Eine prachtvolle Sänfte hielt vor der Villa Tiberia an, ein fülliger, prunkvoll gekleideter Herr, stieg mit Hilfe eines Sklaven heraus. Theophanes, der den größten Teil seines Lebens auf Reisen durch das Imperium verbrachte, kehrte nun, in die ewige Stadt zurück. Die lange Heimreise, raubte ihm die letzten Kräfte und so blickte er, müde und erschöpft zur Villa: Den Göttern sei Dank, nach all den Jahren bin ich wieder in Rom. Theophanes klopfte laut an die Porta.
- Die Porta -
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StesichorosWie immer war Stesichoros auf seinem Posten: dem bequemen Stuhl in einer Nische hinter der Tür. Als es klopfte sprang er auf und öffnete.
„Salve, Dominus, was kann ich für dich tun?“, fragte er respektvoll. Der Mann vor der Tür schien ein „Jemand“ zu sein, zumindest hatte er einiges darzustellen. Kurz überlegte der Ianitor, ob er den Mann kannte, konnte das Gesicht aber nicht wirklich einordnen. -
Theophanes sah den Ianitor verachtungsvoll an, er hielt nichts von Sklaven, für ihn waren diese, Gegenstände, die nur einem Zweck dienten, nämlich sein Leben angenehmer zu machen, dies gab er auch dem Ianitor durch seine Miene zu verstehen: Ich bin Titus Tiberius Theophanes. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging Theophanes an etwas verunsicherten Ianitor vorbei: Hey Sklave, ich bin müde von der langen Reise und habe großen Hunger, kümmere dich darum, jemand soll mir etwas zu essen bringen und Wein, viel Wein. Er sah den Sklaven an: Du bist noch hier, beweg dich.
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Stesichoros
Ein wenig verblüfft war Stesichoros schon. Immerhin war er hier Ianitor und damit war es weit jenseits seiner Aufgaben für die Herrschaften Getränke zu holen. Doch der Mann stellte sich als ein Tiberius vor und wenn das stimmte, wollte er einen neuen Dominus lieber nicht verärgern! „Ich werde alles veranlassen, Dominus!“, sprach er also unterwürfig und ließ den feinen Herren, genau wie er es ja gewollt hatte, einfach im Atrium stehen. Normalerweise hätte er ihn ja irgendwohin geleitet und dem Dominus oder der Domina Bescheid gegeben, dass Besuch da war, doch so… sollte sich dieser neue Tiberius doch alleine zurechtfinden! Genug Augen, die aufpassten dass er nichts stahl, gab es ja zum Glück hier überall.
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Der Sklave war nun weg und Theophanes sank auf einen der Sessel, endlich etwas Ruhe und Entspannung, die Heimreise, war die Hölle und raubte ihm den letzten Nerv, die Seeleute auf dem Schiff haben nicht aufgepasst und sein Gepäck, mit den teuersten Togen, ging ins Wasser, er war während der gesamten Überfahrt Seekrank und als ob die Götter sich gegen ihn verschworen, konnte er, ein Tiberier, ein Patrizier, nicht sofort aufs Land, wegen bürokratischer Missverständnisse. Der Hunger machte sich wieder bemerkbar und mit ihm kamen auch die Kopfschmerzen, Theophanes rieb seine Stirn: hoffentlich kommt bald der Sklave mit dem Wein, der hilft immer. Um von den Gedanken über den Hunger wegzukommen, was leider nicht einfach war, denn diese Gedanken verfolgten ihn fast immer, dies erklärte auch seine Fülligkeit, sah er sich etwas um und sprach dann zu sich selbst: Mich würde interessieren wer von der Familie noch hier in der Villa verweilt, wenn der Sklave wieder da ist, muss ich Ihn des unbedingt fragen. Vielleicht gesellt sich einer zu mir und erzählt das neueste aus der Gerüchteküche, so wird auch das Essen besser schmecken. Wo ist den dieser Nichtsnutz, mit meinem Wein. Ich werde hier noch verhungern.
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Stesichoros
Der Ianitor hatte sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, wo er eh schon in der Küche war, ein wenig mit Stratonice zu plaudern. Seine Neuigkeiten waren ja auch brandaktuell und jeder in der Küche spitzte neugierig die Ohren. Leider hatte er die Köchin trotzdem nicht davon überzeugen können ihm etwas von den frischgebackenen Pasteten abzugeben, die waren für die Herrschaften. Aber er hatte einen von den Keksen von gestern bekommen, das war auch nicht schlecht. Außerdem hatte er erfahren, dass die Domina Lucia wieder einmal im Garten war.
Eine andere Sklavin hatte indes ein Tablett mit Wein, Wasser und Gläsern fertig gemacht und auch noch ein paar der Pasteten auf einem Teller dazugelegt. Immerhin hatte Stesichoros es auch nicht lassen können von der Leibesfülle des Herren zu lästern. Gemeinsam liefen sie nun zurück ins Atrium, wo der Besuch immernoch saß. Die Sklavin mit dem Tablett bog rasch ab, um vor den beiden anderen bei Lucia zu sein und sie von dem Gast zu unterrichten.
„Dominus“, sprach Stesichoros wieder in seiner unterwürfigen Haltung. „Wenn du mir bitte in den Hortus folgen würdest, dort befindet sich unsere Domina.“ -
"Tu das!" kam die barsche Antwort. "Und danach hätte ich gerne was zu trinken, keinen Wein! Etwas Erfrischendes!" fügte er hinzu als der Ianitor sich auf den weg machte. Cerco AKZEPTIERTE die metaphorische Einladung und folgte dem Sklaven durch die Tür. Mit schweren Schritten trat der junge Tiberier ein. Die Eingangshalle der Villa war beeindruckend, weitaus größer und pompöser als die bescheidene Behausung welche er gewöhnt war. Sein Kopf drehte sich und seine Augen huschten durch die Halle als er die Rückkehr des Sklaven erwartete.
Prompt öffnete sich die Tür und ein etwas kränklich aussehender Mann stand vor Cerco. Der Patrizier zögerte kurz bevor er den Gruß des Sklaven erwiderte und gab Antwort auf dessen Frage. "Ich bin Quintus Tiberius Cerco, Bruder des Aulus Tiberius Verus und ich bin hier um mit deinem Dominus oder deiner Domina zu sprechen, welcher der beiden Herrschaften auch immer ein wenig Zeit für mich findet." Im Normalfall hatte der junge Tiberius nichts gegen Sklaven, manche von ihnen waren ihm sogar sympathisch, kein Charakterzug den jeder Patrizier teilte. Gespannt wartete er darauf, dass der Ianitor ihn Einlass gewährte. -
Stesichoros
"Ich bringe dich zum Officum des Lucius Tiberius Lepidus", sprach der Ianitor und gebot dem eingetroffenen Tiberius einzutreten.
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Meine Selbsteinladung war bestätigt worden, sodass ich am verabredeten Tag in meiner Sänft zur Villa Tiberia kutschiert wurde. Im Nachhinein stellte sich dies natürlich als fatale Fehlentscheidung heraus, weil dieses ständige Wanken und Schwanken nach links und rechts und wieder nach links und nach rechts mich auf dem kurzen Weg (zum Glück wohnten die Tiberier quasi um die Ecke und man hatte mich nicht quer durch die ganze Stadt geschaukelt!) ganz kirre machte. Und mehr noch als das: ganze sechs Mal (!) musste ich meine Sänft stoppen und mir kurz die Beine vertreten, um mich nicht übergeben zu müssen!
Leicht verspätet erreichte ich also das tiberische Anwesen und war noch immer ein bisschen blasser um die Nase als sonst (und nein: das hatte nichts mit zu viel Puder zu tun - ich wusste, wie man sich schminkte ohne für eine Hure gehalten zu werden!). Eine Sklavin übernahm wie immer meine Anmeldung, während mir ein hübscher Grieche oder Syrer oder irgendwas (who cares?) aus der Sänfte half: "Grüß dich.", sprach die Sklavin nach dem Anklopfen in freundlichem Tonfall die öffnende Person an. "Die Praefecta Vehiculorum Sergia Fausta ist hier, um auf Einladung mit ihrer Freundin Tiberia Lucia zu sprechen." Offenbar hatte ich dieser Sklavin mit Erfolg eingetrichtert, dass ich auf bestimmte Formalitäten sehr viel Wert legte - so auf meinen Amtstitel, auch wenn ich privat hier war, und so auch auf eine angemessene Sprache, wenn man mich ankündigte. Der Plaudertonfall war nämlich dem Kuchen vorbehalten und nicht den Krümeln..!
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StesichorosDer Tag in der Villa Tiberia war bisher alles andere als harmonisch verlaufen. Das bekam sogar Stesichoros auf seinem Posten mit. Er war ganz froh darum hier an der Tür ein wenig außen vor zu sein. Er bekam zwar das meiste mit, wurde jedoch in kaum etwas mit hinein gezogen. Da war er doch gerne fleißig.
Mal wieder klopfte es und er öffnete – natürlich – die Tür. Besuch für die Domina… Ja, sie hatte ihm diesen bereits gestern durch Arsinoe angekündigt, nur waren da noch ein paar andere Sachen passiert. Er kratzte sich verlegen an der Wange. Naja, der Dominus hatte ja nur gesagt, dass die Domina nicht hinaus durfte, von keine Besucher empfangen hatte er nichts erwähnt, oder? „Salve, Domina!“, begrüßte er also die Praefecta Vehiculorum gewohnt unterwürfig. „Du wurdest schon erwartet, wenn ich dich in den Hortus führen darf?“ -
Ach, genau so mochte ich das: Ich hatte die Haustür noch nicht ganz erreicht, da war bereits alles mit dem Ianitor geklärt, ich wurde begrüßt und konnte gleich eintreten. Dazu war dieser Typ hier auch nicht so ein Sprachidiot wie der Nubier in der Casa Iulia! Ich ließ mich zu einem freundlichen Lächeln und einem vergnügten "Du darfst." hinreißen (schon im gleichen Augenblick wusste ich allerdings nicht mehr, warum ich gerade so nett zu einem gewöhnlichen Türöffner war) und folgte ihm also dann in den Hortus.
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Einiges später als geplant erschien deshalb nicht nur der Steinmetzmeister sondern auch Varus selber wieder an der Porta der Villa Tiberia. Dafür konnte, die Einwilligung der Auftraggeberin vorausgesetzt noch heute der Aufbau des Altars im Haus beginnen.
An der Tür angekommen gab es ein ordentliches
KLOPF KLOPF -
StesichorosEs dauerte nicht lange und die Tür wurde - wie eigentlich immer - von Stesichoros geöffnet. Er musterte die Herren, die ihm vage bekannt vorkamen, doch er konnte sie nicht genau enordnen.
"Salvete, was kann ich für euch tun?", fragte er in Richtung des vornehmer gekleideten gewandt. -
Wie sollte sie sich verhalten? Sollte sie an ihrer eigenen Haustür klopfen lassen? Da ging Lucia derart gegen den Strich, dass sich ihre Nackenhaare aufstellten, wenn sie nur daran dachte. Aber sie wohnte nicht mehr hier. Sie würde wohl klopfen müssen… Sie presste die Zähne zusammen. „Arsinoe, mach dass die Tür offen ist, wenn ich dort ankomme.“ So konnte sie es sich zumindest einbilden, dass sie wie so häufig von einem Thermenbesuch oder einer Freundin heimkam. Sie würde noch einen Moment hier in der Sänfte sitzen und sich sammeln, dann konnte sie sich ihrem Bruder stellen und versuchen das alles wieder zu kitten.
Die junge Sklavin nickte gehorsam und eilte voran zur Tür. Sie klopfte laut und murmelte verhalten: „Mach schon! Beweg deinen Hintern Stesichoros!“ Sie kannte den Türsklaven ganz gut, hatte sie doch früher häufiger bei ihm Halt gemacht, um ein wenig mit ihm zu tratschen und so ganz nebenbei den einen oder anderen interessanten Besucher vom Dominus zu erfahren.
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StesichorosStesichoros kannte die Herrin (ja, das war sie ja irgendwie immer noch) und ihren Sklavenstab noch ganz gut, so dass er hier eigentlich nichts weiter machen musste, als die Tür aufzuhalten. "Der Herr Tiberius wird seine Schwester im Atrium empfangen", gab er Arsinoe mit auf den Weg.
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Appius Rabuleius Caprarius„Nicht einwerfen .. zustellen, Capra.. “ murmelte Caprarius auf sich ein. „.. weil’s wichtig ist .. und ein Becherchen extra bringt .. aber nur wenn’s schnell geht ... Holla!“ Eine knochige Faust hämmerte gegen die Porta. „Aufgetan! Eine Tabula!“ Das dauerte aber. „Vom Tor!“ Nichts. „HOLLA! Ein Schreiben dringlicher Natur!“
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StesichorosNoch nicht ganz wach, taumelte der Ianitor zur Tür. "Ähm, ja? Mal ganz ruhig, das hier ist eine gesittete Nachbarschaft. Gib her, wenns so dringlich ist." Polternde Stadtwachen. Das konnte die Nachbarschaft nun wirklich nicht gebrauchen, dachte der Ianitor, der sich nun wirklich nicht wieder mit den Haussklaven von gegenüber über Lärmbelästigung unterhalten wollte.
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Appius Rabuleius Caprarius„Gegrüßt!“ freute sich Caprarius. „Ein Schreiben! Nicht einzuwerfen, zuzustellen.“ Eifrig zog der Urbaner die Tabula unter dem Mantel hervor. „Zu treuen Händen.“
An den
Senator Tiberius Lepidus
Villa Tiberia,
RomaMein guter Junge!
Ich, dein zukünftiger Schwiegervater Cnaeus Flavius Aetius, habe die lange Reise aus Ravenna auf mich genommen und stehe nun hier an der Porta Collina vor verschlossenen Toren! Da die pflichtbewussten Männer der Cohortes Urbanae nur Passanten mit einer schriftlichen und besiegelten Sondergenehmigung durchlassen, benötige ich nun dringend Deine Hilfe. Ansonsten befürchte ich, wird die Hochzeit mangels Vater der Braut nicht stattfinden können!
Vale,
gez.
Cnaeus Flavius AetiusZackig händigte Caprarius sein Kleinod aus, salutierte und machte sich umgehend wieder aus dem Staub.
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Philon, dem treuen Sklaven des Flavius Aetius wäre wahrlich geholfen gewesen, wäre er im Besitz eines Stadtplanes gewesen. Stattdessen irrte er planlos in der Stadt herum, nachdem er zu allem Übel auch noch Opfer eines dreisten Jungenstreiches geworden war, der ihn noch weiter von seinem eigentlichen Ziel gebracht hatte. Letztendlich aber fand er doch noch zur Villa Tiberia, klopfte an der Porta und hoffte, auf ganz unkomplizierte Weise seine Nachricht zu überbringen.
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StesichorosSowohl zum Einlassen als auch zum Empfangen jeglicher Nachrichten stand der Ianitor auch schon bereit. "Ja, bitte?"
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