[Westflügel] Audienz der Augusta für Lucius Annaeus Florus

Ehrfürchtig blieb ich gleich hinter der Tür stehen und wartete, bis die Augusta erscheinen würde.

Die Augusta ließ ihn nicht lange warten, betrat den Raum und grüßte Florus, den sie am Bankett vor wenigen Tagen persönlich kennengelernt hatte.

"Salve, Florus! Du batest um eine Audienz?
Was ist dein Anliegen?"

Als die Augusta eintrat neigte ich meinen Kopf, um meine Ehrerbietung zu zeigen. Anstand und Tradition liess ich nicht ausser Acht, auch jetzt nicht, wo ich ein hoher Offizier war.

Herrin, ich möchte mich über die Classis Germanica und meine bevorstehende Hochzeit unterhalten.

„Dann sprich! Wie kann ich dir helfen Praefectus?“

Ich war etwas nervös, so mehr oder weniger alleine mit der mächtigsten Frau im Imperium.

Herrin, so ihr gestattet möchte ich erst das Militärische besprechen.

Ihr wisst, der Ruf der Classis Germanica im Imperium ist nicht sonderlich gut. Ihr als Frau habt sicherlich einen Eindruck von der Classis erhalten auf eurer Reise. Mich würde interessieren, welchen, und was man eventuell ändern könnte.

"In dieser Sache wärst du wohl mit einem Militärberater aus dem Stab des Kaisers besser beraten mein geschätzter Florus, aber ich kann dir versichern, dass mein Eindruck über die Classis ein durchwegs positiver ist. Wie ich dir bereits bei meiner Ankunft sagte, war ich mit der Reise sehr zufrieden. Deine Männer haben sich, soweit ich es beurteilen kann, vorbildlich verhalten. Ich muss gestehen, dass ich dich für einen ausgezeichneten Kommandanten halte und mir sicher bin, dass du das Ansehen der Classis wieder ins rechte Licht rücken wirst."

Für diese Einschätzung danke ich, Herrin. Es geht mir allerdings wirklich weniger um mich selbst, als das Wohl meiner Männer. Ihr als Frau würdet es sicher bemerkt haben, wenn diese ihre Arbeit nicht korrekt ausgeführt hätten.

Nun, Herrin, dann hätte ich da aber auch noch ein weiteres Thema, welches euch sicherlich auch mitgeteilt wurde. Es geht um meine Hochzeit, welche ich hoffe, doch möglichst bald zu feiern.

"Ich habe davon gehört Florus und möchte dir meine Glückwünsche aussprechen."

Dafür danke ich von Herzen, Herrin. Doch nun zu meiner Anfrage oder Bitte. Ich würde gerne vom Pontifex Maximus getraut werden. Ich weiss, ich bin kein Senator, doch hatte ich vor, dies zu sein bei meiner Heirat und nur der Wille des Volkes stand bisher noch zwischen mir und diesem Ziel. Alle anderen Voraussetzungen glaube ich zu erfüllen.

Die Augusta hob eine Augenbraue leicht an.

"Dies ist wirklich eine sehr ungewöhnliche Bitte Florus, aber ich werde sie an den Kaiser weiterleiten."

Das würde ich sehr schätzen Herrin. Es liegt mir und auch meiner Verlobten wirklich sehr am Herzen einen Bund einzugehen, der nur vom Pontifex Maximus auch wieder gelöst werden kann.

"Eine jede Ehe kann relativ einfach wieder aufgelöst werden, dazu ist der Pontifex Maximus nicht nötig. "
Mit sanftem Blick fügt sie noch hinzu: "Und wenn dir an einer langen Ehe viel liegt, solltet ihr euch einfach bemühen, eine gute Ehe zu führen."

Das ist sicherlich korrekt, Herrin, doch verzeiht mir wenn ich widerspreche. Es gibt in der Tradition eine Formel, welche nur vom Pontifex Maximus gesprochen und nur durch ihn wieder aufgelöst werden kann.

Gerne wäre ich natürlich bereit, die genaue Formel zu suchen und euch zukommen zu lassen, sollte diese in der umfangreichen kaiserlichen Bibliothek nicht zu finden sein. Doch bin ich sicher, dass dies nicht nötig sein wird, und mein Herrscher mit eurer Fürsprache uns vielleicht diesen Gefallen tun könnte.

Vorallem, da ich ja ohnehin einen Platz im Senat anstreben und sicherlich wieder einmal einen Versuch in der Politik wagen werde.

Sie nickte ihm bei seinem letzten Satz zu. "Worüber wir bereits beim Bankett schon sprachen."

"Ich werde dem Kaiser deine Bitte vortragen. Die Hochzeit würde in Germanien stattfinden?"

Die Hochzeit würde in Roma stattfinden. Dort können wir auch am besten die Opfer tätigen, welche für uns dazu gehören.

Und Herrin, es geht uns nicht um eine mögliche Scheidung. Es geht uns darum, eine möglichst formvolle Ehezeremonie zu feiern.

"Ich verstehe." Sie schmunzelte, denn Florus schien sich sehr auf die Hochzeit zu freuen.
"Ich werde dem Kaiser deine Bitte zutragen.
Möchtest du noch etwas besprechen?"

Danke Herrin, nein, das waren meine einzigen Anliegen.

Ich hoffe jedoch, dass auch eure Heimreise möglichst gut und ohne Zwischenfall verläuft.

"Ich danke dir. Nach der problemlosen Reise nach Hispania und hierher bin ich optimistisch."
Sie nickte ihm noch einmal zu und verabschiedete sich.
"Vale, Praefectus. Und alles Gute auch für die Classis.

Ich danke euch, Herrin. Mögen auch euch die Götter stets gewogen sein und eure Familie schützen.

Dann zog ich mich rückwärts gehend zurück. An der Türe angekommen verneigte ich mich nocheinmal und verliess dann den Saal rückwärts. Die Wachen hatten die Türe für mich geöffnet.

Erst als ich draussen war und die Tür geschlossen war drehte ich mich um und verliess das Gebäude.