Valetudinarium - Krankenhaus

  • Diesen jungen Hitzkopf würde er kräftig ins Gebet nehmen müssen, damit er sich die frisch genähte Wunde nicht sofort wieder aufriss.


    "Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt serviert, Probatus! Auch für dich heisst es jetzt erstmal deine Rachegelüste zu kühlen. Du scheinst einiges mitgemacht zu haben und du hast vorerst strikte Bettruhe! Mir ist ganz egal was du am liebsten machen würdest, ich bin dafür verantwortlich, daß du schnellstmöglichst wieder einsatzbereit bist und das setzt nun einmal voraus, daß deine Wunde in ruhe verheilen kann. - Gibt es eigentlich schon eine offizielle Meldung über den Angriff auf dich? Ist schon jemand auf der Suche?"


    Sonst würde er sofort jemanden zum Officium der diensthabenden Wache schicken müssen, damit die alles weitere veranlasste.

  • Marcellus seufzte. Mit seiner Methode würde er hier wohl nicht weit kommen. "Sicher gibt es eine Meldung darüber. Kameraden suchen schon nach den Schweinen. Hoffe sie lassen mir was übrig!" Marcellus wollte sich nicht an den Gedanken gewöhnen in diesem Gebäude nehmen anderen Kranken zu liegen. Ihn widerte alleine der Gedanke daran schon an. "Ich werde sicherlich auch in unseren Baracken meine Bettruhe einhalten und muss nicht zwischen den anderen hier liegen!?" Er würde nachgeben müssen, um seinen Willen zu bekommen. "DU bekommst mein Wort darauf, Medicus! Ich halte mich ruhig und komme einmal am Tage vorbei!" Er war der Diskussion müde. Was wohl in der Tinktur enthalten war? War es etwas beruhigendes?

  • Der Probatus schien sich ein wenig zu beruhigen, auch wenn der Medicus nicht ganz sicher war, wie lange das anhalten würde. Er sparte es sich ihn darauf hinzuweisen, daß seine Chancen schlecht standen in die Jagd einzugreifen.


    Er überlegte kurz, ob er dem Probatus entgegenkommen konnte. Aber in den Unterkünften konnte immer irgendetwas passieren, der junge Mann würde sich wohl noch ein wenig gedulden müssen.


    "Tut mir leid Probatus, aber so lange deine Stichwunde nicht halbwegs verheilt ist, kommst du hier nicht raus. In einer Woche werden wir sehen, ob du deine Bettruhe in den regulären Unterkünften fortsetzten darfst. Bis dahin ist die einzige Strecke, die du zurücklegen wirst die von diesem Raum zu deinem Krankenlager."


    Innerlich musste der Medicus schmunzeln, da der Probatus seinen Standpunkt wohl kaum teilte. Sein strenges Gesicht zeigte allerdings nichts davon. Langsam schienen die Anstrengungen aber ihren Tribut zu fordern und machten den Patienten ein wenig schläfrig. Er beschloß ihm zusätzlich noch einen beruhigenden Trank bringen zu lassen.

  • Marcellus hatte diesen Kampf verloren. Auch wenn er davon immer weniger mitbekam. Er würgte den Trank herunter und murmelte einen Fluch auf einer Sprache, die der Medicus wohl kaum kannte. Dann erhob sich Marcellus vorsichtig. "Ich werde noch vor dem Ende der Woche wieder fit sein!" Da war sich Marcellus ganz sicher. "Es wird mir doch zumindest gestattet sein, wenn es mir nach deiner Meinung etwas besser geht, den Tempel aufzusuchen? Ich weiß ja nicht, obe ihr Medici mit den Göttern auf Kriegsfuß seid, aber ich bin es nicht!" Spätestens nach zwei Tagen würde ihn dieses Gebäude und all die hustenden und wehklagenden Patienten auf die Nerven gehen. Wie sollte er sich so erholen? So brauchte er einen Grund sich bewegen zu können, bevor er verrückt werden würde. Die Vortäuschung von Einsicht würde ihn hier anscheinend noch am weitesten bringen.

  • Sein Patient schluckte den Trank widerspruchslos und würde nun bald einschlafen. Auf einen Wink des Medicus hin hielt sich der Capsarius bereit den Patienten zu seiner Krankenstatt zu geleiten.


    "Ich werde mich täglich vom Verlauf deiner Genesung überzeugen. Du wirst mir dein Anliegen also regelmäßig vortragen können, bis ich es dir gestatte."


    Zwar war es nicht unbedingt sein Wunsch die Diskussion immer wieder aufs Neue zu führen, aber sein Patient würde da wohl kaum locker lassen. Wenn er die Aufbautraining und Ausbildung nach seiner Gesundung mit ebensolchem Eifer und Leidenschaft verfolgte, würde er bestimmt schnell zum Miles befördert werden. Aber das war noch Zukunftsmusik.


    "Capsarius, bring den Probatus zu seinem Lager und besorg ihm eine neue Tunika. Diese ist ja nur noch ein Fetzen!"


    Der Capsarius näherte sich dem Probatus.


    "Hier entlang, Probatus."


    Er wies ihm den Weg, war aber bereit ihn zu stützen falls das notwendig sein würde.

  • "Das werde ich, Medicus, das werde ich!" Und ob er das würde. Marcellus erhob sich von der Liege und war bereit Richtung Ausgang zu gehen und dem Capsarius zu folgen. "Fass mich nicht an! Ich bin kein Greis, den man stützen muss! Ich bin Soldat, man!" Vielleicht mochte es ungerecht sein, die Sanitäter als Feiglinge zu betrachten, immerhin taten sie auch ihren Dienst und jemand musste die Verwundeten versorgen. Aber für Marcellus sah das alles anders aus. Für ihn waren Soldaten Männer mit dem Gladius in der Hand. Dann folgte er dem Capsarius wohl oder übel.

  • Der Capsarius wußte genau was für eine Sorte Patient er hier vor sich hatte. Bei dem mußte man bestimmt regelmäßig nachsehen, daß er nicht irgendetwas anstellte vor lauter Ungeduld endlich gesund zu werden.
    Da das Valetudinarium momentan recht leer war, führte er den Probatus in eine ruhige Ecke. Wenn er etwas weiter weg von den anderen Kranken war, würde er die vielleicht nicht auch noch mit seiner Ungeduld anstecken. ;)


    "Das ist dein Bett, Probatus. Ich werde dafür sorgen, daß du eine neue Tunika bekommst."


    Er wartete bis der Patient sich ins Bett gelegt hatte.

  • Eines musste Marcellus zugeben: Das Bett sah gemütlicher aus, als das in seiner Barracke. Auch geräumiger war es hier! Ein Teil in ihm widersprach: Unnötiger Luxus! Aber Marcellus war zu erschöpft um zu kämpfen. Er legte sich auf das Bett und es dauerte nicht lange, da fielen seine Augen zu und er schlief den Schlaf der Gerechten.

  • Der Medicus hatte sich den Helvetier bis zum Schluß seiner heutigen Visite 'aufgehoben'. Wie vermutet hatte der Patient an jedem Tag verkündet seine Wunde sei weit genug verheilt, um wieder in die Unterkünfte entlassen zu werden. Das hatte er natürlich jedes mal verneint. Allerdings hatte der junge Mann sich, Dank der zwangsverordneten Ruhe, soweit sehr gut erholt. Der heutige Tag würde zeigen, ob er seinem Patient die Bitte gewähren konnte das Valetudinarium zu verlassen.


    "Salve Probatus! Wie steht es mit dem Befinden heute?"

  • Marcellus war mittlerweile in einer mürrischen Laune. Ihm fehlte Bewegung. Heimlich, wenn niemand zu sehen war, übte er schon auf dem Boden des Zimmers. Er konnte es sich nicht leisten, seine Kondition zu vernachlässigen. Aber selbst die kleinen heimlichen Übungen munterten ihn kaum auf. "Du kennst die Antwort darauf, Medicus! Ich bin bereit, ein paar Köpfe einzuschlagen!" In den vegangenen Tagen hatte sich Energie in ihm angesammelt, die nun raus musste. Wenn nötig auch an dem Medicus, wenn er es darauf ankommen ließ. "Ein paar Runden um den Exerzierplatz würden auch reichen, wenn du mir keinen deiner Capsarii zur Verfügung stellst!" Er schmunzelte bei diesem Gedanken und schaute den Medicus herausfordernd an. Er war es leid, seine Zeit hier zu vergeuden. "Also, bin ich aus meiner Haft entlassen?"

  • Amüsiert zog der Miles eine Augenbraue hoch.


    "Also Köpfe einschlagen hatte ich nicht auf dein Programm gesetzt. - Aber zeig mir erstmal deine Wunde."


    Zügig entfernte er den Verband um besagte Wunde und schaute sich die Heilungsfortschritte an. Insgesamt sehr zufriedenstellend. Er applizierte wiederum die übelriechende Tinktur und legte einen neuen Verband an. Prüfend sah er den Probatus an. Konnte er sich darauf verlassen, daß der sich genau an seine Anweisungen hielt?


    "Probatus, ich wäre durchaus geneigt, dich zu entlassen. Allerdings muß ich dann sicher sein, daß du meine Anweisungen genauestens befolgst, auch wenn kein Capsarius hinter dir her rennt."


    Abwartend blickte er seinen Patienten an.

  • Marcellus verzog bei dem Geruch das Gesicht. Er hatte schon mit viel Abschaum zu tun gehabt, aber nichts roch schlimmer als die Tinkturen des Medicus. Marcellus war froh, wenn er endlich hier raus konnte. Dann musste er unweigerlich grinsen. "Nun ich glaube auch kaum, dass ein Capsarius auf dem Exerziersplatz mit mir mithält!" Dann blickte er den Medicus fordernd an. "Aber sprich nun! Wie lauten deine Auflagen?" Was es auch immer war, Marcellus würde es ohnehin nicht gefallen. Aber er hatte keine Wahl. Er musste auf seine Forderungen eingehen um hier rauszukommen.

  • "Die Bedingungen sind ganz einfach: Du hältst dich vom Exerzierplatz fern, bis ich es dir ausdrücklich erlaube. Du darfst dich in der Castra bewegen, aber übertreib es nicht. Jeden Tag meldest du dich bei mir zur Untersuchung. Wenn die Wunde weiter gut verheilt, werde ich dir erlauben die Castra ausnahmsweise zu verlassen, damit du auf etwas ausgedehnteren Gängen langsam wieder in Form kommst."


    Der Medicus blickte seinen Patienten direkt an.


    "Wenn du meine Anordnungen nicht befolgst, bist du schneller wieder hier drin als es dir lieb ist."

  • Marcellus würde dem Medicus alles versprechen, was er von ihm verlangen würde, nur um aus dem Valetudinarium herauszukommen.
    So nickt er nur stumm. Er sollte sich vom Exerzierplatz fernhalten? Das konnte der Medicus haben. "Ist das alles?" brummt er und erhob sich von seinem Lager.

  • Er nickte bestätigend.


    "Das ist alles, Probatus. Du darfst wegtreten. Wir sehen uns dann morgen."


    Der Medicus überlegte kurz, ob der Probatus es auch nicht übertreiben würde. Andererseits war er kein Kindermädchen und der Probatus mußte selbst wissen, wie er schnellst möglich wieder in den aktiven Dienst gelangen würde. Immerhin eine erfrischende Abwechselung zu einigen möchegern-Stammkunden, die sich um ihren Dienst drücken wollten.

  • Marcellus grüßte kurz militärisch und stampfte dann aus dem Raum. Er konnte es nicht lassen, einen Capsarius, der ihm auf dem Flur im Wege stand anzurempeln. Marcellus fühlte sich gleich viel besser. Als erstes würde er zu seiner Unterkunft marschieren um nach seiner Ausrüstung zu schauen. Sicher bedarf sie einiger Pfelge, bevor er sie wieder benutzen konnte. Nun hatte er ja genügend Zeit dafür.

  • Als Marcellus das letzte Mal das Valetudinarium betrat, bot er kein schönes Bild ab. Dies sah nun anders aus. Er trug eine saubere rote Tunika und einen ordentlichen Gürtel. Selbst eine Rasur hatte er sich gegönt. Nachdem er wieder in der Barracke schlief, fühlte er sich viel besser. Seine Stimmung geriet aber stark ins wanken, als er das Valetudinarium betrat. Dennoch stellte er sich geduldig in die Warteschlange. Dann war er endlich an der Reihe. Grimmig schaute er den Capsarius an. "Zum Medicus!"

  • Der Capsarius blickte den Probatus abschätzend an. Da konnte ja jeder mit der Forderung kommen ohne weiteres zum Medicus vorgelassen zu werden. Der Gesichtsausdruck sah er grimmig als schmerzverzerrt aus, so daß es sich wohl um keinen Notfall handelte. Zeit also für ein wenig Bürokratie.


    "Wie heisst du? Was willst du beim Medicus?"

  • Marcellus schlug mit der Faust auf dem Tisch. Es war doch jedes Mal das gleiche. Dieses Gebäude hatte eine seltsame Ausstrahlung auf ihn, jedes Mal packte ihn der Ekel. "Hör mal zu, Kamerad! Der Medicus will sich meine Wunde anschauen. Er will was von mir und ich nicht von ihm! Und wenn du nicht gleich zum Medicus willst, dann solltest du mich jetzt zu ihm vorlassen!" Er haßte es, jemanden so ausgeliefert zu sein und jemanden so nah an sich heran zu lassen, wie einen Medicus. Vor allem, da er gehört hatte, dass nicht jeder den Besuch bei einem Medicus überlebt hatte. So wollte er garantiert nicht umkommen.

  • Reichlich ungerührt erlebte der Capsarius den Ausbruch des Probatus und stellte trocken fest.
    "Dann bist du wohl der Probatus Helvetius Marcellus."
    Der hatte bereits einigen Kameraden das Leben schwer gemacht, als er noch im Valetudinarium lag.
    Der erste Untersuchungsraum auf der linken Seite. Der Medicus müßte gleich kommen.

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