[Casa Helvetia] Am Fuße des Aventin - Circus Maximus

  • Ein älterer Sklave, grau an Haar und alt an Jahrern, öffnete die Tür, wo er dem jungen Herrn begegnete. Interessiert aufschauend fragte er den Besucher:


    "Salve junger Herr, was ist Dein Begehr ?"


    Sein schwaches Gedächtnis erkannte nicht, daß hier der Sohn seines Herrn vor ihm stand, dem er in frühen Jahren stets ein guter Freund gewesen war.

  • Sim-Off:

    Wenn du keinen vorgibst, such ich mir einfach einen Namen aus!


    "Kirkos! Ich bin es, Gabor! Wie schön, dass du... naja... noch lebst!
    Ich bin zurück von meiner Reise in Griechenland und freue mich, dich wiederzusehen. Wie geht es dir? Und wie geht es meinen Eltern? Sind sie zu Hause?" Gerade noch hatte Gabor sich zurückhalten können: Beinahe hätte er den alten Sklaven in aller Öffentlichkeit stürmisch umarmt. Immerhin kannten sie sich praktisch seit Gabors Geburt und waren früher immer zusammengewesen. Doch nun war erwachsen und konnte nicht mehr tun wie ein Kind, das keinen Ruf zu verlieren hat. So beschränkte er sich auf eine freudige Geste und sein breitestes Lächeln.

  • Beinahe überrannt von der Ankunft des jungen Herrn, konnte er es tatsächlich noch gar nicht glauben, wer da vor ihm stand. Sprachlos stand er nur da und riss die Augen auf.


    "Helvetius Gabor, seid Ihr es ? Ja, in der Tat, Ihr seid es. Tretet ein !"


    Rasch bittet er den jungen Helvetius hinein und schließt die Tür. Stolz blickt er den Heimkehrer an. Eine Träne der Rührung läuft über seine Wange.


    "Es ist eine wahre Freude, euch wiederzusehen. Die gnädige Herrin ist außer Haus. Seit der ehrenwerte Herr sich der Politik hingibt, hat sie vollends die Herrschaft übernommen. Dein Vater befindet sich im Tablinum. Er dürfte noch mit einigen Klienten zugegen sein. Folgt mir, ich werde Dich zu ihm führen. Er wird sicher ebenso erfreut sein, Dich zu sehen."


    Darauf ging der Sklave voraus richtung Tablinum.

  • Gerade war Kirkos mit dem jungen Herrn auf dem Weg zum Tablinum des Hausherrn, als er ein zweites Klopfen vernahm. Geschwind trotz seines Alters war er an der Tür und öffnete diese. Ihm fiel es nicht schwer, den Besucher zu identifizieren, war jener doch ein nicht seltener Gast.


    "Salve ! Tretet ein, Medice ! So früh schon auf den Beinen ?" kicherte der Alte und sein zahnlückenhafter Mund kam zum Vorschein.

  • "Ja, das ist rechtens. Ich danke dir für deine Worte, Catullus."


    Catullus nickte. Er stand, während Tacitus im bequemen Korbsessel saß.


    Auf einmal klopfte es. Etwas ärgerlich, wer ihn da störte, Kirkos wußte zugenau, dass der Herr am Vormittag mit seinen Klienten nicht gestört werden wollte, nickte er einem Sklaven zu, welcher geschwind zur Tür eilte, um zu sehen, wer da klopfte.


    Er öffnete die Tür einen Spalt breit.


    "Ja ? Wer da ? Der Herr möchte nicht gestört werden."

  • Ungläubig starrte der Sklave den Besucher an, ließ dann aber ab. "Sein Sohn ?"


    Er hatte schon bessere Ausreden gehört, dachte er. Allerdings schien ihm diese Aussage zu plump und so wollte er sich vergewissern.


    "Wie ist Dein Name ?"


    Er spürte den Blick seines Herrn auf seinen Rücken, der immernoch an seinem Schreibtisch saß und sich wohl schon fragte, was das so dauern möge.

  • Im Hinteren Bereich des Tablinum wurde Tacitus allmählich ungeduldig. Er und sein Klient schauten zum Eingang, wo der Sklave die Tür versperrte. Er konnte nur einige Brocken verstehen, daß sich der Sklave mit dem Besucher unterhielt.


    "Serve, was ist da los ? Wer ist da ?"


    Der Sklave drehte sich ruckartig um.


    "Herr, ein Titus Helvetius Gabor meldet sich an. Er meint, er sei euer Sohn."


    Und sofort macht der Sklave Platz, um die Tür zu öffnen und den Besucher hineinzulassen.


    Tacitus richtet sich auf, als er den Namen hört. Er lässt seinen Griffel fallen und sieht in das Gesicht des jungen Mannes. Wie lange war es her ? Ein Jahr mindestens. Der Bart war fülliger geworden. Das Gesicht kantiger. Er war zum Mann herangewachsen.


    Sprachlos stand er da mit offenen Armen.

  • Als der Sklave zur Seite trat stand Gabor erst einmal nur da. Als er sich wieder gefasst hatte ging er langsam auf seinen Vater zu. Er wurde immer schneller und lag dann schließlich in den Armen seines Vaters. Es war aber nicht mehr so wie früher. Es war keine Umarmung zwischen einem Kind und seinem Vater, sondern zwischen zwei Männern, die sich viel zu lange nicht gesehen hatten.
    "Endlich seh ich dich wieder! Es ist gut zu wissen, dass es dir gut geht!",
    sagte Gabor als sie sich wieder gelöst hatten. Den Klienten seines Vaters beachtete er nicht.

  • "Gabor !"


    Tacitus konnte seine Freude über das Wiedersehen kaum fassen.


    "Ich habe den Göttern geopfert, ich habe zu ihnen gebetet für deine Rückkehr. Nach all der Zeit..."


    Dann geht sein Blick zu Catullus, dem Klienten. "Verzeih."
    Er wendet sich kurz von seinem Sohn ab und dreht sich zu seinem Catullus.


    "Catullus, ich danke dir für deinen Besuch, deine Ehrbezeugung für meine Familie. Mögen die Götter Dich segnen !"


    Catullus geht einen Schritt auf Tacitus zu. "Mein Patron." und küsst den Siegelring.


    Nachdem er sich verabschiedet hat, widmet er sich wieder seinem Sohn.


    "Gabor, wie ist es Dir gegangen ? Du musst mir alles erzählen von deinen Reisen, deinen Studien. Nimm Platz."


    Er deutete den Sklaven an, er möge etwas Wein und einen kleine Stärkung bringen.


    Sim-Off:

    WiSim

  • Gabor nahm die Speisen dankbar an. Erst jetzt spürte er wie hungrig er war.
    Zwischen zwei Bissen erzählte er:" Mir ist es recht gut ergangen. Als ich in Athen angekommen war, fand ich schnell Unterkunft. Dein Empfehlungsschreiben und das des Onkels haben mir sehr geholfen. Ich meldete mich in der Schule an und genoss den Unterricht in Rhetorik und Politik. Der letztere war allerdings sehr theoretisch. Wenn ich hier in die Politik einsteigen will, werde ich wohl noch einiges lernen müssen. Vielleicht kannst du mich einweisen?! Ich wohnte in einem größeren Haus eines Römers mitten in Athen. Ich brauche nicht erwähnen was für einen mächtigen Eindruck diese Stadt mit dem Areopag und den Tempeln auf jeden macht. Ich habe nie verstanden, wie die verweichlichten Griechen solch wunderbare Kunstwerke erschaffen konnten. Die Seereisen waren wohl verhältnismässig gut aber ich litt dennoch unter der Seekrankheit. Wir Römer sind einfach nicht für die See geschaffen. Wie froh war ich als ich festes Land betrat! Sofort machte ich mich auf, zu dir zu kommen und freue mich wieder in Rom und bei dir zu sein. Es ist doch das einzig wahre im Zentrum der Welt und der Macht zu sein. Wie ist es euch ergangen? Wie ich gehöt habe bist du Quaestor Urbanus geworden?!"

  • Aufmerksam lauscht Tacitus den Ausführungen seines Sohnes. Gravitätisch stellt er den Becher mit Wein ab.


    "Ich freue mich, daß es dir in Achaia so gut ergangen ist und du viele Eindrücke und Erfahrungen sammeln konntest. Deine Mutter wird sich auch freuen, dich zu sehen. Doch momentan befindet sie sich noch außer Haus und treibt die Sklaven von den Märkten."


    Er seufzte.


    "Mir geht es gut. Ja, ich bin seit den letzten Wahlen zum Quaestor bestellt worden und offensichtlich groß sind meine Pflichten geworden. Bittgesuche von Klienten, Listen und Dokumente zu verwalten, und dann noch diese öffentlichen Auftritte. Nun stehen die Ludi Martialies bevor, als Magistrat ist es meine Pflicht, auch dort zu erscheinen.(*) Es würde mich freuen, wenn du mich dorthin begleiten würdest."





    Sim-Off:

    (*)spielt zeitlich davor

  • "Selbstverständlich komme ich mit! Ich habe das Gefühl allen Göttern danken zu müssen, weil sie mir eine so gute Heimkehr gewährt haben. Ludi klingt außerdem wie Musik in meinen Ohren! Das ist etwas was die Griechen nicht können. Wann sind sie denn?"

  • Da fiel Gabor noch etwas ein. "Ich weiß noch nicht genau was ich machen will, jetzt wo ich hier bin, aber ich denke ich gehe in die Politik.
    Vielleicht kann ich als dein persönlicher Sekretär agieren. Oder ist der Platz schon vergeben?"

  • Viel zu spät erfuhr Antoninus davon, dass der Quaestor vermutlich nicht in der Casa Helvetia wohnte. Er schickte einen Sklaven los, um den Wohnsitz ausfindig zu machen und den Brief zu übergeben.





    Caius Helvetius Tacitus
    Quaestor Urbanus
    Casa Helvetia
    Roma



    Salve Caius Helvetius Tacitus!



    Erneut möchte ich dich darum bitten, dich so bald es dir möglich ist zu einer Zwischenbesprechung in der Villa Aurelia/Roma einzufinden. Tage sind vergangen, in denen du auf mein erstes Schreiben nicht reagiert hast.


    Für deine Arbeit wünsche ich viel Erfolg und der Götter Segen.


    Vale
    M. Aurelius Antoninus


    http://www.imperium-romanum.in…/ch-quaestorprincipis.png

  • Lange hatte Tacitus in Stille verharrt. Dann hob er sein Haupt und sah direkt in die Augen seines Sohnes.


    "Ein weiser Entschluß, mein Sohn, der Dich in die Politik zieht und ich will dir gerne alles mitgeben, was ich weiß, damit Du ein guter Politiker wirst, in der Tradition unserer Familie, so wie dein Onkel Geminus oder dein Großvater Vindex.


    Ja, du könntest in der Tat für mich etwas tun. Ich plane in der nächsten Woche eine Reise nach Misenum. Bitte setze dich doch mit den Honorationen der Stadt in Verbindung und bespreche alles weitere. Du wirst freilich mitkommen."


    Ein Sklave betrat das Tablinum und legte einen Brief auf den Schreibtisch. Tacitus überflog die Zeilen und nickte.


    "Gut, mein Sohn. Ich freue mich, daß du wieder zu Hause bist. Doch lass mich jetzt allein. Heute abend wollen wir deine Rückkehr feiern."

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