsam mit den Offizieren saß er auf und machte sich zum Abmarsch bereit. Doch noch ehe er los ritt, gab er einem Boten Anweisungen. Crassus hatte nichts vergessen, doch was genau er dem Boten befohlen hatte, würde man wohl erst später erfahren...


    Pergite!


    befahl er knapp, woraufhin sich der gesamte Tross in Bewegung setzte. Dem Kaiser entgegen!

  • Es war schwer, den eintreffenden Reitern nicht erstaunt entgegenzublicken und den beeindruckenden Anblick zu genießen. Doch Valerian schaffte es, weiterhin nach vorne zu schauen und sich nichts anmerken zu lassen von dem, was in ihm vor sich ging.


    Dem Kaiser sollten sie entgegenmarschieren! Ihn nach Rolm hineingeleiten! Und er durfte dabei sein! Gegen seine vor Aufregung und Stolz roten Ohren konnte er leider nichts tun, doch unter dem Helm waren sie ja wohl ohnehin nicht zu sehen. Als der Befehl zum Abmarsch kam, setzte er sich inmitten seiner Kameraden in Bewegung. Wie gut, daß er seine Ausrüstung jeden Abend so blank putzte, wie es nur irgend ging! Er wußte, er sah perfekt aus. Wie auch alle anderen. Alles andere wäre in diesem Moment auch ein echte Schande gewesen. Im Gleichschritt ging es dem Praefecten hinterher, dem Kaiser entgegen!

  • Decius war an der Spitze seiner Centurie auf den Versammlungsplatz marschiert und hatte dann dort der kurzen, aber wie üblich prägnanten Ansprache des Praefecten gelauscht. So, sie sollten also das Empfangskomitee für den Kaiser spielen - das konnte ja heiter werden.


    Aber es half kein Murren, und so würden sie also Rom wieder einmal, wenn auch wohl nur für kurze Zeit verlassen.


    Als der Praefect den Marschbefehl gab, bellten Decius und seine Kollegen die entsprechenden Befehle, und im Nu hatte sich eine Marschformation gebildet. So marschierten sie also los.

  • Es war noch früh am Morgen, sehr früh am Morgen, als die Männer der fünften Kohorte sich nach und nach auf dem Campus einfanden. In voller Montur natürlich. Jeder kannte seinen Platz. Auch wenn es am Anfang noch etwas chaotisch aussah, so füllten sich die Reihen recht rasch und immer mehr war die Ordnung nach Centurien zu erkennen, je mehr Männer den Platz betraten. Valerian unterdrückte ein Gähnen. Wegen des Befehls waren sie etwas früher aufgestanden, damit die Zeit wenigstens noch für ein ordentliches Frühstück reichte. Denn man wußte ja nie, was einen erwartete. Einfach nur eine Rede oder ganztägiger harter Drill oder am Ende sogar ein Einsatz. Besser, man war auf alles vorbereitet.

  • Auch Quintus fand seinen Weg zum Exerzierplatz. Immer noch kauend war er seinen Kameraden einfach nachgelaufen, während er unterwegs noch seine Ausrüstung in Ordnung brachte. Schließlich blieb er auf seinem Platz links hinter Valerian stehen und schluckte laut hörbar die letzten Reste seines viel zu frühen Frühstücks herunter, was den Kameraden rund herum ein Grinsen und Griemeln auf die Gesichter zauberte...

  • Avitus war bereits seit zwei Stunden auf den Beinen. Er selbst war leicht nervös und hatte schlecht schlafen können. Immerhin trat man nicht jeden Tag als Tribun vor eine Einheit Praetorianer. Zumindest bisher nicht. Er hatte einen Barbier kommen lassen, der furchtbar verschlafen war und eine Weile gebraucht hatte, um voll wach zu werden. Das sollte er auch, schließlich wollte Avitus den kommenden Mittag auch erleben und nicht mit aus versehen durchgeschnittener Kehle im Garten seines Hauses liegend den Tag begrüßen. Der Barbier hatte als Entschädigung den doppelten Preis verlangt und Avitus hatte anstandslos gezahlt.


    Nach einem leichten Frühstück hatte er sich in Schale geworfen und begab sich zum Exerzierplatz der Castra Praetoria. Avitus trug selbst keine Rüstung, obwohl er die Kohorte in voller Rüstung befohlen hatte. Ansonsten war seine Aufmachung die eines Offiziers, abgesehen von der Toga, wie sie für die Praetorianer im Dienst in Rom üblich war. Er hatte sich in die Castra begeben und hatte festgestellt, dass ihm noch einige Zeit bis zum Appell blieb, sammelte daher seine Gedanken, lernte seinen Befehlsstab kennen und vertrieb sich die verbleibenden Minuten damit, einen Blick in einige der Dokumente, die immer noch auf seinem Tisch lagen, zu werfen.


    Bald schon setzten sich die Milites der Cohors in Bewegung und mißmutig stellte Avitus fest, dass die Centuriae nicht geführt, sondern die Miltes sich einzeln auf dem Campus zu versammeln begangen. Das gedachte er zu ändern. Er ließ die Männer einige Minuten warten, ehe er sich selbst in Begletung seines Stabes zum Campus begab. Er stieg auf die Tribüne, um besser gesehen und gehört zu werden und warf einen Blick auf die im Morgengrauen angetretenen Centurien. Die Centurionen, die ihren Einheiten vorstanden, neben ihnen die mit Löwenkopffellen auf dem Helm versehenen Signiferi, die die mit den Phalerae, Kaiserbildnissen und dem Scorpion geschmückten Feldzeichen hielten. Da sich die Ausrüstung nur unwesentlich von der der Legionen unterschied - was Avitus bereits während des Feldzuges in Parthia deutlich auffiel - könnte man meinen, eine ebensolche vor sich zu haben. Avitus beschloss, noch hier und heute zu prüfen, wie es um das kämpferische Können und die Disziplin der Kohorte bestellt war, um beurteilen zu können, wieviel in Zukunft exerziert werden musste.


    Dann richtete er das Wort an die Kohorte.
    "Guten Morgen, milites"
    Zunächst eine Begrüßung. Avitus Stimme war- ungeachtet, dass er vorhin leicht nervös gewesen war - laut und seine Aussprache deutlich. Zwar konnten wahrscheinlich nur die Milites in den vorderen Reihen ihn wirklich gut verstehen, aber letzten Endes würden schon alle irgendwie mitbekommen, was er zu sagen hatte.
    "Ich bin Artorius Avitus, fortan der befehlshabende tribunus der cohors V"
    Avitus hielt kurz inne und versuchte die Reaktionen in den zahlreichen Gesichtern vor ihm abzulesen, bevor er weitersprach...

  • Die Soldaten wurden ins Achtung gestellt und warteten gespannt auf die Ansprache, die nun folgen würde. Der Mann der das Podium betrat, war in die zivile Montur gekleidet, die für den Dienst in der Stadt vorgesehen war. Er begrüßte die Soldaten und stellte sich vor, das also war der neue Tribun...

  • Sie hatten Haltung angenommen und standen nun reglos da, als Avitus zu sprechen begann. Daß dies der neue Tribun war, das hatte er ja nun schon gewußt. Aber daß ihm nun die V. Kohorte unterstand, das war ihm so neu wie allen anderen. Doch er versuchte, sich sein Erstaunen darüber nicht anmerken zu lassen. Sicher würde es gleich noch interessant werden. Was der neue Tribun wohl für Neuerungen einführen würde? Oder ob er erst einmal alles so laufen lassen würde wie es bisher der Fall war?

  • Ohne Befehl, aber die Männer standen in militärischer Haltung da, professionell, wie man es von der Garde erwarten durfte. Wirklich viel ablesen konnte man nicht in den Gesichtern dieser aus allen Einheiten des Reiches ausgesuchten Männer. Avitus sprach langsam und während er sprach, stieg er von der Tribüne herab und näherte sich den Milites. Wenn er inmitten der Reihen war, konnte man ihn zwar nicht mehr so gut sehen, aber besser hören.
    "Diejenigen unter euch, die eine stundenlange Rede voller pathetischer Ausdrücke erwarteten... oder befürchteten"
    war das eben wirklich so etwas wie ein Scherz, den sich der Tribun da erlaubt hatte?
    "... werde ich leider enttäuschen. Wir sind nicht auf dem forum..."
    womit das Forum Romanum gemeint war, aber das dürfte klar sein. Immer, wenn Römer den Begriff Forum gebrauchten, ohne ihn durch Zusätze wie zum Beispiel "Boarium" oder "Traiani" zu präzisieren, war nur ein Forum gemeint, nämlich jenes, das nach alter Überlieferung das Zentrum der zivilisierten Welt darstellte
    "... ihr seid kein Mob und ich kein Politiker. Doch da wir nun in ein und derselben Einheit dienen und ihr meinem Befehl untersteht, habt ihr einen Anspruch darauf, mehr zu wissen, als nur den Namen von mir. Ihr sollt wissen, wer ich bin und ihr sollt wissen, was ich von euch erwarte. Ich diente einst in den cohortes urbanae. Ich diente in der legio IX Hispana und zuletzt, als primus pilus und später praefectus castrorum, in der legio I Traiana"
    Dass er Primipilus und Praefectus Castrorum war, hatte Avitus bewusst erwähnt, um den Milites zu signalisieren, dass er nicht ein Mann war, der den ritterlichen Cursus Honorum gegangen war, sondern wie die Milites vor ihm als einfacher Soldat angefangen hatte. Ob ihm das Pluspunkte bei den Männern sicherte oder eher das Gegenteil, würde sich zeigen.
    "Ich weiß nicht, ob man es der Garde nachsagt oder ob es die Garde von sich aus behauptet... aber die Garde steht in dem Ruf, Elite zu sein"
    Eine kurze Pause...
    "Diese cohors kämpfte tapfer und ehrenvoll an der Seite anderer Einheiten im erst kürzlich zurückliegenden Feldzug in Parthien. Ich kann also mit Recht behaupten, zu wissen, wozu sie, wozu ihr!, imstande seid. Ich bin daher guter Hoffnung, was die Zukunft angeht und überzeugt, dass wir Rom und Kaiser ergeben und tapfer zur Seite stehen werden... ROMA VICTOR!"
    Naja, ein paar (halb-)pathetische Ausdrücke hatten sich dann vielleicht doch noch eingeschlichen. Aber die Ansprache war noch nicht vorbei...

  • Valerian faßte die ersten Worte des Tribuns durchaus als Scherz auf, verkniff es sich aber tapfer, darüber zu schmunzeln. Das war gar nicht so einfach so früh am Morgen. Doch das wurde nun einmal von ihnen erwartet. Aufmerksam hörte er dem Artorier zu. Es war schlau von ihm, zu erwähnen, daß er sich hochgearbeitet hatte und nicht aufgrund von Herkunft und Beziehungen seinen hohen Rang erhalten hatte. Es machte den Anwesenden Hoffnung, es selbst einmal so weit zu bringen. Und zeigte, daß er wußte, was sie zu leisten hatten.


    Natürlich stimmte Valerian in den Ruf "Roma Victor" ohne die geringste Zurückhaltung und voller Überzeugung mit ein. Natürlich dachte er, die Ansprache sei nun vorbei, so ein Ausruf war ja auch kein schlechter Abschluß für solch eine Ansprache. Doch noch war kein Befehl erfolgt, daß sie abtreten konnten. Daher stand er weiterhin da und erwartete nun natürlich, eben jenen Befehl zu hören.

  • Zufrieden über die hohe Moral, auf die er aus der Überzeugung schloss, mit der die Milites eingestimmt hatten in das "Roma Victor", nickte Avitus.
    "Ein Feldzeichenträger nach vorn..."
    befahl er, während er sich selbst auch nach vorn bewegte. Der nächste zu ihm stehende Signifer folgte ihm. Da die Feldzeichen der Garde auch mit Kaiserbildnissen versehen waren, konnte Avitus der wichtigen Pflicht, die noch ausstand, bevor er wirklich die Befehlsgewalt über die Kohorte innehatte, auch ohne eine Büste oder ähnlichem erfüllen.


    Er bestieg das Podium, gefolgt vom Signum.
    "Eines fehlt noch, milites"
    sagte er.
    "Bevor ich die cohors als deren vom imperator Valerian berufener tribunus befehligen kann und dem Kaiser fortan als Praetorianer zu dienen berechtigt bin, bin ich verpflichtet, den militärischen Eid als eben solcher zu leisten. Ihr, die milites, leistet den Eid zwar jährlich, aber dessen ungeachtet erwarte ich, dass ihr ihn zusammen mit mir, eurem tribunus, schwört..."
    Eine kurze Pause, in der Avitus wiederholt in die Gesichter der Praetorianer blickte.


    Avitus holte tief Luft, dann erklang seine Stimme wieder. Langsam, laut und deutlich sprach er, so dass sie erst in großer Entfernung von dem leichten Wind, der an diesem Morgen auf dem Campus wehte, zerrissen werden konnte.
    "iurant autem milites omnia se strenue facturos quae praeceperit imperator, numquam deserturos militiam nec mortem recusaturos pro Romana republica"
    Dann blickte er zu der Cohors, in Erwartung eines "idem in me"...

  • Wie seine Kameraden auch, sprach Quintus gemeinsam mit dem Tribun den Eid, der ihn nun schon seit geraumer Zeit begleitete...


    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.


    Er bemerkte, dass es eine leichte Abweichung gab, als er mit einigen der anderen nicht mehr synchron sprach. Dennoch war der Moment erhebend und ungewöhnlich, hatte er doch noch nie einen Offizier den Eid schwören gehört. Gespannt wartete er, was Artorius Avitus wohl noch sagen würde...

  • Nein, es war noch nicht zuende. Der Befehl zum Abtreten erfolgte nicht. Der Tribun sprach weiter. Und seine Worte lösten Erstaunen aus, Verwunderung und fast Unglauben. Er wollte hier seinen Eid ablegen? Vor all seinen Männern? Mit ihnen gemeinsam? Es lag wohl an der Stimmung, die der Tribun mit seinen bisherigen Worten aufgebaut hatte, daß sie alle mitsprachen, anstatt ihn den Eid sprechen zu lassen und sich selbst anschließend mit einem "Idem in me" dem Eid anzuschließen. Auch Valerian sprach die Worte des Tribuns mit. Einige male schon hatte er diesen Eid geleistet. Und noch immer kamen sie von ganzem Herzen. "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA." Kaum war die letzte Silbe gesprochen, legte sich Stille über den Platz. Alle waren gespannt darauf, was als nächstes folgen würde. Dieser Tribun war wahrhaftig für Überraschungen gut.

  • Avitus geschulter, strenger Blick glitt durch die Reihen der Milites. Ganz langsam, ein Schritt nach dem anderen, stieg er vom Podium. Mit dem Zeigefinger , ohne die Hand zur Faust zu ballen, deutete er auf einen der Milites.
    "Du da, miles... tritt vor"
    befahl er grob. Die Zeit der Vorstellungen und Floskeln war vorbei, jetzt ging's wieder um's Geschäft. Dass er ein ehemaliger Centurio und sogar Primipilus - etwas, worauf Avitus sehr stolz war - war, würden sie schon noch merken und sei es, an seiner Ausdrucksweise.
    "Name, Rang und letzte Einheit vor den Praetorianern?"


    Der ehemalige Legionär trat vor, salutierte.
    "Tribun... ich bin Marcus Plautius, miles vom Range und diente bei der IX Hispana"
    Avitus Gesichtsausdruck blieb ungerührt.
    "So so... tritt wieder ein"
    sagte er nach einigen Augenblicken des Schweigens.
    "Und du?"
    wandte er sich an einen anderen Miles in der dritten Reihe, auf den er ebenfalls deutete.
    "Ich bin Appius Siculus, Herr..."
    sagte er, doch Avitus unterbrach ihn.
    "Ich bin nicht dein Herr und auch nicht dein Meister. Du nennst mich beim Rang und Namen oder nur beim Rang. Fahre fort"
    "Wie du befiehlst, tribunus Artorius. Ich bin Appius Siculus, custos armorum und diente bis vor zwei Jahren in der XXI Rapax"
    "Verstehe..."
    gab Avitus leise von sich.


    Dann näherte er sich - oh, welch Zufall - Eburnus.
    "Und du?"

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